!!!DER KAFFEE

1850:  Der Kaffee ist ein Genussmittel den man nicht mehr  missen möchte. Vor wenigen Jahrhunderten  in Europa eingeführt ist er doch durch seine allgemeine Verbreitung über den   Handelsweg zu einem unentbehrlichen Getränk  aller Volksklassen geworden. Seine Einfuhr ist derart gestiegen, dass derzeit  über 300 Millionen Pfund Kaffee jährlich nach Europa geliefert werden muss.
 
Außer der Beliebtheit bei der Bevölkerung hat der Kaffee noch ein wichtiges  staatsökonomisches Interesse dadurch, dass die Menschen durch den Kaffee vom Branntwein abgekommen sind.

Der Kaffee wird im Orient Kahwe und Chave genannt, weil in der kleinen Landschaft Kaffa im afrikanischen Hochland einst  Kaffeebäume gezogen wurden. Der bis  zu 20 Fuß hohe Kaffeebaum  coffea  arabica heißt und seine Früchte Boun oder Bunn, daher Bohnen genannt werden. Je zwei dieser Bohnen finden sich in einer  anfangs grünen,dann roten, endlich  blauroten   und violetten Kirsche deren Fleisch der Corneliakirsche ähnlich süßlich schmeckt, durch Tocknen aber den bitteren Geschmack erhält.

Die erste Schrift über den Kaffee erschien 1573,verfasst vom Augsburger Arzt Leonhard Maucdorf und 1580 tritt die Kaffeebohne schon als Handelsartikel der Venezianer auf, wurde jedoch damals nur als Medizin verwendet. Auch wurde sie nur gebrannt eingeführt,und erst 1694 kamen die ersten ungebrannten  Kaffeebohnen auf den Leipziger Markt.

Das erste Stämmchen eines Kaffeebaumes brachte Kaufmann Wiesen, Bürgermeister von Amsterdam,aus Mocca  1710 in denv botanischen Garten zu Amsterdam, von wo aus seine Absenker durch Kapitän Declieur 1720 nach Martinique gebracht wurden und den Anfang der später so beträchtlichen Kaffeeplantagen bildeten. General Nesson nahm 1713 einen Kaffeebaum mit  nach Paris.

Die Äthyoper tranken den Kaffee schon länger als sie merkten wie munter  ihre Kamele nach dem Kaffeebrei  wurden. Andere schrieben die Erfindung dem Scheich Omar zu, welcher um 1258 die Zeit seiner  Verbannung vom  Hofe in den Gebirgen von Ousab durch Kaffeegenuss sich erleichtert haben soll. Bereits im 15. Jahrhundert war er so bekannt bei den Orientalen, dass die  Priester ihn genossen, um sich bei den nächtlichen Gebeten munter zu erhalten.

Von nun an gelangte der Kaffee  durch Anlegung von Kaffeehäusern zu  allgemeiner Verbreitung. Das erste Etablissement bestand 1551 in Konstantinopel 1652 wurde in London das noch heute  bestehende Virginia-Kaffeehaus eingerichtet, und in Paris 1724 von den Sizilianer Procopio das Kaffee Procope rue de l'ancienne comedie gegründet. In Leipzig wurde das erste Kaffeehaus schon 1694 eingerichtet, welches noch um 1794 unter dem Namen des Richter  Kaffeehauses, im Eckhaus von Brühl und Katharinenstraße sehr besucht war. Schon 1697 und 1698 erließ der Leipziger Rat eine Verordnung „gegen das ungebührliche Tee- und Kaffeeschenken“ in der  Stadt Leipzig Ordnungen, welche den Schluss der Kaffeehäuser im Winter um 9 Uhr und im Sommer um 10 Uhr abends befahl, sowie Würfelspiel und weibliche Bedienung untersagte.

Im Jahr 1725 bestanden in Leipzig 8 Kaffeehäuser und diese erhielten großen Zulauf und fanden bei Geistlichkeit und  Regierung heftige Opposition. In Konstantinopel bildeten die den  Sammelplatz für Staatsmänner, Gelehrte und Dichter, und der geistige Verkehr erinnerte so  an die alten Philosophenschulen, dass man sie da „Schulen der Gelehrten, Schulen der Erkenntnis“ nannte.

Allein die Geistlichkeit fand sich zuerst von dieser Erkenntnis inkommotiert und verjagte unter Murad II., als Engel mit dem Flammenschwert die Trinker aus dem Kaffeeparadies und vom Baum der Erkenntnis, prophezeite allen Kaffeetrinker eine „Auferstehung mit einem schwarzen Gesicht“ und ließ die Kaffeehäuser schließen. Es scheint dies wenig gefruchtet zu haben, denn zur  Zeit der Minderjährigkeit von Rehamed IV,. Ließ während des kandischen Krieges der  Caprili die Kaffeehäuser abermals schließen weil in den lebhaften politischen Gesprächen daselbst  die Maßregeln der Regierung in unehrerbietiger Weise getadelt  und Unzufriedenheit erweckt, worden sei. Einen ähnlichen Verlauf finden wir in der Geschichte der Kaffeehäuser aller Länder, immer bemühte die Regierung und Geistlichkeit, den Geist der Erkenntnis auszurotten und zu unterdrücken,ohne dass sie imstande gewesen wären durch dieses Unterdrückungssystem irgend etwas auszurichten.

1871:  Den ersten Kaffee trank wohl jener Prior, welcher die eigenartigen Wirkungen der Kaffeebohne an Ziegen und Kamelen und anschließend an sich selbst studierte. Aber dieser darf wohl als Fantasiegestalt angesehen werden.

Nach geschichtlichen Quellen, welche uns die Araber hinterlassen haben, müssen wir daher den frommen und gelehrten arabischen Scheik Schehabeddin Dhabani welcher die Kaffeebohne in Abessinien kennen lernte und sie in seine Heimat brachte, als den ersten und namentlich bekannten Kaffeetrinker ansehen. Bereits er  hatte ein scharfes Auge, ein tiefes Verständnis für die  Tugendenr t der kleinen aromatischen Bohne und erklärte, nichts auf der  ganzen Erde  zu  kennen, das besser geeignet wäre, die Verdauung zu befördern, die Schwere  des Kopfes zu benehmen, den Geist aufzuhellen.

Die Weisen des Korans und  die Männer des Gesetzes tranken um die Wette Kaffee  bei ihren nächtlichen Studien; die Handwerker taten desgleichen wenn sie noch zu später Stunde  arbeiten   mussten. Wer reisen wollte wählte die kühle Nacht und konsumierte  Kaffee. Der Kaffeebohne wurde dadurch der Weg in die große Welt geöffnet.

Zwei Syrier errichteten unter der Regierung  Solimans des Großen die ersten Kaffeehäuser und hatten einen Riesenerfolg. Von überall  strömten die Leute herbei um den berühmten braunen Trank kennen zu lernen. Die Strenggläubigen ergriffen Partei gegen die Kaffeetrinker und die Kaffeehäuser mussten geschlossen werden. Die Privathäuser durch Diener der Polizei überwacht,  die  selbst große Liebhaber des Kaffees waren? Über eine Tasse dampfenden Mokka, denen man ihnen bot, vergasen sie ihre Pflicht, sie vergasen sie um so leichter, wenn sie überdies das Einstecken eines Geldstückes  beschäftigte. So wucherte  die Sitte des Kaffeetrinkens im Geheimen fort, und die Sultane überzeugten sich bald, dass sie unausrottbar  sei.

QUELLEN: Illustrierte Zeitung, 1. Jänner 1856,  Politische Frauen Zeitung, 30. Juli 1871 Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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