!!!NIEDERWEIDEN




[{Image src='Nieder.png'class='image_left'height='400' caption='Schloss Niederweiden, Werbung' alt='Marchfeld' width='750' popup='false'}]



Im Jahr 1930 erschien in der „Kleinen Volks Zeitung“ ein kurzer Artikel mit dem Hinweis „Ein Schloss ist zu verschenken“. Es war kein Scherz! Wer will umsonst Schlossbesitzer werden? Derjenige braucht sich nur beim Kriegsbeschädigtenfonds melden, der das ihm gehörige, früher habsburgische Jagdschloss Niederweiden jenem kostenlos übergeben will, der den sehr heruntergekommenen Bau wieder instand setzt. Je nach den Ausgaben, die der neue Besitzer  im Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt für die Restaurierung des Schlosses investiert, kann er es um einen Anerkennungszins von wenigen Schilling jährlich haben mit samt dem Wildpark von 36  Hektar mit den uralten Baumbeständen. Bisher hat sich noch kein Bewerber gemeldet. Zwei Architekten Riss und Judtmann, die mit dem Wolkenkratzer auf dem Naschmarkt für Aufsehen sorgten, haben dieses Juwel entdeckt.

Der Bau sieht nicht sehr einladend aus, es besteht sogar Einsturzgefahr, Türen wie auch die Fenster sind mit Brettern vernagelt, geborstene Wände und  verschüttete Stiegen deuten auf den fortgeschrittenen Verfall hin.

Eine Restaurierung würde sich auf 600.000 Schilling belaufen.

Früher war es kaiserlicher Privatbesitz, jetzt vom Kriegsbeschädigtenfonds verwaltet. Es ist eines der schönsten Denkmäler des österreichischen Barocks. Schade um   diese  Zierde des Landes.

Kunstsinnige Kreise Wiens hoffen, dass sich bald ein neuer Schlossherr meldet, der Niederweiden vor dem gänzlichen Untergang  rettet,....

1907: Niederweiden, dem man den inneren Verfall nicht ansieht, steht imposant frei da inmitten eines großen, von einer Mauer umgebenen Hofes. Der Eingang zur Straßenseite ist mit einem sehr defekten Holzgittertor geschlossen, rückwärts schließt  sich an den Hof unmittelbar die Au an, deren wunderschöne uralte Lindenallee bildet. Einst war die Au ein schöner Naturpark mit Fontänen, Statuen u.a.m. In geringer Distanz befindet sich ein herrschaftliches Gasthaus, ein  herrschaftlicher Meierhof und ein kleines Forsthaus und gehören zur nahen Dorfgemeinde Engelhartstetten.

Im Inneren herrscht das reinste Chaos. Der Fußboden bedeckt mit Glasscherben, große Trambalken  liegen herabgestürzt im Schutt und man kann sich nur wundern über diese Zerstörung. Die Stiege die nach oben führt ist noch einigermaßen gut erhalten. Der Festsaal dessen  schöne Einrichtung ist  jedoch verschwunden. Früher gab es in dem jetzt  so trostlos  und einsam  befindlichen Barockschloss fröhliche Feste und Maria Theresia hielt sich mit Vorliebe hier auf.

Im Mittelalter erhob  sich  an dieser Stelle die Burg Grafenweiden und um 1450 trieb der  Raubritter Leonhard Arberger  mit Anhang hier sein Unwesen, doch die Bevölkerung nahm Rache und zerstörte seine Burg.

In späteren Zeiten gehörte Niederweiden zur Gutsherrschaft Engelhartstetten, die mehrmals ihre Besitzer wechselten. Am 12. August 1685 kaufte der Verteidiger Wiens 1683 Rüdiger Graf von Starhemberg dem bisherigen Besitzer Johann Ernst Graf von  Concin und ersetzte das zerstörte Grafenweiden durch das derzeitige Schloss Niederweiden, das  ab nun zu seinem Sommeraufenthalt erkoren wurde, und verblieb 41 Jahre in deren Besitz.

Die Herrschaft gelangte durch Kauf um 177.000 Gulden am 23.  September  1726 in den Besitz Prinz Eugen von Savoyen. Zu dieser Zeit besaß er bereits  Hof  an der March und damit war er Inhaber des ganzen südöstlichen Teil des Marchfeldes. Unter seiner Hand wurde  Hof und  Niederweiden  das einst Fischer von Erlach schuf, umgestaltet, aber Hof  wurde durch den Architekten Hildebrand zu einem Juwel verändert mit einer herrlichen  Terrassenanlagekomposition. 

Lange konnte sich Prinz Eugen an seinen  neuen Besitz  nicht erfreuen, denn am 21. April 1736 beendete ein Schlagfluss sein Leben.

Prinz Eugens Vermögen erbte dessen Nichte Maria Anna von Soissons, die sich am 17. April 1738 in Schlosshof mit dem Herzog Josef von Hildburghausen vermählte.

