!!!INHALATIONSTHERAPIE





[{Image src='Apparat deren Teile aus Porzellan bestand.png'class='image_left'height='400' caption='Apparat, Teile aus Porzellan, Pharmazeutische Post 1904'alt width='616' popup='false'}]


1904: Über die Inhalationstherapie ist bekannt, dass zu Homers Zeiten Schwefeldämpfe inhaliert wurden, und dass Hippokrates Räucherungen gegen Lungenkrankheiten benützt hat und dass Galen Schwindsüchtigen den Aufenthalt an der Meereskünste und in der Nähe des Vesuvs und des Ätna, deren schwefeligen Dämpfe einatmen sollten, verordnete.

All das geriet  jedoch in Vergessenheit bis es nun dem Dunkel entrissen wurde, enthusiastisch gepriesen und kritiklos  verdammt  trat die Inhalationstherapie erst Mitte des vorigen Jahrhunderts das Interesse wissenschaftlicher Diskussion gleichzeitig mit dem Erscheinen des ersten von  Sales-Girons konstruierten Apparates zur Zerstäubung von Arzneilösungen wieder in Erscheinung.

Nachdem  Sales-Girons seinen „Pulverisateur portatif des liquides medicamenteux“ im Jahr   1858 der Pariser Akademie vorstellte, entbrannte in Frankreich ein heftiger Kampf um den Wert des wissenschaftlichen Inhalationstherapie.

Bei dem Streit ging es darum ob die zerstäubten Flüssigkeitsteilchen in die tieferen Atmungswege überhaupt  eindringen würden, oder ob sie vielmehr, zu größeren Tropfen konfluierend, in den oberen  Respirationsabschnitten niedergeschlagen und daher zurückgehalten würden. Die Diskussion erbrachte, dass fremde Stoffteilchen bis in die feinsten Luftwege vordringen, dafür liefern die  Staubinhalationskrankheiten, die Lungen der  Steinkohlenarbeiter, ja jede  Großstadtlunge Beweise. Niemand zweifelt daran, dass zerstäubte Flüssigkeiten die Glottis passieren und in die feinsten Bronchien und Alveolen aspiriert werden können, das zeigte sich an den Tierversuchen Fiebers, Tobold, Gerhards u.a. Emmerich lieferte schöne, exakte Untersuchungen. Die Frage ist nun, ob soviel Flüssigkeitsstaub in die tieferen Luftwege inhaliert werden kann. Beim Menschen lässt sich das Vordringen eingeatmeter Flüssigkeitströpfchen direkt mit dm Kehlkopfspiegels bis in den  Trachea verfolgen.

1908: Die meisten in dieser Zeit  verwendeten Inhalatiosapparate entsprachen nicht den Erfordernissen einer rationellen Therapie, denn sie wiesen keine genaue Regulierung der Temperatur des Sprays  und keine Vergasung schwerflüchtiger Stoffe auf. Ein weiterer Nachteil bestand darin, dass die Menge der eingeatmeten Medikamente viel zu gering war um eine  dementsprechende Wirkung auszuüben.

Versuche an Katzen, denen  durch künstliche Atmung äußerst feinste Lösungen von  Methylenblau eingeführt wurden, ergaben die wichtige Tatsache, dass die gefärbte Flüssigkeit nicht nur in die unteren Lappen, sondern auch in die Lungenspitzen eindrangen.

Ähnliche Resultate  gelangen  von Reitz an Lungen von Hunden erzielt worden. Hermann von Schroetter, Sohn von Leopold von Schroetter und Bulling haben durch entsprechende Versuche an Kranken das Eindringen der gefärbten Flüssigkeiten bis tief  in die  Bifurkation nachgewiesen.

Bulling war es der die ersten erfolgreichen Regulierungsvorrichtungen des Dampfsprays lieferte und galt als großer Fortschritt der Inhalationstherapie.

Einen weiteren Fortschritt auf dem Gebiet der Inhalationstherapie bedeuten die Versuche von Reitz in Bad Elster über welche er in der Naturforscherversammlung in Leipzig vortrug. Damit wurde nachgewiesen, dass die Lunge von Tieren sowie Menschen größere Mengen von Eisenpräparaten resorbiert und direkt in die Blutbahn gelangt.

Die Inhalationstherapie kann erfolgreich angewandt werden nicht nur  bei Nasen-,  Rachen-,  Kehlkopf-, Tracheal- und Bronchialaffektionen, sowohl bei akuten wie auch bei chronischen Zuständen und ist auch indiziert bei  chronischer  Lungentuberkulose.

Vorerst sollte die  Inhalationstherapie nur in Sanatorien für Lungenkranke Anwendung,  Verbreitung und Nachprüfung finden, da sie stets einer Kontrolle unterliegen muss.

Auf dem Gebiet der  Syphilis hat sich die  Inhalationstherapie in so manchen Fälle  bestens bewährt.

Gute Resultate erzielte man bei Asthma und Arteriosklerose mit Jodpräparaten.

1909: Glück und  Ludwig L. Herczeg aus Budapest berichten über neue Inhalationstherapie und Herczeg verweist auf einen Gasophor-Inhalator. Der Apparat  bringt also die Heilkörper vergast, also als luftartige Substanz und somit zur vollkommenen Einatmung geeignet zur Inhalation. Versuche bereits seit 4 Jahren.

1911:  Die  Inhalationstherapie deren allererste  Anwendung bis in die Zeit Hippokrates zurückreicht, dann in Vergessenheit geriet bis sie zu Beginn des 17. Jahrhunderts, nach Entdeckung des Oxygens 1774 wieder aktuell wurde, nahm  in der zweiten Hälfte des vorigen  Jahrhunderts einen  gewaltigen Aufschwung. Sales Girons  ist es zu verdanken, der im Jahr 1856 in Pierrefonds einen Inhalationssaal zur Einatmung zerstäubten schwefeligen Mineralwasser durchführte. Es folgte der transportable  Apparat zur Inhalation.

Die Methode zur Behandlung der Krankheiten der Atmungsorgane wurde vorerst mit großer Begeisterung begrüßt, doch die Hoffnungen die man in diese Methode setzte erfüllten sich  nicht, Enttäuschung und  heftige Gegner  bildeten sich die gegen die Inhalationstherapie wetterten und ihren Wert zu unterschätzen versuchten.

Doch mit der Zeit gab es technische Neuerungen, nicht nur bei  den Inhalationen zur Anwendung, auch die Arzneimittel wurden verbessert.

1914; Die moderne Inhalationstherapie hat nicht nur die Art und Weise, wie der Kranke inhaliert, verändert, auch der Inhalt des Stoffes, mit dem inhaliert wird, hat erhebliche Veränderungen erfahren. Größere Apparate mit Soledunst  angefüllten Säle, für so manchen Kranken gab es sogar Einzelkabinen. So wurde die therapeutische   Wirksamkeit gesteigert.

Die Inhalationstherapie ist heute nicht nur  die wirksamste Methode zur Behandlung der Atemwege sondern trägt auf sanfte und schonende Weise dazu bei, die Beschwerden zu lindern und zur raschen Heilung  beizutragen.
 

QUELLEN:  Wiener  klinische Wochenschrift  3. August 1908, 25. Oktober 1909, Medizinische Klinik 18.Oktober 1914, Monatsschrift für Ohrenheilkunde, Heft 10, 1911.


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