!!!THADDÄUS HAENKE




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1874: Böhmens Wissenschaft hat bedeutende Männer vorzuweisen, dazu zählt vor allem auch Thaddäus Hänke. Denn dieser hervorragende Naturforscher und kühne Reisende hat sich nicht nur in seiner Heimat Ansehen und Hochachtung erworben.

Hänke wurde am 3. Oktober 1761 in Kreibitz im Leitmeritzer Kreis als Sohn des Stadtrichters Elias Hänke und Rosalia geb, Eschler, geboren. Er hatte noch zwei Brüder, Alois war Dragoner Oberstleutnant und Josef war Tranksteuereinnehmer und später Chronist.

Den ersten Unterricht erteilte ihm  sein Onkel Eschler, der Pfarrer in Robitz war, dieser war so erfolgreich, dass der Junge  die Hochschule in Prag besuchen konnte.

In Prag fand Hänke freundliche Aufnahme im Haus des Arztes Dr. J. Meyer. Später  bezog er eine Wohnung  die ihm Prof.  J. G. Mikan zur Verfügung stellte. Dort gewahrte man immer deutlicher seine Vorliebe für Naturstudien, daher bekam  er in Pflanzenkunde einen gründlichen Unterricht. Durch die Naturwissenschaft angeregt, ließ er am  18. März 1784 den ersten Luftballon in Böhmen steigen. Um die Pflanzenwelt besser kennen zu lernen begann er zu reisen und sammelte im böhmischen Gebirge eine Unzahl kostbarer Pflanzen für den botanischen Garten in Prag. Seine Reisen fanden in „Flora  des Sudetengebirges“ Erwähnung die bei der  königl . Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften erschienen. Die Gesellschaft 1774 gegründet und von Kaiser Joseph II. etwas später bestätigt worden. Bereits 1782 erlangte er die Würde eines Doktors der Philosophie,somit waren seine ärztlichen Studien in Prag  beendet. Mit zahlreichen schriftlichen Empfehlungen, zwecks weiterer  Ausbildung reiste er 1786 in die Reichshauptstadt Wien.

Diesmal fand er Aufnahme bei Ignaz von Born, der Mineraloge, Geologe, Malakologe und außerdem Freimaurer war, und bei dem Freiherrn von Jacquin, einem berühmten Botaniker, der sich zuerst mit den Pflanzen von Schönbrunn beschäftigte und im Auftrag des Kaiser Franz I.,  das südliche Frankreich besuchte.  Am 1. Jänner 1755 schiffte  er sich von Livorno aus nach Westindien wo er vier Jahre verblieb und mit reichen Schätzen heimkehrte.  Nach diesen  Reisen wurde er Professor der Chemie  und Botanik und starb 1871 mit 91 Jahren. So war er wohl in bester Gesellschaft. Besonders die Bekanntschaft mit dem Botaniker der seit 1752 in Wien Aufenthalt genommen hatte, war für den jungen Ankömmling von großer Bedeutung.

Wie in Prag so auch jetzt von  Wien aus unternahm er botanische Wanderungen in die Umgebung der  Donaumetropole, nach und nach unternahm er immer größere Fahrten und besuchte Kärnten, Steiermark, Friaul, Tirol und Salzburg, wobei er 11000 km, meist zu Fuß zurück legte. Auch diese Ergebnisse seiner Forschungen veröffentlichte er in einem lateinischen Werk Jacquins unter dem Titel „Sammlungen aus Österreich für Botanik, Chemie und Naturgeschichte“.

1788 reiste Hänke in Begleitung des Grafen von Sickingen nach Krain,  Venedig und Tirol. Seine naturwissenschaftlichen Beobachtungen veröffentlichte er in der Folge in verschiedenen Fachzeitschriften und erregte dadurch das Interesse der Gelehrtenwelt. 1789 wurde ihm eine Professur für Chemie und Botanik an der Universität in Ofen, dann in Wilna als Nachfolger des berühmten Forster angeboten. Doch seine Wiener Gönner wollten das große Talent nicht verlieren.

