!!!EMIL JELLINEK-MERCEDES

In jener Stadt die für Österreich-Ungarn so schmerzliche Erinnerungen wachrufen, da dort vor wenigen Jahren Kaiserin Elisabeth  ermordet worden ist, starb nun in Genf am 21. Jänner 1918, der bekannte Generalkonsul Emil Jellinek-Mercedes, an einem Schlaganfall. Der 65jährige  galt als hervorragende Persönlichkeit   in der  internationalen Autoindustrie. 

Der Verstorbene bekleidete durch  viele Jahre die Stelle  eines k. u. k. Generalkonsuls für Monaco, vorher  war er bereits in Ländern Algerien und Tanger. Er hat  die Konstruktion des Mercedes-Motors veranlasst, der nach dem  Namen seiner Tochter Mercedes benannt ist. Mercedes wurde zu einer weithin bekannten Marke und Jellinek erhielt von der niederösterreichischen Statthalterei die Bewilligung, den Namen Jellinek-Mercedes zu führen. Der Name Mercedes scheint für Jellinek von großer Bedeutung zu sein, verleiht er diesen noch anderen Objekten, und zeigt zugleich eine Vorliebe für Spanien.

In den Anfangsjahren der automobilen Entwicklung trat Jellinek mit der Daimler-Motorengesellschaft in Canstatt in Verbindung, deren Konstrukteure zuerst  der Vater des Automobilmotors Gottlieb Daimler und dann sein nicht minder  berühmter Nachfolger Wilhelm Maybach waren.

Es ist das unbestreitbare Verdienst  Emil Jellineks, dass er die konservative Leitung der Daimler-Motorengesellschaft dazu brachte, die Daimler-Wagen zu verbessern. Durch die ersten Siege, die mit diesen Autos bei den Rennen in Nizza errungen wurden, ist die Aufmerksamkeit der internationalen Autoliebhaber auf diese Marke gelenkt worden. Es sei ganz besonders hervorzuheben, dass Jellinek es war, auf dessen Drängen Maybach den Mercedes-Motor konstruierte, der nach dem Namen der Tochter Mercedes des Herrn Jellinek benannt  wurde. So wurde  Mercedes zu einer internationalen Marke. Viele Jahre lang war er  der alleinige Abnehmer der Mercedes-Wagen, die er durch seine weit verzweigte Verkaufsorganisation auf dem internationalen Markt absetzte. Zu seinen prominenten Kunden zählten nicht nur die Rothschilds, sondern auch andere schwer Reiche die  nicht zurückstehen wollten. Morgan, nach dem der zauberhafte Schmuckstein  Morganit benannt ist, Astor, Rockefeller u a. 

Beim  Bergrennen  1900 Nizza – La Turbie kam es mit  Mercedes-Autos zu schweren Unfällen mit tödlichem Ausgang.

Jellinek wohnte bis zum Ausbruch des Krieges in Nizza wo er  eine Villa besaß. Nachdem die Daimler-Motorengesellschaft nach Untertürkheim übersiedelt waren, wurde die Beziehung ebenfalls gelöst, und Jellinek wollte vorerst von Autos  nichts mehr wissen. Bei Ausbruch des Krieges weilte Jellinek in einem deutschen Badeort.
 
Warum Jellinek Nizza verließ könnte jener Grund von  1916 gewesen sein, als das Handelsgericht in Nizza, sein Urteil in dem von  der  Compagnie Algerienne gegen den ehemaligen  österreichischen-ungarischen Generalkonsul in Monaco angestrengten Prozess gefällt. Die Klage  drehte sich  um 22 Wechsel, die von der Gesellschaft des „Hotels des Anglais“ in Nizza zu Gunsten der Compagnie Algerienne ausgestellt und von Herrn Jellinek-Mercedes mit seinem Giro versehen worden waren. Gleichzeitig mit dem Betrag der Wechsel waren auch Zinsen in der Höhe von 47.372 Franken eingeklagt worden. Das Handelsgericht  hat dem Domäneninspektor Scoffier, Sequester des Vermögens des Geklagten, den Auftrag erteilt, an die Compagnie Algerienne 1,147.372 Franken auszuzahlen. Dazu kommen  dann  noch die Zinsen seit dem Tag der Einbringung der Klage und die Kosten, die sich auf  rund 18.000  Franken belaufen.

Im Verlauf  seiner automobilen Tätigkeit erwarb er  viele Millionen.

