!!!WIENER BURGMUSIK




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Die Habsburger hatten zu allen Zeiten für Musik ein reges Interesse, gefördert und unterstützt. Zwei Mitglieder der Habsburger  waren selbst der Tonkunst zugeneigt und ihre Kompositionen zeigten hervorragendes Können. Kaiser Leopold I., und  Kardinal Erzherzog Rudolf, der Freund und Schüler Beethovens war.

Noch einer   der aus der Habsburg Dynastie hervorstach: Kaiser Maximilian I., der letzte Ritter, der nicht nur eine Zentralregierung für die österreichischen Lande geschaffen,  der in Wien  eine Akademie der Wissenschaften die „Donau Gesellschaft“ gegründet  und hatte am kaiserlichen  Hof zu Wien die Musik derart in Angriff genommen, dass der Sekretär des berühmten Gurker Bischofs Matthäus Lang, der gelehrte Slowene Bartholin zum Wiener Kongress von 1515 ausrief: „Wo gibt es wohl einen Fürsten in der Welt, der musikalische Talente so zu schätzen und zu belohnen weiß, als Maximilian? Unter ihm wurden ganz neue Instrumente erfunden, welche die Alten nicht kannten und unser Jahrhundert nie  sah. Hierher  gehören die verschiedenen Blasinstrumente, das Instrument zum Nachahmen der Vogelstimmen, das  „Regal“ und andere; Paulus der vorzügliche Tonkünstler, der ebenfalls ein Hörnerinstrument erfand, weiß alle diese Instrumente  sehr geschickt zu behandeln.“

Dem Musikdirektor der Kapelle zum Gottesdienst in der Burg, Hofkaplan und zukünftige Wiener  Bischof Georg Slatkovia,  ein Slowene aus Krain.

Die Hofkapelle deren Bläser mit ihren neuen Horninstrumenten, die außerhalb der Kirche, bei öffentlichen Aufzügen und Festen aufspielten und eben bei dem Kongress 1515 im „Paradiesgärtlein“, dem damaligen Burggarten auf dem später die Reitschule entstanden, und wo zur  Feier der Doppelvermählung der kaiserlichen Enkeln, anschließend ein Hofball im Freien stattfand.

Die öffentliche musikalische Darbietungen vor der Burg fanden ausschließlich bei hohen Festlichkeiten statt.

Erst im Jahr 1636 unter Ferdinand II., gab es regelmäßige musikalische Aufführungen. In einem Büchlein dessen Inhalt in lateinischer Sprache auf 302 Seiten, ein Staatshandbuch Ferdinands II., darstellt, ist hochinteressant und verdient größte Beachtung denn auf einigen Seiten werden wir über die Topographie der kaiserlichen Burg informiert.

Vor dem Palast des Kaisers dehnte sich ein großer Platz aus, der Burgplatz auf dem sich Fußtruppen einer Kompanie Wache hielten. Auch hier spielten an Sonn- und Feiertagen die Trompeter  öffentlich. Dieses regelmäßig wiederkehrende  Aufspielen der kaiserlichen Trompeter  ist als Ursprung der Burgmusik anzusehen, obwohl sich die Wiener Platzmusik die seither in aller Welt sehr populär geworden, damals ganz anders gewesen.

In welcher Art sich die Burgmusik   1636 präsentierte dies erfahren wir  der „Status regiminis“.

Außer der kaiserlichen Hofmusik, auch die  „Tubicines Musicales“ und nur diese könne gemeint sein. Sie bestand aus 11 Mann. Für Ferdinand II., war  Musik sehr wichtig und nützlich zur Ehre und zum Lobe Gottes und zur Erhaltung eines fröhlichen Geistes im Menschen.

1673 lebte ein Engländer Brown in Wien, der von dem gekrönten Komponisten Kaiser Leopold I., schwärmte, dass hier eine vortreffliche Musik bei Hof sowohl an Sängern als an Instrumenten,  und dass überhaupt in Wien „so viel Musikanten befinden, wie sonst nirgendwo anzutreffen sind“.

Die kaiserliche Kapelle  zählte allein an Instrumental-Musiker 74 Mann. Sie spielten  auch am Abend auf der  Straße.

Noch unter Karl VI., dem Vater  der Kaiserin Maria Theresia bestand die Burgmusik aus Mitgliedern der kaiserlichen Hofkapelle. Erst unter Maria Theresia wurden die „Regiments Hautboisten“ der in Wien in Garnison befindlichen Infanterie-Regimenter zur Wachablösung in der Hofburg beigezogen, wo sie ihre Konzertstücke aufzuspielen hatten und zwar gab es ein  variationsreiches musikalisches Programm, das nicht nur populär und zu einem wahren Musikgenuss der Reichshaupt- und  Residenzstadt Wien entwickelte.

