!!!DER  HEURIGE 




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Sobald sich die Natur  in den Strahlen der warmen Herbstsonne in farbiger Pracht verwandelt, dann beginnt in den Weinbergen reges Leben, denn die Weinlese beginnt, Köstliche Früchte werden geerntet, gepresst und bald als Heuriger den Liebhabern kredenzt. Das ist jene Zeit in dem es den  fidelen Wiener hinaus zu den Heurigen zieht.

Der Bau der  Weinrebe, die Verarbeitung der Weintraube zu Wein ist so alt wie die Menschheit  selbst. Die Weinrebe deren Heimat die Gegenden südlich des  Kaspischen Meeres, pflanzte  sich über Syrien, Kleinasien  bis nach Griechenland fort. Zur Zeit  Homers   galt  der Wein in Griechenland bereit als  natürliche Gabe des Landes, als ein Geschenk des Zeus für Dionysos. Uralte Sitte lehrte, den Wein durch Zusatz von Terpentin haltbarer zu machen. Der Tannenzapfen als Knauf des Thyrsosstabes, der dem Dionysos als Szepter diente, gemahnt an diesem Gebrauch. Tannenzapfen und Weinlaub sind auch heute noch die Zeichen für  den Ausschank von Wein. Während die Griechen und Römer den Wein in Schläuchen aus Ziegenbockfellen aufbewahrten, benützten die Gallier hölzerne Fässer zur Lagerung ihrer Wein Vorräte. Gallische Legionen waren es auch, die an den Ufern des Rheins die ersten Reben pflanzten und so den Wein in Deutschland einführten. Zur gleichen Zeit, ungefähr  im zweiten Jahrhundert vor Christus, begann man auch in den Ländern des heutigen Österreich den Weinbau zu pflegen. Vergilius berichtet uns, dass Tiroler Wein das Lieblingsgetränk des Kaisers Augustus war. Immer mehr wandte man dem Weinbau mehr  Aufmerksamkeit zu, und wo immer es das Klima zuließ, pflanzte man an  sonnen beschienen Abhängen diese edle  Frucht. Seit jeher war mit dem  Wort  „Wein“  der Begriff  der Fröhlichkeit  und Freude  verbunden. Bei Siegesfeiern der alten Griechen und Römer, mögen es freudige Ereignisse im Kreise  der germanischen Familie gewesen sein, oder galt es auf  das Wohl des Kaisers oder eines Fürsten anzustoßen, immer war es der Wein, der diesen Festen erhöhten Glanz gab. Fröhlichkeit und Wein ist auch mit dem Begriff „Heurigen“   die untrennbar  verbunden.  Der „Heurige“ ist eine ausgesprochene Wiener Spezialität. Ist die Traube gepresst gibt es den köstlichen „Most“, aus dem wird  der  furiose „Sturm“   auch diese Wein Ouvertüren haben ihre Liebhaber. Wenn Weinlaub und Tannenreisig, im sanften Wind  wiegend, künden,  dass in einem Lokal „ausg' steckt“ ist, das heißt, junger, heuriger Wein ausgeschenkt wird, dann braucht dieses Lokal nicht lange auf Gäste zu warten. An schönen Tagen sind die Straßenbahnen die in die stillen  Vororte Wiens,  vornehmlich Sievering, Grinzing, und Nußdorf führen, überfüllt, ganze Familien ziehen hinaus um beim „Heurigen“ zu landen, um dort bei einem Glaserl  Wein alle Sorgen und Mühen des Alltages zu vergessen. Eine ganz eigenartige  Kultur ist um den Wiener Heurigen entstanden. Die Schrammelmusik, viele Wiener Lieder, sind erfüllt  von der Stimmung, die vom Heurigen ausgeht, die etwas Einmaliges ist, die nur der kennt, der sie ganz genossen hat. Wenn in der Dämmerung eines warmen Abends, bei dem traulichen Schein der Kerze – das elektrische  Licht, das leider in manchen Betrieben eingeführt ist,  hat sich als sehr illusionsstörend erwiesen -, die lockenden Klänge der  Wiener Weisen ertönen, so schafft das eine Stimmung von so eigenartigem Zauber, dem man nur schwer widerstehen kann. Viele Wiener Lieder, die in die weite Welt hinausdrangen, Kunde gaben von des Wieners Leid und Freud, von seinem Wesen und seiner Art, wurden beim Heurigen zum ersten Mal gesungen. Unsere Großväter und Väter erzählten gerne von  schönen Heurigenpartien. Auch auf all die  zahlreichen Fremden,  die Wien besuchen, wirkt der  in aller Welt berühmte Heurige mit magischer Anziehungskraft. Sie alle wollen den Zauber auskosten, der aus den einfachen Schenken ausströmt. Und wenn wir Sehnsucht haben nach Freude und Fröhlichkeit, wenn wir all das vergessen wollen, was  uns bedrückt, wenn uns die einschmeichelnden Wiener Weisen locken, dann klingt es in uns auf; „Ich möcht wieder in Grinzing sein, beim Wein, beim Wein!“

