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1950: An einem Mittwoch im Juli begannen am Kapellendach in nächster Nähe des Heidenturms die Dachdeckerarbeiten am Wiener Stephansdom. Die Eindeckung des Langhauses konnte noch nicht begonnen werden, da die Vorarbeiten noch nicht beendet waren,  eventuell in drei Wochen so weit sein. Aber dann geht es mit 50 Dachdeckern los,  250.000 Ziegeln sind nötig, davon bereits 160.000 geliefert und warten nun auf der Betondecke über dem Langhaus. Die Ziegel sind in zehn verschiedenen Farben wie rotbraun, dunkelgrün, gelb, ultramarinblau, lichtocker, siena, weiße, schwarze, blaugraue und hellgraue. Man  hält sich an das gewohnte Muster des Daches, nur die nördliche Dachseite über dem Chor, mit der  Jahreszahl 1831 wird durch das Adlerwappen der Stadt Wien und das Wappen der Erzdiözese ersetzt. Die Südseite des Daches über dem Chor wird aus Gründen der Denkmalpflege wieder der Doppeladler zu sehen sein. Über die Kosten der Eindeckung schienen Sorgen unbegründet, denn diese waren durch  die Dachziegelaktion gedeckt. Der fehlende Betrag wurde von der Gemeinde gespendet, die es aus dem Reingewinn des Augartenfestes entnahm.

Die umfangreichsten Umbauten erfolgen in den nächsten Wochen in der Babenberger Straße und der Mariahilfer Straße und reichen bis zur  Capistrangasse. Mit der Auswechslung der Schienen werden gleichzeitig die Gleisanlagen in die Straßenmitte verlegt. Dadurch wird die Fahrbahn in beiden Richtungen verbreitert und kommt den Anforderungen der stark frequentierten  Kreuzung Babenberger Straße-Getreidemarkt sehr entgegen. Nun folgen zu beiden Seiten der Kreuzung zweieinhalb  Meter breite Haltestellen Inseln. Die Gehsteige auf der Museumsseite  werden zurückversetzt dadurch erhalten die Fahrbahnen eine starke Hartgussasphaltdecke, eine Breite von 8 Meter bzw. 10 bis  13 Meter.

Im Jahr 1950 waren noch nicht alle Schäden beseitigt und vieles noch nicht in Ordnung. Das mussten Fahrgäste unlängst bei einer Fahrt mit der Straßenbahn erleben. Bei einem heftigen Gewitter bekamen manche Fahrgäste in der Straßenbahn wegen Undichte der Dächer auch vom Regen etwas ab. Sofort beschwerte man sich, dass man nicht einmal in der Straßenbahn  vor  dem Regen geschützt ist und auch hier  mit einem Regenschirm  fahren müsse.

Zu diesen Beschwerden äußerte sich die Direktion, dass der  überalterte Wagenpark nur mit größten Schwierigkeiten betriebsfähig gehalten werden kann. Da die Triebwägen ein Alter zwischen 30 und 40 Jahre aufwiesen. Die Dachbespannungen wurden seit 1940 nicht mehr erneuert. In den ersten Nachkriegsjahren konnte man in dieser Hinsicht nichts unternehmen da es weder Dachleinen noch haltbare Farben gab. Außerdem sind die Holzdächer rissig und morsch. Versuche mit Aluminiumblech und Aluminiumfolie blieben erfolglos. 

Seit einem Jahr verfügt man nun schon über das nötige Material und forciert daher die Erneuerung der Dachdecken die  schadhaften Dächer sind  inzwischen  auf 16 % gesunken. Die Verkehrsbetriebe hoffen,  dass alle Schäden bald behoben sein werden.

QUELLE: Wiener Zeitung, 21. Juli 1950, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO



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