!!!HARRACH PALAIS



[{Image src='Palais.gif'class='image_left'height='400' caption='Harrach Palais,Foto:Reiffenstein,Gemeinfrei' alt='Wien' width='575' popup='false'}]


Um die  architektonischen Schönheiten Wiens zu erkunden, sollte man einen Sonntagmorgen wählen. Zu  dieser Stunde herrscht noch  angenehme Ruhe, kein Touristenstrom  stört die Idylle, hin und wieder eilt raschen Schrittes ein Besucher zur  Basilika „Unserer Lieben Frau zu den Schotten“ um der Messe beizuwohnen. Wir befinden uns auf der geschichtsträchtigen Freyung, vor uns das Palais Harrach.   Anmutig  und in edler Würde des Barocks   verleiht es dieser Stadt ihr Gepräge. Ein Wahrzeichen, aus einer glänzenden Vergangenheit....

Äußerlich  im Stil etwas verhalten eröffnet sich im Innern eine nie geschaute Pracht, mit einer der schönsten Barockstiegen Wiens und einer bemerkenswerten Galerie. Schottenkirche und  Adelspalais waren einst Alleinherrscher dieses Platzes.

Langsam erholte man sich von der Pest, die Türken war man endgültig los. Lebensfreude kehrte zurück in die Kaiserstadt an der Donau. Der Hof nahm an Glanz  und Ansehen zu und sonnte sich im feierlichen Zeremoniell spanischer Etikette. Der Adel verließ seine Besitzungen auf dem Land und übersiedelte in die Residenz um sich  hier prunkvolle Palais errichten zu lassen. Nach Harrach folgten Dietrichstein, Kaunitz, Liechtenstein, Batthyany, Daun, Winterpalais des Prinzen Eugen, das Belvedere und das ungarische Gardepalais.
Bald herrschte pulsierendes Leben in Wien. Feste und Bälle fanden statt. Künstler und vor allem Komponisten die hier ihre Werke zur Aufführung brachten, wurden weltberühmt. Unternehmer mit ihren Erzeugnissen waren sehr willkommen, hatten Erfolg und genossen bald hohes  Ansehen.




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[{Image src='Galast.gif'class='image_block'height='400' caption='Galastiege, Foto: Reiffenstein,Bühne,Gemeinfrei' alt='Wien' width='257'}]
[{Image src='Stiegen 2.gif'class='image_block'height='400' caption='Feststiege, Sport und Salon Gemeinfrei' alt='Wien' width='334'}]
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Das barocke Juwel, das 1702 errichtet, verdanken wir  dem Grafen Ferdinand Bonaventura Harrach,  dem Obersthofmeister und Freund Kaiser Leopold I., Wer den Plan entworfen hat ist nur eine Vermutung, dass es der Erbauer des Belvedere, Johann Lucas von Hildebrandt sein könnte, der unter dem Sohn und Nachfolger des Erbauers Grafen Thomas Alois Raimund, für das Stadtpalais, für das Sommerpalais auf der Landstraße und für das Schloss Prugg tätig war.

Seinerzeit dürfte der Hof von  offenen Pfeilerarkaden umgeben gewesen zu sein.  Auf den Bildern Canalettos und Kupferstichen von  Kleiner-Pfeffels sowie Delsenbach ist noch zu erkennen wie die Fassade ursprünglich ausgesehen hatte. Offenbar wurden diese 1850 beim Umbau verbaut und der in den Hof stilvoll eingefügte Brunnen, der einst Wasser aus der nahen Hofburg bezog. Doch das Palais hat noch Bemerkenswertes zu bieten. Außer  der Barockstiege  aus roten Salzburger Marmor, gibt es noch das chinesische Zimmer, das damals in Mode gekommen war. Auch eine Gemäldegalerie war hier zu finden, die unter der Leitung des ehemaligen Restaurators des Kunsthistorischen Museums, Regierungsrat Hermann  Ritschl stand. Darunter sind unschätzbare  Kunstwerke Gemälde von Rubens, Rembrandt, Perugino, Tintoretto, Guido Reni, Velasquez und Murillo zu bewundern.




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[{Image src='Vestibül.gif'class='image_block'height='400' caption='Vestibül,Foto:Reiffenstein,Bühne,Gemeinfrei' alt='Wien' width='605'}]
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Die Gründung dieser wertvollen Galerie war ebenfalls  dem Grafen Ferdinand Bonaventura von Harrach zuzuschreiben.  Dieser weitgereiste, kunstsinnige Grandseigneur war Gesandter Leopold I., am Hof von  Madrid und hatte Gelegenheit in Klöster und  Schlösser des Landes Meisterwerke der spanischen Schule um  1670 kennen zu lernen. Fand eine „Almoneda“, eine öffentliche Bilderauktion statt, war Harrach zugegen und ihm gelang es einige dieser Werke nach Wien zu bringen. Darunter befand sich jenes Gemälde von Lucas de Heere „Drei musizierende Mädchen“, das unlängst in der Sezession  zu sehen war.




