!!!ALTERTUMS-VEREIN

Mitten in den Kriegswirren ist am 19. Mai 1916 Josef Wünsch nach kurzer Krankheit verschieden. Diese Nachricht hat in weiten Kreisen, tiefe Bewegung und Erschütterung hervorgerufen. Der Dahingegangene war  durch viele Jahre  Generalsekretär des Wiener Altertums Vereines. Dieser Verlust ist nicht nur schmerzlich sondern auch schwer ersetzbar.

In Prag,  am 30. Mai 1843, geboren, besuchte er das Gymnasium und trat in das Großhandelshaus seines Großvaters  Anton Pietschmann ein, dass er dann als der Vater verstorben war, selbst übernahm. 1875 trat er in die Brauerei seines Schwiegervaters C. W. Schwarz in Wien Währing ein, der er bis zu ihrem Verkauf 1906, als Gesellschafter angehörte. Er war Vizepräsident des Österreichischen Brauerbundes und Präsident des Zentralverbandes der Brauerei-Industriellen, sowie in anderen Vereinigungen dieser Sparte, macht ersichtlich welche Ehrenstellen er bekleidete. Auch am öffentlichen Leben beteiligte er sich, von 1879 bis zur Eingemeindung der Vororte im Gemeindeausschuss und Gemeinderat von Währing, dann als Gemeinderat der Stadt Wien 1891 bis zur Auflösung der Gemeindevertretung im Jahr 1895. Er unterstützte jede Unternehmung die  der Öffentlichkeit  zugute kam.

Während dieser Zeit hatte  sich Wünsch  einen Kreis von Menschen  mit wissenschaftlichen und künstlerischen Interessen, die seiner Neigung und Hingabe, durch deren Pflege er sich eine Leidenschaft erfüllte, die  der Sammeltätigkeit auf Gebieten mit  erstaunlicher Sachkenntnis erworben. Es handelte sich um Gebiete, Holzschnitte von Beginn bis zum Jahr 1860, vor allem den deutschen und niederländischen Holzschnitt des XV., und XVI. Jahrhunderts, die sehr bedeutend und wertvoll war, darum konnte Wünsch bei der Deutschen Buchausstellung in Leipzig 1914 mit kostbaren Stücken aushelfen. Ferner Viennensia. Blätter zur Geschichte und Kulturgeschichte der Stadt Wien, mit  Beifügung der Geschichte von Währing. Zuletzt noch Wiener Medaillen.

Die Ergebnisse seiner Sammlertätigkeit hatte Wünsch literarisch in einem Werk „Blasius Höfel“ die Geschichte seines Lebens  mit dem Verzeichnis seiner Werke 1910 herausgegeben. Andere sind in den Schriften des Wiener Altertums-Vereines erschienen, so  „Der Wiener Maler und Formschneider  Donat Hübschmann“ 1913 und „Der Einzug Maximilian II., in Wien 1563“ 1914 in Berichten und Mitteilungen, die Arbeiten „Alt Währing“, „Wiener  Kalender Einblattdrucke des  XV., bis XVII. Jahrhunderts“, 1914 und „Zwei Volkslieder der ersten Wiener Türkenbelagerung“, 1915  im Monatsblatt.

Josef Wünsch ein Mann der sich für alles Neue interessierte, hatte einen empfänglichen Geist für alles Wertvolle das Kunst und Wissenschaft betraf,  so war er bestrebt  verwandte Vereinigungen  wie der Österreichischen Ex libris Gesellschaft, der Österreichischen Gesellschaft  für Münz- und Medaillenkunde, der Vereinigung Österreichischer Kunstfreunde anregend und  fördernd zu wirken.

Der Altertums Verein in Wien war es, dem seine ganze Leidenschaft galt. 1902 hat er unter großen Schwierigkeiten, das Amt des Geschäftsleiters übernommen und seitdem in jeder Weise gefördert, dank seiner kaufmännischen Schulung, umfangreichen Wissens, seiner Gewandtheit, Menschenkenntnis verdankt der Verein den Gewinn vieler neuer Mitglieder, Arbeitseifer ohne Ende, Vorträge wurden neuerdings von ihm angeregt. Ein besonderer Grundzug seines Wesens war seine Güte, die Gabe Freunde zu gewinnen, die treu zu ihm standen. Es war ihm geglückt  den Altertums Verein zur Entfaltung zu  bringen und Großartigkeit lebt dieser Verein unter der Bezeichnung weiter: „Verein für Geschichte der Stadt Wien“. Nur den Namen Josef Wünsch sucht man vergeblich unter all den Ausführungen des Vereines. Er war es der der Stadt Wien eine Kostbarkeit hinterließ, darum darf Josef Wünsch nicht in Vergessenheit geraten.

QUELLE:  Wiener Geschichtsblätter, 1916 Nr. 6 bis 7, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

 
[Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp]


>[Zurück zur Übersicht über alle Beiträge|Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp]






[{Metadata Suchbegriff=' ' Kontrolle='Nein'}]