!!!STÜRME,  ORKANE IN WIEN






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1849: Und wieder ist Wien von einer Kalamität heimgesucht worden, von einem Sturmwind, einer echten Bora, wie man sich seit dem  1. Jänner 1834 nicht entsinne, dem aber der vorgestrige Orkan, einige Dutzend herab   gestürzter  Schornsteine und einige tausend los gelöste Ziegel zum Opfer fielen.

Gegen 3 Uhr begann das wütende Element zu toben und währte die ganze Nacht und am Morgen, etwas schwächer, fort. Die Unglücksfälle, welche dieser Sturm in Wien angerichtet hat, müssen sehr zahlreich  gewesen sein. Wie zu erfahren war, sind 4 Menschen von herabstürzenden Rauchfängen erschlagen worden. Eines fiel am Stephansplatz, das andere im Bürgerspital, das dritte in der Wickenburggasse und am Universitätsplatz wurde ein Militär erschlagen. 

An alten Häusern vorbeizugehen, war lebensgefährlich; die Gassen und Straßen waren mit Ziegeln bedeckt. Den ganzen Abend waren die Straßen fast menschenleer. 

Nicht einmal der „Salvator“  blieb verschont, denn von dem  Gasthaus zu diesem Schild in der  Kärntner Straße riss ein Windstoß eine ganze Tür ein, und selbst zu Wagen war es nicht gefahrlos, auch die Kutschen mussten oft stehen bleiben, bis der Orkan nachgelassen hatte, ein Gesellschaftswagen wurde auf der Mariahilfer Straße umgeworfen. Die  Kosmoramenhütte vor den Kärntner Toren, wurde an diesem Tag des Daches beraubt. Vor 6 Uhr abends war schon das Dach der Minoritenkirche,  das vorspringende Dach am Café Casapiccola in Mariahilf, der Christuskapelle an der Mariahilfer Kirche. Die hohen Fenster des Stephansdomes sind furchtbar eingeschlagen......

1861:   Gestern Nachmittag  (28. August) um 3 Uhr erhob sich plötzlich über Wien ein furchtbarer Sturm. Es wurde finster, der Staub an den Wien ohnehin keinen Mangel hat,  trieb gleich endlose Wolken  herum und hemmte auf einige Zeit die Passage. Während des ersten Anprallen des Sturmes wurden eine Menge Kopfbedeckungen  den auf den Straßen und Glacien befindlichen Personen entrissen, es herrschte ein heilloser Wirrwarr, niemand wusste wohin er flüchten sollte.  Dächer wurden abgedeckt, Schornsteine zertrümmert, tausende Fensterscheiben lagen  zerschmettert auf den Straßen, Wägen umgeworfen, Bäume entwurzelt oder ihrer schönsten Äste beraubt und entlaubt. Bei den Neubauten vor dem Kärntner Tor wurden die großen Rüstbäume teilweise umgeworfen, die mit Klammern hergestellten Gerüste zerrissen, mehrere Balken herabgeschleudert, die Planken niedergeworfen.

In den Gärten herrscht fast überall die größte Verwüstung, die mit Spätobst  reich gesegneten Bäume sind fast kahl. Auf der Eisenbahn ist die Zerstörung nicht minder  furchtbar. In der „Neuen Welt“,  wurde nebst den zahlreichen Demolierungen an Gartengerätschaften auch noch die riesige Plantane ein Opfer des Sturmes. Auf der Dornbacher Straße wurde ein Kind von dem Sturm erfasst und unter die Pferde eines Autobus geschleudert, glücklicherweise brachte der Kutscher die Pferde sogleich zum Stehen und Kind und Eltern kamen mit dem Schrecken davon. Der Schaden wird auf mehr als eine halbe Million geschätzt,....

1929: Im Juli herrschte unerträgliche Hitze, man zählte 42 Grad, brachte in den Abendstunden urplötzlich einen furchtbaren Wirbelsturm über Wien und Salzburg, der in orkanartiger Stärke über eine Stunde währte und riesigen Materialschaden anrichtete.

Mit rasender Schnelligkeit wälzten sich gegen 8 Uhr plötzlich grauschwarze Wolken von Nordwesten über Wien und man hatte kaum Zeit, die Fenster zu schließen, als auch schon der Sturm losbrach und alles in Staubwolken hüllte, und bald war das bekannte Bild der Verwüstung überall anzutreffen....