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[{Image src='Gemäl.gif'class='image_block'height='400' caption='Gemäldegalerie,Foto:Reiffenstein,Bühne,Gemeinfrei' alt='Wien' width='625'}]
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Sein dritter Sohn  Thomas Alois Raimund von Harrach, der von Karl VI., als  Vizekönig von Neapel, eingesetzt, hatte in der fünfjährigen Regentschaft  Zeit selbst Gemälde bei den Künstlern  der neapolitanischen Schule zu bestellen. Für das  Stiegenhaus im Wiener Palais ließ er in  einem Kolossalgemälde von Nicolo Maria  Rossi einem Schüler  Francesco Solimenas
auf drei Riesenflächen stellen die „Funzioni pubbliche“ des Vizekönigs dar, die Ausfahrt aus dem  Palazzo Reale, seine Wallfahrt zur Kirche Piedigrotta und seine  Anteilnahme am Fronleichnamsfest, der berühmten „Festa  di  quattro altari“. Die drei  Gemälde bildeten im Palazzo Reale ausgestellt, die Bewunderung von ganz Neapel. Der Blick schweift über die Stiege hinauf zu dem lebensgroßen  Reiterbildnis das aus dem dreißigjährigen Krieg her bekannten Generals  Grafen  Buquoy von Pieter Snayers. Unter dem Pferd ist die Schlacht  am weißen Berg bei Prag dargestellt. Ein großer Teppich aus Seide gestickt mit dem Wappen der Familie, fällt sogleich beim Eintreten auf.



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[{Image src='Cines.gif'class='image_block'height='400' caption='Chinesisches Zimmer, Foto:Reiffenstein, Bühne,Gemeinfrei' alt='Wien' width='303'}]
[{Image src='Salon 1.gif'class='image_block'height='400' caption='Salon,Foto:Reiffenstein,Bühne,Gemeinfrei' alt='Wien' width='304'}]
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Am Ende von Salons gelangt man in die Gobelin Salons. Reich ornamentierte rote Gobelins bedecken nicht nur die Wände sondern auch die Sitzmöbel deren Gestell und  jenes  des Marmortisches, reiche Vergoldung zeigten, ein Prachtkamin aus dem Atelier des Mailänders Tantardini, herrliche Vasen und Kronleuchter füllen die Ecken. In der Privatbibliothek über dem Kamin zeigt ein Gemälde des Erbauers des Palais Grafen Ferdinand Bonaventura, das von dem Niederländer van Schooten gemalt wurde. Im Rauchsalon begegnet man  in einer Nische ein lebensgroßes Porträt des Oberststallmeister Kaiser Ferdinands III., Franz  Albert Harrach, ein Werk des Augsburgers Johann Ulrich Mayer.



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Reichhaltig sind auch jene Werke von Rubens und Rembrandt die ein anderes Mitglied der Familie Harrach, der  als  Obersthofmeister der Tochter Leopold I.,  Erzherzogin  Maria Elisabeth, Gouverneurin der Niederlande in den  acht Jahren seines Aufenthaltes  sammeln konnte.


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Vervollständigt wurde die Gemäldesammlung im Harrach Palais durch Ankäufe aus den Besitzungen Truchsess, Fries und Dietrichstein sowie von Kunsthändlern. Außer Gemälden gibt es noch Sammlungen von 30.000 Kupferstichen, Radierungen usw.



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[{Image src='Salon 5.gif'class='image_block'height='400' caption='Salon, Sport und Salon,Gemeinfrei' alt='Wien' width='501'}]
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Bei der Hochzeit von Kronprinz Rudolf mit Stephanie von Belgien am 10. Mai 1881 befanden sich Kämmerer  Rittmeister Alfred Graf  Harrach zu Pferd und Johann Graf Harrach zu Pferd,  Wirklicher Geheimer Rat Franz Graf Harrach  im eigenen zweispännigen Galawagen im Festzug.

Die Residenzstadt präsentierte sich  an diesem Festtag in ein glänzendes Lichtermeer so auch auf der Freyung wo die Schottenkirche mit einem großen Gasflammenkreuz geschmückt und der umfangreiche Balkon des Palais Harrach glich einem Meer von Flämmchen und der Wintergarten war von innen erleuchtet, so dass man die Grünpflanzen desselben  von außen bewundern konnte.

Das Amt des bevollmächtigten der tschechoslowakischen Republik übersiedelte am 6. August 1919 aus dem Lobkowitz Palais in das  Harrach Palais, Wien,  I. Bezirk,  Freyung 3. Im Harrach Palais befand sich das Präsidium, die  Konsularrechtsabteilung und das Ernährungsreferat. Das Harrach Palais hat folgende Telefonnummern: interurban: 16.460, 18.198: lokal: 15.306.... Im Lobkowitz Palais blieb die volkswirtschaftliche Abteilung, das politische Handelsreferat, das Finanzreferat und die Ausfuhrkommission.....

QUELLEN: Die Bühne, 1931, Nr. 296, Bilder  von Bruno Reiffenstein, Sport  und Salon, 12. April 1902, Morgen Post, 10. Mai 1881, Wiener Salonblatt,  16. August 1919, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO





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