!!!ENTWICKLUNG  DES  VERKEHRS



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1910:  Wohl selten hat  ein Monarch eine so große Popularität erlangt  und wird von seinen Völkern in so hohem Maße verehrt wie der gegenwärtige Regent Österreichs. Es ist nicht allein die Ehrfurcht vor dem Alter, sondern noch mehr die Dankbarkeit für das segensreiche Wirken das die Herzen der Liebe zu dem Träger der kaiserlichen Würde entflammt.

Österreich hat in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen ungeahnten Aufschwung  genommen; die Daseinsbedingungen haben sich infolge der vielfachen Neuerungen und des stetigen Fortschrittes verändert, auf allen Gebieten  menschlicher Tätigkeit und wissenschaftlichen Forschens hat rastloser Eifer  und emsiger Fleiß  altes umgeformt, den neu entstandenen Bedürfnissen angepasst. In politischer Hinsicht wurde unter der Regierung Franz Joseph I., nicht nur  der Übergang vom Absolutismus zum Parlamentarismus, sondern auch von der Interessenvertretung zum allgemeinen Stimmrecht vollzogen, als eine Folge der großen kulturellen Entwicklung, die Österreich ergriffen, der bis in die  untersten Schichten hinabreichenden Volksbildung und der allgemeinen Schul- und Wehrpflicht. Und in kultureller Hinsicht ist ein ganz neues Österreich entstanden, ein Österreich, das im friedlichen Wettbewerb der Völker ein gewichtiges Wort zu reden, das im Konzert  der Großmächte  entscheidenden Einfluss  gewonnen hat, Aus den Anfängen gewerblicher Tätigkeit ist eine mächtige, auf einzelnen Gebieten tonangebende Industrie, die sich alle Erfindungen der Neuzeit zunutze machte, hervorgegangen, der  Handel hat eine bedeutende Steigerung erfahren, der Export bemächtigte sich der  internationalen  Verkehrswege, die Landwirtschaft ist im steten Aufschwung begriffen, Heer und Marine sind gekräftigt, die Daseinsverhältnisse günstiger geworden. Das sicherste Kennzeichen für den kulturellen Aufschwung ist das kolossale Wachstum des Verkehrs. Der Beginn der Regierungszeit  des Kaiser Franz Joseph I., fällt mit dem Beginn der Bahnbauten zusammen. Wie ist jedoch  das Bahnnetz seit dieser Zeit gewachsen und wie ist der Verkehr gestiegen? Die ganze Monarchie ist von einem dichten Bahnnetz durchzogen, das alle Orte von einiger Bedeutung mit einander verbindet, die Schienen schlängeln sich durch die entferntesten Täler, erklimmen Höhen, die zu überschreiten früher als ein unerhörtes Wagnis angesehen wurde, bohren sich durch gewaltige Bergmassive oder überbrücken Schluchten von schwindelnder Tiefe. Alle Errungenschaften des technischen Wissens  und Könnens wurden zu Hilfe gerufen um jenes große Verkehrsnetz zu schaffen, das gegenwärtig das Zentrum mit der Peripherie des Reiches verbindet, und die Hauptlinien wurden durch eine Unzahl von Lokalbahnen ergänzt, die überall hinführen, wo menschliche Regsamkeit wirtschaftliche  Erwerbsquellen geschaffen oder Schönheiten der Natur zur Bewunderung zwingen. Und weil vielfach die erschlossenen Verkehrswege erst den Verkehr geschaffen haben, so hat sich  mit dem zunehmenden Verkehrsmöglichkeiten  und Verkehrserleichterungen ein intensiver Verkehr entwickelt, der in diesem Umfang nie voraus geahnt wurde. Das große Projekt des Ausbaues der Alpenbahnen, die schon in ihrer heutigen Anlage den Verkehr kaum zu bewältigen vermögen, ist im vergangenen Jahr zum Abschluss gekommen und die  bewunderungswürdigen technischen Leistungen, die vollführt, die enormen Schwierigkeiten, die überwältigt wurden, bilden ein weiteres Ruhmesblatt in der Geschichte des österreichischen Eisenbahnwesens. Durch die neuen Alpenbahnen wurde eine direkte Verbindung zwischen den hochentwickelten böhmischen Industriestädten, den Alpenstädten und dem einzigen österreichischen Hafen hergestellt.
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Tatsächlich zeigen die Frequenzziffern eine enorme Steigerung des Verkehrs, der im Vergleich zu dem Verkehr vor 25 Jahren in Wien um das Vierfache, in den Alpenländern  und in  den böhmischen Bädern in noch viel höherem Maße gewachsen ist und eine Menge von  komfortablen Hotels, vornehmlich in den Alpen Ländern und den  böhmischen Bädern entstehen ließ, eine Reihe von der Fremdenfürsorge gewidmeten Einrichtungen geschaffen hat, die  ihrerseits wieder eine den Verkehr  wohltätig befruchtende Wirkung  äußern.

