!!!Sturm in der Staatsoper


!!Claus Helmut Drese ist im Alter von 88 Jahren gestorben

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''Von der [Wiener Zeitung|http://wienerzeitung.at] (Freitag, 18. Februar 2011) freundlicherweise zur Verfügung gestellt''

Von

__Edwin Baumgartner__



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!Drese war in Wien von 1986 bis 1991 Staatsoperndirektor. Angefeindet von Publikum und Kritik.


[{Image src='sturm-staatsoper.jpg' caption='Umstrittener Innovator: Claus Helmut Drese.\\Foto: © apa/picturedesk/Klemenz' class='image_right' alt='Claus Helmut Drese' width='160' height='218' popup='false'}]

Wien. Der Regisseur und Opernintendant Claus Helmut Drese, der von 1986 bis 1991 Direktor der Wiener Staatsoper war, ist tot. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist der 88-Jährige bereits am 10. Februar gestorben.

Die Ära Drese an der Wiener Staatsoper polarisierte Presse und Publikum. Aus heutiger Sicht kann sie als eine der innovativsten gelten, doch kamen ihre Neuerungen für Wien zu früh, und sie wurden von Drese auch mit wenig Geschick vermittelt.

Als der am 25. Dezember 1922 in Aachen geborene Drese mit der Leitung der Wiener Staatsoper betraut wurde, war er kein unbeschriebenes Blatt: Als Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden hatte er als Regisseur von "Die Frau ohne Schatten" und "Der Rosenkavalier" von Richard Strauss sowie Richard Wagners "Tristan und Isolde" gepunktet. Als Intendant der Kölner Oper hatte er den Regisseur Jean-Pierre Ponnelle für einen vielbeachteten Mozart-Zyklus verpflichtet; als Direktor des Zürcher Opernhauses hatte er für eine Sensation gesorgt, als er für einen Monteverdi-Zyklus mit "L’Orfeo", "L’incoronazione di Poppea" und "Il ritorno d’Ulisse in Patria" Nikolaus Harnoncourt, dessen Concentus Musicus und abermals, als Regisseur, Ponnelle engagierte.

Als Direktor der Wiener Staatsoper bestellte Drese Claudio Abbado zum musikalischen Leiter und führte ein gemäßigtes Stagione-System ein. Schon Lorin Maazel hatte dieses System zuvor am Haus ausprobiert. Und wie zuvor Maazel, so stieß auch Drese auf die Ablehnung eines Publikums, das ein Repertoiresystem gewohnt war, bei dem die Werke über die gesamte Spielzeit verstreut werden.

!Rossini statt Wagner

Doch Publikum und Kritik erhoben noch weitere Vorwürfe gegen Drese: Nachdem Lorin Maazel ein Projekt mit Wagners "Ring des Nibelungen" aus künstlerischen Gründen abgebrochen hatte, wurde die Forderung nach einer Neuinszenierung der Tetralogie immer lauter. Doch Drese war in der Zwickmühle: Ein "Ring" ist immer spektakulär – daher wäre er die Domäne des Musikdirektors Abbado gewesen. Doch Abbado hatte andere Ambitionen. Er hatte speziell als Dirigent von Opern Rossinis Erfolg gehabt, darunter die rekonstruierte "Viaggio a Reims". Drese erfüllte Abbado den Wunsch, die kostspielige Inszenierung wurde vom Publikum auch begeistert aufgenommen, doch in der Presse hieß es, der Luxus des Rossini-Abends wäre besser wichtigeren Werken des Repertoires zugute gekommen.

Drese jedoch hatte am gängigen Repertoire kein so großes Interesse. Er konfrontierte das Publikum lieber mit Christoph Willibald Glucks "Iphigenie in Aulis", Modest Mussorgskis "Chowanschtschina", Claude Debussys "Pelléas et Mélisande" oder Franz Schrekers "Der ferne Klang". Und er holte Regisseure wie Harry Kupfer, Luca Ronconi, Karl-Ernst Herrmann oder Jürgen Flimm. Mozarts "Idomeneo" in der Regie von Johannes Schaaf wurde zur Skandal-Sensation.

!Politischer Gegenwind

Von den wesentlichen Kritikern stand schließlich nur noch Gerhard Rosenthaler auf Dreses Seite und argumentierte, dass dessen Programmpolitik eine Auffrischung des Spielplans bedeute, derzuliebe man das Fehlen der sonst allgegenwärtigen Schlachtrösser hinnehmen könne. Aus der Angelegenheit wurde ein Politikum, denn Rosenthaler war der Leiter der Kulturredaktion in der SPÖ-eigenen "AZ" – und es war ein offenes Geheimnis, dass die SPÖ-Kulturministerin Hilde Hawlicek Drese fallengelassen hatte.

Tatsächlich verlängerte Hawlicek Dreses Vertrag nicht und verpflichtete Eberhard Waechter und Ioan Holender als Direktoren eines Zusammenschlusses von Staats- und Volksoper.

Drese übernahm von 1991 bis 1996 in Athen die künstlerische Planung des neuen Musikzentrums Megaro Mousikis, ehe er sich aus der Öffentlichkeit zurückzog. In seinen Memoiren "Im Palast der Gefühle" befasste er sich 1993 ausführlich mit der von Intrigen und Unverständnis geprägten Zeit als Direktor der Wiener Staatsoper.



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[Wiener Zeitung|http://wienerzeitung.at], Freitag, 18. Februar 2011
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