Hänkes Kenntnisse waren derart bedeutend, das durch Jacquins Vermittlung 1789 von der spanischen Regierung ein höchst ehrenvoller Antrag erreichte, dass er den Kapitän Malaspina bei seiner wissenschaftlichen Weltreise auf dessen Schiff „Entdeckung“  als Botaniker und Naturforscher begleiten sollte, bei einem Jahresgehalt von 3000 Gulden.

Hänke war froh aus den beschränkten Umständen bei der untergebrachten Familie Gandolfi dadurch befreit zu werden und seine Sehnsucht nach Reisen endlich erfüllt werden.

Kaiser Joseph II., der auf den jungen Gelehrten aufmerksam geworden, wollte ihn nicht ziehen lassen, die Sorge er könnte in Spanien eine Lebensstellung annehmen. Fürst Kaunitz und Graf  Kobenzl hatten die Idee, Hänke  musste sich in einem Reverse verpflichten, nach der Reise wieder nach Österreich zurückzukehren und erhielt 500  Gulden Reisekosten vom Kaiser.

Der vielversprechende Antrag wurde von ihm sofort akzeptiert und das Abenteuer begann am  26. Juli 1789 als er nach Madrid abreiste, dort sehr freundlich begrüßt und  dem König vorgestellt, auch die Minister des spanischen Hofes alle Beweise der Teilnahme empfing. Vorerst benötigte er Geduld und die Enttäuschung folgte. denn als er am 31.  Juli 1789 in Cadiz anlangte, war die Expedition bereits Tags zuvor los gesegelt. Sofort hielt er nach dem nächsten auslaufenden Segelschiff  Ausschau und fand ein Schiff das nach dem Rio de la  Plata bestimmt mit dem Namen „Unsere liebe Frau von der glücklichen Reise“. Doch das Pech schien Hänke zu verfolgen, denn in der Nähe der Küste von Montevideo in der Mündung des La Plata erlitt er durch den heftigen Sturm, Schiffbruch und schwimmend, seine wichtigen Papiere, Pässe, Vollmachten rettend in seiner Mütze erreichte er den Strand und begab sich nach Montevideo. Doch auch hier war ihm Malaspinas Schiff bereits entwischt, und ihn hatte überdies eine  schwere Krankheit eingeholt, die ihn drei Monate kostete. Hänke  jedoch ließ sich von derlei unliebsamen Ereignissen nicht beirren und scheute weder Mühe noch Gefahr, um das Ziel, das er sich gesetzt, auch zu erreichen. Kaum hatte er seine Krankheit überwunden, fasste er den kühnen Plan über Buenos Aires nach Chile  zu gehen.

Eine äußerst beschwerliche Reise  lag vor ihm, denn sie führte ihn durch das amerikanische Festland und über das mächtige Gebirge der  Kordilleren. Glücklich überwand  Hänke diesmal alle Schwierigkeiten und erreichte am 2. April 1790 das Schiff  Malaspinas im Hafen von Valparaiso in Chile. Auf dem Schiff dem er  um die halbe Welt nachgejagt war, vollbrachte er  seine Reise an der westlichen Küste von Amerika bis in die Nähe des Eismeeres. Die zahlreichen Landungen  an den verschiedenen Küsten   dieses gewaltigen Erdteiles, mit einbezogen  die   Inseln des Stillen Ozeans benutzte er zu Streifzügen und Sammlungen. Hier entdeckte  er viele ihm bisher  unbekannte Pflanzen.

Von Lima aus besuchte er das Landesinnere Südamerikas, erklomm die höchsten Gipfeln der peruanischen  Anden,  sowohl den 6263 hohen Chimborazo und den Pichincha,  entdeckte die Quellen des Amazonas um anschließend  durch Quito der Hauptstadt Ecuadors zu wandern, sein nächster Besuch galt Guatemala, von Acapulco a erreichte er Kalifornien und sämtliche europäische Neugründungen.

