!!!Rudolf von ARTHABER
von  [I. Ch. Graupp|Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp]

Im 10. Wiener Gemeindebezirk erinnert ein Park und ein Brunnen an die Arthaber.
Der 10.000 m² große Park wurde 1904 unter dem Bürgermeister Karl Lueger
angelegt, der überhaupt dafür sorgte, dass Wien in grünen Oasen eingebettet wurde.
In dieser Parkanlage [{GoogleMap location='Arthaber Park Wien 10'}]  ließen die Nachkommen von Rudolf von Arthaber 1905 einen
Monumentalbrunnen errichten.


Rudolf Ritter von Arthaber wurde am 4. September 1795 in Wien geboren. Wie bei
Kaufmannsfamilien üblich erhielt auch Rudolf eine kaufmännische Ausbildung im
väterlichen Betrieb. Am 30. August 1818 verstarb der Vater. Rudolf übernahm die
Kurrentwaren Handlung „Zum weißen Stern“ des Vaters in der Goldschmiedgasse
598. Fand ein Generationenwechsel statt, so war es an der Zeit die Ideen des
Nachfolgers zu verwirklichen und den Betrieb an die Zeit anzupassen. So geschah es
auch bei dem neuen Unternehmer Rudolf Arthaber. In allen größeren Städten
Europas ließ er Zweigniederlassungen errichten. 


[{Image src='Friedrich_von_Amerling__Rudolf_von_Arthaber_und_seine_Kinder_Rudolf,_Emilie_und_Gustav.jpg' caption='Rudolf Arthaber usn seine Kinder: Rudolf, Emilie udn Gustav' alt='Familie' width='500' class='image_left' height='711' popup='false'}]
1826 wurde in Leipzig ein
Kommissionshaus für österreichische Manufakturwaren eröffnet. Seine Reisen durch
Europa schienen von Erfolg gekrönt zu sein, denn sein österreichisches Gewebe war
nun sehr gefragt. Er lieferte nicht nur nach Deutschland und Russland sondern
exportierte in das ferne Amerika, dort fanden seine „Wiener Shawls“ besonderen
Anklang. Darum war es wichtig für neue Muster zu sorgen und stellte eigens dafür
Dessinateure ein. Etwas Neues waren außerdem die Weberei Schablonen.



Johann Blümel war es, der bereits 1810 eine große Schal Fabrik errichtete.
Auf dem Gebiete der Schal und Seidenindustrie spielte Wien bald eine
dominierende Rolle. Nicht nur die Wiener Bürger zeigten sich davon begeistert, auch
das übrige Ausland wurde auf die Seidenindustrie aufmerksam und schien Gefallen
an den Produkten zu haben. Der Umsatz nahm einen ungeahnten Aufschwung und
die heimischen Erzeugnisse waren im Ausland derart gefragt, dass die Ausfuhr stetig
stieg.


Neubau, Schottenfeld und Gumpendorf hatten sich zu einem Zentrum der
Seidenverarbeitung emporgearbeitet mit unzähligen Niederlassungen die Samt,
Seiden- und Halbseidentücher erzeugten sowie die berühmten Shawls, der Weltruf
erlangte. Dieser Bereich wurde bald als der Brillanten Grund bekannt.
Arthaber der der österreichischen Textilindustrie stets großes Interesse
entgegengebracht hatte, gründete 1837 mit weiteren Unternehmer den
Niederösterreichischen Gewerbeverein deren Präsident er auch wurde. Dessen
Zustandekommen gelang allerdings erst nach fünf Jahren. Für ihn waren damals
zirka 8000 Arbeiter und Arbeiterinnen tätig.


Arthabers Ideenreichtum kannte keine Grenzen. Er versah die Hauswebereien nicht
nur mit modernen Schal Mustern, sondern machte die Weber mit der Technik des
mechanischen Webstuhles und der mechanischen Spinnmaschine vertraut. Dadurch
blieb man konkurrenzfähig und vor allem vom Ausland unabhängig.


