!!!DER HOCHSTRAHLBRUNN

[{Image src='hochstr.png'class='image_left'height='400' caption='Hochstrahlbrunnen, Graupp' alt='Wien' width='399'}]




Der Hochstrahlbrunnen wurde anlässlich der Fertigstellung der 1. Wiener Hochquellenwasserleitung am 24. Oktober 1873 in Beisein Kaiser Franz Joseph I., eingeweiht.

In den Jahren 1886 und 1887 entschloss sich der Gemeinderat zu einer Neugestaltung des Schwarzenbergplatzes und gleichzeitig sollte der Hochstrahlbrunnen eine Neufassung erhalten. Dazu gab es nun von Künstlern Entwürfe für den Schwarzenbergplatz.

So sind seit einigen Tagen im Künstlerhaus knapp nebeneinander  zwei Entwürfe  ausgestellt die  den Zweck verfolgten, dem Schwarzenbergplatz  künstlerischen Schmuck  und der  Hochquellenleitung einen monumentalen Ausdruck zu verleihen. Eines der Modelle stammt von  Professor Tilgner, war früher auf dem Platz und hatte dadurch das Sensationsinteresse vorweggenommen. Überdies war das Modell bereits in ergänzter oder verbesserter Auflage dargestellt.

Das andere Objekt, eine Gemeinschaftsarbeit, vom Bildhauer  Rudolph Weyr und dem Architekten Karl Kayser, bekam einen etwas  ungünstigen Platz. Trotz allem ist es  im Vorteil und gewinnt es vor dem Tilgner Modell einen entschiedenen und weiten Vorsprung, sowohl was die Idee als auch den monumentalen Ausdruck und die Einfügung anbelangt um den vornehmen Platz zur Geltung zu bringen.

Tilgners Objekt  hingegen ist von architektonischer Natur, obwohl kein Architekt zugegen war. In seiner Plastik ist alles angedeutet, und ist eben nur angedeutet, und entbehrt noch des gedanklichen  Inhalts wie auch einer bestimmt erkennbaren  Physiognomie, denn es sind nur flüchtige Silhouetten erkennbar, um später mit künstlerischen Inspirationen auszustatten.  Gerade er als Plastiker war seiner Aufgabe nicht gerecht geworden. Er  hat  der convex ausladenden  Abfallswand der Vorderterrasse des fürstlichen Schwarzenberg  Palais eine Art Prospekt verpasst und mit Zierrat geschmückt. Tilgners  Entwurf war kompliziert. Er gestaltete das  Vorgelände der Terrasse überhaupt zu  einem eigens umhegten, merklich tiefer gelegenen Platzes, das weder notwendig, noch für  die Totalwirkung von Vorteil war.

Wir   dürfen in diesen  zuversichtlich das Höchste Tilgners Gestaltungskraft erwarten, aber vorläufig entzieht sich dies näherer Betrachtung, und eine günstige  Aufstellung, eine vorteilhafte Ansicht  werden diese Gruppen  kaum bekommen. Vom Hochstrahlbrunnen nimmt er bei  seinem Modell kaum Notiz.

Dagegen wirkte Weyrs Kaisers Objekt auf den ersten Blick schon imposant und drückt zugleich viel aus. Die Plastik rückt in den Vordergrund, das Palais bekommt einen Schmuck, der es hebt, ohne zu  beeinträchtigen, die Hochquellenleitung gewinnt einen monumentalen  Ausdruck.

In Gedanken weilten beide Künstler bei den italienischen Monumentalbrunnen, die beispielgebend für sie schienen.

Diese schöne  und großartige Vorstellung von  Monumentalbrunnen war nun ausschlaggebend  für den zweiten Entwurf für den Schwarzenbergplatz auszuarbeiten, das fremde Idealbild glücklich zu lokalisieren, nach unseren Verhältnissen und bewährten Vorbildern umzugestalten.

Weyr-Kayser bringen durch die beabsichtigte Ausschmückung des Schwarzenbergplatzes einen großartig gedanklichen Inhalt der sich trefflich in die Großräumigkeit des Platzes in den  architektonischen Charakter des Schwarzenbergpalais  einfügt.

1904: Der Hochstrahlbrunnen auf dem Schwarzenbergplatz wird seit dreißig Jahren durch einen nüchternen Beton-Bassinrand eingefasst, obwohl der Erbauer der ersten Hochquellenleitung Gabrielli einst 200.000 Kronen zur Ausgestaltung dieses Brunnens spendete und die Bildhauer Tilgner und Weyr wunderbare Skizzen einer solchen Ausgestaltung im Künstlerhaus ausgestellt hatten.

Der „Österreichische Ingenieur- und Architektenverein“  hat nun am letzten Sonntag abgehaltenen Sitzung beschlossen, den Bürgermeister an die Verwendung des Gabriellifondes zu erinnern.

Die Gemeindeverwaltung hatte dagegen anderes im Sinn. Sie wollte mit dem Geld einen Brunnen vor der Votivkirche errichten. Der Ingenieurverein wird  dagegen Protest  erheben. Es wäre also zu hoffen, dass an Stelle des einer Großstadt unwürdigen  Wasserbeckens am Schwarzenbergplatz endlich  der schon lang ersehnte Monumentalbrunnen entsteht.

