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Die Familie Schrötter#

Ritter von Kristelli (Teil 2) #

Zwei Gedenktafeln – eine an seinem Geburtshaus in der Sporgasse, die andere in der Schröttergasse – erinnern an Leopold Schrötter (1837–1908). Zu Recht. Schrötter gilt als Pionier der Laryngologie und Vorreiter bei Herz- und Gefäßkrankheiten. Das beweist auch das Paget-von-Schrötter-Syndrom, benannt nach dem Grazer Mediziner. Eine Spurensuche in zwei Städten. #


Erschienen in der Zeitschrift Klinoptikum (Ausgabe 3/2013)

Von

Prof. Dr. Bernd Mader


(Abb. Nr. 13) Denkmal für Leopold von Schrötter in Alland/© W. Regal
(Abb. Nr. 13) Denkmal für Leopold von Schrötter in Alland/© W. Regal
(Abb. Nr. 3) Leopold von Schrötter, Foto aus dem Jahr 1884/© W. Regal
(Abb. Nr. 3) Leopold von Schrötter, Foto aus dem Jahr 1884/© W. Regal
(Abb. Nr. 4) Schrötter-Endoskop mit Patentschrift. Ausgestellt in der pathologisch-anatomischen Sammlung im Narrenturm in Wien./© W. Regal
(Abb. Nr. 4) Schrötter-Endoskop mit Patentschrift. Ausgestellt in der pathologisch-anatomischen Sammlung im Narrenturm in Wien./© W. Regal

Wie schon die in Teil 1 zitierte Gedenktafel zeigt, wurde Leopold Anton Dismas Schrötter am 5. Februar 1837 in Graz geboren. Seine ersten Lebensjahre hat er in Graz verbracht. 1845 wurde sein Vater nach Wien berufen. Leopold war vorerst nach Wien mitgekommen. Dort besuchte er von 1846 bis 1848 zuerst das Schotten- und dann von 1848 bis 1849 das Piaristengymnasium [1]. Warum er anschließend nach Graz übersiedelte und hier in Untermiete gewohnt hat, wissen wir nicht. Möglicherweise war seine mangelnde schulische Leistung daran schuld. In Graz besuchte er das Akademische Gymnasium von 1849 bis 1852 (Abb. 1).

Der Taubenkobel in der Hofgasse
(Abb. Nr. 1) Der Taubenkobel in der Hofgasse. Bis 1890 war hier das akademische Gymnasium untergebracht/© B. Mader

Die Klassenbücher des Grazer Akademischen Gymnasiums sind im Steiermärkischen Landesarchiv ab dem Jahre 1851 einsehbar [2]. In diesem Jahr besuchte Leopold Schrötter dort die 5. Klasse, die er im folgenden Jahr wiederholen musste. In den Klassenbüchern ab 1853 war er nicht mehr zu finden, was auf einen abermaligen Schulwechsel hinweist. Im Zeugnis von 1851 war auch vermerkt worden, dass Leopold seit 1849 schulgeldbefreit war, ein Hinweis, dass er seit diesem Jahr tatsächlich Schüler dieser Anstalt gewesen war (Abb. 2).

Von 1852 bis 1855 besuchte er das Akademische Gymnasium in Wien [3] und hat dort auch maturiert. 1855 begann er in Wien mit dem Studium der Medizin und promovierte 1861 zum Dr. med. et chir. [4]

Leopold Schrötter hatte das Glück, seine Ausbildung in jener Zeit zu erlangen, wo die zweite Wiener Medizinische Schule Weltruhm hatte. Als Operationszögling des berühmten Chirurgen Franz Schuh (1804–1865) lernte er die damals modernsten Techniken der Chirurgie, der damals nicht weniger berühmte Internist Josef Škoda, dessen Assistent er von 1863 bis 1869 gewesen war, war sein zweiter großartiger Lehrer. In dieser Zeit beschäftigte sich Schrötter intensiv mit Lungenkrankheiten, speziell mit der Tuberkulose. [5]

Der Taubenkobel von der Hofseite
(Abb. Nr. 2) Der Taubenkobel von der Hofseite/© B. Mader

Angeregt durch die Erfindung des Kehlkopfspiegels durch Ludwig Türck (1810–1866) und fasziniert von der Möglichkeit, bisher verborgene Körperhöhlen zu untersuchen, begann er, sich in der Laryngologie auszubilden. [6] 1867 habilitierte er sich für Krankheiten der Brustorgane und des Kehlkopfes an der Universität Wien. Nach dem Tod Türcks erhielt er 1870 die neu errichtete Lehrkanzel für Laryngologie, 1875 wurde er ao. Professor für Kehlkopf- und Brustkrankheiten. 1878 übernahm er ein Primariat an der Krankenanstalt Rudolfstiftung, welches er vorher schon ein Jahr provisorisch inne hatte. [7] 1885 habilitierte er sich für das Gesamtgebiet der Inneren Medizin und wurde 1890 zum ordentlichen Professor und Vorstand der III. Internen Univ.-Klinik ernannt (Abb. 3).