Wohlhabend wie Arthaber geworden, kaufte er 1833 von Würth den alten Tullner
Hof in Döbling und ließ an dessen Stelle 1834-1835 von Alois Pichl ein Landhaus
im vornehmen Stil errichten mit dessen Ausschmückung die Maler Rösner und
Schwind beauftragt, die das Innere der Villa mit Fresken und Landschaftsbilder
ausschmückten. Die Villa befand sich inmitten eines riesigen Areals mit dessen
Gestaltung der Architekt Fuß betraut wurde, ungewöhnlich war das Palmenhaus.
Hinzu kam noch das Nachbargrundstück, der einstige Kamaldulenser Freihof. Das
Anwesen mit dem prachtvollen Park wurde zur Sehenswürdigkeit Wiens. Doch
Arthaber sorgte für weiteres Aufsehen, denn in seinem wunderbaren Garten lud er die
Wiener zu einer Blumenausstellung ein. Die Zeitungen konnten nicht umhin und
brachten Berichte über diese einzigartige Darbietung, so auch der Humorist im April
1842, einige Auszüge daraus: „..Schon gegen 4 Wochen schreibt der Kalender
Frühling - und nirgends eine Spur, nirgends Frühlings-Zeichen… Oder sollte dieses
vielleicht aus Artigkeit geschehen um den Blumenenthusiasten ihre Freude zu
verderben...“, „..Der Natur gehen alljährlich mehrere Particular-Ausstellungen von
Privaten voraus. Mit 14. d., hat bereits die 3. solche Blumenausstellung u.zw., in
dem Garten des Herrn Rudolf Edlen von Arthaber auf dem Tullnerhof in Ober-
Döbling, begonnen. Der Name Arthaber hat im Gewerbe-, Industrie- und Kunst
Fache einen guten Klang, so auch in der Blumistik. 

[{Image src='Rudolf_Arthaber.jpg' caption='Rudolf Arthamm, Lithographie von Josef Kriehuber, 1868, gemeinfrei' alt='Arthammer' width='500' class='image_left' height='750' popup='false'}]Arthabers Blumenausstellung
gehört seit Jahren zu den interessantesten und vorzüglichen, so auch die jetzige.
Herrlich blühende Camellien, Rhododendrons, Azaleen – trefflich arrangiert – bilden
ein Blumen-Tabelau, welches sich keine menschliche Phantasie herrlicher denken,
kein Pinsel lebhafter malen kann, unter einigen hundert, lauter hoch ausgezeichneten
Camellien stechen .besonders hervor. Eine Chandlezi elegans, Donkelari
tricolor…..Schade, dass gerade die Camellia retieulata, welche das meiste Feuer und
die größte Blüte hat, so schwer zu vermehren und ziemlich heikel ist….Unter den
eben so zahlreichen als schönen Rhododendron hätte ich bei freier Wahl eine
Nepalense, ein Exemplar, welches aus Sämling des Obergärtners Gatterer gezogen,
gewählt….. Unter den bescheidenen, den zarten Azaleen befindet sich ein wahres
Bumen-Wunder, es ist eine Elegans speciosa so auffallend reich blühend das Laie und
Kenner darüber staunen müssen…. So ist diese Ausstellung, welche noch bis 24 d. M.
Dauert, und deren Ertrag ebenfalls zu einem nützlichen Zweck, zum Besten der k k
Gartenbaugesellschaft bestimmt ist…. Herr Rudolf Edler von Arthaber, dieser eifrige
Förderer der Gartenkunst und der Obergärtner Gatterer als Zieh- und Pflegevater all
dieser herrlichen Blumen mögen in der allgemeinen Anerkennung den schönsten
Lohn ihres Strebens finden.“

Ganz besonders stolz war Arthaber, dass auf seinem Grund auch Wein gedieh. Reben
sandte ihm in großzügiger Weise Metternich von seinem Schloss Johannisberg.
Die Wiener hatten auch Gelegenheit dazu, denn 1836 machte Arthaber seine
Gemäldesammlung die mehr als hundert Werke zählte, dem Publikum zugänglich.
Ein Jahr später ließ sich Arthaber mit seinen Kindern von Friedrich von Amerling
porträtieren, das einen gewissen Bekanntheitsgrad errang.