Der Sturm hat auch ein Todesopfer gefordert. Die 47jährige Marie Seidl aus dem 18. Bezirk, Erndtgasse, saß mit ihrer 14jährigen Ziehtochter Wanda auf einer Bank  im Türkenschanzpark. Sie wurde von  einem entwurzelten Baumstamm am Kopf getroffen und musste sofort auf die zweite Unfallstation gebracht werden. Dort stellte man einen Schädelgrundbruch sowie eine Schädelzertrümmerung fest. Die Frau starb kurz nach ihrer  Einlieferung. Die Tochter kam mit einem Schock und mit leichten Quetschungen am rechten Oberarm davon. Die Verunglückte hatte Donnerstag mit ihrer Ziehtochter einen Spaziergang im Türkenschanzpark unternommen, Die tristen Familienverhältnisse, der Gatte der Frau ist wegen einer Geisteskrankheit in einer Anstalt interniert, sie waren gezwungen ein Zimmer ihrer Wohnung zu vermieten. Da es ihnen in der Wohnung zu eng wurde, hielten sie sich seither viel im Freien auf. Zahlreiche Personen erlitten erhebliche Verletzungen. Die Feuerwehr hatte einen ihrer schwierigsten Tage zu verzeichnen.

An der Ecke der Reisgasse wurde von einem Waggon der  Verbindungsbahn das Dach weggerissen und auf die Straße geschleudert.....

Von diesem stürmischen Unwetter war ganz Österreich, Böhmen. Bayern betroffen  und es gab  mehr als 20  Todesopfer.

So wie die Österreicher ihre Eigenart haben, so hatte auch die Witterung in unserem Land einen ganz besonderen Charakter. Im Winter nicht zu kalt, im Sommer nicht zu heiß. Wetterkatastrophen waren Ereignisse, die nur in Zwischenräumen von Jahrzehnten eintraten. Nun aber scheint unser Klima sich  gründlich zu ändern. Wir erlebten einen Winter von einer Härte, die seit Menschengedenken nicht zu verzeichnen war, wir schmachteten schon einige Tage unter einer schwülen, tropischen Hitze und wir haben nun auch Unwetterkatastrophen, die in  unser auch in der Witterung gemütliches Österreich gar nicht passen wollen.

Die leichten Röckchen der Sommerkleider plusterten sich auf und die Damen glichen Fallschirmen. Im  Nu waren die  Straßen menschenleer, man suchte Schutz in Haustoren oder in der Straßenbahn, die bald überfüllt waren. Viele Züge mussten auf der Strecke anhalten, da der Staub die Sicht behinderte. Bei manchen Wagen wurden auch die Strombügel niedergedrückt, so dass die Wagen unfreiwillig und unbeleuchtet stehen bleiben mussten.

Im Volksgartenrestaurant zerriss der Sturm eine fünfzig  Quadratmeter große Sonnenplache. Beim Eckhaus Getreidemarkt-Dreihufeisengasse, in welchem erst vor wenigen Wochen ein Brand  wütete, wurden 150  Quadratmeter des Blechdaches abgetragen. In der Schanzstraße wurden zehn Alleebäume entwurzelt, Gerüste wurden losgerissen und selbst eine Feuermauer drohte einzustürzen.

Zahlreiche Wiener die ihre Sommerfrische in den verschiedenen Urlaubsorten der Bundesländer verbrachten, kehren nie wieder nach Wien zurück,  sie sind durch das Unwetter bei einer Bootsfahrt oder im Badesee überrascht worden und ertrunken.

Im Dezember des gleichen Jahres gab es einen Wettersturz mit zahlreichen Sturmschäden. An der Kirche Am Hof musste ein Fenster, das herabzustürzen drohte, entfernt werden. Vom Haus Mariahilfer Straße 193 riss der Sturm ein Firmenschild weg.  Es traf zwei Frauen, Anna Steiner und Karoline Fröhlich am Kopf. Beide wurden zu Boden  geschleudert und erlitten Gehirnerschütterungen. Die Rettung brachte sie ins Sophienspital.

Die Bankbeamtensgattin Charlotte Heller wurde bei der  Augartenbrücke von einem Windstoß erfasst und in den Donaukanal geschleudert. Die Fluten trugen sie bis  zur Aspernbrücke. Dort wurde sie von einem Wachebeamten der ihr mit einer Zille folgte, gerettet.

An der  Ecke Ring-Babenbergerstraße riss ein Windstoß  einem Mann der auf der Plattform einer Straßenbahn stand den Hut vom Kopf, er sprang diesem nach und stürzte, erlitt nicht nur eine Gehirnerschütterung sondern auch andere Verletzungen.

1930: Der gestrige November-Sonntag hat über Wien eine Sturmkatastrophe gebracht, deren Schäden ziffernmäßig noch nicht abzuschätzen ist. In den frühen Morgenstunden  ging über Wien ein Gewitter nieder, das zwar durch die ungewöhnliche Wärme des letzten Abends angekündigt worden war, das aber von niemanden in solcher  Heftigkeit  erwartet  wurde. Das Gewitter dauerte fast eine Stunde. Die Sonne brach dann kurze Zeit durch, bis abermals ein Regenschauer über Wien niederprasselte, der dann einem Orkan den Weg bereitete, der in Wien ungeheure Verheerungen anrichtete. Die Feuerwehr musste an diesem Tag 650 Mal ausrücken.

