!!!PORZELLAN




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1935: Der Chinese, in seiner Begeisterung, pflegt das Porzellan als weißes Wunder, zu bezeichnen. Stellt es doch einen wesentlichen Bestandteil der Kunst und Kultur Chinas dar. Die zarte Kostbarkeit hatte angeblich in Zhejiang  seinen Ursprung wo es bereits 200 vor Chr. hergestellt wurde.

Es dauerte lange bis  die erste Porzellanfabrik in Europa  1710 in Meißen entstanden ist. Nur wenige Jahre später 1718 zog Wien  mit  der weltberühmten Porzellanmanufaktur, die ursprünglich ein Privatunternehmen, nach. Claudius Innocentius du Paquier, der niederländische  Hofkriegsrat Agent, ließ sich mit der Kaiserlichen privilegierte Porcellain Fabrikque in Wien Alsergrund  in der Porzellangasse nieder.

Das österreichische  Museum für Kunst und Industrie in Wien  besitzt unter anderen Schätzen österreichischer Kunstfertigkeit auch ein reizendes Porzellanzimmer aus der Zeit vor 1730, das sich im Besitz des Grafen Guido  Dubsky befand  und 1912 von Brünn nach Wien überführt. Er machte auch dem  Erzherzog Rainer Museum in Brünn Geschenke aus Porzellan. Das Dubsky Zimmer ist der beste  Beweis, wie fortgeschritten die Porzellanerzeugung in Wien unter du Pacquier  bereits war, der 1744 leider gezwungen war, sein Werk dem Staat zum Kauf anzubieten, da er in finanziellen Schwierigkeiten  gekommen war. Am 10. Mai 1744 wurde seine Porzellanfabrik zur  Staatsfabrik und führte ab da den österreichischen Bindeschild, das Volk nannte diesen Bienenkorb.

Unter Konrad von Sorgenthal, der von 1785 bis 1805 die Wiener Manufaktur leitete, erreichte sie den Gipfel ihres künstlerischen Ruhmes. Namen wie Grassi, Niedermayer, Leithner, Daffinger leuchten auf, wenn man von der Epoche Sorgenthal spricht und ihnen  verdanken wir eine Reihe Alt-Wiener Figuren und Gefäße, die noch heute zu den Perlen keramischer Kunst gezählt werden dürfen.

Nach den Revolutionsjahren 1848-1849 erlebt die Fabrik durch den jungen Kaiser Franz Joseph eine neue Förderung. Er und seine junge Frau Elisabeth, vom Volk des großen Reiches verehrt,  fanden in prachtvollen Biskuit-Darstellungen in den Salons des Adels und des reich gewordenen Bürgertums Anerkennung. Sehr beliebt waren die Modelle der Pferde der Spanischen Hofreitschule.

Trotz dieser erlesenen Kostbarkeiten  und  hervorragenden Leistungen  der Alt Wiener Porzellanmanufaktur  schloss das alte Österreich sehr  zum Schaden des heimischen Kunstgewerbes 1864 die Pforten seiner einst weltberühmten Manufaktur um den nach 1800 in Böhmen errichteten privaten Porzellanfabriken keine staatliche Konkurrenz  zu machen. Das Fortbestehen und Belebung der staatlichen Manufakturen zu Nymphenburg, Meißen, Berlin und Sevres bewiesen, dass man noch immer Herrliches schaffen konnte.

Doch Wien schon damals anders, verfiel in Dornröschenschlaf, und das für fast zwei Menschenalter bis endlich im neu erstandenen Österreich durch das Bankhaus  Liebig & Co. kunstsinnige Menschen  energisch darangingen, diese alte Wiener Kulturstätte im historischen Augarten neu aufleben zu lassen. An das ehrwürdige Schloss wurde eine  moderne Fabriksanlage angefügt und so erstand die Wiener Porzellanmanufaktur am 2. Mai 1924, durch den österreichischen Bundespräsidenten  Dr. Hainisch feierlich eröffnet.