R. E. v. E., von der Wiener Zeitschrift April 1845 zählte ebenfalls zu den Besuchern
der Bildergalerie des Industriellen, eine Kritik die sie ihrer Leserschaft nicht
vorenthalten wollte: „Unter den neuen Gemälden, die wir in der eben eröffneten
Ausstellung des Herrn Arthaber in Döbling sahen, hat ein Bild von E. Berboekhoven
„Schafe mit ihren Jungen“ vom Jahr 1843, unserer Aufmerksamkeit vorzüglich
erregt. Die besondere Virtuosität der Farbe, das effektvolle Hervorheben der von der
Sonne beleuchteten Schafe und ein sicherer Takt in der Gruppierung sind
Eigenschaften an diesem Bilde, die dem Beschauer gleich beim ersten Anblick scharf
in die Augen fallen. Je länger wir uns aber damit beschäftigen, je mehr wir den
Seelenausdruck der Tiere mit der Darstellung vergleichen, desto mehr wird uns ein
gewisser Mangel des ersteren auf Kosten der letzten klar. Wir vermissen den stillen,
einfachen Ausdruck, das sich unmittelbar hineinleben in die Tierwelt, wir vermissen
das Mitgefühl des Malers. In den Werken Potters, Kupps, Berghemi, Du Jardins und
anderer großer Meister in der Tiermalerei sehen wir nicht den Effekt der bloßen
Farbe, wir sehen nur den, welchen die Natur unmittelbar auf uns macht, wenn wir in
entsprechender Gemütsstimmung uns ihrem einfachen Ausdrucke hingeben….


Wir müssen Herrn Arthaber besonders dankbar dafür sein, dass er keine Kosten
scheut, die vorzüglichen Repräsentanten der ausländischen Kunst gerade in jenen
Fächern uns vorzuführen, in denen wie einen Vergleich mit den entsprechenden
Repräsentanten der Wiener Schule eingehen können; und wir zweifeln gar nicht,
dass Herr Arthaber die Freude mit uns teilen wird, wenigstens in diesem Fache es
aussprechen zu können, dass wir keine Ursache haben, einen Vergleich der Art zu
scheuen. Wir zählen hier in Wien nicht viele Private, die warmen Anteil, kräftige
Unterstützung der gesunden Kunstrichtung Wiens zu Teil werden lassen, und wir
haben uns innig gefreut, in der geschmackvollen Sammlung des Herrn Arthaber die
ersten Muster der Wiener Schule, die das nationale Element nicht verleugnet und
sich nicht mit von Fremden geborgten Federn schmückt, auch als die besten und
zahlreichen der ganzen Galerie zu finden. Wir freuen uns füglich der Mühe
überheben, über die jüngst akquirierten Bilder von Danhauser und Gauermann, „die
Viehweide“, „die Füchse vor ihrem Bau“ und „die Weinkost“ weiteres zu berichten,
da der Katalog diese Gemälde mit wenigen Worten bezeichnend würdigt. Wir haben
nur auf das Gemälde von E. Verboekhoven, eines hier weniger bekannten Künstlers,
das Publikum aufmerksam machen zu müssen geglaubt, um so mehr, als es
zweifelsohne sich einer Fahrt nach Döbling lohnt, dieses Bild mit allen seinen
Vorzügen und Mängeln zu betrachten.“

Den belgische Maler, dessen Spezialgebiet Haus- und Hoftiere sind, findet man auch
heute noch in Auktionen.