Leopold Schrötter galt als großartiger Lehrer und entwickelte viele neue Verfahren und Instrumente, die dabei hilfreich waren (Abb. 4). Als erster nahm er eine Kehlkopfoperation unter Kokainanästhesie vor und führte an seiner Klinik umgehend Röntgenstrahlen für die Diagnostik ein. [8] Als anerkannter Spezialist wurde Schrötter 1888 zum Consilium von San Remo an das Krankenbett des deutschen Thronfolgers Friedrich, des späteren Kaisers Friedrich III., berufen und diagnostizierte dessen Kehlkopfkrebs. [9]

Tuberkuloseheilstätte Alland
(Abb. Nr. 5) Tuberkuloseheilstätte Alland (NÖ) 1902 auf einer Ansichtskarte/© W. Regal

Großes leistete er nicht nur auf dem Gebiet der Laryngologie, ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeiten waren Herz- und Gefäßkrankheiten. So ist es nicht verwunderlich, dass eine Thrombose der tiefen Arm-, Achsel- oder Schlüsselbeinvene als Paget-von-Schrötter-Syndrom genannt wird. [10]

Intensiv befasste Schrötter sich auch mit dem Problem der Tuberkulose. Er propagierte die Errichtung von Heilstätten, vor allem für Unbemittelte. Da dazu kein Geld vorhanden war, gründete er den Verein „Ferienhort für bedürftige und würdige Gymnasialschüler“ und konnte 1898 in Alland (NÖ) die erste Tuberkuloseheilstätte Österreichs eröffnen (Abb. 5). Er empfahl und förderte auch die Errichtung von Heilstätten in den damaligen österreichischen Adriaorten Lussingrande (Veli Lošinj) und Abbazia (Opatija). Die Verbesserung der sanitären Verhältnisse in Wien war ihm ein aufrichtiges Anliegen und er beriet Bürgermeister Lueger in diesen Fragen. [11] 1869 heiratete Leopold Schrötter Elisabeth Caroline Wagner (1847–1918). Mit ihr hatte er zwei Söhne und zwei Töchter. Hermann (1870–1928), der ältere der beiden Söhne, wurde ebenfalls Arzt und wurde zum Mitbegründer der Luftfahrtsmedizin. [12] Leopold Schrotter erhielt eine ganze Reihe von internationalen Auszeichnungen. Als er am 22. April 1908 in Wien verstarb, erhielt er am Zentralfriedhof ein Ehrengrab. [13]


Fußnoten:

[1] Die Daten seiner Gymnasialzeit verdanke ich Herrn Dr. Wolfgang Regal aus Wien, dem unermüdlichen Erforscher der Österreichischen Medizingeschichte. Vgl. dazu auch: ÖBL, Bd. 11, S. 248
[2] Im Klassenbuch vom Jahre 1851 findet man einen Hinweis, dass Leopold Schrötter seit Dezember 1849 von der Schulgeldzahlung befreit war, so dass man annehmen kann, dass er tatsächlich seit 1849 an dieser Schule gewesen war.
[3] Wie Anm. 1
[4] Vgl. ÖBL, Bd. 11, S. 248f.
[5] Vgl. Wolfgang Regal, Michael Nanut, Die Anfänge der Laryngologie. Leopold Schrötter von Kristelli – Spurensuche im Alten Medizinischen Wien (Folge 83) (= Regal/ Nanut, Laryngologie). In: Ärzte Woche, Wien, 15. September 2004, S. 33
[6] Ebda
[7] Ebda
[8] Vgl. OBL, Bd. 11, S. 248f.
[9] Vgl. OBL. Bd. 11, S. 249
[10] Sir James Paget (1814–1894), der berühmte englische Chirurg, stand als anderer Namensgeber Pate.
[11] Vgl. OBL, Bd. 11, S. 249
[12] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_ Schrötter_von_Kristelli
[13] Wie Anm. 10

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Klinoptikum (Ausgabe 3/2013)