!!!SÜDSTEIERMARK

1920: Vor einigen Tagen eröffneten die Blätter die Meldung, dass durch die Entscheidung der internationalen Grenzkommission in der Südsteiermark eine Grenze festgelegt wurde, die angeblich für  Deutschösterreich äußerst günstig sein soll.

Die  internationale Grenzkommission hatte sich so „großzügig“ gezeigt und Deutschösterreich eine geringe Anzahl von Dörfern zugesprochen, die als großer Erfolg bezeichnet wurde. Wie bescheiden die Österreicher geworden, wie sehr sie sich blenden ließen und vergessen ganz,  dass noch Tausende und Tausende Österreicher in der sonnigen Südsteiermark mit unendlicher Sehnsucht des Tages harren, der sie von einer unerträglichen Knechtschaft befreien soll.

Die Empörung über die schamlosen Gewalttaten der Tschechen in den deutschen Städten der Sudetenländer, die  große Trauer über den Verlust des  herrlichen Südtirols halten Sinnen und Trachten des deutschen Volkes derart gefangen, dass es zu wenig des verlorenen deutschen    Landes der Südsteiermark gedenkt, wo die Österreicher einen verzweifelten Kampf um alte historische Kulturstätten gegen barbarische slawische Brutalität führen,  wo der Kampf der „Sieger“ gegen  das Deutschtum die scheußlichsten Formen angenommen hat. Nirgends in den  vom großen Vaterland abgesprengten deutschen Landen ist ein so furchtbares deutsches  Leid anzutreffen als in dem sonnigen, Wein gesegneten Gelände der Südsteiermark. Rudolf  Hans Bartsch hat vor einigen Jahren ein Buch über das „Deutsche Leid“  in den Ländern der deutschen Südmark geschrieben. Wie klein und harmlos nimmt sich das von den Dichter in seinem Buch gekennzeichnete deutsche Land gegen die furchtbaren Bedrückungen und Qualen aus, die die Deutschen Südsteiermark, besonders die der uralten deutschen Stadt Marburg, heute von ihren, slowenischen Bedrückern zu erleiden haben.Am 28. d. sollen in Marburg die Gemeindewahlen durchgeführt  werden.Wie werden sie ausfallen? Bei dem furchtbaren slowenischen Schreckensregiment,  das in  Marburg nun schon  über zwei Jahre herrscht, ist an einen guten Ausgang der Wahlen für die Deutschen kaum zu denken. In keiner deutschen Stadt in den  Sudetenländern wurde von den Tschechen gegen die Deutschen so gewütet, als von den Slowenen gegen die Deutschen in Marburg, und das will doch viel heißen.  Die slowenischen Gernegroß haben ihre tschechischen Lehrmeister in  der Anwendung der brutalsten Kampfmittel gegen das verhasste Deutschtum weit überflügelt, nirgends wurde die Vertreibung deutscher Volksgenossen von Amt und Stellung, ja,  von Haus und Hof, so brutal durchgeführt wie von den Slowenen in der uralten deutschen Stadt Marburg. Wer heute durch Marburgs Gassen schreitet, der kennt die alte, fröhliche, deutsche Stadt vergangener Tage nicht mehr. Kein einziges deutsches Firmenschild, keine  einzige deutsche Straßentafel ist mehr zu sehen, in alten deutschen Geschäften traut man sich nicht mehr, laut deutsch zu sprechen. Die Deutschen selbst legen ein scheues, gedrücktes Wesen an den Tag, da sie von slowenischen  Spitzeln umgeben sind und immer gewärtig sein müssen, unter den nichtigsten Vorwänden hinter Schloss und Riegel gesetzt zu werden.  Der Besucher Marburgs von heute hat das entsetzliche  Gefühl, in einer sterbenden deutschen Stadt zu weilen. Von den Tagen des Umsturzes, in denen der berüchtigte Würger des südsteirischen Deutschtums, der  deutsche Renegat  General  Majster, wohl  nicht ganz ohne Schuld der damaligen führenden deutschen Männer Marburgs  in den Besitz der Stadt gelangte, bis auf die heutigen Tage hatte die deutsche Bevölkerung Marburgs eine Kette der furchtbarsten Leiden durchzumachen, und noch immer ist kein Ende dieser Leiden zu ersehen.

Die deutsche Stadt  Marburg, die auch die ersten deutschen  Blutzeugen slawischer Brutalität aufzuweisen hat, ist wohl heute das leidvollste Kind des deutschen Ostmarkvolkes, das traurige Schicksal dieser deutschen Stadt und seiner deutschen Bewohner muss jedem Deutschen, der die Stadt von früher her kennt, tief in   die Seele brennen. Das deutsche Volk spricht Tag für Tag von Bozen und Meran, den herrlichen  deutschen Städten Südtirols, es spricht aber nicht von der uralten deutschen Stadt an der Drau und den vielen anderen verlorenen deutschen Städten und Märkten der sonnigen Südsteiermark, wie Pettau, Mahrenberg, Friedau, Cilli usw., die ein viel schrecklicheres Los als die Städte und Märkte Südtirols getroffen hat. Wohl hat die sonnige Stadt an der Drau in der Südsteiermark, das alte  deutsche Marburg nicht die überwältigende landschaftliche Schönheit wie Bozen und  Meran aufzuweisen, wer aber nur einmal durch die sonnigen Gefilde der „Windischen Bühel“ wanderte, wer von der Höhe des Bacher das in ein liebliches Rebengelände eingebettete Marburg zu seinen Füßen liegen sah, der vergisst sein Lebtag nicht dieses herrliches Fleckchen deutscher Erde, dem muss sich aber auch das Herz vor Wehmut zusammen krampfen, gedenkt er der heutigen Bedrückung und Unterjochung dieser uralten deutschen  Stadt durch ein Volk, das geführt von fanatischen Advokaten und Priestern, seine deutschen Wohltäter am liebsten vom Erdboden vertilgen möchte.

Marburg  ist so gut deutsch wie Bozen und Meran, wie  Reichenberg, Troppau oder Eger, Marburg und seine deutsche Umgebung gehört zum großen deutschen Vaterland und alle  deutschen Volksgenossen, mögen sie nun in den deutschen Sudeten- und Alpenländern wohnen, haben die Pflicht an der Befreiung Marburgs und des deutschen Landes in Südsteiermark aus unerträglicher Knechtschaft ebenso energisch und zielbewusst zu arbeiten, wie an der Befreiung Südtirols  oder Deutschböhmens.

Die Deutschen in Marburg, die auf ihrem Posten aushalten, müssen in ihrem schweren Kampf vom gesamten deutschen Volk derart unterstützt werden, dass in ihnen  das Gefühl  wach bleibt,  auf keinem verlorenen Posten zu stehen,  dass sie mit Zuversicht des Tages harren, der auch ihnen  Befreiung aus Schmach und Not und die Vereinigung mit den anderen deutschen Brüdern und Schwestern in einem gemeinsamen großen deutschen Vaterland dringt.

QUELLE: Ostdeutsche Rundschau,  25. November  1920, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO


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