Als die Märzrevolution 1848 Wien erreichte war Arthaber dieser nicht abgeneigt und
wurde Mitglied der Deputationen. Langsam zog er sich aus dem erfolgreichen Unternehmen zurück, um anderweitig
tätig zu werden. 1851 wurde der Österreichische Kunstverein gegründet, stiftete die
Kinderbewahranstalt in Ober Döbling, vergab Stipendien, Mitbegründer der
Gartenbaugesellschaft, kein Wunder als Besitzer einer Parkidylle.
In der Ost Deutschen Post im April 1853 stand in einem Feuilleton, Blumen und
Bilder, Arthaber wieder im Mittelpunkt: „….dass es auch in der Umgebung Wiens
ein Landhaus gibt, welches sich Herr von Arthaber mit großem Schönheitssinn
geschmückt, ja wir können sagen zu dem Ideal einer modernen Villa erhoben hat. Die
Kunst sein Leben zu genießen, schön zu genießen, ist nicht so leicht, als es den
Anschein hat…. Nicht leicht hat in Wien ein kunstsinniges Wirken, das im kleinen,
häuslichen Zirkel begonnen, größere Kreise gezogen, als jenes des jetzigen
Geschäftsleiters des österreichischen Kunstvereins. Der Name Arthaber ist in jedem
Wiener Atelier bekannt, sein Name hängt mit der Entwicklung der modernen
Wiener Kunst zusammen, auf die er vielfach fördernd einwirkte, zu einer Zeit, wo es
noch nicht Modesache war, sich für Bilder zu interessieren. Seine Gemäldesammlung
ist in Folge dessen ein lehrreiches Bild der modernen Malerschulen und seine
Ansichten und Grundsätze, sein ernstes Streben sind es größtenteils durch die der
österreichischen Kunstverein das wurde, was er ist. Die Verdienste Arthabers um die
Blumen und Früchte-Kultur in Österreich, die Gründung der Kinderbewahranstalt in
Döbling sind bekannt und wir führen sie nur an, weil wir das erfreuliche Bild
feststellen wollten, wie schön und nützlich zugleich der Besitzer de Tullnerhofes sein
Leben angewendet.


Und nun zu der Blumenausstellung in dem Glashaus, die er zum Besten der
Döblinger Kinderbewahranstalt anordnen ließ, bei welcher Gelegenheit er dem
Publikum auch seine Bilder-Sammlung geöffnet. …...Beim Eintritt in das Haus strömt uns eine Flut von Düften entgegen, ein
bewältigend köstlicher Parfum von mille Fleurs. Er wäre unerträglich, würde ihn
nicht die Kühle des Wassers verwehen, das aus der Mitte eines Blumen umgürteten
Bassin entspringt und dessen niederfallenden Perlen die Duftschichten unterbrechen.
Doch verweilen wir am Eingange, um ein Gesamtbild zu erhalten. Die Ausstellung
unterscheidet sich von ähnlichen namentlich der Hügel‘schen, durch die Anordnung.
Ein einziges Blumenbild liegt vor uns, eine reizende Arabeske, sinnreich entworfen
und bezaubernd ausgeführt durch die Fülle der Blumen. Die blühende Arabeske hebt
sich von dem grünen leicht mit Blüten angehauchten Hintergrund blendend ab.
Rechts und links erstrecken sich die Ausläufer, die Mitte um den Springbrunnen
bildet die Rosette. Auf weißen Sandwegen schreitet man die einzelnen Blumen-
Partien zu bewundern, der sich aus grünem, mit Tropfsteinen umschlossenen Moos
Grunde erheben. Bald sind es Blumentische, bald Blütenvasen, die wir anstaunen,
bald ladet uns ein Hyazinthen Beet, bald ein Rosenbouquet zum Beschauen ein, bald
schwebt eine Fülle von Kamelien uns graziös entgegen, den leichten Zweig
herabziehend. Vom herrlichen Rhododendron bis zur bescheidenen Primel und dem
heimatlich trauten Flieder, von dem stolzen Baum Neuseeland bis zur zarten
Cappflanze ist alles vertreten, was die Blumenwelt herrliches bietet….
Wir trennen uns mit Mühe von den Blumen, um noch einige Worte über die Bilder
des Herrn Arthaber zu sagen. Kunstfreunde welche die Galerie in letzter Zeit nicht
besucht haben, werden durch de Kaysers neues Bild „Columbus“ erfreut
werden…. ..das kunstsinnige Publikum aber die schönsten Bilder eines Wilkie,
Amerling, Aschenbach,Adam und Bürkel, ferner Danhauser….
Wo einem Gemälde solcher Art erwarten, da darf man wohl nicht an den
Wohltätigkeitssinn appellieren, dem übrigens die Gelegenheit erwünscht sein wird,
zum Besten der Klein-Kinderbewahranstalt in Döbling etwas beitragen zu
können….“


Rudolf Ritter von Arthaber, einer der populärsten Bürger Wiens, verstarb am 9.
Dezember 1867 Abends auf seiner Besitzung in Döbling, im 72. Jahr nach langer
Krankheit. Er war in erster Ehe mit Johanna Georgine von Scheidlin verheiratet.
Einige Jahre nach deren Tod ehelichte er Luise Fick.Arthabers Besitz ging an Leopold Ritter von Wertheimstein über, heute befindet sich
darin das Bezirksmuseum Döbling.


