!!!FLÜGELHORN

Ein Mann der in der Zwischenkriegszeit mit Hilfe seines Flügelhorns Gutes tat war Max Sostaric.
Sostaric wurde als Sohn eines Schneidermeisters am 7. Oktober 1872 in Varazdin, Kroatien, geboren. Er besuchte das k.k. Obergymnasium in Varazdin.

1893/94  besuchte er die Verpflegs-Aspiranten  und Einjährig Freiwilligenschule in Wien. Zu dieser Zeit wurde im Personalakt  des K. u. k. Reichskriegs Ministerium  bereits seine Vielseitigkeit  wie Schwimmer, Sänger, Musiker, Zeichner, Schlittschuhläufer und Turner erwähnt.

Anschließend studierte er an der Universität in Wien und war nach der Lehramtsprüfung im Jahr 1901  berechtigt  in den Fächern:  Naturgeschichte, Mathematik, Physik als Nebenfach unter Gebrauch der Deutschen Unterrichtssprache zu unterrichten.
Bereits ab 1900  war er Supplent am k.k. Staatsgymnasium in Ragusa, Supplent am k.k. Staatsgymnasium in Görz, k.k., wirklicher Gymnasiallehrer und provisorischer  Leiter am k.k.Staatsgymnasium in Mitterburg in Istrien und schließlich ab 1902  Professor am nö. Landesrealgymnasium in Klosterneuburg.

1904 wurde über seine Fähigkeit und Verwendbarkeit folgendes ausgesagt: „Er verfüge über genügende Fachkenntnisse; seine pädagogische Eignung  wurde durch die geringere  Bewegungsfreiheit  in der deutschen Unterrichtssprache etwas beeinträchtigt.“
Eine weitere Qualifikation aus dem Jahr 1912 besagt,  in den Bereichen „Fachliche Ausbildung, Fähigkeiten und Auffassung, Fleiß, Gewissenhaftigkeit und Verlässlichkeit während des Dienstes“, „Eignung für den Parteienverkehr,  Außendienst“  Die Beurteilung fiel mit „Vorzüglich“ aus.

Nach 12jährigem Aufenthalt in Klosterneuburg wurde er am 12. Jänner 1914 nach Horn in das Landes-Real- und Obergymnasium  versetzt.

Der Erste Weltkrieg brach aus und auch Sostaric wurde einberufen. Zunächst war er dem Evidenz Büro des Generalstabes  in Wien zugeteilt und später Landesschulinspektor in Serbien, dann  wieder im k.k. Militär Verpflegungsmagazin  in Wien  und schließlich „Verköstigung Leiter im Rangierbahnhof von Stryi.“

In der neuerlichen Dienstbeschreibung  wird er als sehr strebsam und gewissenhaft, sehr ambitioniert und pflichtbewusst, fester Charakter, ernst und schaffensfreudig, beschrieben. Außerdem wurde ihm eine „vorzügliche Dienstleistung im Krieg“ bescheinigt. Besonders 1917  in Stryi, wo er durch sein Organisationstalent  verstanden hatte, die Verköstigung Station derart einzurichten, dass selbst  größere Transporte in der kürzesten Zeit verpflegt werden konnten.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges kehrte Sostaric nicht mehr in den Schuldienst   zurück, sondern  ging ab 1. Jänner 1919 in Pension.


Wann Sostaric genau mit seinen Flügelhorn Konzerten begann ist nicht zu eruieren, es wird plötzlich über ihn berichtet. 
Nachdem das Spital der Barmherzigen Brüder dringend Geld benötigte, wirkte Prof. Dr. Max Sostaric als Organisator und veranstaltete nach amerikanischem Muster in großzügiger Weise  eine Sammelaktion. Der Appell an die Bevölkerung das Spital das so eng mit der Geschichte Wiens verbunden ist und im Dienste  der leidenden Menschheit unendlich  viel Gutes getan hatte vor dem Zusammenbruch zu retten. Das Ergebnis war überwältigend und hatte die größten Erwartungen übertroffen.
 
