!!!BARON SIMON VON WINTERSTEIN

Am 10. Juni 1883 um 11 Uhr  nachts endete   in Bad  Vöslau in der Gomperz Villa „Zur schönen Aussicht“ das erfolgreiche Leben des Baron von Winterstein. Er  war vor 14 Tagen  hier auf  Einladung  der Familie  Prof. Gomperz und  Frau von  Samson zum Sommeraufenthalt eingetroffen. Gestern fühlte sich Winterstein  nicht wohl und klagte über Atemnot, rang nach Luft. Man brachte ihn auf den Balkon. Sein Zustand wurde immer bedenklicher, so brachten Frau Gomperz und Frau  von Samson  ihn zu Bett. Das Dienstmädchen  machte kalte Umschläge. Plötzlich richtete er sich auf  rief um Hilfe, sank zurück und verschied. Die Totenbeschau wurde am nächsten Tag vorgenommen. Man wartete auf die Rückkehr seines Sohnes.

Zum Testaments-Vollstrecker ernannte er seinen  alten Freund, den Bankier  Philipp Thorsch.  Den Toten brachte man per Bahn nach Wien wo er in seiner Wohnung, Herrengasse  14, aufgebahrt werden sollte.

Winterstein war unvermählt hatte aber einen Sohn den er  1869 adoptiert hatte, doch dieser befand sich  gerade auf  Hochzeitsreise.

Der erst 64 Jährige stammte  aus einer wohlhabenden jüdischen  Familie  aus  Galizien, und wurde 1838 in Ledecz/Böhmen geboren.  (Abstammung, Geburtsort und Jahr, verschiedene Angaben) Es zog  ihn, wie viele andere in die pulsierende Metropole Wien wo er Aufnahme im Bankhaus Adolph  von Wertheimstein fand. Hier erwarb er sich jenes Wissen des Exportes, das bald darauf für ihn von nutzen beim Sensen Export nach Russland.

Nach dem Ableben Wertheimstein übernahm er  das Speditionsunternehmen Luis  Wendelmeier, ab da als Gesellschaftsfirma  Wendelmeier und Winterstein fortführte. Das Haus im Jakoberhof, in welchem das Geschäft Wendelmeier und Winterstein bestand, ist seitdem verschwunden, es fiel mit den Mauern der Stubenbastei, aber es war in seiner Art ein historischer Ort und viel von den Ideen, die  der Wirtschaft dienten, haben von den dunklen  Parterre Stuben des Jakoberhofes ihren Ausgang genommen.

Da er die Vorzüge der Bahn erkannte, trat er mit der Nordbahn in Verbindung. Bei dieser Gelegenheit  lernte ihn Baron Anselm Rothschild als strebsamen, verständnisvollen Geschäftsmann kennen. Nachdem sich Winterstein von seinem Geschäft zurückgezogen hatte, berief ihn Rothschild in die Direktion der Kaiser Ferdinand-Nordbahn und bald anschließend auch in den Verwaltungsrat der Creditanstalt.

Winterstein gehörte beiden Instituten bis vor einem halben Jahr an, obwohl es nicht unbekannt war, dass ihm  das Amt eines Verwaltungsrates bei der letzten Gesellschaft schon seit einiger Zeit verleidet war, da aufgekommene Konflikte zwischen der  Direktion des Institutes und ihm bestanden, so zog er sich verbittert, als die Kooptierung des Herrn  August Kaulla in den Verwaltungsrat der Creditanstalt aktuell wurde, von dieser Bank als Vizepräsident, zurück. Bald darauf schied er auch aus der  Nordbahn-Direktion. Die Differenzen mit Direktor Weiß erfüllt worden war, hatten zu seinem jähen Ende geführt.

In der Handelskammer übte er durch seinen außerordentlichen  Arbeitseifer einen dominierenden Einfluss aus, so war es kein Wunder, dass er nach dem Ableben es Kammerpräsidenten Dück, das  Präsidium übernahm. Kaum hatte der Krimkrieg begonnen übernahm Winterstein alle bedeutenden ärarischen  Lieferungen durch seine Speditionsfirma vertreten,  nicht nur zu  einem ehrenvollen Weltruf  verhalf,  sondern enorme Summen einbrachten.

Bereits mit Beginn der  Österreichischen Verfassung, befindet sich  Winterstein bereits in vollkommen unabhängiger sozialer Stellung,  daher wurde er von der  niederösterreichischen Handels und  Gewerbekammer in den Reichsrat entsendet  wo Schmerling  hocherfreut  diese feste Stütze wahrnahm. Winterstein wandte sich später rechtzeitig der Gruppe Berger-Kaiserfeld zu,  die die  Cadres der späteren Ausgleichsmajorität bildete.

Auch beim Zustandekommen des  Ausgleichs mit Ungarn ist Winterstein dabei und hatte  hervorragenden Anteil, denn er leitete die Verhandlungen in den Regnicolar Deputationen, und führte auch im Plenum des Abgeordnetenhauses das entscheidende Wort. Kaiserliche Auszeichnungen folgten. 1869 erhielt er den Leopold-Orden, bald darauf wurde Winterstein zum lebenslangen Herrenhausmitglied ernannt.

Winterstein war auf dem  Finanz-Wirtschaftlichen  Gebiet eine Kapazität und befähigten ihn ständig das Referat der Finanz-Kommission der allen Budgetdebatten und sonstigen wirtschaftlichen Arbeiten des Hauses  zuführen.

QUELLEN: Morgen Post, 12. Juni 1883, Wiener Allgemeine Zeitung, 11. Juni  1883, Neue Freie Presse, 11. Juni  1883, Die Presse, 11. Juni 1883, Wiener  Vorstadt Presse, 19. Juni 1883, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

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