!!!DER HANDSCHUH





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Der bekannteste Handschuh ist jener aus Schillers Ballade von 1797. Man misst ihm nicht die gebührende  Würdigung zu, die er verdienen müsste. Durch die nachlässige Handhygiene sterben im Krankenhaus bis zu 5000 Menschen allein in Österreich.

J. A. Kment befasste sich näher mit dem ansonsten gering geschätzten Handschuh und brachte 1891 darüber ein Werk mit dem Titel „Der Handschuh und seine Geschichte“ in (Wien,  Verlag  „Austria“, Drescher  und Comp.) Das Buch, das bereits in dritter und stark vermehrter Auflage erschienen war eigentlich keine Überraschung, denn Wien ist seit dem 17. Jahrhundert ein Zentrum der Handschuhfabrikation, die  nach Paris in der Handschuhmode tonangebend war. Der Autor berichtet darüber mit Genauigkeit und stolzem Patriotismus und widmete die Monographie  der eleganten, modebewussten Fürstin Metternich. Gibt Aufschluss  über die  Handschuherzeugung  der ganzen Welt und widmet sich der Anfänge aus der Vergangenheit. Dabei deckt er die kulturhistorische Bedeutung dieser Luxusware auf.

Keiner würde auf den Gedanken kommen, dass wir die Erfindung des Handschuhs der Venus zu verdanken haben, diese galante doch keineswegs bewiesene Annahme wurde von Jean Goddard, einem französischen Dichter des sechzehnten Jahrhunderts behauptet, als sich Venus durch einen Dorn verletzte, und so soll  die Handbekleidung entstanden sein. Bei den Griechen und Römern diente er schon der Nützlichkeit. Man trug Handschuhe bei der Gartenarbeit, beim Essen da Gabel und Messer noch unbekannt. 

In deutschen Klöstern wurden die ersten Handschuhe von den Mönchen  hergestellt. Die höhere Geistlichkeit liebte diesen Luxus und musste  des öfteren durch Verbote eingeschränkt werden. In England herrschte bis ins 17. Jahrhundert  der seltsame Brauch, dass die Bischöfe bei ihrer Consecration, Handschuhe an die Zuschauer verteilten.

Der Handschuh symbolisch betrachtet, gilt als Sinnbild  der Würde und Macht, der Huldigung, der Privilegien-Erteilung, der Fehde, der Soldatenwerbung usw.

Konradin, der letzte der Hohenstaufen wurde durch das Schafott hingerichtet. Davor warf er seinen Handschuh in die schaulustige Menge und bat, denselben Peter von Aragon zu überbringen,  damit war er als Erbe auserkoren. Ab dem 12. Jahrhundert bildete der Handschuh, dessen Oberseite mit Stahlplättchen versehen war, ein Teil der Ritterrüstung, wie auch die Sporen der Ritterschaft angehörend. Gleichzeitig galt er als Symbol der Herausforderung.

Bei Krönung in England tritt der Champion des Königs vor die versammelten Würdenträger und wirft ihnen seinen Handschuh zu, mit diesem herausfordernden Akt die Hoheitsrechte des Herrschers wider jedermann gewahrt bleiben. Auch bei den derzeitigen Soldaten ist der Handschuh aktuell.

In der grausamen Zeit der Inquisition diente ein „eiserner Handschuh“  der  in der Innenseite eiserne Spitzen aufwies,  damit den Gefolterten übel zurichten konnte.  In  der Vergangenheit gab es  sogar Gifthandschuhe, die Annalen des Hauses Valois berichten von diversen Gräueltaten. Man konnte den Handschuh als Liebesgabe und  Minnepfand verwenden. Der Ritter trug diesen heimlich unter dem Harnisch oder am Helm.
 
Elisabeth von England verschenkte diesen dem edlen Grafen von Cumberland, der wiederum ließ den Handschuh mit Edelsteinen besetzen und zierte damit sein Barett und zeigte sich damit in der Öffentlichkeit. Don Antonio Perez war nicht imstande den Wunsch   der Schwester des Lords von Essex, lederne Handschuhe aufzutreiben.

Königin Christine von Schweden bewahrte gleichfalls einen Handschuh  unter Glas und Rahmen auf, den einst der berühmte Dramatiker  Corneille geküsst hatte.

Der Handschuh wurde Teil der Mode und damit ein Gegenstand  der Etikette. Im 16. Jahrhundert war es im Süden Sitte die Handschuhe bei Besuchen und Tanzen abzulegen, das galt auch für die Kirche. In den nordischen Ländern hingegen sah man darin einen großen Verstoß. Anders am französischen Hof  unter Ludwig XIV., der  Monarch verbannte den berühmten Schauspieler Bertier von seinem Hof, weil er es  wagte, in der Rolle als Nero ohne Handschuhe aufzutreten.