170.000 Schilling lieferte  den Beweis, dass es für die Bevölkerung eine Ehrensache war so großzügig zu helfen. 
Unzählige Male hatte der geniale  Künstler mit dem Flügelhorn  seine Kunst selbstlos  in den Dienst der Wohltätigkeit gestellt und mit seinen Konzerten schon  so manches Unheil verhindern können. Für ihn gab es keine Unterschiede welcher Partei oder Religion  es sich dabei handelte. Er gab im Laufe von 10 Monaten über 50 Konzerte für wohltätige Zwecke. Straßensammlungen erfolgten, während  Sostaric per  Post an 45.000 Häuser den Aufruf mit Sammelbogen und Erlagschein sandte. Trotz der vorangegangenen Sammlungen wurde neuerlich gespendet. Im Speisesaal des Spitals  wurden die Büchsen nach und nach entleert und in kurzer Zeit waren die ersten hunderttausend Schilling erreicht und das Spital konnte damit für einige Zeit ihr Auslangen finden. Den Aufruf des Kuratoriums hatten an der Spitze Altkanzler Dr. Seipel und Frau Minister Ahrer gezeichnet.

Der Zirkus Hagenbeck gastierte gerade in Wien und gab eine große Festvorstellung unter Mitwirkung erster Wiener Künstler zugunsten der Barmherzigen Brüder. Auch Sostaric, ein großer Wohltäter dieses Spitals  hatte bei einer früheren Sammlung 200 Millionen Kronen für das Krankenhaus  aufgebracht. Nun wollte er ebenfalls bei dieser Festvorstellung mitwirken und zwar wollte er sein Konzert im Löwenkäfig absolvieren. Der Direktor lehnte dieses Ansinnen  ob der Gefährlichkeit ab.  Der Künstler  meinte: „Entweder im Löwenkäfig – oder überhaupt nicht.“

Hagenbeck wollte gerade auf diesen Künstler nicht verzichten und  lehnte jede  Verantwortung ab und wünschte vorher eine Probe.

Die fand um 8 Uhr morgens statt. Der Löwe kam mit dem Dompteur in den Käfig. Eine Spalte wurde geöffnet und der mutige Musiker hineingelassen. Nun standen sie sich gegenüber der König der Tiere und der Professor der Naturgeschichte - der Dompteur  bis an die Zähne bewaffnet. Hagenbeck und seine Leute umstanden mit unangenehmen Gefühl  den Käfig. Sostaric wurden von dem Tier  neugierig gemustert, und schien über dessen Eindringen nicht sehr begeistert zu sein, denn er begann zu knurren. Da setzte der Professor sein Instrument an den Mund  und begann zu spielen. Niemand hätte es für möglich gehalten, dass der Künstler überhaupt    seinem Instrument  einen Ton entlocken könnte. Dieser spielte und spielte zehn Minuten lang  holte die feinsten und reinsten Töne aus seinem Instrument aus dem die schönsten Volkslieder erklangen.

Der Löwe hörte sich den Melodien Reigen ruhig an und zog sich dann in seine Behausung zurück.  Hagenbeck beglückwünschte den Spieler und  erklärte, dass dieser einen Weltrekord aufgestellt, wohl hätten bereits Engländer oder Franzosen den Käfig betreten sich aber  dort stets ganz ruhig verhalten. 

Auf die geglückte Generalprobe  folgte dann die öffentliche und einzige Auftreten des Professors mit dem Flügelhorn. Vier Tage nach seinem gefährlichen Auftritt wurde er von Reportern bestürmt. Er hatte noch viel vor, und wollte eine Vortragstournee ins Ausland antreten.
 
Sein erstes Ziel war für die Kirche der Barmherzigen  wieder Glocken zu beschaffen, die Orgel zu restaurieren und die Kirche  wieder in einen ihrer würdigen Zustande zu versetzen. Wäre das erledigt, wollte er die furchtbare Not der Schwestern Elisabethinen lindern. Auch an die Tuberkulosen Kinder dachte er  und wollte ein Konzert von der Gloriette geben, das im gesamten Park zu hören war. 