In der Beringstraße fand die Teilung der Expedition statt, denn Hänke zog es vor  Mexiko näher kennen zu lernen. Bald darauf am  21. Dezember 1791  ging  es mit Malaspinas Schiff   von Acapulco nach den philippinischen Inseln. 

Hänke erkrankte abermals, auch sein Begleiter Pineda, der jedoch auf  der Insel Manila starb. Im November 1792 kehrte Hänke nach Chile zurück um mit drei Begleitern  eine sehr gefahrvolle Reise nach Patagonien, Paraguay und Buenos Aires. 1795 hielt er sich in Potosi auf, 1796 landete er in Cochabamba, das später zu dem von Belivar gegründetem Staate Bolivia gehörte. Dort machte sich der geniale Forscher sesshaft, da er nicht über jene Mittel verfügte um in die Heimat zurück zu kehren. Er wirkte als Arzt, beschäftigte sich mit Physik, Botanik, Chemie, Geognosie, Ethnographie, Mathematik, Musik. In deren Landessprache verfasste er die Bereitung des Salpeters, der  Schwefelsäure und des Schießpulvers.

Auf Reisen wollte er nicht verzichten und  besuchte nicht nur die nähere Umgebung, sondern wählte auch entferntere Ziele, oft durch Veranlassung der Regierung. Bei den Volksstämmen der Indianer erfreute er sich großer Beliebtheit, allein wegen seiner ärztlichen und musischen Kenntnisse,

Auf Befehl des Vizekönigs von Peru ging er als Regierungsvertreter zu dem Indianerstamm der Chiriguanos, wo er drei Jahre lang ihr Gesetzgeber und Gouverneur, sowohl die politische Verwaltung als auch das Gerichtswesen bei ihnen ordnete.

Anschließend zog er sich wieder auf sein Landgut Buracarey in der Provinz  Cochabamba zurück, weit entfernt von den Wirren und Verwüstungen Europas. Allzu  lange der Ruhe konnte sich der Forscher nicht erfreuen, denn 1810 brach in den spanischen Kolonien Südamerikas  der Aufruhr gegen die spanische Regierung los. Von Provinz zu Provinz wünschte man die Lostrennung vom Mutterland. In Hänkls  letzten Briefen aus dem Jahr 1811 zeigt er sich  sehr besorgt, dass  seine Sammlungen und Handschriften durch den Bürgerkrieg vernichtet werden.

Ab dieser Zeit war über Hänkl nichts  mehr zu erfahren, selbst seine Verwandten blieben im Ungewissen. Allmählich erfuhr man  aus öffentlichen Blättern und durch Privatnachrichten, dass Thaddäus Hänke 1817 gestorben sei, und sein Leben endete auf tragische Weise. Seine Dienerin reichte ihm statt der Medizin, Gift.

Sein Vermögen war für seine Familie bestimmt, seine umfangreichen und kostbaren Sammlungen sollte in den Museen seines Vaterlandes eine Bleibe finden.

Auf Befehl der Regierung von Peru wurden seine Handschriften und Sammlungen nach Lima gebracht. Was mit seinem Nachlass geschah bleibt ungewiss. Sendungen mit Pflanzen verblieben in Spanien für die Regierung in deren Diensten er stand.

Die langen unbequemen  Reisen, die die Pflanzen ausgesetzt waren, haben die wenigsten gut überstanden. All jene jedoch  die ohne Schaden den weiten Weg überstanden kamen in böhmische Museen. 1825 ehrte Böhmen ihren berühmten Sohn indem sie folgendes  Werk herausbrachten: „Hänkels Nachlass oder Beschreibungen und Abbildungen der Pflanzen, welche Thaddäus Hänke in Südamerika, sowie auf den Philippinischen und  Marianischen Inseln gesammelt hat“

QUELLEN: Nordböhmisches Volksblatt, 15. Juli 1910, Böhmischer Karmitzer  Anzeiger,  19. Dezember  1874, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO


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