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Der Henker und das bittere Würfelspiel#

Das Frankenburger Würfelspiel des Jahres 1625 zählt in der kollektiven Erinnerungskultur Österreichs zu den traurigsten historischen Ereignissen.#


Von der Wiener Zeitung freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Print-Artikel erschienen am 21. Juni 2012 in der Kolumne "Museumsstücke"


Von

Johann Werfring


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Zinnfigurendiorama des Frankenburger Würfelspiels.
Foto: © Johann Werfring

Das Frankenburger Würfelspiel, welches am 15. Mai 1625 auf dem Haushamerfeld bei Frankenburg (OÖ) stattfand, war zwar nur eine von zahlreichen Aktionen, bei denen im Zeichen der christlichen Religion gemordet wurde, es blieb jedoch aufgrund der besonderen Inszenierung weit über die Landesgrenzen von Oberösterreich hinaus bis heute im kollektiven Gedächtnis verankert.

Weil Kaiser Ferdinand II. beschlossen hatte, sein Lieblingswerk – die Gegenreformation – voranzubringen, durften die Protestanten im habsburgischen Herrschaftsgebiet ihre Religion nicht mehr ausüben. In vielen Orten, so auch in Frankenburg, mussten protestantische Prediger weichen und wurden durch katholische Pfarrer ersetzt. In Frankenburg war man indes nicht geneigt, die geistige Vergewaltigung hinzunehmen. Die Untertanen der umliegenden Ortschaften bewaffneten sich, verprügelten den Pfarrer und jagten ihn kurzerhand davon.

Als Adam Graf von Herberstorff, der zu jener Zeit als bayrischer Statthalter die Herrschaft über Oberösterreich ausübte, davon erfuhr, erließ er am 14. Mai 1625 ein Patent, in dem er die Bewohner der beteiligten Pfarren aufforderte, am folgenden Tag bis 3 Uhr nachmittags am Haushamerfeld bei Frankenburg zu erscheinen. Gleichzeitig wurde versichert, dass jeder, der Gnade begehre, diese auch erhielte.

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Schach "Frankenburger Würfelspiel 1625", geschnitzt 1925.
Foto: © Johann Werfring

Herberstorff hatte inzwischen in aller Eile Truppen zusammengezogen und war mit drei Geschützen und einem Henker nach Frankenburg gezogen. 6000 Untertanen waren gekommen. Die Vertreter der Pfarrgemeinden mussten sich gesondert aufstellen. Ihnen erklärte Herberstorff, er wolle gnadenhalber einem Teil von ihnen das Leben schenken, jedoch mussten sie um ihr Leben würfeln. Die jeweiligen Verlierer wurden sofort gefesselt und hernach gerichtet.

Das Verfahren des Grafen Herberstorff, welches 17 Personen das Leben kostete, hatte er aus der Kriegspraktik übernommen und hier auf Zivilisten angewendet. Bei Soldaten, die Verfehlungen begangen hatten, wurde dieses Spiel anno dazumal gar nicht so selten verordnet.

Neben einer Reihe weiterer großartiger Dioramen bietet das Bauernkriegsmuseum im Schlossmuseum Peuerbach auch ein Diorama mit der Szene des Frankenburger Würfelspiels, welches den Auftakt für den oberösterreichischen Bauernkrieg von 1626 bildete.

1925 wurden im Gedenken an das Frankenburger Würfelspiel mancherlei Akzente gesetzt. So wurde auf dem Haushamerfeld ein gewichtiges Denkmal enthüllt, und Karl Itzlinger verfasste sein Drama zum Würfelspiel, welches bis heute in Frankenburg aufgeführt wird. Auch das im Museum ausgestellte Bauernkriegsschach entstand 1925.

Bauernkriegsmuseum Schlossmuseum Peuerbach

Wiener Zeitung, 21. Juni 2012