Welch ungeheure Arbeit der Künstler dabei geleistet hatte, konnte nur jemand ermessen der ihn in dieser  kritischen Zeit  bei seiner Tätigkeit beobachtete.

Wenn jemand meinte er hätte nach dem Trubel  nun ein wenig Ruhe, der irrte, denn schon hatte sich das Haus der Unheilbaren bei ihm gemeldet, das sich in größter Notlage befindet. Der Künstler hatte ohne zu zögern zugesagt und begann sofort mit seiner Arbeit.

 Die Kirchen waren bei ihm in guten Händen, auch die Leopoldskirche im 2. Wiener  Bezirk für die er ebenfalls ein Konzert veranstaltete. Bedeutende Flügelhornisten bescheinigten ihm ein große Können, da er durch sein Instrument förmlich singe und spreche was bisher kein Flügelhornist erreicht hatte. Die nächste Kirche die mit seiner Hilfe rechnen konnte war die Alt-Ottakringer Kirche.
 
1925  hatte er in nur 14 Tagen neunzig Wohltätigkeitskonzerte für verschiedene Organisationen und Instituten gegeben um sie vor dem Untergang zu retten. 

Das hundertste Konzert wollte er vom Riesenrad aus starten. 
Am 10. Mai desselben Jahres wurden durch eines seiner Konzerte der armen Kinder in der Roßau  gedacht, das mit großer Begeisterung aufgenommen wurde, und einen hohen Betrag erbrachte. 

Trotz seiner Krankheit  kam er allen Wohltätigkeitsveranstaltungen nach, so auch in Klosterneuburg  der Vereinigung der Familienerhalter die gleichfalls in einer Notlage geraten waren.
 
Am 4. Juli 1926 hielt  er vor dem festlich beleuchteten Riesenrad einen Vortrag zugunsten des Girardi-Denkmalfonds.
1927 wusste die Reichspost über eine Aktion der Pfründner zu berichten. Eine Abordnung des Humanitären Pfründner- und Pfründnerinnen Vereines sprach bei Dr. Tandler vor  und bat um Bekleidung, Schuhe und Kohle. Dieser versprach  eine „wohlwollende Überprüfung“ ihrer Wünsche zu. 

Ohne dem Zutun Prof. Dr. Max Sostaric hätten sich diese Wünsche nicht erfüllt.

Im Katholischen Arbeitervereines befand sich der Matzleinsdorfer Christkindlmarkt der Geschenke von 1 Schilling aufwärts anbot, dazu brachte Sostaric bekannte Weihnachtslieder und das damit verbundenen Erträgnis  diente zur Förderung eines Jugendheimes.

Am 7. Jänner 1928 fand wie der Gurker  Dombauverein mitteilte, eine Festvorstellung im Deutschen Volkstheater in Wien statt, bei welcher Sostaric über den Plan der Geldaufbringung sprechen wird.  Später sollte dann in Klagenfurt oder Villach  eine Vorstellung des Opernsängers Hermann Gallos von der Wiener Staatsoper stattfinden. Am 20. und 21. Jänner  würde ein Konzert der Wiener Kärntner Kolonie zugunsten des Renovierung Fonds des Gurker Domes abgehalten werden. Ende Jänner fanden dann noch in Klagenfurt und Villach Vorstellungen des Herrn Reimers vom Wiener Burgtheater mit einigen Kollegen und Kolleginnen sowie des Opernsängers Albin von Rittersheim von der Wiener Volksoper alternierend. An all diesen Gastspielen schließt sich dann noch Sostaric mit Flügelhorn- und Gesangsvorträgen an.

Dann wurde in Bruck/Leitha  eine Wiedersehensfeier  der Vereinigung ehemaliger Artilleristen veranstaltet. Dazu gastierte die Musikkapelle A. Pelzl mit dem Artilleristenmarsch. Zu dieser Feier steuerte auch der Virtuose Sostaric seine glänzenden Stücke zu Gehör.

