!!!HOTELGESCHICHTEN

1896: Es ist oft sehr betrüblich mitanzusehen, wenn ein einst strahlendes Hotel langsam vor sich hinstirbt.....

So eine ähnliche Situation herrschte kürzlich  in  der  Donaumetropole Wien, denn in letzter  Zeit  verödeten drei alt renommierte Wiener Hotels. Nur eines erreichte wieder  die alte elegante Würde, die beiden anderen gähnten in hoffnungsloser Leere dahin.

Es handelte sich um das Hotel „Meißl und Schadn“ in der Kärntnerstraße, das Hotel  „Zur Stadt Frankfurt“ in der Seilergasse und das Hotel „Munsch“  in der Kärntnerstraße. Die beiden Hotels „Meißl und Schadn“ wie auch  das Hotel  „Munsch“  waren Eigentum der  Gemeinde Wien und wurden aus baulichen Gründen ihrer bisherigen Bestimmung entzogen,  da  die betreffenden Gebäude demoliert und  an deren Stelle Neues erstehen zu lassen, die um ein beträchtliches Stück von der  Kärntnerstraße bis in den Neuen Markt hineinragen  würden, um der Kärntnerstraße ihre neue Breite zu belassen.

Das Hotel „Zur Stadt Frankfurt“, das einem privaten Unternehmen gehörte,  sollte umgebaut werden und  zurückrücken, allein der  Grund zur Auflassung des Hotels lag nicht in baulichen Umständen, sondern darin, dass der letzte Pächter, Herr Schipler wegen ständiger Kränklichkeit  sich in das Privatleben zurück gezogen hatte. Auf einen  neuen Pächter wartete man vergeblich. Für die Hotels Frankfurt und Munsch hatte die Stunde geschlagen. Während „Meißl und Schadn“ in neuer Pracht  neben dem alten, erstand.

„Zur  Stadt Frankfurt“ mit seinen gemütlichen und vornehmen Restaurationsräumen, hier versammelten  sich einst  all jene Persönlichkeiten die gerade in Wien weilten. Noch war man unentschlossen was mit dem Hotel geschehen soll. Ungewiss ist auch der Platz des alten Hotel Meißl und  Schadn das derzeit  als Magazin für Möbel Verwendung findet. Hotel Munsch bekommt einen Nachfolger Der bisherige Pächter  Josef Schindler hat das Hotel bereits geräumt, während sein Nachfolger  Herr Kranz, der hiesige Generalvertreter des Münchner Brauereibesitzers Sedlmayr „Zum Spaten“ bereits hofft, 1898 das neue Hotel übernehmen zu können.

Das alte Hotel „Munsch“ ist in einem langwierigen Prozess verwickelt und hat alle Instanzen  überwunden doch für Herrn Schindler mit einem abweisenden Bescheid  geendet. Schindler hatte nach dem Tod des Hoteliers Munsch vor 24 Jahren das vornehme Hotel übernommen, das mit Vorliebe von  Diplomaten und adeligen Familien bevorzugt wurde. Vor etwa 15 Jahren residierte hier sogar  der Jockeyclub, dem die Räumlichkeiten   mit der Zeit zu sehr  beengten.

Der Kontrakt zwischen Kommune und Schindler wurde immer auf sechs Jahre unkündbar abgeschlossen. Die Miete während der 24 Jahre Schindlers Pächterzeit  zeigen bedeutende Sprünge. Vor 24 Jahren betrug die Miete 18.000 Gulden, zuletzt wurden 36.000 Gulden Miete gefordert. 1897 sollte das Hotel der Spitzhacke zum Opfer fallen und so lange währte für Schindler der  Kontrakt. Nun hatte die Kommune bereits vor Monaten ein Verkaufsoffert ausgeschrieben, wo zuerst  die Beamten-Baugesellschaft unter verschiedenen  Kautelen das „Erstehungsrecht“ und später Herrn Kranz vom Spatenbräu, der Sedelmayr Generalvertreter, Hotel und Platz um weit über 600.000 Gulden erwarb. Zwischen der Kommune und dem Käufer kam ein Vertrag zustande, in welchem es hieß, dass der Käufer bemüßigt sei, sämtliche mit dem Hotel verbundenen Pflichten und Rechte zu wahren, bei eventueller Verletzung derselben die Kommune schadlos  zu halten. Herr Kranz  ließ nun im Mai dieses Jahres Herrn Schindler das Hotel pro November kündigen und offerierte demselben gleichzeitig als Entschädigung für die vorzeitige Kündigung 20.000 Gulden, Herr Schindler weigerte  sich  die Entschädigung anzunehmen und verlangte das Doppelte, das ihm verweigert wurde. Nun beschritt Schindler, gestützt auf seinen Kontrakt mit der Kommune, und klagte. Sowohl die  zweite Instanz, als auch der Oberste Gerichtshof, wiesen ihn jedoch mit der Klage ab, erkannten, dass Herr Schindler im November das Hotel räumen müsse,  sprachen ihm das Recht auf Entschädigung zu, ohne deren Höhe zu bestimmen.

QUELLE: Wiener Montags Post, 14. Dezember 1896, Österreichische Nationalbibliothek ANNO.

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