Dieser historische Boden  war  von Joseph II., seinen Untertanen  1765 als Geschenk zugedacht, und bald darauf zum Mittelpunkt Alt Wiener Lebens wurde. Berühmte Komponisten wie Mozart, Beethoven und Strauß Vater erfreuten  das erlesene Publikum mit ihren berühmten Morgenkonzerten.  Während des Wiener Kongresses ließen  sich Gäste und Teilnehmer  im Augarten  bei ihren Promenaden bewundern. Später gab es noch die viel bestaunten Stuwer Feuerwerke und noch  viele verschiedene Veranstaltungen.

Die neue Wiener Porzellanmanufaktur hatte das Glück, dass  wunderbare Originalmodelle  in reicher Auswahl vorhanden, die nun kopiert werden konnten. Vor allem sollten Künstler der Gegenwart abermals für moderne Modelle herangezogen  um das Wiener Porzellan dadurch zur neuerlichen Hochblüte zu verhelfen.


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Im Herbst des Jahres 1924 veranstaltete das bekannte Wiener Porzellanhaus Wahliß eine Kollektionsausstellung der führenden deutschen Staatsmanufakturen, an der sich die  neue Wiener Porzellanmanufaktur Augarten beteiligte und damit ihren einstigen Rang erfolgreich fortsetzen konnte. Wien hatte  seine Arbeiten auf der Leipziger Messe wiederholt und mit Erfolg ausgestellt, beteiligte sich sogleich an der 1925 stattgefundenen Kunstgewerbeausstellung in Paris. Das Ergebnis war mehr als zufriedenstellend, mit der Verleihung der goldenen Medaille. So bewies das Augarten Porzellan den alten „Bienenkorb“ zu neuem Ansehen und Ehren verhelfen konnte. Sie ist die Trägerin der alten Tradition der einst in der ganzen Welt berühmten kaiserlichen Wiener Manufaktur. 1935 wurde das Wiener Porzellan  in einer neuen Niederlage am Kohlmarkt in einer Weihnachtsausstellung in einer Fülle von weißen Wundern aus edlem Porzellan präsentiert.

Neu hinzu kam die Figuralplastik, ein Gebiet besonderer Leistungen, durch die prachtvolle, kühn und monumental aufgebauten Gruppe „Kämpfende Hengste“ des Bildhauers Robert Ullmann, daneben die Reiterstatuette des Prinzen Eugens von Karin Jarl-Sakellarios, großartiges Können der neuen Porzellankunst, dazu darf man auch das dekorative  „Barockpferd“ der Künstlerin zählen. In all den Figuren lebt die Grazie und die berühmte Charme des Wiener Porzellans weiter.

Edle Geräte wie Vasen, Fruchtschalen, Aschenbecher die in Muschel rosa oder champagnerfarbenen Tönen, in vollendeter Schönheit gehalten, finden  den Weg in so manches Museum. Auch prachtvolle Kobaltfüße von Lampen, wurden neu geschaffen. Ena Rottenberg eine Künstlerin die wundervolle farbige Unterglasmalereien zieren viele Gefäße wie auch Prunkteller in Unterglasur zeigen die schönsten Motive. Tee- und Mokkaservice wurden rasch populär und die Künstlerin kam in die vorderste Reihe zu Ehren. Länder in aller Welt wurden nach und nach auf das wunderschöne Porzellan aus Wien aufmerksam und beziehen seither den herrlichen Tafelschmuck.  Augarten-Porzellan fand bald  auch Eingang in die Filmwelt. Kein Wunder,  dass diese Schätze immer beliebter wurden, waren sie  doch nicht nur am Kohlmarkt ausgestellt sondern auch am Kärntner Ring die  zarten und filigranen Kunstwerke im Schimmer des Lichts getaucht.

QUELLEN: Österreichische Illustrierte Zeitung, 12. Dezember 1926, Mein Haushalt, 1935 Nr. 98. Österreichische Kunst, 1935, Jahrgang 6, 1938, Jahrgang 9, Österreichische Illustrierte Zeitung, 30. März 1930, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO



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