Eine Konzertreise durch Jugoslawien brachte die nötigen Geldmittel für ein Lehrlingsheim für arme kroatische Kinder in Wien auf.
 
Zur Firmungszeit war Sostaric ganz für die Kinder da, fuhr mit klingendem Spiel vom Prater bis zum Haus der Kronen Zeitung, weiter zur  Villa Marischka, zum Stephansplatz und zurück zum Prater. Wo der Künstler mit lebhaften Ovationen bedacht wurde.
1929 gedachten die in Wien ansässigen Kroaten in der Karlskirche mit einer Gedächtnismesse für Stephan Radic und anderen Opfern des Belgraders Skupschtinamordes am 20. Juni 1928. Während und nach der Gedächtnismesse  wird  der Amateurkünstler einige Kirchenlieder zum Vortrag bringen.

Beim Herbstfest des Katholischen Jünglingsvereines „Mariahilf“ eilte  Sostaric direkt vom Krankenbett herbei  um das Publikum nicht zu enttäuschen.

Am 19. Oktober 1930 gastierte Sostaric  in Berndorf  in der Margarethen Kirche  anschließend an die Frühmesse einen Vortrag geistlicher Lieder mit Orgelbegleitung.

 Um der Feuerwehr in Himberg zu  helfen gab der so gefragte Künstler zu Silvester vor dem  Haus „Langhof“ ein Konzert. Der Erfolg war ein durchschlagender. Trotz der herrschenden Kälte hatten sich zahlreiches Publikum versammelt. In den Pausen spielte die Himberger  Feuerwehr Kapelle unter der Leitung des Dirigenten  Franz Eisenwagen auf.
 
Der Landstraßer Waisenrat veranstaltete unter dem Präsidium Hofrat Dr. Viditz auf dem Kardinal Nagl Platz  eine „Große Serenade“ Geladen waren  JR Nr.  3 unter der Leitung des Kapellmeisters Gaigg, Virtuosen-Zigeunerkapelle Koze Antal aus Budapest, Amateur Flügelhornist Sostaric,  der Humorist und Schriftsteller Pallas, der Wiener Liedersänger Inspektor Leihs-Lanner.  Mit dem Ergebnis dieser  Veranstaltung wollte man Landstraßer Waisenkinder aus den ärmsten Familien einen Landaufenthalt ermöglichen.

Sostaric hegte die Idee auf dem Kahlen- oder Leopoldsberg  ein Denkmal für den Unbekannten österreichischen Soldaten zu errichten. Dazu wollte er am 1. November aus einem Flugzeug  drei Musikstücke  auf dem Flügelhorn blasen.  Vor jedem Eingang eines Friedhofes sollte eine Sammelbüchse angebracht sein in die der Besucher 10 Groschen  werfen sollte. Die Spenden per Postanweisung würde er selbst im 9. Bezirk Meynertgasse 4 entgegen nehmen.

Um den bedeutenden steirischen Mundartdichter Hans Fraungruber zu ehren, hatte der Verband deutscher Landsmannschaften beschlossen, eine Plakette an der letzten Wirkungsstätte, der Volksschule Wien VI., Rahlgasse, anbringen zu lassen. Dazu hatte man den wohlbekannten und berühmten Flügelhornbläser eingeladen, der für hohe Einnahmen bürgte. Die Plakette die äußerst gut gelungen, hatte Josef Poderer ausgeführt.

Prof. Dr. Max Sostaric der ein erfülltes Leben und selbstlos handelte, um jede Art von Not zu lindern, starb am 22. September 1938 in Wien.




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                               Max Sostaric     


__QUELLEN:__   Acta Studiatica,  Interessante Blatt Oktober 1928,Reichspost Deember 1927,  Ill. Kronen  Zeitung 5. November 1925 , Grazer Volksblatt 19. August 1896 Beilagr Nr. 188, und Bild, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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