In Baden, eine bekannte Persönlichkeit, war Besitzer großer Realitäten, so des  stattlichen Mercedeshofes in der Wiener Straße, sowie die Villa Didiro auf dem Hauptplatz. 

Noch im ersten Kriegsjahr übersiedelte er mit seiner großen Familie nach Genf, wo er seither  im Hotel National wohnte.Man erinnert sich, dass Jellinek  vor  Monaten in Genf wegen angeblicher Spionage verhaftet, doch  schon  am nächsten Tag gegen Kaution aus der Haft wieder entlassen... Seither hatte man nie wieder etwas davon gehört.

Wie schon erwähnt war er ein reicher Mann, der seine  Millionen in Frankreich  in Nizza, und in Paris angelegt hatte, wo das Mercedes Hotel in der  Avenue des Champs Elysees sein Eigentum,  und  als Familienpension geführt wurde. Es ist ein auffallender Bau mit sieben Stockwerken und einer extravaganten Fassade, dessen Äußeres in  rosa gehalten ist.

Jellinek war in erster Ehe,1874, mit Rachel, geb. Goggmann die 1893 verstarb, verheiratet. Mit ihr hatte er zwei Söhne und eine Tochter, Mercedes. In zweiter Ehe,  die er 1899 mit Henriette, geb. Ditthofer einging, noch 4 Kinder, darunter wieder ein Mädchen. Die Tochter Mercedes,  die mit  Karl Freiherrn von Schlosser, Vizesekretär im Ministerium für öffentliche Arbeiten, vermählt. Ferner drei Söhne, von denen  Dr. Raoul Ferdinand,    derzeit  im Krieg.

Der Verblichene war einer der Söhne des verstorbenen Wiener Predigers Jellinek; ein Bruder, der berühmte Heidelberger Rechtslehrer, ist bereits gestorben, sein Bruder Dr. Max Hermann Jellinek ist an der Wiener Universität tätig.

Im Jahr  1927 fand eine  Sternfahrt  nach Monte Carlo statt  an der sich zwei  Steyrfahrerinnen beteiligten. Aus Wien  Frau Andrée Alexander-Mercedes, die jüngste Tochter des verstorbenen Emil Jellinek-Mercedes.

Aus einer Eintragung in der Kurliste von Baden geht hervor, dass am 18. Mai 1916 Mercedes Baronin  Schlosser, mit ihren beiden Kindern Elfriede und Hans Peter, Erzieherin und 2 Dienstmädchen aus Wien  die Villa in der Wienerstraße bezogen, mit dabei Frau Leopoldine Jellinek-Mercedes mit Dienstmädchen.

Eines ihrer Freizeitvergnügen war das Reiten. Obwohl  ein bestimmtes Auto ihren Namen trägt, hat sie nie einen Mercedes besessen, dem ist nicht so, denn ein Foto wurde entdeckt, dass das Gegenteil anzeigt. Ihr wird nachgesagt, dass sie eine Schönheit, mit kastanienbraunem Haar, und grünen Augen gewesen sei.  Kein Wunder, dass sich Kassin davon inspirieren  ließ,  und zwei Marmorgestalten  mit ihren zauberhaften Gesichtszügen verewigte. 

1926 trennte sich  Mercedes von Mann und Kindern und heiratete den Bildhauer  Rudolf Weigl. Er war nicht untalentiert, doch von sich sehr eingenommen und äußerst unbeständig.Viel auf Reisen, durchfeierte Nächte, in denen der Alkohol in Strömen floss. Das konnte nicht gut gehen, kurz darauf starb er an Schwindsucht.

Spät aber doch musste die einst so Verwöhnte einsehen, wie sehr sie  in die Irre geleitet worden war,  diese  Ehe endete als größte Enttäuschung ihres Lebens, das rettungslos zerstört war. In einer kleinen Wohnung in Wien, starb am 23. Februar  1929   Mercedes angeblich an Knochenkrebs. Die Verblichene wurde auf eigenen Wunsch eingeäschert und die Urne  in der Familiengruft im Zentralfriedhof beigesetzt.

__QUELLEN:__  Allgemeine Automobil Zeitung, 3. Februar 1918, S 13. 27. Jänner  1918, S 10, 15. März  1929, S 5, daraus zahlreiche Bilder, Badener Zeitung, 31. Dezember  1932, S 4, Neues Wiener Tagblatt, 23. Jänner 1918, S 10. ANNO Österreichische Nationalbibliothek.

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