!!!BETTINA STIFTUNGSPAVILLON



Rudolfsheim, 1890 entstand nach nur eineinhalbjähriger Bauzeit das neue Spital, das zuerst nach dem Kaiser benannt und erst nach zwei Jahren in Kaiserin Elisabeth Spital umbenannt  und  bis 2012 bestanden hatte.

[{Image src='elisabeth krankenh.jpg' caption='Kaiserin Elisabeth;Büste von Viktor Tilgner Foto:Graupp' alt='Kaiserin Elisabeth' class='image_left' width='600' height='687'}]  In  der  weitläufigen Anlage   des Kaiserin Elisabeth Spitals im XIV. Wiener  Gemeindebezirk   ließ Albert Freiherr von Rothschild im Jahr 1894  einen neuen Krankenpavillon, der für die besondere Behandlung leidender Frauen bestimmt war, eröffnen. 
Dieser  außergewöhnliche Wohltätigkeitsakt,  der durch die Höhe des Betrages eine besondere Bedeutung zukam wollte er  zum Gedächtnis seiner so innig geliebten   Gemahlin Bettina als bleibende Erinnerung setzen. Darüber hinaus sollte diese Stiftung  den Namen der Verblichenen führen, den leidenden Frauen zugute kommen,  ohne Unterschied der Nationalität und Konfession Aufnahme, humane Pflege, entsprechende Behandlung um ihr Leiden zu lindern und zu heilen, für die Ärzte sich auf diesem Wissensgebiet  Erkenntnisse anzueignen die zum  Erfolg  dieser  heimtückischen Krankheit  führen sollte. Die Summe von einer halben Million die  Rothschild  dem Krankenanstalten Fonds in Wien zur Verfügung stellte, um sein Vorhaben zu verwirklichen. 
Der Kaiser nahm diese wohltätige Widmung  mit Wohlgefallen zur Kenntnis und die Ermächtigung erteilt, dieselbe für den Wiener Krankenanstalten Fonds zu übernehmen, und zur Erweiterung des Kaiserin  Elisabeth Spital vom genannten Fonds erworbenen Grundkomplex zur Durchführung zu bringen, wurde der Stiftbrief ausgefertigt.
Die Hauptfront des neuen Pavillons  mit seinen Krankenzimmern sind nach Süden gerichtet, und  nach den modernsten hygienischen  Errungenschaften ausgestaltet. Hier gab es keine großen Krankensäle, sondern sind in dem 94 Meter  langen teils zwei- teils dreigeschoßigen Gebäude gesamt nur  60 Betten, in 24 Räumen, darunter zwölf mit nur einem Bett, vier mit je drei, vier mit je vier und vier  mit je fünf Betten ausgestattet.Außerdem  waren noch sechs Badezimmer, vier Teeküchen und fünf geräumige isolierte  Räume für ambulante Behandlungen,  zwei OP-Räume, eigenen Raum für Narkose, Ärztegarderobe, Waschraum für Ärzte, einen großen Aufzug  der es gestattet die zu Operierenden  in ihren Betten zum OP-Tisch zu bringen. Diese Räumlichkeiten sind mit den modernsten Apparaten und neuesten  Instrumenten ausgestattet.

 
Der Pavillon war mit Ventilatoren, einer Dampfheizung  und mit elektrischer Beleuchtung versehen.
Die Kosten des Baues mit seiner Einrichtung betrugen 270.000 Gulden, zur Erhaltung verfügte  man über ein Kapital von 300.000 Gulden


Der Pavillon wurde nach Plänen und unter der Leitung des Statthalterei-Oberingenieur Franz Berger erbaut und die Fassaden Pläne wurden von Arch. Eugen  Sehnal  erstellt, der bereits für das Elisabeth Spital  zuständig war. Er, der Sohn eines Polizeiarztes  besuchte in Wien die Technische Hochschule und war Schüler von Heinrich Ferstel und Karl König.



Im Jänner 1898 fand in der Mitte des Stiegenhauses  die Enthüllung des Gedächtnisdenkmals aus Marmor statt, welches der Bildhauer Josef Kassin geschaffen  und im Künstlerhaus  ausgestellt war.  Die  allegorische Gruppe zeigt eine kranke Frau und deren Pflegerin. Den Sockel ziert ein Goethe-Spruch: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“. Im Hintergrund dieser Gruppe erhebt sich auf einem Piedestal die Büste der Verstorbenen. Und einer Votivtafel aus belgischen schwarzen Marmor. Nach der Enthüllungsfeier wurden die Teilnehmer zu einer Besichtigung des neuen Pavillons eingeladen. Daran nahmen nicht nur Baron Rothschild, sondern der Statthalter Graf Kielmansegg und noch weitere Persönlichkeiten teil.