1868 berichtet die Debatte in einem Feuilleton über „Die letzten Tage der Arthaber
Galerie“. „Wenn man das einzige Gebiet der Architektur ausnimmt, auf welchem
Wien gegenwärtig einige Künstler allerersten Ranges sein eigen nennt und auf dem es
daher auch bei der jüngsten Pariser Weltausstellung eine sehr hervorragende Stellung
behauptet hat – so darf man wohl sagen, dass die bildende Kunst im Allgemeinen
hier keineswegs in Aufnahme befindlich, vielmehr in eine sehr abschüssige Lage
geraten ist….. Umgekehrt hat Wien in einer Reihe von kaum 20 Jahren einige höchst
bedeutende Kunstsammlungen, wie die Fürst Eszterhazy-Galerie und die gräflich
Schönborn gänzlich verloren und aus anderen gräflichen Kunstsammlungen sind
einige der schönsten Perlen in das Ausland gewandert….. dass die heutige
besitzende Generation, selbst in den hoch aristokratischen Kreisen, sei es nun, dass
der Luxus sich andere Ziele gesetzt, oder dass knappe Hauswirtschaft ihn überhaupt
verdrängt hat, das rechte Verständnis und die wahre Verehrung für die Werke der
bildenden Kunst verloren habe, und dass selbst diejenigen, welche ihre
Kunstsammlungen, die sie ererbt, noch behalten, dies meist nicht aus Interesse und
Liebe der Sache, sondern höchstens aus Pietät für ihre Ahnen, aus Standesgefühl….
….um die in besseren Zeiten gesammelten Kunstschätze in unserer Mitte zu erhalten,
immer seltener, und wir stehen eben wieder auf dem Punkt, eine der interessantesten
Privatgalerien von Wien die Arthaber zu verlieren, weil der jetzige Besitzer
derselben aus der reichen Hinterlassenschaft seines verewigten Vaters die Liebe
desselben zur Kunst nur cum beneficio inventarii mitübernommen zu haben
scheint. Diese reiche und berühmte Kunstsammlung, welche seit mehr als 20 Jahren
im sogenannten Tullnerhof in Döbling aufgestellt war, wird in den nächsten Wochen
hier in Wien unter den Hammer kommen. Der bekannte Kunsthändler Kaeser, dem
man wenigstens das Verdienst nachrühmen muss, dass er diese artistischen
Nachrichtendienste sehr anständig und prompt vollziehe, wird die Auktion der Bilder
besorgen und dieselben einige Tage vorher in dem Auktionslokal (Parkring Nr. 4 zu
ebener Erde) teils gegen Karten (am 17. und 18. April) teils ganz frei für Jedermann
(am 19. April) zur Besichtigung ausstellen; die Versteigerung wird dann am 20. und
21. April stattfinden….“ Dr. G.