Das  Paar verfügte über ein Vermögen von  zwei Millionen Gulden. Dementsprechend führte es ein luxuriöses Leben in Schlosshof.  Die Schlösser erlebten nun glanzvolle  wie prunkvolle Feste an denen  die Hocharistokratie teilnehmen durfte. Selbst die kaiserliche Familie besuchte das herzogliche Paar im Herbst 1754. Nach der Tafel in Schlosshof fuhr die kaiserliche Gesellschaft nach Niederweiden wo der Herzog Maria Theresia zu einer Promenade einlud. Am Ende des Parks gab es eine große Überraschung sie fühlten sich in ein Naturtheater versetzt, das durch die Kunst  des Gärtners geschaffen, mit seinen Baumkulissen und  seiner aus grünem Rasen gebildeten Bühne einen überaus grotesken, faszinierenden  Anblick bot und im Hintergrund  die Aussicht bis in die Pressburger Gegend  reichte. Die kaiserliche Gesellschaft war noch in das Ungewöhnliche vertieft, als plötzlich Musik erklang, die Festvorstellung hatte begonnen. Auf Wunsch des Herzog wurde  von Metastasio   gedichtetes und von Bonno komponiertes Gelegenheitsdrama mit dem Titel „Die wahre Huldigung“ aufgeführt. Zwei berühmte Sängerinnen, die eigens aus Wien aufgeboten wurden. Diese sangen ein Duett mit den Schlussworten, dass die Bewohner  der Gebüsche aufforderten, mit in den Gesang einzustimmen und tatsächlich kam ein Chor von Männern und Frauen aus dem Wald und wiederholten die Worte „unser ganzes Herz dir zur Huldigung“. Von alldem Gebotenen zeigten sich die Majestäten wie die Gesellschaft begeistert.

Das Paar war trotz des immensen Reichtums nicht glücklich, hatten im reifen Alter  geheiratet, nun trennten sie sich.

Der herrliche Besitz war zu haben, Maria Theresia kannte die Vorliebe ihres Gatten für diese Lustschlösser und   schlug zu,  um 400.000 Gulden Schlosshof, und machte beide ihrem Gemahl zum Präsente.

Maria Theresia die eine besondere Freude an den Schifffahrten auf March und Donau hatte.
 
Die Tochter der Kaiserin Maria Christina feierte im Jahr 1766 in Schlosshof die Hochzeit mit dem Herzog Albert von  Sachsen-Teschen.

Es dürfte wohl eines der letzten Festlichkeiten gewesen sein, auch Josef II., war kein Freund von Jagden, fanden keine Gnade in seinen Augen und  er sah darin nur Zeitverschwendung.

Mit dem Tod Maria  Theresias ging auch die Glanzzeit der beiden
Schlösser zu Ende.Josef II., reduzierte die Erhaltungskosten, auch der Garten ging unaufhaltsam zugrunde. Die Parkwasserleitung geriet in Verfall. Mit großen Eifer wurden die trocken gelegten Wasserkünste, wie  auch die meisten Gittertore abgetragen. Bereits 1849 sprach man von einer Ruine. Den Rest besorgte dann der Einzug des Reitlehrinstitutes im Jahr 1899 die das noch Vorhandene fortschafften.

Kaiser Franz war des öfteren hier Gast und veranstaltete Hofjagden in Niederweiden.

1931:Zugegeben – es geht uns schlecht, es geht uns miserabel. Trotzdem so schlecht geht es uns noch immer nicht, dass unsere ganze, edle, durch viele Jahrhunderte aufgebaute Kultur nun plötzlich als überflüssiger  Luxus,  um nicht zu behaupten als Plunder angesehen und dementsprechend behandelt werden dürfte.
Niederweiden, ein Meisterstück barocker Architektur. Und heute ist dieses Hauptwerk unserer heimischen Baukultur ein Wrack. Das Innere ausgeräumt  und hinfällig. Der mächtige Park, einstmals eine Anlage von vielfältiger Pracht und Schauplatz eines festlich bewegten Lebens.

Also wir haben  heute schon, man kann es kaum für möglich halten – barocke Ruinen.
 
Seinen früheren Wert hatte es gänzlich verloren. Die Zeiten hatten sich geändert. Die Schlösser der Ebene wurden nicht mehr geschätzt. Inzwischen war die Gebirgswelt gefragt und die Eisenbahn brachte einem in die schönsten Gegenden.

1939: Die  beiden Marchfeldschlösser werden jetzt einer gründlichen Neugestaltung unterzogen, die unverdienter maßen dem Verfall preisgegeben waren. Beide künstlerisch  und geschichtlich gleichbedeutende Stätten werden nun wieder in alter Schönheit erstehen.

Vor Jahrzehnten hat man  zum Glück  sich ihrer wieder erinnert, beide Schlösser im Marchfeld aus dem Dornröschenschlaf wieder erweckt und jährlich finden  nun Ausstellungen und andere Veranstaltungen statt.

QUELLEN: Ödenburger Zeitung  1. September 1939, Neuigkeits Weltblatt, 20. April 1930, Reichspost, 7. August 1931, Deutsches Volksblatt, 13. Oktober 1907, Kleine Volks  Zeitung, 29. Juli  1930, Der Morgen, 20. Juli  1931, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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