!!!DIE POST Wie zu erfahren war, wird die Post auch am Sonntag tätig und ihr Angebot dadurch in Wien erweitert werden. In einigen Bezirken wird bereits am Sonntag zugestellt, nicht umsonst, sondern mit Aufpreis. Die Post ist immer schon sehr rege gewesen und überraschte stets mit Neuigkeiten. Wer sich an frühere Zeiten erinnert, so genügte dem Postler eine einfache Briefträgertasche, doch jetzt müssen sie einen voll bepackten schweren Wagen vor sich herschieben..... Im Jahr 1931 gab es ebenfalls eine neue Situation für die Post. Im Hof des Hauptpostamtes in Wien gab es gestern Mittag eine Menschenansammlung. Man vermutete einen Unglücksfall, doch es war nichts dergleichen geschehen. Es fand gerade eine Generalprobe der Postgüter am laufenden Band statt. Seit nahezu einem Jahr wird im Hauptpostamt an dieser Modernisierung des Postbetriebes gearbeitet; die Neueinrichtung hat vor allem den Zweck, eine Personalersparnis zu erzielen, wie auch den Posteinlauf zu beschleunigen. Die Postbeförderung am laufenden Band kostet der Postverwaltung eine höhere Summe, die genaue Höhe ist derzeit noch nicht bekannt. Es fragt sich nur, ob sich angesichts der Sparmaßnahmen gegenüber dem Personal die kostspielige technische Einrichtung auch bezahlt machen wird. Im Hof der Hauptpost wurde ein Zementpostament gebaut, auf dem ein Eisengestell mit den für die Postsäcke bestimmten Körbe errichtet ist. Früher musste die mit der Stadtpost mittels Kraftwagen von den einzelnen Wiener Postämtern und Bahnhöfen eingetroffenen Post auf Rollwagen zu der über dem Hof gelegenen Postabfertigung geführt und von dort mittels eines Lastenaufzuges in die Sortier-, beziehungsweise Kartierabteilung befördert werden. Ab nun soll dieser Vorgang automatisch am laufenden Band geschehen. Dadurch kann Personal anderweitig Verwendung finden. Außerdem soll die Beförderungszeit an seinen Bestimmungsort durch den automatischen Betrieb verkürzt werden. Wie kann man sich den mechanischen Betrieb vorstellen, der mit einer einzigen Kurbeldrehung in Bewegung gesetzt wird? An jener Stelle, wo sich die Körbe entladen, laufen übereinander auf Rollen zwei Gummistreifen von zirka einem Meter Breite in gegenseitiger Richtung. Sobald der Postbeutel dem hochgehenden Korb, der sofort auf der anderen Seite wieder zu seiner Ausgangsposition zurückkehrt – entfällt, kommt er auf das rollende Band und wird zur Postenabfertigung, das ist die Abteilung 4, die Sortierstelle, gebracht, wo er wieder auf automatische Weise das rollende Band verlässt und von den dazu bestimmten Beamten übernommen wird. Dieser Betrieb soll ab nun aufgenommen werden. In der Sortierstelle wird seit drei Monaten auch an der automatischen Kartierung gearbeitet. Die ehemaligen Sortiertische, darauf die Beamten mit der Hand die Briefe nach Ländern, Bezirken, Bahnposten usw., verteilten, sind verschwunden. An ihrer Stelle findet man nun große eiserne Kästen vor, in welchen die Briefe gleichfalls auf mechanische Weise sortiert werden. Bei der Generalprobe am laufenden Band gab es zahlreiche Zuschauer nicht nur Postbeamte, die ihre Kollegen kritisch beobachteten, die so manchen Bedienungsfehler begingen, da ihnen die Routine fehlte, aber auch viele interessierte Passanten hatten sich angesammelt um die Neuheit der Post kennen zu lernen. QUELLE: Ostdeutsche Rundschau, 22. August 1931, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO [Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp] >[Zurück zur Übersicht über alle Beiträge|Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp] [{Metadata Suchbegriff=' ' Kontrolle='Nein'}]