Im 18. Jahrhundert gewann der  Handschuh immer mehr an Bedeutung. Die Damen aus besseren Kreisen mussten fünf Mal den Handschuh wechseln. Die Männer trugen stark duftende rote Handschuhe.

Menschen waren stolz wenn sie über  kleine Hände verfügten, daher auch dementsprechende Handschuhnummer. Napoleon darf sich zu ihnen zählen. Elisabeth, Königin von England, nach dem Handschuh zu schließen, waren sie  derber Natur.

Max Klinger brachte im ersten Zyklus seiner Radierungen, der „Paraphrase über den Fund  eines Handschuhs“ 1880, reizende, phantasievolle Bilder.  Der Schriftsteller Octave Uzanne  stellte in einem Aufsatz fest, dass der  Luxus  bei Handschuhen in der Renaissance begann, als er Mode bei den Vornehmen wurde. Besonders die Venetianerinnen trugen an Festtagen, wenn der Doge seine Vermählung mit dem Meer beging, Gebilde aus feinsten Spitzen mit Perlen und Edelsteinen geschmückt. In der Zeit des Rokoko  begeisterte man sich an Lederhandschuhen,  die Gouachemalerei  aufwiesen. Bevor die Niederländer sich über einen geschmückten Handschuh erfreuen konnten, feierte man Tizians berühmten „Mann mit dem Handschuh“ im Louvre seine elegante Hand mit einer schwarzen Hülle. So bemühte sich fast jeder Maler dieser Zeit den Handschuh gut sichtbar  auf den Gemälden wirken zu lassen.

Der Mann war gezwungen zu jeder Gelegenheit und Sportart den richtigen Handschuh über seine Hand gestreift, zu tragen.

Wie beliebt war der Handschuh in Wien? Zur Zeit der Wiener Weltausstellung  1873 wurde man darüber informiert. Dieser Industrie-Artikel des Handschuhes ging von Frankreich aus  durch  Emigranten die  nach Österreich kamen. Handschuhe wurden bei uns bereits  erzeugt, leider erlitten die schönen Damenhände das Gegenteil von schön. Erst der Handschuh aus Frankreich, ein Kunstprodukt wirkte sich an der Damenhand vorteilhaft aus.

Im Jahr 1784 ließ sich ein Handschuhmacher namens Boulogne in Prag  nieder um Handschuhleder und Handschuhe nach französischen Vorbild zu erzeugen. In Wien betrieben  Desbalmes und  Jacqemar dasselbe Produkt und trugen dazu bei diesen Geschäftszweig in Wien  zur Höchstform zu bringen, da die Entwicklung steter Verbesserungen zuzuschreiben und die Fabrikationsmethode die immer mehr von Maschinen ersetzt, dadurch eine größere Leistungsfähigkeit, Genauigkeit und Formschönheit  gewonnen werden konnte. Gegenwärtig ist das Wiener und Prager Fabrikat als sehr erfolgreich für die   Lammlederhandschuhe anzusehen. In der Lederfärberei konnte man mit Anilin  zwar  Verbesserungen erzielen, doch ganz zufrieden war man noch nicht. 

Ein anderes Problem stellten die zahlreichen kleinen  Fabriken dar. Es fehlte uns an großartigen Etablissements welche die kleinen ersetzen die den Anforderungen nicht mehr gewachsen waren. Außerdem fehlte es an Leder zur Handschuhherstellung, das zum größten Teil aus Italien, Serbien usw. eingeführt  werden,  während die schönsten zur Handschuhfabrikation, geeigneten Felle, die nordböhmischen Ziegenfelle im Rohzustand exportiert werden. Die Wiener Handschuhmacher sind auf der Wiener Weltausstellung am hervorragendsten vertreten.

Ein Blick auf die Produktionsverhältnisse der niederösterreichischen Handschuh-Erzeugung so finden wir, dass unser Kronland 1870  357 Unternehmungen  zählte,  davon befinden sich Zweidrittel in Wien, zusammen beschäftigen sie 7699 Arbeiter und lieferten Produkte im Gesamtwert von 2,891.000 Gulden. In Wien werden die Handschuhe meist nur zugeschnitten, die dann in den Provinzen fertig gearbeitet werden.

QUELLEN: Klagenfurter Zeitung, 10. März 1891, Czernowitzer Zeitung, 6. September 1905, Wr. Weltausstellungs Zeitung, 14. Oktober 1873, Österreichische Nationalbibliothek ANNO



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