!!!MARIA PIA



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September  1862: Der „Constitutionnel“ berichtete, die Prinzessin Pia, die Tochter Viktor Emanuels, die der König von Portugal heiratet, habe an den Papst, ihren Taufpaten, geschrieben, um ihn über ihre Hochzeit zu informieren; auch Viktor Emanuel habe an den Papst IX., geschrieben und der Abbé Stradelli sei der Überbringer dieser Briefe. Die Prinzessin  Pia bat den heiligen Vater um seinen Segen für ihre Vermählung. Der Papst verweigerte Pia ihre Bitte.

Im Ehekontrakt verzichtet die künftige Königin von Portugal auf ihren Namen Pia;  sie wird sich ab nun Maria von Savoyen nennen. Es war der Wunsch ihres  Verlobten. Das hatte in Italien große Verwunderung hervorgerufen.

Das römische National-Komitee forderte die Bevölkerung auf,  Geduld und Ruhe zu bewahren, sich jeglicher Demonstrationen zu enthalten.

Es scheint, dass das Land unter der Regierung des König Dom Luis I.,  eine auf den gewissenhaftesten Konstitutionalismus gegründete, und stellt  die Hebung von Handel und Gewerbe seiner Regierung das ehrende und schönste Zeugnis aus.

Am 6. Oktober 1862 vermählte sich der König mit Maria Pia.  Die Königin eroberte sehr rasch die Herzen der Bevölkerung von Portugal und nahm nicht geringen Einfluss auf all die segensreichen Neugestaltungen. Sie war eine Dame, hochgebildet von feinem Geist. Der Ehe entstammen zwei Kinder. Kronprinz Karl Ferdinand und  Alphons Heinrich.

Der Hof residiert im Winter im Palast  Ajuda in Lissabon, und befindet sich am rechten Ufer des Tajo und beherrscht den Eingang des Hafens und die Anhöhe von Belem. Die Badesaison verbringt die königliche Familie in Cascais einem wunderbar gelegenen Küstenort. Den Rest des Sommers  liebt die Familie  Aufenthalt in  Cintra zu nehmen, wo sie ebenfalls ein sehenswertes Schloss besitzt das Lord Byron als die schönste Landschaft der Welt besang.

Maria Pia die wie erwähnt die Tochter von König Viktor Emanuel aus erster Ehe mit der österreichischen Erzherzogin Adelheid  stammt. Sie verlor ihre Mutter schon sehr frühzeitig, denn nach der Geburt des sechsten Kindes starb Adelheid erst mit 32 Jahren im Kindbett. Die  letzte Ruhe fand sie in Turin in der Basilika di Superga.

Die  hochgewachsene Erscheinung der Königin Maria Pia ist ehrfurchtgebietend. Ihr großes Fremdsprachentalent brachte ihr Bewunderung,  denn in der Verlobungszeit  begann sie Portugiesisch zu lernen und es gelang ihr nach 6 Monaten eine bedeutende Fertigkeit  an Klarheit und Reinheit  der Aussprache  zu erlangen. Eine weitere Tugend, die man an ihr entdeckte, ist ihre Wohltätigkeit und Spontanität mit der sie alles durchführt. Sie ist sogar zur Retterin ihrer Söhne geworden die durch eine Welle fortgerissen worden sind. Karl Herzog von Braganza ist mit Prinzessin Amelie von Orleans, Tochter des Grafen von Paris,  verheiratet. Sie werden das letzte Königspaar von Portugal sein. Der Herzog von Oporto ist 20 Jahre und beim Militär.

Am 19. Oktober 1889 starb in Casais,  der König von Portugal im Alter von  51 Jahren an Wassersucht. Dom Luis war seit Wochen an das Bett gefesselt, die Übersiedlung aus Cintra  an die Küste, hat dem König wenig Hilfe gebracht.

Ludwig I.,  Dom Luis Philippe wurde am 31. Oktober 1838 zu Lissabon als der zweite Sohn der Königin Maria II., da Gloria aus deren Ehe mit dem König Ferdinand, Herzog  von Sachsen-Coburg, geboren. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder, dem späteren König Dom Pedro V., eine sorgfältige Erziehung, trat bald darauf in die Marine ein. Nachdem Dom Pedro gestorben war, folgte ihm Dom Luis  Philippe auf dem Thron. Seine Thronfeierlichkeiten am 11. November 1861 waren von gefährlichen Straßenrevolten begleitet, das aufgehetzte Volk beschuldigte Dom  Luis,   den Tod Königs Dom Pedro und der beiden anderen Prinzen herbeigeführt zu haben.