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In der ganzen Welt gibt es Vergnügungsstätten mit raffinierten  Namen und phantastischen Einrichtungen, Luxusbetriebe, die der Belustigung dienen, dem Humor, der Freude, dem Zeitvertreib. Aber einen Heurigen, den  nachzuahmen versucht und als  Fiasko endend, gibt es nur  einzig auf diesem Erdenrund, und eben nur in Wien mit seiner einzigartigen Atmosphäre seiner  echt Wiener Gemütlichkeit und der nachgesagten Wiener Leichtlebigkeit. Der Wiener Heurige ist eine Weltattraktion und in unzähligen Liedern verherrlicht die  oft  weltbekannt  wurden.  Keine unwesentliche Rolle spielt aber auch das Milieu, die reizvollen  ländlichen Vorstädte mit ihren idyllischen Biedermeierhäuser umsäumt von sanft ansteigenden Weinbergen, diese zauberhafte Gegend  wurde meist  von großartigen Malern  in  zarter Farbe des Aquarells verewigt. Der Film entdeckte den Heurigen nicht nur als Kulisse, vielmehr als Mittelpunkt der Handlung mit all den bekannten schönen Liedern.

Dass Wien die Stadt der Lieder ist, verdankt sie vor allem  dem „Heurigen“. Der „Heurige“ selbst ist wohl die markanteste und weltberühmteste  Spezialität unserer Stadt; nirgends anderswo wird der Ausschank von Wein  des jüngsten Jahrgang so feierlich und fröhlich begangen, so wichtig und offiziell gefeiert, wie bei uns. Schon Mitte September ist die wichtigste Frage für jedes echtes Wiener Kind „Wer hat ausg'steckt?“ Dann sieht man überall  in den Vorstädten bei den Endstationen der Straßenbahnlinien dorthin,  wo die kleinen ebenerdigen Häuser stehen, ganze Wallfahrten von  Trinklustigen ziehen. Alt und Jung, Liebespärchen aller Klassen, zu Fuß und in eleganten Autos, sie alle, alle wollen den heurigen Wein probieren und frei von allen Alltagssorgen lustig und fidel sein.

Beim Heurigen braucht man keinen Komfort, beim Heurigen genügen einfache Bänke und Tische, ein paar alte, herbstlich gefärbte Nussbäume, ein paar gemütliche Lauben und inmitten ein kleines Podium, auf dem die „Schrammeln“ für Stimmung sorgen. Zwei Geigen, eine Gitarre und eine Ziehharmonika, ein oder zwei urwüchsige Sänger, und die Wiener haben das, war für den Venezianer  die kleine Serenata vot  der  Piazzetta, für den Ungarn seine Schenke mit der Zigeunerkapelle und dem Primas ist. Nur dass der Wiener sich seine Serenata, seine „Schrammeln“, seine Stimmungskanone aussuchen kann.

Das Wiener Lied verdankt seine Weltberühmtheit den Heurigensängern. Und nur  von ihnen wird es richtig gesungen. Selbst der neueste Operettenschlager, der jüngste Foxtrott Text  und Tango Walzer  gewinnt, wenn er von den Stimmungskanonen zelebriert wird, Sie sind eben urwüchsig und mit dem  Wiener Boden seit Jahrhunderten eng verwachsen. Sie haben sich auch nicht verändert, sind die gleichen geblieben, haben unseren Urgroßvätern  genau so ins Ohr  gefiedelt und geschluchzt, wie heute unsere Generation.

Innerhalb des Stadtgebietes auf einer Fläche von 700 Hektar, wird  jährlich  20.000  Hektoliter Wein produziert.

__QUELLE:__  Verschiedene Zeitungen der ÖNB



https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/DER_HEURIGE

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