!!!HAENKE, PHARM. WIRKEN

Den Namen Thaddäus Hänke wird man in medizinischen, pharmazeutischen, oder  botanischen  Schriften, Bücher oder Berichten, gegenwärtig vergeblich suchen, vielleicht  nur gelegentlich ehrenvoll erwähnt zu werden. Ihm gebührt eine Sonderstellung in den Reihen der Pioniere der Medizin und Pharmazie des  18. und 19. Jahrhunderts. Sein umfassendes, vielseitiges Wirken auf allen  Gebieten der Wissenschaft ist  schwierig und bleibt durch Unkenntnis unvollendet. Seine Leistungen überflügeln so  manchen hoch gelobten Forscher von einst. Er ist unbestritten der Begründer der Chile Salpeter-Industrie und als Chemiker war er es der die reichhaltigen Lager  von Salzen und Erden entdeckte und Versuche anstellte. Kein anderer Botaniker kannte die Flora der Anden besser als er. Aber nicht nur  diese, ihn lockte die Pflanzenwelt der angrenzenden Länder, Sammlung um Sammlung von ganz unbekannten  Blumenarten ließ er dem spanischen König zu kommen, seine Heimat Böhmen wurde  von ihm nicht vergessen und mit Besonderheiten der Flora aus Südamerika versorgt. Die Studien zu Berg- und Hüttenwesen, vor allem Edelmetalle zeichnete er  sich durch Weitblick aus, war seiner Zeit immer schon  voraus. Immer wieder unternahm er Expeditionen ins Landesinnere, diese Exkursionen verarbeitete er später als Werk der Landeskunde. Die Vorliebe für Musik der großen Meister sollte  seine Umgebung im entfernten Erdteil ebenfalls kennenlernen und setzte alles daran diese zu bewerben.

Hänke sammelte bereits Statistiken über den Staatshaushalt der spanischen Kolonien, die dann verwertet wurden.

Als Arzt interessierten ihn  als einzigen auch die Heilpflanzen der Indianer und Eingeborenen, deren Sprache auch er erlernte, machte  davon Stichproben und Notizen.  Seine Instrumente, Bücher  und sonstigen wichtigen Gerätschaften sind ihm beim Schiffbruch verloren gegangen, um so mehr muss man ihn bewundern, dass er ohne diese Hilfsmittel in dieser südamerikanischen Wildnis einzigartige Forschungsergebnisse zuwege brachte. Heilquellen untersuchte er in selbst hergestellten Reagenzgläser.

Andere Forscher kehrten nach Europa zurück, hielten dort Vorträge über ihre Reisen und wurden dadurch bekannt und berühmt. Er hätte eine Fülle von Beobachtungen den Gelehrten Europas vorzutragen. Er versäumte den richtigen Augenblick in die Heimat zurückzukehren, erst als die Ausläufer der französischen Revolution auch Südamerika erreichten, war es zu spät,  es gab Schwierigkeiten der Ausreise, Napoleons Eroberungen und  die Schifffahrten auf den Meeren schienen  zu unsicher.

Nach seinem Tod ging Wertvolles verloren, obwohl Graf Sternberg sich dessen Forschungsarbeiten annahm. Erhalten sind jene Briefe die er an die Familie, Freunde und  Bekannten  adressierte. Besonders mutig und aufschlussreich sind die Memoranden an die Gouverneure und  Vizekönige, wo er Missstände aufzeigte, und um Änderung sorgte. Hänkes  Reliquien erwecken die Erinnerung an einen vortrefflichen  Mann, Baron von der Lühe verdankt Österreich den der  österreichischen Flora ausschließlich  gewidmeten Garten im Belvedere.

Am 16. Juli  1885 Kreibitz plant, in den letzten Augusttagen dem verdienten Naturforscher Thaddäus Hänke an seinem Geburtshaus eine Gedenktafel zu errichten. Mit der Gedenktafel wurde das Atelier des hiesigen Bildhauers H. W. Fischer beauftragt. Die zwei Meter langen  und dementsprechend breiten Marmorplatte, deren oberes Feld die aus Kararamarmor hergestellte Reliefbüste des Naturforschers einschließt, während im unteren Feld folgende Inschrift befindet: Der Naturforscher Thaddäus  Hänke wurde in diesem Haus im Jahr 1761 geboren. Gewidmet vom Fortbildungsverein 1885.

Das  gesamte Kulturschaffen Österreichs ist viel bedeutender  und reichhaltiger als angenommen. Es wird immer nur auf die Kunst und vor allem auf  Musik  und Dichtkunst oder auf Ärzte und  Architekten hingewiesen. Dabei vergisst man, dass wir auf dem Gebiet der Naturwissenschaften   eine Anzahl von Forschern von Weltgeltung haben, die man der Vergessenheit überlässt.


Die Behauptungen, er sei im Kerker oder durch Gift gestorben entbehrt jeder Grundlage.

QUELLEN:   Österr. Apotheker Zeitung,  30. Juli 1949. Flora, Botanische Zeitung, 14. Juni  1828, Radio Wien, 29. Mai 1948, Leitmeritzer Zeitung,  18. Juli 1885. Österreichische Nationalbibliothek, ANNO




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