1888 kam das portugiesische Königspaar nach Ischl, bezogen im Hotel Elisabeth 40 Zimmer. Der Aufenthalt in Ischl währte vom 16. bis 18. August,  zu Ehren des hohen Besuches fanden Galadiners, Ausfahrten, Theater  und die Bevölkerung  hatte ebenfalls Gelegenheit die Gäste aus Portugal zu sehen.

Kaiser Franz Joseph hatte für den verstorbenen König eine 20tägige Hoftrauer angeordnet.

Niemand ahnte, dass  der 1. Februar 1908 mit Entsetzen und Schrecken enden würde. 

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König  Carlos, Königin Marie Amelie, Kronprinz Ludwig Philipp und Infant Manuel kehrten in einem offenen Wagen von  Villaviciosa nach Lissabon zurück. Als der königliche Wagen um 5 Uhr abends in Lissabon vom Handelsplatz in die  Arsenalstraße einbog, wurde aus einer Gruppe von Männern die mit  fünfläufigen Repetierkarabinern bewaffnet waren auf den König und den Kronprinzen geschossen. Der König wurde von drei Kugeln im Nacken, an der Schulter und am Hals getroffen; es wurde eine Schlagader durchbohrt,  das  den sofortigen Tod herbeiführte.  Auch der Kronprinz wurde von drei Kugeln in den Kopf, in die Brust schwer verletzt. Infant Manuel wurde am Kiefer und am Arm getroffen, jedoch wies er keine ernsten Verletzungen auf. Die Königin blieb verschont. Die Königsfamilie wurde ins Arsenal gebracht, wo der Kronprinz bald darauf starb. Die Königin und Infant Manuel kehrten um 7 Uhr in den Palast zurück.

In Portugal wollte man sich in der nächsten Parlamentssession 1909, mit  den Ehescheidungsgesetz beschäftigen.

Wie aus Lissabon gemeldet, hat die provisorische Regierung ein Dekret  erlassen, durch welches die Königin-Großmutter Maria Pia von Portugal eine Jahrespension von 135.000 Francs erhält. Die Inventur der Güter des entthronten Königs von Portugal ist beinahe beendet.....



Wie gemeldet  ist der Gesundheitszustand der  Königin Maria Pia ständig sehr schlecht. Nervenkrisen treten häufig auf, das Nierenleiden hat sich verschlimmert.

Nach der Ermordung des Königs und des Kronprinzen von Portugal wird Prinz Manuel der bei Attentat nur leicht verletzt wurde, den Thron besteigen.

König Manuel von Portugal ist im November 1909 in Madrid eingetroffen und wurde am Bahnhof von König  Alfonso empfangen.

1910 Portugal wird Republik. Die Rolle der Dynastie Sachsen-Koburg-Gotha und Braganza als Herrschergeschlecht ausgespielt.

Königin Maria Pia von Portugal ist an Bord des Panzerschiffes „Regina Elena“ von Gombo in der  Nähe der königlichen Villa „San Rossore“ eingetroffen und hat sich sogleich an Land begeben.


Aus Paris wird gemeldet:
….Der päpstliche Nuntius könne unangefochten in Lissabon verbleiben. Minister Machado erklärte: Die provisorische, republikanische Regierung ist von größter Achtung für alle anderen Staaten und Nationen erfüllt und erwartet gleiche Gesinnung von allen Staaten.....
….Unsere Zuneigung für den benachbarten Schwesternstaat Spanien, ist und bleibt eine große. Ebenso bildet die Unterhaltung herzlichster Beziehungen mit Großbritannien den wärmsten Wunsch der neuen Regierung.

Anders reagiert die „Agence Havas“ aus Lissabon, dass  sich der antiklerikale Einschlag der Revolution stark fühlbar mache. Es werden neuerliche Angriffe auf religiöse Niederlassungen gemeldet. Die Soldaten, die in das Haus der Gesellschaft Jesu Quelhaes eindrangen, fanden es geräumt.

...beim Einbruch bewaffneter Gruppen in das von 150  portugiesischen Barmherzigen Schwestern bewohnte Kloster Trenas ein Handgemenge, in dessen Verlauf zwölf Schwestern leicht verletzt wurden. Das Kloster wurde ebenfalls von Truppen besetzt...

Über die geflüchtete Königsfamilie wird aus London gemeldet: Die beiden Königinnen  haben in Gibraltar erst, nachdem ihnen von einem Londoner Bankhaus ein Kredit eröffnet worden war, eine Summe Geldes beheben können und dann Einkäufe in verschiedenen Modewarengeschäften gemacht. Ihre Flucht war so hastig vor sich gegangen, dass sie weder Wäsche noch sonstige Kleidungsstücke mitnehmen konnten. Auch König  Manuel war ohne geeignete Kleidungsstücke geflüchtet.

