!!!DER GASKRIEG 1923: Der in ihren Wirkungen fürchterlichste Waffe des verflossenen Weltkrieges, war zweifellos der Gasangriff, darüber das englische Kriegsministerium in seiner „Medizinischen Geschichte des Krieges“, in der Form grafischer Tabellen eine kriegswissenschaftliche Darstellung gibt. Wie festgestellt wurde, hatten sich die Deutschen während des Feldzuges dreier Arten von Gasgeschossen bedient, die zur Orientierung der eigenen Mannschaften mit einem gelben und blauen, oder grünen Kreuz bezeichnet waren, aber eine größere Anzahl verschiedener Giftgase enthielten, die wieder nach ihrer Wirkungsweise in besonderen Gruppen eingeteilt waren. Man unterschied Schleimhaut reizende Gase, die heftiges Tränen und Husten hervorriefen, ohne dem Organismus gefährlich zu werden, vergiftende Gase die Lähmungen und Lungenvergiftungen durch Nervengifte bewirkten und endlich blasenerzeugende Gase, die auf die menschliche Haut eine furchtbare Wirkung ausübten und selbst durch das Leder der Gasmasken drangen. Während des Krieges kamen, nicht bei den Deutschen, noch fürchterlichere Giftgase zur Anwendung, die Erblindung und Wahnsinn zur Folge hatten. Ab März 1918 bis zum Ende des Krieges hielten sich die Deutschen streng an die drei Gruppen der Blau-, Gelb- und Grünkreuzgeschosse. Die Grünkreuz- und Blaukreuzgeschosse wurden bei Vorbereitungsbeschießungen oder zur gelegentlichen Belästigung des Gegners, die Gelbkreuzgeschosse dagegen zur Unhaltbarmachung bestimmter Stellungen, deren Besetzung nicht beabsichtigt war, verwandt. Letzte Methode, wobei sogenannte Senfgase zur Wirksamkeit kamen, wurde auch besonders zur Beschießung der Flanken geplanter Angriffsstellen benutzt, während die tödlichen Blau- und Grünkreuzgase im Frontangriff ihre verheerende Wirkung ausübten. Die medizinische Statistik der englischen Heeresleitung weist nach, dass die Verluste der britischen Truppen durch Gasvergiftungen vor der im Juli 1917 erstmals festgestellten Verwendung von Senfgasen erheblich geringer waren als nachher, etwa 1000 Mann monatlich gegen 6000, dagegen sank der Prozentsatz der tödlich verlaufenden Fälle beträchtlich, weil die Abwehrmaßnahmen immer mehr vervollkommnet wurden. Am gefährlichsten erwies sich das sogenannte Wolkengas, das schwere Lungenvergiftungen hervorrief, an zweiter Stelle standen die Phosphorgase und am mindesten wirkten die Senfgase. Diese zeigten sich nur insofern hartnäckiger, als sie auf offenem Gelände und in Schützengräben tagelang ihre Wirksamkeit behielten und nur durch trockenen Chlorkalk unschädlich gemacht werden konnten, während andere Gase durch Zuschüttung der Einschlagstrichter der Gasgeschosse mit frischer Erde leicht neutralisiert wurden. QUELLE: Grazer Volksblatt, 1. Juli 1923, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO [Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp] >[Zurück zur Übersicht über alle Beiträge|Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp] [{Metadata Suchbegriff=' ' Kontrolle='Nein'}]