Auf dem Asperner Flugfeld wurde eine Sturmgeschwindigkeit von 125 Kilometer gemessen. Im Heiligenstädter Park wurde ein Baum entwurzelt und umgelegt und die Parkeinfriedung trug gleichfalls Schäden davon. Das Dach der Servitenkirche  wurde durch den Sturm stark beschädigt, ein Dach-Ziegelregen ging auf die Straße nieder. Die Niagra-Wasserbahn in der Ausstellungsstraße wurde völlig zerstört. Sie ist zur Gänze eingestürzt, nur die Stützpfeiler ragen in die Höhe. In der Goldschlagstraße Ecke Einwanggasse stand auf dem Holzlagerplatz des Josef Engel, Löwengasse 39, das Tor offen. Als der Besitzer auf die Warnung einiger Leute das Tor schließen wollte, fiel es aus den Angeln und stürzte auf den Mann. Josef Engel erlitt einen Schädelgrundbruch und erlag im Wilhelminenspital  seinen Verletzungen. Eine 24jährige Hilfsarbeiterin Marie Lettl, Ruthnergasse 44, wurde  bei  der Augartenbrücke von einer umstürzenden Planke getroffen und schwer verletzt und starb in der 1. Unfallstation.

In der Nacht hatte der Sturm  etwas nachgelassen um am Morgen neuerlich zu einer ansehnlichen Stärke  sich erhoben, die Folge neuerliche bauliche Schäden in ganz Wien. Vielfach wurden auch die Glaskugeln der öffentlichen Beleuchtung zertrümmert, so die nicht mehr benutzten Gaslaternen beim Maria Theresien Denkmal. Infolge des Sturmes musste das um 2 Uhr  beginnende Fußballspiel auf der Hohen Warte aus Sicherheitsgründen abgesagt werden, da bereits einige Schäden wie die Südwand der  Holztribüne eingedrückt  worden war. Etwa tausend Personen waren bereits gekommen und  erhoben energischen Einspruch gegen die von der Polizei angeordneten Räumung. Sie bekamen das Eintrittsgeld zurück.

In der Pötzleinsdorfer Straße  hat der Sturm vor den Häusern  Nr,  37 und 46 im Laufe des Nachmittags zwei Alleebäume umgelegt, deren Äste sich im Fahrleitungsdraht verfingen, so dass die Feuerwehr zwei Stunden zu tun hatte, um das  Verkehrshindernis zu beseitigen. Der Verkehr der Linie 41 war durch zwei Stunden eingestellt. Am Laaerberg wurde am Nachmittag der 40 Meter hohe Schornstein eines Ziegelwerkes umgelegt.

Der Sturm wütete in den sogenannten Laaer Baracken in Favoriten und riss von der Baracke  162 das Dach weg und trug es in den Garten des  anschließenden Prayerischen Kinderspitales, wobei auch die Einfriedungsmauer stark beschädigt wurde. Durch den Sturmschaden wurden dreißig Familien obdachlos und mussten aus Sicherheitsgründen sofort delogiert werden. Im Shönbrunner Park hat der Sturm in dem Eichenbestand rund um die Gloriette starke Schäden angerichtet. Viele dieser Eichen datieren noch aus der Zeit der Erstanlage des Schlosses zurück, sind also bereits 230 Jahre  und älter.

1939: Viel früher als in letzten Jahren waren heuer die Hundstage bei uns angebrochen. Die Temperaturen erreichten schon in der ersten Julihälfte hochsommerliche Rekordhöhe, dafür folgte nun aber auch diesen verfrühten Hundstagen ein vorzeitiger  Abschluss. Eine empfindliche  Abkühlung folgte.

Dieser Westwettereinbruch ging über  Wien höchst „geräuschvoll“  vor sich. Zwischen drei und vier Uhr morgens brach ein heftiger Weststurm los, der heulend über die Stadt dahin brauste und eine Geschwindigkeit von 90 bis  95 Stundenkilometer erreichte. In der Umgebung von Wien gab es sogar  Böen bis  100.

Gleichzeitig mit dem Sturm gingen auch Hagelschauer und Platzregen nieder. Der Schaden in den Gärten und Parkanlagen ist enorm. Ein Sturm um diese Zeit ist um so gefährlicher, als er sich in den Laubkronen weit mehr „verfängt“ als im  entlaubten Geäst.

Die Temperatur ist von 24,8 auf 11,6  Grad gesunken und das im Juli.

Im Jänner 1948 war es wieder zu einer Sturmkatastrophe gekommen mit all seinen schädigenden Erscheinungen, der vollen Einsatz der Feuerwehren forderte.

QUELLEN: Der Wanderer, 26. Jänner  1849, Ostdeutsche Rundschau, 6. Juli  1929, 24.  November  1930, Ill Kronen Zeitung, 6. Juli  1929, Der Abend, 13. Dezember  1929, Der Zwischen-Akt, 11. August 1861, Neuigkeits Welt Blatt,  25. November 1930, 26.  Juli 1939, Welt am Abend, 15. Jänner  1948, Österreichische  Nationalbibliothek, ANNO


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