 
Nun wurden alle Werke und ihre Künstler aufgezählt. Über „Die Blätter der Musik“ erfährt man folgendes: „Dieselbe ergab ein, namentlich
in Beziehung auf die Wiener Bilder, wahrhaft glänzendes Resultat, worin sich
tatsächlich eine Anerkennung der heimatlichen Kunst darlegt, welche alle oft
gehörten Zweifel darüber zu Boden schlägt.
Möge es auch noch Leute geben, welche die hohen Preise, mit welchen die meisten
Bilder österreichischer Künstler an den Mann gingen, einem gewissen Patriotismus
zuschreiben, dies steht denn doch fest, dass sich der Wert eines Bildes fast immer in
dem am klarsten zeigt, was man dafür bezahlt. Und bezahlt wurden diese Wiener
Bilder mit Summen, welche bis heute in Österreich für Staffelei Bilder
österreichischer Künstler wenigstens nicht verausgabt wurden. Wäre es je Jemanden
in den Sinn gekommen, für einen Gauermann, wie beispielsweise „Die Schmiede“,
5000 Gulden, aber für einen Danhauser 7000 Gulden zu riskieren? Da der Ankauf
von Bildern von gar vielen Leuten hier in Wien mehr noch als ein Risiko betrachtet
wurde. Die Wiener Kunst feierte in den zwei Tagen ein Frühlingsfest, gleichsam ihre
Wiederauferstehung. Der Gesamtertrag der Versteigerung ergab die ansehnliche
Summe von nahezu 164.000 Gulden. 2011 wurde im Dorotheum ein Gauermann „Hirte und Vieh am Attersee 1852, um
283.300 Euro versteigert.

[{Image src='Arthaberhaus.jpg' caption='Foto: Artshaberhaus Stephanplatz; Quelle:Neuigkeitsweltblatt 1893 ' alt='Artshaberhaus' width='500' class='image_left' height='526' popup='false'}]
Das „Neue Wiener Tagblatt“ informierte im Jänner 1894 die Öffentlichkeit von der
Liquidation des Hauses Arthaber: „Die Firma Joseph Arthaber löst, wie wir
erfahren, ihre Geschäfte auf. Die unmittelbare Veranlassung zu diesem Entschluss
soll neben dem heutigen Gange des Spinnerei Geschäftes, welches bei einer großen
Konkurrenz nur geringen Nutzen abwirft, auch noch die Wahrnehmung dessen
gebildet haben, dass die beiden Spinnerei-Fabriken, welche das Haus bis nun als
Kommissionär vertreten, in ihren veralteten Einrichtungen nicht mehr den modernen
Ansprüchen dieses Industriezweiges zu genügen vermögen. Das Haus Arthaber
arbeitete nämlich für die Fabrik Thornton in Münchendorf bei Linz und Conradi in
Minnatal an der Piesting in der Weise, dass es denselben die Baumwolle lieferte und
das daraus gesponnene Garn kommissionsweise veräußerte. Dieses Geschäft nun
wird in erster Linie aufgelassen, und nachdem die betreffenden Etablissements
eigentlich für Rechnung des Hauses Arthaber gearbeitet, indem Arthaber ein großes
Guthaben bei denselben ausstehen hatte, wird auch über dieselben bei Liquidation
der Firma zu disponieren sein. Die vorhandenen Baumwollvorräte gehen nach einem
bereits getroffenen Übereinkommen an die Truman-Marientaler Spinnerei-Fabrik
über, indessen die finanzielle Abwicklung der Geschäfte durch das Bankhaus Miller
zu Aichholz erfolgen soll. Über den weiteren Fortbestand des Ausschnitt Geschäftes
(einer alt renommierten Seidenwarenhandlung im eigenen Haus am Stephansplatz)
wird gelegentlich der Liquidation ebenfalls zu verfügen sein. Mit dem
Entschluss Arthabers, sich von den Geschäften zurückzuziehen,
verschwindet aus unserer Kaufmannswelt eine ausgesprochen
selbstständige in ihrem ganzen Gehaben höchst solide, auf alten
Traditionen fußende Persönlichkeit, welche mit großer Energie des
Willens auch eben soviel Eigenart verband. Joh. Jos. Rud. Edler von
Arthaber, kaiserl. Rat und Handelsgerichtsbeisitzer, einer
hochangesehenen protestantischen Familie entstammend, ist der Sohn des
zu Wien im Jahr 1795 geborenen Fabrikanten und Kunstfreundes Rudolf
Edlen von Arthaber, welcher seinerzeit der Inhaber eines sehr
bedeutenden Handlungshauses war. ...



