!!!PRIVATBAUTEN




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Das kaiserliche Wien besaß 1857, 8793 bewohnbare Häuser, darunter 300 die dem Staat dienten, so befanden sich pro Haus 55 Bewohner, in  89.441 Wohnungen.

Der Industrielle  Eduard Drasche, Fabrikant und Immobilienmakler, einer der Wohlhabendsten der Residenz, kaufte die ersten Gründe, musste sich allerdings verpflichten, die erworbenen Baugründe binnen 5 Jahren vollständig zu verbauen und damit nur anerkannte Architekten zu beauftragen, die  es verstanden prächtige Bauten aufzuführen und der Donaumetropole zu  Ansehen und Schönheit  zu verhelfen.

Nun setzte eine gewaltige Bautätigkeit  ein, denn so mancher angesehene Bürger folgte  dem Beispiel Drasche. Davon profitierten zwei Baugesellschaften, die „Österr. Baubank“ und die „Wiener  Baugesellschaft“. Diese beiden Gesellschaften erwarben den Großteil der noch verfügbaren Bauplätze am Schotten- und  Burgring um billige Wohnhäuser  zu errichten. Die Privatkäufer beeilten sich ebenfalls  auf den Stadterweiterungsgründen rasch zuzugreifen, da sie gleichfalls billige Wohnhäuser herstellen wollten. Eine nie gekannte Bautätigkeit setzte ein und Wien nahm an Größe zu. Doch die Klagen  an  Mangel kleinerer Wohnungen verhallten dennoch nicht und so versuchte der Bürgermeister  Dr.  Felder, 1870 durch ein Konsortium von  Kapitalisten zu erreichen, dass Zinshäuser mit  billigen Kleinwohnungen  herzustellen. Sein Versuch misslang.

Ein Jahr nach der Wiener Weltausstellung waren die Baugründe rund um die im Bau befindlichen Votivkirche „Zum göttlichen Heiland“, an der Seite der Alserstraße, mit Wohnhäuser verbaut. Hier hatten sich  Angehörige des Adels, die Geldaristokratie und wohlhabende Bürger Grundstücke auf den Stadterweiterungsgründen erworben und damit die Häuserspekulanten mit  ihren geplanten Billigwohnungen verdrängt. Damit  war ein neuer Stadtteil entstanden, mit dementsprechenden palastähnlichen Gebäuden  die  der Stadt ein neues vornehmes Gepräge verliehen.

Unter den Bauherren befinden sich bedeutende Persönlichkeiten: der Bankier Moriz von Königswarter, Herrenhausmitglied und jüdischer  Philanthrop, Gustav Ritter von Eppstein, ein österreichischer Industrieller und Bankier, dessen Palais an der Wiener Ringstraße in jüngster Zeit Parlamentszwecken dient. Adolf Pollak von Rudin ein österr. Seifen- und  Zündwarenfabrikant, der Bankier Ignaz Ephrusi, Anton Dreher, österr. Bierkönig, der in Schwechat das erste untergäriges Lagerbier der Welt braute, Michael Dumba, Direktor  der österr. Nationalbank und griechischer Konsul, Freiherr von Rothschild, Verwaltungsrat und Gesellschafter, Fürst  Colloredo Mannsfeld, ein österr. Staatsmann und so könnten noch  zahlreiche Persönlichkeiten genannt werden.

Aus dieser Reihe der Genannten ist  zu ersehen, dass es ihnen nicht schwer gefallen sein  konnte, die nötigen Summen für die Bauten aufzubringen und waren überzeugt, dass sie diese Ausgaben in wenigen Jahren durch Mieten wieder zurückerhalten werden.

Auf dem Kärntner- und Opernring befanden sich imposante Gebäude, darunter muss der Heinrichshof erwähnt werden, der in seiner Besonderheit, noch dazu der Hofoper gegenüber,  durch reiche Ausstattung aufgefallen war.

In den Jahren  1863 und 1864  wurden die ersten Häuser entlang der Ringstraße  auf dem Kolowratring, benannt nach dem  böhmischen Staatsmann und Gegenspieler Metternichs, Graf Franz Anton von Kolowrat-Liebsteinsky und  der Parkring. Allmählich waren die Bauplätze auf der Ringstraße fast vergeben und ein prächtiger Bau nach dem anderen reihte sich an den anderen. 1873 gab es nur mehr einzelne Gründe die noch zu erwerben waren.

Der Schottenring war  als Schlusslicht hinsichtlich der Verbauung zu betrachten. Trotz allem sind auch in diesem Teil der Ringstraße interessante Bauten vorzufinden. Theophil Hansen ist mit  der Börse und   dem Palais Hansen damals Großhotel vertreten. Das Ringtheater in dem sich das Feuerinferno 1881 abspielte, Hotel de France, sowie der riesige Komplex der Creditanstalt Bankverein.

Ab 1864 war die Wohnungsnot besiegt, Großwohnungen  mit mehreren Zimmern standen wieder leer.

Neu Wien war entstanden - die Ringstraßenzeit, der Prachtboulevard, die Hochblüte von Kunst und Kultur, wurde zur Welthauptstadt der Musik, denn nur hier konnte sich der musikalische Zauber all der Großen der Komponisten entfalten,  Architektur mit ihrer Vielfalt und Ästhetik, eine  Sehenswürdigkeit, für all jene die Wien besuchen. Nicht vergessen darf die Mal- und Bildhauerkunst, die  Millionenwerte aufweisen, Wien, darf sich glücklich schätzen, besitzt sie doch Kostbarkeiten  aus allen Epochen,  die  Aufnahme im Weltkulturerbe fanden.


QUELLE:  Wiener Geschichtsblätter, 1958 Nr. 1, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO


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