1905: Bekanntlich hat der  Gemeinderat im Frühling  dieses Jahres die glänzende Rekonstruktion des Hochstrahlbrunnens auf dem Schwarzenbergplatz, der sich  derzeit in einem desolaten Zustand befindet, genehmigt. Bei dieser Gelegenheit wurde gleichzeitig beschlossen, die Einrichtung zu treffen, dass der Hochstrahlbrunnen mit farbigem elektrischen Licht beleuchtet werden kann, so dass er des abends als  Fontaine limuneus funktioniert. Unstreitig wird diese Umwandlung zur Verschönerung unserer Stadt beitragen und Wien wird dadurch eine neue  Sehenswürdigkeit erhalten, die eine starke Anziehungskraft auf Einheimische wie Fremde ausüben wird. So war vorgesehen, dass die Anzahl der  mittleren Wasserstrahlen gegenwärtig fünf, auf die vierfache Zahl erhöht wird. Der mittlere Strahl wird nach wie vor 60 Meter hoch gehen und infolge der Anbringung einer elektrischen Pumpanlage, die  die Wiederverwendung des Wassers  für die Fontaine ermöglicht und jede Wasserverschwendung ausschließt. Gegen den Rand zu  werden sechs je 20 Meter hoch springenden Brunnenstrahlen sogenannte Königsschlösser installiert werden. Der schadhafte Bassinkranz soll durch eine Einfassung aus geschliffenem und poliertem roten Granit ersetzt werden.
 
1906: Gab es  eine Sensation. Am 23. Juni füllte eine  Riesenmenge von Schaulustigen den Schwarznbergplatz. Dichtes Gedränge gab es auch in allen Nebengassen um der ersten Illumation des Hochstrahlbrunnens beizuwohnen. Die große Überraschung  kam und aus den  unterirdisch angelegten Kammern schossen Bündeln farbigen Lichts hervor und das rauschende Element nun in den Farben des Regenbogens tauchte und helle Begeisterung wogte durch  die Menge

1941 fand vor dem Hochstrahlbrunnen ein Wehrmachtskonzert  statt.  Es war der Auftakt zur 1.  Reichsstraßensammlung des  Kriegs-Winterhilfswerkes. Damit diese Veranstaltung auch gelang mussten technische Einzelheiten überprüft werden. Verkehrsstaffeln, Schutzpolizei waren eingesetzt um die Massen der Wiener, die sich dieses Schauspiel  nicht entgehen lassen wollten, zu lenken.  Das Interesse  der Wiener Bevölkerung war sehr rege, das äußerte sich an  dem Kartenverkauf

1950: Auf dem Schwarzenbergplatz hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg einiges verändert. Es sind nicht die zerstörten Gebäude gemeint, sondern der neue Schmuck mit dem sich der Schwarzenbergplatz seither  präsentiert. Es ist das Heldendenkmal  der Roten Armee das 1945 zur Erinnerung an die 17.000 Russen die bei der Schlacht um Wien ihr Leben ließen.

Zu dieser Zeit wurde auch wieder der Hochstrahlbrunnen erweckt und die Instandsetzungsarbeiten  scheinen bald beendet zu sein,   dabei musste  fast die ganze technische Einrichtung erneuert werden  und somit konnte der Leuchtbrunnen wieder in seiner ganzen Pracht sein Farbenspiel entfalten. Doch die Wiener hatten den Zauber des Hochstrahlbrunnens von früher noch in bester Erinnerung,  besonders die Mittelfontäne war ihnen nicht  imposant genug.

Wie konnten sie auch wissen, warum der Hochstrahl gedrosselt  wurde.

Das Russendenkmal spielte dabei die wichtigste Rolle, denn auf Weisung der Sowjets durfte ihr Befreiungsdenkmal durch keinen Wasserstrahl verdeckt werden, daher musste die Mittelfontäne so gedrosselt werden, damit sie niedriger als das Denkmal blieb.

Der Erbauer des Hochstrahlbrunnens  liebte die astronomische  Wissenschaft, daher war er bemüht, in zahlreichen Einzelheiten eine gewisse Beziehung herzustellen. Am äußeren Beckenrand befinden sich 365 Mini-Springbrunnen, die sechs Königschlösser zwischen Beckenrand und  der inneren Insel stellen die Werktage dar. Der Hochstrahl   selbst als Alleinherrscher, den Sonntag. Seine umgebenden zwölf hohen Strahlen  bedeuten die 12 Monate, diese waren umgeben von 24 niederen Strahlen, die  Stundenzahl des Tages und  die mittleren Inseln waren von 30 Strahlen  umgeben sie galten als Tage des Monats.

QUELLEN:  österreichische Volksstimme 20. Oktober 1948, Architekten und Baumeister Zeitung, 13. August 1905, Bezirks Bote, 26. September 1911, Wiener Kurier, 20. Oktober 1950, Wiener Zeitung, 6. Februar 1887, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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