!!!PALAIS MODENA



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1916: Wieder wurde ein Opfer gefunden und die Spitzhacke trat in Aktion, diesmal in Wien 3,  Beatrixgasse 29. Da wir gerade beim Zerstören sind demolieren wir gleich zwei weitere Häuser Nr. 27 und 25.   Was nur wenige wissen,  damit  wurde die   italienische Verbindung  zwischen zwei Staaten historischer Geschichte ausgelöscht.

Der Besitz in der Beatrixgasse wurde  1806 von  Erzherzogin  Maria Beatrix, Herzogin von Modena erworben, die den vorhandenen Bau vollständig umbauen ließ und fortan  den Namen Modena Palais  führte. Über das  Palais Modena wussten die Wiener wenig, doch die herrliche  Gartenanlage, mit dem bunten Blumenmeer    auf einer Fläche von 8.000 m² wurde von  den  Bewohnern der nächsten Umgebung sehr geschätzt. Es war die Zeit der prächtigen Gärten des Fürsten Schwarzenbergs,  die kunstvollen Anlagen des Belvederes, das Kloster der Salesianerinnen, die ebenfalls ihren  Klostergarten betreuten. Rings um, auf weiten Flächen Wein- und Obstgärten in reicher Auswahl. Nachdem sich auch andere Adelige hier niedergelassen hatten, zählte sie bald zu einer elitären Gegend. Weitere Persönlichkeiten zog es in dieses Gebiet 1790 Fürstin Eleonore Liechtenstein, eine geborene Fürstin von Oettingen-Spielberg, vermählt mit dem Fürsten Karl  Borromäus Josef. Ihr Mann war inzwischen gestorben, bald darauf auch Josef II. Da ihre mährischen Besitzungen zu entlegen waren, entschloss sie sich zur Erwerbung einer Liegenschaft nahe bei Wien der ihr als Sommersitz dienen sollte, nebenbei besaß sie ein gemietetes Stadthaus in der Wallnerstraße.

Als Käuferin trat Maria Beatrix Riccarda von Este, Erzherzogin von Österreich, Herzogin von Modena, auf und gab von nun an dem Palast den Namen. Sie war die einzige Tochter des Herzogs Ercole III., von Modena, von der Mutter Erbin des Herzogtums Massa und Carrara und seit 1771 mit Erzherzog Ferdinand, dem Sohn der Kaiserin  Maria Theresia vermählt. Das Paar war in Erwartung der modenesischen Nachfolge als Generalgouverneur der Lombardei in Mailand doch die Franzosen  zwangen ihn durch ihr Vordringen mit seiner kinderreichen Familie zur Flucht. Ebenso  den Herzog von Modena, der im Frieden von Campo Formio sein Herzogtum verlor, starb  1803 und mit ihm endet die Linie der Este. Die erzherzogliche Familie landete schließlich in Wr. Neustadt um später nach Wien zu wechseln. Den neuen Umzug erlebte  Erzherzog  Ferdinand nicht mehr lange, denn er starb noch im Jahr 1806. Die neue Adresse wurde zum Witwensitz.

Erzherzogin Beatrix,  die sich als Fürstin von Modena  fühlte und dabei auch an ihren Sohn Franz dachte, genügte das für sie zu einfache Heim nicht, darum wurden durch den Baumeister  Franz Wipplinger bauliche Veränderungen vorgenommen, damit es ihrem Stande gerecht wurde. Eine Kapelle durfte bei dieser religiösen Familie nicht fehlen. Ihrem eigenen Schicksal entsprechend stellte das Altarbild die  Flucht der hl. Familie  nach Ägypten dar. Ein anderes sensationelles Ereignis war jenes, dass die erzherzogliche Familie plötzlich im Mittelpunkt standen als Kaiser Franz, der zweimal bereits  Witwer geworden, Maria Ludowica, die jüngste  Tochter, der Erzherzogin, zur Gemahlin auserkohr und sie am 6. Jänner 1808 ehelichte. Ihr Interesse galt  Napoleon dem sie stets erneuten Widerstand entgegenbrachte. Ein Dichter, in schwärmerischer Verehrung gegenüber der jungen Kaiserin, war  Goethe. Napoleons Siegeszug wurde durch  die  Besiegung  der europäischen Mächte beendet und brachte der Familie wieder den italienischen Besitz zurück, ein Wunsch der sich vor ihrem Tod  1816 noch erfüllte. Schon am 15. Juli 1814 zog der älteste Sohn der Erzherzogin als Herzog Franz IV., in Modena ein und auch seine Mutter  Maria Beatrix trat die Regierung des ererbten  Herzogtums Massa und Carrara an.

Die Söhne Maximilian und Ferdinand blieben  in Wien und nahmen weiterhin ihre militärischen Stellungen wahr. Daher kam die Mutter öfter nach Wien in ihr Gartenpalais. Er nahm nun neuerlich Umbauten an dem Palais vor, damit er seiner Mutter  näher sein konnte, kaufte  Maximilian die beiden anstoßenden Häuser und Gärten dazu. Er war damals  Großkomtur des Deutschen Ordens und österreichischer General. Er unterließ die vielen Reisen um in Wien bei seiner alten Mutter zu verweilen, die hochbetagt am 4. Oktober  1829 starb. Da kein Testament vorlag, infolge der Vereinbarung der Kinder auf den zweiten Sohn, Erzherzog Ferdinand über, der österreichischer Feldmarschall und ledig geblieben war. 


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1842 wurde  das Stadtpalais in der Herrengasse an den Staat verkauft. Ferdinand änderte ebenfalls  indem er einen zweiten Stockwerk auf den Gartentrakt aufsetzen ließ. Als Ferdinand 1850 verstarb gelang das Haus durch Erbschaft an dessen Neffen Herzog Franz V.,  in Modena. Der Krieg zwischen Österreich und Italien endete für die Habsburger mit Verlust,  das Herzogtum Modena wurde durch Revolutionen immer wieder erschüttert. Franz V., zog sich mit seiner Gemahlin Adelgunde, einer Tochter König Ludwigs I., von Bayern,  mit der er seit  1842 vermählt war, nach Wien zurück. Sein Oheim Maximilian, der in Ebenzweyer seinem Landgut am 1.   Juni 1863 verstarb, fielen ihm auch die beiden Nebenhäuser zu. Nun war der gesamte Häuserblock in einer Hand. Durch den Herzog erfuhr sein Heim in der Beatrixgasse eine letzte Veränderung die eines städtischen Palais.

Auch die Umgebung wurde immer mehr verbaut, neue Straßenzüge kamen immer näher der Beatrixstraße. Inmitten der hohen Häuser nahm sich der herrliche Garten einer Traumvision. Am  20. November  1875 verabschiedete sich auch der Herzog von dieser Welt, er der letzte Herrscher von Modena.





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Die aus Italien nach Österreich gebrachten estensischen Sammlungen und die  des Thronfolgers Franz Ferdinand einige Zeit  ausgestellt. Bald nach der Ermordung des Thronfolger Paares in Sarajewo, starb Herzogin Adelgunde in München am 28. Oktober 1914, der unselige Krieg war bereits ausgebrochen.

Alle die mit  dem Palais in Verbindung gestanden, waren in die Ewigkeit eingegangen, mit dem Palais geschah dasselbe, es wurde demoliert, als ob es nie bestanden mit all dem historischen Hintergrund versank es in Staub und Vergessenheit.

QUELLEN: Wiener Geschichtsblätter, 1916 Nr. 6 bis 7, Kleine Volks-Zeitung, 2. September 1943, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO


  
 
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