[{Image src='bettina pav.jpg' caption=' Die Pflege; von Josef Kassin;Foto: Graupp' alt=' Die Pflege' width='500' height='638' class='image_left' popup='false'}]                        


Nicht nur in Wien sollte seiner Gemahlin Bettina gedacht, auch in Budapest ließ Rothschild  durch den Primar Dr. Julius  Groß dem Adele Brody-Kinderspital 4000 Gulden zum Zwecke  der Errichtung zweier Bettstiftungen, die auf den Namen seiner verewigten Gemahlin Bettina Freifrau von Rothschild  und die andere auf den Namen  seiner verewigten Mutter Charlotte Freifrau von Rothschild, gewidmet, zukommen.


Albert von Rothschilds Gemahlin Bettina, die am 15. Februar  1858 in Paris geboren wurde, war ausgebildete Lehrerin, die Prüfung legte sie im Hotel de Ville mit ausgezeichnetem Erfolg ab.
Am Sonntag 19.  März 1876 wurde der eigentliche Ehe Kontrakt unterzeichnet, dem schloss sich die Soiree im Hotel der Rue St. Florentin dem einstigen Privatbesitz Talleyrant  und nunmehrige Residenz des Barons  Alphons de Rothschild und somit Geburtshaus seiner Tochter  Bettina.


Das Hotel elegant und pompös ausgestattet, war mit einer Überfülle von prachtvollen  Blumen und Pflanzen dekoriert, die aus den eigenen Treibhäusern  aus dem Schloss von Ferriere  kamen.
Zu diesem Fest waren alle Rothschilds vollzählig versammelt, mit all den anderen Prominenten  ergab es die Anzahl von 1500 Personen.


Um 1 Uhr erfolgte die religiöse  Zeremonie, im Tempel in der Rue de la Victoire. Die jugendlich Braut sah in ihrer weißen Faille Robe  die mit Orangenblüten geputzt, besonders zauberhaft aus. Das reiche Haar war mit einem langen Brüsseler Schleier bedeckt.


Die Kostbarkeiten des reichen Trousseau besonders die unschätzbaren Juwelen  darunter einige Glanzstücke aus dem Atelier Biedermann  aus  Wien  waren für die Gäste eine Sensation  und konnten nicht genug bewundert werden. Auch Kaiser Franz Joseph erließ Bestellungen  im Atelier Biedermann 
Die Ziviltrauung bot dem Pariser Publikum Gelegenheit  all die Reichen und Schönen in Augenschein zu nehmen und waren daher in Massen auf Straßen und Plätzen  erschienen.



Bettina von Rothschild,  eine neue Erscheinung im Kreise der Gesellschaft  Wiens  bildete bald  das allgemeine Interesse.  Ihre Jugend, Schönheit, Anmut, Geist und Bildung vereinigten sich bei ihr zu einem harmonischen Wesen. Ihr Sinn für Humanität und hochherzige karitative Engagement zeichneten die junge Frau besonders aus. Die junge Baronin verstand es ihren Salon zum Mittelpunkt des geistigen Lebens in der Residenz Wien zu  gestalten.



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[{Image src='bettina 1883 salon.png' caption=' Bettina von Rothschild  1888 und 1892  im Wiener Salonblatt' alt=' Bettina von Rothschild  1888 und 1892  im Wiener Salonblatt' width='400' class='image_block' height='585' popup='false'}]
[{Image src='bettina salonblatt 1892.png' caption=' Bettina von Rothschild  1888 und 1892  im Wiener Salonblatt' alt=' Bettina von Rothschild  1888 und 1892  im Wiener Salonblatt' width='400' class='image_block' height='587' popup='false'}]
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Trotz der 7 Kinder die die Baronin bis zu ihrem 34 Lebensjahr zur Welt brachte, nahm sie auch an Bällen teil so im Februar 1883 im Palais Pallavicini. Ihre Robe bestand aus rosa Tüll und Atlas, das Leibchen war mit Silberspitzenbesatz  versehen.


Im Jahr 1887 wurde dem Freiherrn von Rothschild und seiner Gemahlin die hohe Auszeichnung zuteil von Sr. Majestät Kaiser Franz Joseph für hoffähig erklärt zu werden. Ein Ereignis das in der Geschichte der Juden in Österreich einmalig  und von großer Bedeutung war, denn nun wurden  sie in den  höchsten Kreise empfangen, nahmen an den Hofbällen teil und ihr Ansehen  und Position intensivierte sich um so mehr. 