….dass der König sich nach Spanien auf den Landsitz seiner Tante, der Gräfin von Perin, in die Villa Maurique bei Sevilla begeben werde, seine Mutter wird ihn begleiten.

Aus Rom kommt die Meldung, dass die Großmutter des Königs, Maria Pia, mit ihrem Sohn, Infanten Alfonso, Herzog von Oporto ihre Zuflucht in Italien nehmen wird, wo sie äußerst populär ist und großes Ansehen genießt. Man nimmt an, dass sie im Schloss Moncalieri bei ihrer  Schwester, Prinzessin  Clotilde  unterkommen kann. Das Schicksal der alten Königin-Witwe,  war es die  die Öffentlichkeit Italiens beschäftigte. Die italienische Regierung  sandte sofort das Kriegsschiff  „Königin Elena“ nach Cadiz um sich  zur Aufnahme der Ex-Königin bereit zu halten. Italiens Bevölkerung war froh als sie die Nachricht  von der glücklichen Landung  der Königin  in Gibraltar vernahm.

1911: Über den Gesundheitszustand der Ex-Königin wurde heute um 11 Uhr folgendes Bulletin veröffentlicht: Die Königin wurde am 1. Juli nachmittags von einer Leberkolik befallen, die mit sehr heftigen Schmerzen verbunden war, welche andauerten. Gleichzeitig trat eine  Nierenaffektion auf  die ihren Zustand noch verschlimmerte. Sie musste wegen Gelbsucht dem Begräbnis ihrer Schwester Klotilde fern bleiben.

Ex-Königin Maria Pia von Portugal  verstarb am 5. Juli 1911 infolge eines urämischen Anfalles, auf Schloss Stupinigi, nahe Turin, einem der prächtigsten Savoyer Residenzen im  Piemont.

Maria Pia wurde  am 16. Oktober  1847 zu Turin als das vierte  Kind des Königs Viktor Emanuel II., und der Königin Adelheid, Erzherzogin von Österreich, geboren. Ihre älteren Geschwister waren der in Monza am  29. Juli  1900 ermordeten König Humbert I., von Italien, die vor wenigen Tagen verstorbene Prinzessin Klotilde Bonaparte und der im Jahr 1890 verstorbene Herzog Amadeus von Aosta. Die Verstorbene war daher eine Tante des Königs Viktor Emanuel III., und eine Nichte des Erzherzogs Rainer, dessen Schwester die Mutter von Maria Pia war. Im Jahr 1862 erfolgte die Vermählung der Prinzessin Maria Pia mit König Ludwig von Portugal, der nach 27jähriger Ehe, 19. Oktober 1889 starb.

Ludwig I., war der dritte Herrscher aus der Dynastie Braganza-Koburg. Maria II., da Gloria, die Tochter Dom Pedros heiratete in zweiter Ehe den Prinzen Ferdinand von Koburg, der den Königstitel, aber keinerlei Machtbefugnisse hatte. Nach dem Tod  der Königin  Maria da Gloria 15. November  1853, folgte ihr ältester Sohn Pedro V., zunächst unter Vaters Vormundschaft, ab 1855 selbständig. Seine Regentschaft endete am  6. November 1861,  durch ein typhöses Fieber. Sein zweiter Bruder Ludwig I., folgte ihm, der mit Maria Pia  von Savoyen vermählt war. Die junge Königin zeigte mehr Mut und hatte mehr Durchsetzungsvermögen als ihr königlicher Gemahl.

QUELLEN: Morgen Post, 17. September 1862, Wiener Weltausstellungs Zeitung, 21. Juni 1873, Klagenfurter Zeitung, 28. Mai  1886, Ischler Wochenblatt, 27. Oktober 1889, Salzkammergut Zeitung,  9. Februar 1908, Salzburger Kirchenblatt,  20. Juli 1909, Sarajevoer Zeitung, 10. Jänner 1909, Kärntner Zeitung, 1. Jänner 1909,  11.  Oktober 1910, Agramer Zeitung, 9. November 1909, 11. Oktober 1910, Czernowitzer Tagblatt, 21.  Oktober 1910, Salzburger Chronik, 7. Juli 1911, 6. Juli 1911, Linzer Volksblatt, 7. Juli 1911, Mährisches Tagblatt, 23. Jänner 1911, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO



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