Im Oktober 1893 wurde das Arthaberhaus am Stephansplatz demoliert, um
neuen schönen Häuser Platz zu machen. Das Wiener Patrizierhaus Arthaber hört somit nach einem beiläufig
90jährigen Bestand zu existieren auf und wir sehen die oft besprochene
Erscheinung von der Kurzlebigkeit der Wiener Bankiersdynastien sich
nunmehr auf den Gebiet der Industriebranche wiederholen. Die alten
Wiener Häuser, die gegründeten, wie die gebauten und gemauerten, sie
verschwinden nach und nach vom Schauplatz.“



[{Image src='Arthaber_Brunnen_Favoriten.jpg' caption='Arthaberbrunnen im Park; Quelle: [Wikicommons|https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Arthaber_Brunnen_Favoriten.jpg] unter CC BY-SA 3.0 AT ' alt='Brunnen' width='500' class='image_left' height='500'}]

Nochmals an Arthaber wurde man am 10. Oktober 1906 erinnert, als auf
dem Arthaber Platz in Favoriten eine Brunnenanlage in den Schutz der
Gemeinde Wien übergeben, welche die Familie zur Erinnerung an Rudolf
Edlen von Arthaber gestiftet hatte. Die Gartenanlage, die durch den
Gedenkbrunnen an Würde gewann, wurde erst in jüngster Zeit durch den
Stadtgärtner Hybler angelegt.
Mit dem Entwurf des Brunnens wurde der Chefarchitekt der Wiener
Baugesellschaft, Baurat Theodor Bach betraut. Der Stufenunterbau
besteht aus schlesischem Granit, darüber erhebt sich aus Kaiserstein ein
Mittelteil, der von Pylonen flankiert, eine Steinpyramide in der
Gesamthöhe von sechs Metern trägt. Der Sockel der Pyramide zeigt das
Reliefbild Arthabers in Bronze, dessen Schöpfer der Bildhauer Rudolf
Schröer war. Die Krönung der Pyramide, sehr ungewöhnlich, besteht in
einem Bronzegehäuse montierte Uhr, welche vier Zifferblätter besitzt und
Bezirksmuseum Favoriten
des nachts beleuchtet sein wird. Der Bronzeguss wurde durch die
Kunsterzgießerei Arthur Krupp durchgeführt und für die elektrische Uhr
zeichnet Emil Schauer verantwortlich. Das Fundament und die Installation
übernahm die Gemeinde Wien.
Die Widmungstafel aus rotem sächsischen Granit verkündet folgendes:
„Zur Erinnerung an Rudolf Edlen von Arthaber, geboren zu Wien am 4.
September 1795, gestorben zu Ober Döbling am 9. Oktober 1867
bürgerlicher Handelsmann und Shawl Fabrikanten, Förderer des
Gewerbes, der Kunst, des Weinbaues und der Gartenbaupflege, gewidmet
von der Familie.“

Die Stifter des Brunnens waren: Die Schwiegertochter Rudolf von
Arthaber, Frau Elise von Arthaber, eine bekannte Wohltäterin, die mit dem
Elisabeth-Orden, ausgezeichnet, der von Kaiser Franz Joseph bald nach
der Ermordung Elisabeths gestiftet wurde. Ferner die drei Enkel des
Geehrten.

Die um 11 Uhr anberaumte Feier gestaltete sich sehr erhebend. Viel
Prominenz war erschienen. Dr. Gustav, ein Enkel Arthabers, skizzierte in
einer längeren Rede das Leben seines Großvaters, dessen Kunstsinn und
Gründungen und bat zum Abschluss den Vertreter der Gemeinde,
Vizebürgermeister Dr. Porzer, das Denkmal in die Obhut der Gemeinde zu
übernehmen. Der Vizebürgermeister zollte dem Wirken Arthabers volle
Anerkennung, besonders in den Tagen der Märzrevolution 1848 und
versicherte das Denkmal in Schutz zu nehmen und schloss mit den
Worten: „Ehre sei dem Andenken Rudolf von Arthaber!“

Weitere Ehrengäste der Handelskammer, der Industriellen gedachten mit
lobenden Ansprachen den Leistungen des Unvergessenen.

!Quellen: 
*ÖNB-Zeitungen: Arthaber hat übrigens den Wertheimsteinpark in Liesing  mit einem Saar Denkmal angelegt. 

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