 Im neuen Jahr 1888 fand von 8 bis 10 Uhr Vormittag die Auffahrt der hier weilenden Aristokratie, der Botschaften und Gesandten statt, um die Neujahrsgratulation für die allerhöchsten Majestäten bei Sr. Durchlaucht dem ersten Obersthofmeister  des Kaisers, Fürsten Constantin Hohenlohe  und bei Ihrer Exzellenz, der ersten Obersthofmeisterin der Kaiserin, Gräfin Goeß, darzubringen.
Die Versammlung bot eine bunte Vielfalt, die herrlichen Toiletten der Damen, die Uniformen des Militärs und  der anderen Würdenträger.. Das größte Aufsehen erregten unter den erschienenen Persönlichkeiten  diesmal allerdings Baron Albert von Rothschild  und Gemahlin  die erstmals zu dieser offiziellen Gratulationscour geladen waren.
Die Baronin Bettina trug  zu  diesem Anlass eine prächtige Toilette von lichtgrauer, schwerer  Monopolseide mit langer Schleppe; das Devant war in points de l'aiguille mit blassrosa und eau de Nil Seidengaze und Maschen arrangiert. Im Haar  trug die Baronin ein Diadem von Brillanten, herrliche Brillantenboutons und ein Perlenkollier mit Brillanten.
Kaiserin Elisabeth hatte bald  Gelegenheit diese außergewöhnliche junge Frau die sich sogar mit Astronomie beschäftigte, kennen zu lernen, beim  kommenden Hofball wurde sie ihr  vorgestellt. Es soll auch so manche Privataudienz gegeben haben, von der die Öffentlichkeit keinerlei Kenntnis erhielt. Beide Frauen haben ihre Erstgeborene durch den Tod verloren, vielleicht führte sie dieses Schicksal zusammen? Die Rothschilds badeten in Reichtum und wurden deshalb beneidet, doch es gab auch eine Kehrseite die weniger beneidenswert war.
Von den  Rothschild Kindern war ein Sohn geistig  zurückgeblieben,  eine Tochter war  taubstumm und ein weiterer Sohn verübte später Selbstmord. 

Die Rothschilds waren ab nun zu allen Elitebällen geladen und folgten den Einladung mit Vergnügen.

Anlässlich des 40. jährigen  Regierungsjubiläums Kaiser Franz Joseph ließ  Bettina in Gaming ein Altersversorgungshaus bauen das für alle Bediensteten der Domänen Gaming und Waidhofen  für 40 Männer und Frauen  ausgestattet, errichten.


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[{Image src='wr montags ztg 1890.png' caption='Extrapost 1890' alt='Extrapost 1890' width='900' height='699' popup='false'}]
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Im Mai 1891 gab Bettina von Rothschild in ihrem schönen  Palais  in der Heugasse ein Ballfest. Es war das erste Mal, dass zu  so einem großen Fest  geladen wurde. Alle  Aristokraten mit ihren berühmten Namen  waren als Gäste erschienen..

Im August  1891 war im Wiener Salonblatt  folgendes zu lesen: „Frau Baronin Bettina Rothschild ist seit zwei Monaten von der Residenz  abwesend und sind in der letzten Zeit, insbesondere  in den letzten  Wochen in der hiesigen Gesellschaft sehr  beunruhigende  Nachrichten über den Gesundheitszustand  der allgemein  verehrten, liebenswürdigen jungen Dame verbreitet gewesen. Es  hieß, dass Baronin Rothschild an einem sehr schweren Leiden erkrankt sei, in Paris die Kapazitäten  der dortigen  medizinischen Fakultät konsultiert  habe und sich einer sehr gefährlichen Operation  habe  unterziehen müssen. Nach aus verlässlicher  Quelle  eingeholten  Informationen können wir mitteilen, dass sich tatsächlich die Frau  Baronin in Paris einer Operation  unterzog, sich aber erfreulicherweise  auf dem Wege vollkommener Genesung befindet, so dass sie  bereits vor zwölf Tagen  nach Waidhofen an der Ybbs  übersiedeln  konnte. Baronin Bettina  wird nach Schluss der Waidhofener Jagdsaison wieder in Wien eintreffen.“

Die schönen Worte waren nur Phrasen, denn  in Wahrheit war die Baronin todkrank und kein Arzt, auch noch so  großartige  Koryphäen, standen der tückischen Krankheit hilflos gegenüber. Es war zu spät ….

Nach dieser erschütternden Trauerbotschaft vom Hinscheiden der Baronin trafen Kondolenzschreiben von Sr Majestät Kaiser Franz Joseph ein, Kaiserin Elisabeth die zu dieser Zeit auf Korfu weilte sandte von dort ein in warmen Worten   abgefasstes Beileids -Telegramm.

Das Begräbnis fand an einem Sonntag  unter großer Beteiligung  hoher Diplomatie, Aristokratie und Bürokratie statt, vertreten aus  allen Kreisen des Publikums wurde es zur großen Ovation für eine jener  beliebten Persönlichkeit die von ihrem Erdendasein erlöst, den ihren vorausging....in die Ewigkeit.


!Quellen:
* Wiener Salonblatt
* Neuzeit u.a. ÖNB


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