Am  Freitag den 17.  Mai  1895, zog die von dem bosn.-herceg. Infanterie-Regiment Nr. 1 beigestellte Burgwache zum ersten Mal mit der  neu formierten Musik-Kapelle dieses Regiments an der Spitze zur Wache  auf. Ein wichtiger Tag für die Wiener  „Pilger“, diese weithin bekannten Burgmusik-Habitues. Nach der Premiere musste festgestellt werden wie es mit der Leistungsfähigkeit der neuen Musikkapelle bestellt war. Doch der Ausmarsch der bosnischen Truppen aus der Franz Josefs-Kaserne wurde durch ein Unwetter stark unterkühlt. Aus  dunklen Gewölk prasselte  Regen nieder, kalter Sturm kam auf, trotzdem zogen all ihre Anhänger mit und zeigten sich von dem Spiel der neuen Kapelle begeistert. 

Der Burgplatz war erreicht,  wo bereits eine große Menge von Menschen versammelt war um ihnen ihre Sympathie zu bezeugen. Besonders stolz waren die Musiker und vor allem der Kapellmeister Franz Böhm, als ihnen die seltene Auszeichnung zuteil wurde, dass Se. Majestät der Kaiser an den Fenstern seiner Privatgemächer erschien, die in den  berühmten Burghof, dem Schauplatz vieler historischer Ereignisse, um die erste Ausrückung der Kapelle zu beobachten. Erfreut  beobachteten die Anwesenden das wundervolle Zusammenspiel der Kapellen, die ausgezeichnet mit den anderen Kapellen harmonierten. Die neue Kapelle fiel durch prächtige Gestalten und wunderschönen Wuchs der Mannschaft auf.  Die junge Musikkapelle in ihren feschen Uniformen spielte bereits im Prater unter großem Beifall, auch beim Blumenkorso konzertierten sie.





1919: Mit dem politischen Umsturz standen große Veränderungen bevor.  Besonders  trauerte man der Burgmusik nach, die es ab nun nicht mehr gab. Mit ihr ist etwas Außergewöhnliches für immer dahin,  der „Burgmurrer“ wie er in den Vorstädten genannt wurde war eine internationale Berühmtheit. Obwohl  auch andere Städte eine Wachablöse hatten, doch in Wien wurde sie „erfunden“ mit einer Eigenheit, Buntheit und einem internationalen  Publikum, und einer Marschvielfalt an Melodien, ein musikalisches Erbe der einzelnen Kronländer prägte die Fülle von Klangfarbe und Schönheit der Millitärmärsche. Ziehrers Schönfeldmarsch sein berühmtester Marsch der nur noch von Strauß Vaters Radetzkymarsch übertroffen wird. Die Monarchie war mit Kapellmeister und ihren Marschkompositionen reich gesegnet.

Carl Michael  Ziehrer der letzte Hofballmusikdirektor, führte das Infanterieregiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4, an. Er leitete die renommierte Militärkapelle von 1885 bis 1893 und feierte mit diesem Hausregiment  Riesenerfolge. Ziehrer trug dazu bei, dass die Militärkapellen in Wien immer beliebter wurden. Er war es auch, der die Militärmusik reformierte und im exaktem Taktschritt marschieren ließ.

Im Wiener inneren Burghof fanden sich aber auch Vertreter der besten bürgerlichen, manchmal sogar  der aristokratischen Gesellschaft ein,  denn man sah hier nicht bloß ein ausgezeichnetes militärisches Schauspiel, sondern bekam wahre Kunst dargeboten. Die einzelnen Kompositionen der Militärkapellen, welche sich beim Kaiser Franz Denkmal aufstellten, wurden mit einer  Präzision zu Gehör gebracht, die den Aufführungen der Konzertsälen in nichts nachstanden. Jeder Kapellmeister setzte seinen Ehrgeiz ein,  den Weltruf der österreichisch-ungarischen Militärmusik auf diesem  historischen Platz zu dokumentieren. Die Fremden, die Wien besuchten, waren über die Burgmusik bestens informiert, und fanden sich  zur bestimmten Zeit im Franzenshof ein, um Punkt Eins die Wachablösung mit klingendem Spiel durch das Schauflertor einmarschieren zu sehen.

QUELLEN: Neue Illustrierte Zeitung, 17. Juli  1881, Wiener Sonn- und Montags Zeitung, 2. Juni 1919, Bosnische Post, 29. Mai  1895, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO



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