!!!Blockierte Pilzabwehr

!!Wiener Forscher beschreiten einen neuen Weg, um Candida-Infektionen bekämpfen zu können.

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''Von der [Wiener Zeitung|http://wienerzeitung.at] (Dienstag, 19. Juli 2016) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.''

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[{Image src='Candida-albicans-Pilz.jpg' caption='Der Pilz Candida albicans bewohnt den menschlichen Organismus\\Foto: Fotolia/Dr_Kateryna' alt='Der Pilz Candida albicans bewohnt den menschlichen Organismus' class='image_right' width='400' height='309'}]

Wien. (__gral/apa__) Schätzungen zufolge fordern Pilzinfektionen jedes Jahr rund 1,5 Millionen Todesfälle. Speziell für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem stellen sie eine besonders schwere gesundheitliche Gefährdung dar. Diese Immunschwäche wird von einem bestimmten Eiweißstoff noch weiter gefördert, wodurch der Körper an einer Abwehrreaktion gegen Pilzinfektionen praktisch gehindert wird. Diese Abwehrbremse haben Forscher des Instituts für Molekulare [Biotechnologie|Thema/Biotechnologie] (Imba) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften nun identifiziert.

Das Protein selbst - dabei handelt es sich um das [Enzym|Thema/Enzym] CBL-B - ist für die Forscher allerdings schon ein alter Bekannter. Bisher war es jedoch nur als molekulare Bremse für die Abwehr von bösartigen Tumoren im Körper bekannt. So haben Imba-Forscher in Zusammenarbeit mit deutschen und australischen Wissenschaftern im Jahr 2014 im Fachmagazin "Nature" bereits gezeigt, dass CBL-B ganz bestimmte Immunzellen, wie die natürlichen Killerzellen, daran hindert, Metastasen von Tumoren anzugreifen.

!Signatur muss erkannt werden

Jetzt haben Gerald Wirnsberger und Florian Zwolanek vom Imba entdeckt, dass dieses Enzym auch andere Abwehrzellen hemmt - etwa, um Infektionen mit Candida albicans-Pilzen zu bekämpfen. Organismen wie Candida kommen beim gesunden Menschen für gewöhnlich nur in Form von oberflächlichen Haut- und Schleimhautbesiedlungen vor, bei Erkrankungen wie Soor etwa in Form eines weißen Zungenbelags.

Bestimmte Candida-Arten leben auch im Rachen, in der Speiseröhre, im Magen, im Dünn- und Dickdarm der meisten Menschen. Bei angeborener oder erworbener Immunschwäche wie Krebs oder Aids allerdings, kann der Pilz auch innere Organe befallen und dadurch schwere Erkrankungen bis hin zur Sepsis (Blutvergiftung) hervorrufen.

Um Abwehrzellen aktivieren zu können, müssen Krankheitserreger zunächst anhand einer typischen Signatur an der Zellaußenwand von sogenannten "Immunrezeptoren" erkannt werden. Die Wiener Forscher konnten nachweisen, dass CBL-B und ein Signalüberträger namens SYK eine besondere Rolle bei der Immunantwort gegen Candida spielen. SYK arbeitet mit dem Immunrezeptor an der Zelloberfläche und leitet das Signal für die gezielte Abwehr gegen den Pilzerreger weiter. CBL-B zerstört hingegen SYK und hemmt die Signalübertragung zur Aktivierung des körperlichen Abwehrsystems.
Die Autoren der Studie, die jetzt in "Nature Medicine" publiziert wurde, bewiesen zunächst, dass Mäuse, bei denen man das Gen für CBL-B ausgeschaltet hatte, sowohl gegen Hautinfektionen mit Candida albicans geschützt waren, als auch weniger häufig an den Folgen einer den ganzen Organismus betreffenden Infektion mit den Pilzen starben. Die Tiere zeigten eine deutlich gesteigerte Immunantwort.

!Immunantwort gezielt lenken

In der Folge entwickelten die Wissenschafter ein sogenanntes Inhibitor-Protein, um CBL-B bei Mäusen gezielt zu blockieren. Eine invasive Candida-Infektion konnte dadurch erfolgreich abgewehrt werden - während Mäuse, bei denen CBL-B aktiv war, innerhalb kurzer Zeit der systemischen Candida-Infektion erlagen. Die Forschungen könnten einen Weg hin zu neuen Therapien gegen invasive Pilzinfektionen bedeuten.

"Unsere Forschung ist ein erster Meilenstein zu einer völlig neuen Art der Behandlung gegen Candida albicans: Erstmals können wir die Immunantwort, die durch CBL-B moduliert wird, gezielt lenken. Diese neuartige Therapiemethode könnte sich als klinisch sehr erfolgreich herausstellen, vor allem in Kombination mit bereits existierenden Therapiemethoden, bei denen nur das Wachstum der Pilze blockiert werden kann", erklärt Karl Kuchler von der Meduni Wien zur Arbeit der Imba-Forscher.

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[Wiener Zeitung|http://wienerzeitung.at], Dienstag, 19. Juli 2016
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[{Metadata Suchbegriff='Candida albicans, Pilzinfektion, Inhibitor-Protein' Kontrolle='Nein'}]