!!!Drei Simmeringer erobern die Welt

!!Filmwerkstatt Wien entdeckt Geschichte der weltberühmten Wiener Artisten "The Carsony Brothers" - von den 1940er bis zu den 1970er Jahren.

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[Thema/Kultur]
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''Von der [Wiener Zeitung|http://wienerzeitung.at] (Freitag, 28. November 2014) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.''

Von 

__Ina Weber__

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[{Image src='Carsony_Brothers.jpg' class='image_block' caption='Weltberühmt aus Wien - die artistischen Brüder Carsony.\\© Filmwerkstatt Wien' height='200' alt='Die artistischen Brüder Carsony' width='354'}]
[{Image src='Barackensiedlung_Hasenleiten.jpg' class='image_block' caption='Aufgewachsen in der Barackensiedlung Hasenleiten.\\© Bezirksmuseum' alt='Barackensiedlung Hasenleiten' height='200' width='391'}]
[{Image src='Handstände-auf-Spazierstöcken.jpg' class='image_block' caption='Berühmt für ihre Handstände auf Spazierstöcken.\\© Filmwerkstatt Wien' alt='Handstände auf Spazierstöcken der Carsony Brothers' height='200' width='179'}]
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Wien. Barbara Weissenbeck ist schon Teil der Geschichte. Nach Monaten des intensiven Schnitts ihres Films "The Carsony Brothers - von Simmering nach Las Vegas" steht sie vor den drei lebensgroßen Papp-Figuren und sieht den drei feschen Männern ins Gesicht. "Wenn ich zu dieser Zeit gelebt hätte, wäre ich ein unglaublich großer Fan gewesen", sagt sie. Die Filmemacherin hat gemeinsam mit ihrem Partner Gerald Benesch ein Stück österreichische Geschichte entdeckt. Der Lebensweg dreier Brüder aus Simmering, die aufgrund ihrer artistischen Fähigkeiten in der Nachkriegs-Ära weltberühmt wurden, ist bis dato weitgehend unbekannt.

Weil die Tochter von Bert Carsony, die einzige Nachfahre, vor zwei Jahren an die Tür der Filmwerkstatt klopfte, konnten die Filmemacher erstmals auf bisher unveröffentlichtes Filmmaterial zugreifen. Die Brüder hatten eine eigene Kamera und filmten ihr bewegtes Leben mit. Für die Dokumentation, die am Sonntag auf ORF2 ausgestrahlt wird, folgte eine jahrelange Recherche in österreichischen und amerikanischen Archiven und Interviews mit noch lebenden Zeitzeugen, Freunden und Schülern der Artisten. Und so tauchten die Filmemacher ein in eine Welt voll Armut, Hoffnung und Showbusiness.

!16 Geschwister

Karl Carsony, 1924 geboren, war eines von insgesamt 16 Kindern. Die Familie lebte in einer Barackensiedlung in Simmering. Diese Siedlung, ein ehemaliges Lazarett im Ersten Weltkrieg, war geprägt von Notstand und Arbeitslosigkeit. Heute stehen in der Hasenleitengasse Gemeindebauten, die in den 1950er Jahren nach und nach errichtet wurden.



Der Vater verstarb früh, die Mutter musste ihre Kinder alleine durchbringen. Holz sammeln für die Waschküche, die Suche nach Hilfsarbeiten und das Umsorgen der jüngeren Geschwister standen auf der Tagesordnung. Im Alter von sechs Jahren besuchte Karl einen Zirkus, der in Wien seine Zelte aufschlug. Fasziniert von dieser Welt wollte er von da an Artist werden.

Als er im Zweiten Weltkrieg in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet, schrieb er seinen beiden um zehn Jahre jüngeren Zwillingsbrüdern aus dem US-Lager Carson, sie sollten Handstände trainieren. In Anlehnung an seine Zeit in Gefangenschaft, wo er eine Theatergruppe gründete und täglich Kunststücke, wie den Handstand auf einem Spazierstock, übte, nannte sich die Truppe "Die Carsony Brüder".

Nach Karls Rückkehr traten sie erstmals zu dritt 1948 in der Öffentlichkeit auf und wurden von einem Manager entdeckt. Danach begann eine Welttournee - von Ungarn bis in die USA. Über Jahre hinweg waren die Carsonys ausgebucht, sodass sie selbst der englischen Queen zweimal eine Absage erteilen mussten.

"Es ist die klassische Tellerwäscher-Geschichte", sagt Weissenbeck, "mit allen Höhen und Tiefen". Von einer Barackensiedlung in Simmering ins reiche amerikanische Showbusiness. Ihre Freunde waren Stars wie Dean Martin, Jerry Lewis, Sammy Davis Jr. oder Liza Minelli.

!1955 im Moulin Rouge

"Alle drei sind aber zeit ihres Lebens bodenständig geblieben", erzählt die Filmemacherin. Im Jahr 1955 kamen sie erstmals wieder in ihre Heimatstadt zurück und seien im Moulin Rouge um einen Butterbrotpreis aufgetreten. "Und das, obwohl sie der teuerste Act der Welt waren." Im selben Jahr wurde der Staatsvertrag im Belvedere unterzeichnet. Die Carsonys waren anwesend und filmten auch dieses Ereignis mit. Ein Stück Zeitgeschichte, welches ebenfalls bis jetzt unbekannt war. Die 52-minütige Dokumentation zeigt das bewegte Leben dreier Wiener, die die Welt mit ihrem Mut und Körpereinsatz eroberten. Der letzte Weg führte sie wieder in ihre Heimat zurück. "Sie wurden schlussendlich am Friedhof wieder vereint", so die Filmemacherin. Und so ruhen sie am Simmeringer Friedhof, die einst weltberühmten Carsony Brüder.



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[Wiener Zeitung|http://wienerzeitung.at], Freitag, 28. November 2014
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