!!!KAUTSCHUK

 1929: Der Kautschuk war bereits in Amerika durch die Eingeborenen, Afrika und Asien bekannt.  Nach der Heimkehr aus Amerika berichtete  Christoph  Kolumbus 1493 davon.

In Europa begann die Verarbeitung des Kautschuks erst im 18. Jahrhundert und gewann an  Bedeutung, als im Jahr  1823 Charles Marintosch die Löslichkeit des Kautschuks in verschiedenen Lösungsmitteln erkannte, womit man Gewebe vor Nässe  schützen und somit  undurchlässig  von  Regen machen konnte. In der Vergangenheit war nur der brasilianische Kautschuk bekannt. Heute kommt der Kautschuk aus Süd- und Zentralamerika, Afrika und in großen Mengen aus  Ostindien in den Handel. Wurde Kautschuk  früher nur von wild wachsenden Pflanzen gewonnen, so sind heute auf Ceylon und in den malaiischen Staaten große Pflanzungen entstanden, die sehr beträchtliche Mengen liefern,  so dass der Handel Wildkautschuk und Plantagenkautschuk unterscheidet und die Ausfuhr des zuletzt genannten schon bedeutende Mengen aufweist.

Zur Gewinnung des Produktes werden die Bäume im Juli von den Kautschuksammlern, Seringuerios, von oben nach unten in langer Linie angeschlagen, seitlich davon wird eine Anzahl von unter sich in  spitzen Winkeln parallel stehenden Einschnitten gemacht, die in den senkrechten Einschnitt einmünden. An jeder Einmündungsstelle wird ein kleines  Blechgefäß angebracht, indem man es mit seinem scharfen Rand in den Baum eingetrieben. Der austretende gesammelte Milchsaft wird zum Gerinnen, Koagulieren gebracht und sodann auf verschiedene Weise verarbeitet. Entweder wird der Milchsaft über  Feuer erwärmt oder man setzt ihm Pflanzensäuren, wie Essigsäure und Zitronensäure, in der Neuzeit auch Kohlensäure hinzu.

Die Verarbeitungsweise ist neben der  Abstammung, den Boden- und klimatischen Verhältnissen für die Güte des Kautschuks maßgebend. Brasilianischer Kautschuk oder Paragummi wird in den  Urwäldern des Amazonas gefunden. Man unterscheidet verschiedene Arten von Gummi, wie z.B. Flaschenkautschuk, Spatelkautschuk oder Speckgummi; Kartagenakautschuk kommt in großen Blöcken in den Handel und soll von der Familie der  Morazeen gewonnen werden. Afrikanischer  Kautschuk kommt aus den Kongostaaten in Ballen und Wurstform in den Handel,  Ostindischer Kautschuk stammt von der sogenannten Gummifeige einer Apozynazee, ist von minderer Qualität und kommt für Deutschland  fast gar  nicht in Betracht. Die Gesamtgewinnung betrug  im Jahr 1918 an Wildkautschuk  etwa 41.000 Tonnen, an Plantagenkautschuk etwa 200.000 Tonnen.

Kautschuk ist in Wasser, Weingeist und  Säuren nicht löslich, doch auch in seinen Löslichmitteln ist er schwer zu lösen. Unter 0  Grad C verliert er seine Elastizität, bei 180 Grad C. schmilzt er. Früher wurden die Kautschukgegenstände aus geschmolzenem Kautschuk erzeugt. Im Jahr 1839 erfand der Amerikaner Godyear  eine neue Methode der Verarbeitung von Kautschuk durch das  Vulkanisieren, das die erzeugten Gegenstände viel haltbarer macht. Dadurch erlangte der Kautschuk  seine Wichtigkeit, die er heute für die Technik hat. Das Vulkanisieren erfolgt gewöhnlich durch Kneten des erweichten Kautschuks mit pulverförmigem Schwefel und darauffolgendem Erhitzen. Dem Kautschuk  können auch andere Stoffe, wie Bleiglätte, Kreide, Schwefelantimon und andere zugesetzt werden. Je nach der  Zugabe des Schwefels unterscheidet man verschiedene Härten des Gummis, vom Speckgummi bis zum Ebonit. Außer Rohkautschuk kommt auch der gereinigte Kautschuk vor. In einer Maschine, in der sich Messer befinden, wird der Kautschuk zerkleinert, die schmutzigen Stoffe werden ausgeschieden und der Kautschuk  wird mittels Walzen zu Lochplatten, sogenannten Gummifellen, verarbeitet.

Der synthetische Gummi wird hergestellt, indem  man Isopreen mit Essigsäure in geschlossener Röhre etwas etwas über  100 Grad erhitzt, wodurch Isopreen polymerisiert wird. Dieser Gummi ist mit Kautschuk oder Kautschukersatz nicht zu verwechseln. Schaumkautschuk ist ein Gemisch von Kautschuk und Stickstoff und wird durch Eingabe von  Stickstoff in noch nicht  vulkanisiertem Kautschuk bei einem Druck von etwa 4000 Atmosphären erhalten. Verschiedene Kautschukwaren werden zumeist in der Weise erzeugt, dass man Formen in eine Kautschuklösung taucht, wie z. B.  bei den Saugern und Birnspritzen, doch müssen die betreffenden Waren öfters getunkt werden, da sonst Blasen entstehen, die die Waren zu Ausschusswaren herabsetzen.

Gummibälle werden erzeugt, indem man in eine hohle, Kugelform Kautschuk mit Schwefel und Ammoniak einlegt und anschließend erhitzt. Durch das Erhitzen wird der Kautschuk vulkanisiert und durch das Ammoniak  erweitert und an die Wände der Form gepresst. Nach dem Erkalten wird die Form geöffnet und der Ball herausgenommen, poliert und lackiert. Gummiwaren sind vor großer Feuchtigkeit und Sonnenlicht zu schützen. Man kann zwar Gummiwaren mit Glyzerin und Kreide wieder auffrischen, doch ist brüchig gewordene Ware meistens wertlos.
W. Bernhard, Unmoderne Ausdrücke geändert,I.Ch.G.

QUELLE: Drogisten Zeitung, 15. Juni 1929, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO



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