!!!Hans Küng – Abendmahl – Koexistenz in der Katholischen Kirche


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''Aus: Gedanken zu Glaube und Zeit Nr. 346/2020''

Von

__Ursula Brunner-Blöchliger__

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Ich freue mich, dass Papst Franziskus mit seiner „Antwort“ Hans Küng sozusagen
voll rehabilitiert hat.[1] So scheint es mir wenigstens. Hans Küng hat mir (Jahrgang 945) den Weg zum ökumenischen Denken und Leben geebnet. Sein Buch „Christ sein“ begleitet mich, seit es erschienen ist.[2]
Ich kann heute noch nicht verstehen, dass die kath. Kirche das hochheilige Altarsakrament
immer noch als Zankapfel benützt und behauptet, wenn Christen anderer
Denominationen den Auftrag Christi erfüllen, in dem sie ihre Art Abendmahl
feiern, so sei das ungültig, ja sogar vom Gesetz her verboten für uns Katholiken.
Dabei ist doch das Gedächtnis, das wir Christen Feiern, was es eben ist, sofern
die LIEBE es zu betrachten fähig ist.

Dass die katholische Kirche es einstmals zum Kultmahl hochstilisiert hat und immer
noch glaubt, dass die wahre Gegenwart Jesu Christi in den eucharistische Gestalten
bloß die durch einen geweihten Priester erfolgende „Verwandlung“ ermöglicht
und nur so als gültig legitimiert sein soll, grenzt ja eigentlich an Götzenglauben.
Nicht das Heilige, in Jesu gültig „verwandelte Brot“ sollen wir anbeten, in der
Monstranz (aus dem Mitraskult übernommen) ausstellen oder herumtragen, sondern
immer und jederzeit Christus Jesu selbst lieben und an Ihn glauben. Wie
könnte es auch sein, dass Gott irgendwo unter uns Menschen gegenwärtiger sein
könnte als gegenwärtig?

Was die Koexistenz der Traditionalisten und der Reformwilligen anbelangt, so
scheint mir diese mit bestem Willen nur von der Seite der Reformer her möglich.
Nur diese Seite kann einen traditionalistischen Weg zu Gott hin als möglich ansehen
und Andersgläubige darin belassen, als ihren eben persönlichen Weg. Denn,
die sich selbst verstehenden alleinigen Rechtgläubigen werden es wohl immer
als Teufelswerk verstehen, was die Reformer glauben und anstreben. In ihren Augen
gibt es nur die eine (ihre) Wahrheit und den einen (ihren) Weg zu Gott hin. In
ihren Augen scheinen verschiedene Wege nicht möglich, weil für sie alle andern
Wege Verrat an der einen Wahrheit ist.

Vermutlich beharren die Traditionalisten auf der Mitgliedschaft Jesu in ihrer geglaubten
Wahrheits- und Glaubensgemeinschaft.

''__Ursula Brunner-Blöchliger__, CH-9536 Schwarzenbach''

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!Fußnoten

[1|#1] Vgl. [Nr. 345, Gedanken zu Glaube und Zeit|Wissenssammlungen/Essays/Glaube_und_Zeit/Päpstliche_Anerkennung_Hans_Küng], vom 19. September 2020\\
[2|#2] Hans Küng, Christsein, München: Pieper Verlag 1974. Das Buch ist (mit ausführlichen Darstellung über seine
Entstehung, Aufnahme, an ihm geübter Kritik samt Küngs Klarstellungen und Rück- und Ausblicken, 2016 im
Herder-Verlag: Freiburg-Basel –Wien, als Band 8 von Hans Küngs Sämtlichen Werken erschienen.
Die Reformer können in der von Jesus zugestandenen Freiheit von ganzem Herzen
glauben, dass ER nicht Mitglied, sondern vielmehr liebendes Bindeglied zwischen
Religionen und christlichen Denominationen ist.
Das macht wohl den großen Unterschied aus.

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