!!!DR. IGNATZ WALLNER Am 3. Juli 1929 war das Taten reiche Leben des Dr. Ignatz Wallner zu Ende gegangen. Er war nicht der Mann vieler Worte, sondern handelte stets zielsicher. Selbst dann noch, als die Sehkraft immer schwächer und sein müder Leib langsam verfiel hat er sein Geisteswerk fortgeführt, und trotz Sparsamkeit wurde sein erworbenes Vermögen und Einkommen durch die Devalvation hinweggerafft. Dieser Verlust erschütterte ihn allerdings nicht, denn nur unvergängliche Werte waren die Quelle seiner Lebensfreude. Mit reger Aufmerksamkeit verfolgte er jedes bedeutsame Ereignis der Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft die seine große Lebensweisheit richtig zu beurteilen wusste. Der so reich an Geist Gesegnete wurde 1847 als Sohn eines Lehrers in Güns geboren. Es reichte leider nur, das Untergymnasium zu besuchen. Sein Interesse galt der Chemie und 1861 suchte er die Günser Apotheke seines Onkels auf um sich jene Kenntnisse anzueignen die es ihn erlaubten die Wiener Universität zu besuchen, wo er 1869 als Magister Pharmazie diplomiert wurde. Wissbegierig wie er war hatte er inzwischen das Abitur des Pressburger Lyzeums und wurde 1870 summa cum lande zum Doktor der Wiener Universität promoviert und als Assistent des physiologisch-chemischen Institut der Universität Innsbruck ernannt. Um seinen Eltern jederzeit behilflich zu sein, nahm er noch im selben Jahr die Professur der hiesigen städtischen Realschule an, wo er trotz ehrender ausländischer Berufung 44 Jahre tätig blieb. Das Laboratorium war äußerst altmodisch und vor allem armselig ausgestattet. Als Wallner 1914 das Labor verließ, war es mit allen modernen Geräten, wie Instrumenten, sowie einer reichhaltigen Bibliothek, und einer reichen Sammlung der hiesigen Flora und Fauna ausgerüstet. Die Veröffentlichung der Jahresberichte der Realschule bringt über die hiesigen Coleopteren 1901/02 und jene über unsere Gefäß Kryptogamen und Phanerogamen 1902/03 den Inhalt der obigen Sammlungen auf Grund seiner Bestimmungen und dem Zeitaufwand noch dazu in jener Zeit wo in dieser Schule chemische Untersuchungen noch nicht möglich waren. All das geschah neben der Lehrtätigkeit. Die Jahresberichte 1888/89 und 1896/97 bringen Wallners Analysen hiesiger Bunnengewässer und eine große Zahl technischer, gerichtlich-chemischer Untersuchungen, lassen ihn zu einer Berühmtheit werden. Seine Tätigkeit war hilfreich bei der Gründung des städtischen Wasserwerkes. Er war stets technischer Sachverständiger wenn es sich um Kommunalunternehmungen handelte, kämpfte um das Gemeinwohl und als solcher leistete er große Arbeit und zwar unentgeltlich. Der Weinhandel Ödenburgs, das städtische Gaswerk, der Musikverein, die pädagogische Gesellschaft, das Freie Lyzeum, die archäologische Gesellschaft, der Kasinoverein, das Privatkrankenhaus, der katholische Konvent, der Turnverein und noch zahlreiche andere Vereine haben von seiner Mitarbeit profitiert. Dr. Wallner war Gründer der städtischen, chemischen Versuchsstation. Kein Wunder, dass man diesen Mann sehr verehrte. Trotz allem fand er Zeit seine Studien unbeirrt fortzusetzen. Dr. Wallner war ein vielseitiger Gelehrter, der mit seinem Freund Prof. Hahnenkamp sich mit Mathematik beschäftigte, und mit Prof. Schwackhöfer, genauso freundschaftlich verbunden, an der Hochschule für Bodenkultur in Wien bakteriologische Untersuchungen vornahm. Machte Studienreisen in Österreich, Italien, Griechenland und in die Türkei für deren Ausgaben er selbst aufkam. Musik bedeutete ihm ebenfalls sehr viel, so beherrschte er das Klavierspiel. Man kann sich nur wundern woher er die Zeit nahm um sich der Französischen Sprache, oder der deutschen Literatur zu widmen. Ungarische Literatur und Geschichte interessierten ihn ebenfalls. Dr. Wallner zählte zu jenen Professoren, die von den Schülern Wissen und Können forderte, entdeckte er unter ihnen ein Talent förderte er wissenschaftliche sowie künstlerische Begabungen. Er wusste den Unterricht abwechslungsreich zu gestalten, unter ihm gab es bereits eine „Arbeitsschule“. Da ihm Kindersegen versagt geblieben ist, nahm er sich der Waisen seines früh verstorbenen Freundes, Prof. Hahnenkamp, und notleidender Realschüler an. Als er in den Ruhestand versetzt, wurde ihm die Oberstudiendirektionswürde verliehen. QUELLE: Tagblatt General Anzeiger Burgenland, 4. Juli 1929, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO [Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp] >[Zurück zur Übersicht über alle Beiträge|Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp] [{Metadata Suchbegriff=' ' Kontrolle='Nein'}]