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Die vielen neuen Verkehrswege, mit deren Erschließung neue Erwerbsverhältnisse geschaffen wurden, neue Industriezweige sich bildeten schüttelten eine Fülle von Wohlstand über jene Gegenden aus, die in das große Verkehrsnetz einbezogen wurden, und selbst die nicht unmittelbar an den Verkehrsadern gelegenen Ortschaften profitieren indirekt durch den allgemeinen Wohlstand, der sich durch die vermehrten Erwerbsquellen, die verbesserten Existenzbedingungen immer mehr ausbreitet. Es war aber nur möglich, das große Friedenswerk zu vollenden, weil der Kaiser als Hüter und Schützer des Friedens und als der mächtigste Förderer  kultureller Entwicklung den Expansionsbestrebungen auf allen Gebieten kulturellen Wirkens und Schaffens sympathisch gegenüberstand. Jedes größere Unternehmen, das den Fremdenverkehr günstig  zu beeinflussen vermochte, oder sonst für die Allgemeinheit  von wohltätiger Wirkung begleitet war, konnte seiner uneingeschränkten Unterstützung sicher sein. Bei solch regem Interesse für alles, was Stadt und Land nützen konnte, ist es begreiflich, wenn die Verkehrseinrichtungen, dienen sie nun  dem Nah- oder dem  Fernverkehr, mit raschen Schritten sich den Bedürfnissen der Bevölkerung und der wirtschaftlichen Entwicklung anpassen. Was hat sich aber auch während der Regierungszeit  des Kaiser geändert und wie rapid ist der Verkehr  gewachsen. Einige kleine Beispiele mögen dies illustrieren.

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Im Jahr 1848 wurden in Österreich  21 Millionen  Briefe befördert, während gegenwärtig   weit über 600 Millionen jährlich befördert werden. Im Jahr 1848  wurden 1 ½ Millionen Tonnen an Gütern verfrachtet, gegenwärtig weit über 200 Millionen jährlich. Und  was haben  die Elektrizität, Telegraf und Telefon für tiefgehende Umwälzungen im Wirtschaftsleben hervorgerufen! In den Städten gibt es fast nur mehr elektrisch betriebene Straßenbahnen und einzelne Lokalbahnen werden ebenfalls  elektrisch betrieben. Nebst den  Haupt- und Lokalbahnen dienen eine Reihe von Bergbahnen dem Fremdenverkehr und dadurch der Volkswirtschaft. Die Schiffe nehmen immer größere Dimensionen an und erhöhen Geschwindigkeit und Komfort, die Luftschifffahrt steht am Beginn einer großen, vielversprechenden Entwicklung, das Automobil ist zu einem vielgesuchten und wertvollen Beförderungsmittel geworden und der Staat gestaltet nach und nach seine Postlinien, namentlich auf den hohen Alpenstraßen, in Automobillinien um. Die Privatbahnen werden verstaatlicht und nach der  Verstaatlichung der Nordbahn sind die zwei großen, Böhmen durchziehenden Bahnen, die Nordwestbahn und Staatseisenbahn in den Staatsbetrieb eingefügt worden. Und so drängt die Entwicklung zu Fortschritten auf allen Gebieten wirtschaftlicher Betätigung und da Handel, Industrie und Verkehr eng miteinander verknüpft sind und Errungenschaften auf dem einen Gebiet auch solche auf dem anderen Gebieten auslösen so entsteht ein kontinuierlicher Wettstreit, der kaum Errungenes durch Vollendetes ersetzt. Der Verkehr ist nichts Ruhendes, sondern entwickelt sich stets und drängt nach Verbesserungen, schafft neue Verkehrslinien, die immer tiefer in das flache Land und immer höher auf die Berge dringen, gestaltet die bestehenden Verkehrseinrichtungen den jeweiligen Bedürfnissen entsprechend um und zwingt den menschlichen Genius in seinen Dienst. Hervorragende  Verkehrsmänner Deutschlands und Frankreichs haben ziffernmäßig dargelegt, dass man die  Eisenbahnen nicht nach ihrem Bruttoerträgnis allein werten darf, da fast die vierfache Summe notwendig wäre, um die gleiche Leistung mit den früheren Verkehrsmitteln zu erzielen.  Die Eisenbahnen haben aber nicht allein den Vorteil, dass sie nach dieser Berechnung dem Volksvermögen ungeheure Summen ersparen, sondern den vielleicht noch größeren Vorteil, dass sie Industrie und die mit ihr verwandte Zweige befruchten, dass sie einer Unzahl  Menschen Erwerb und Verdienst geben  und dass sie die Vorbedingungen für den  Fremdenverkehr geschaffen haben. Und welch  hoher volkswirtschaftlicher Wert dem Fremdenverkehr zukommt, das beweist die Schweiz, das beweist vor  allem Italien, dessen finanzielle Verhältnisse durch ihn sehr  gekräftigt wurden, das beweisen die Anlagen in den Alpen und die komfortablen Bauten und Anlagen in den böhmischen Bädern, das beweisen die der Fremdenfürsorge gewidmeten Einrichtungen, die ohne Fremdenverkehr  undenkbar wären. Der Verkehr ist ein großer wirtschaftlicher Faktor, weil  durch ihn erst  die geschaffenen wirtschaftlichen Werte umgesetzt werden können.

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Und den großartigen Aufschwung, den das Reich genommen hat, die glänzenden Schöpfungen des Verkehrs, die eine bessere  Existenzmöglichkeit bieten und das Leben angenehmer zu  gestalten vermögen, sind gewiss auch dem segensreichen Wirken und Walten, der väterlichen Fürsorge des Monarchen zu verdanken, der stets ein warmes Herz für den wirtschaftlichen Fortschritt bekundete und nie unterließ wirkliches Können materiell oder ideell zu fördern.

__QUELLE:__  Pilsner Tagblatt/S. Lehr ÖNB Bildmaterial I.Ch. Graupp

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