!!!Lohn für Forschen an der Oberfläche


!!Der "Austro-Nobelpreis" 2013, der Wittgenstein-Preis, geht an die Wiener Physikerin Ulrike Diebold


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''Von der [Wiener Zeitung|http://wienerzeitung.at] (Dienstag, 18. Juni 2013) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.''

Von

__Heiner Boberski__

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!Internationale Jury holte die vierte Frau in den heimischen Forschungsolymp.

 

[{Image src='Ulrike-Diebold.jpg' class='image_right' caption='Ulrike Diebold ist begeistert davon, wie schön sich Atome an einer Oberfläche anordnen.\\© apa/Pfarrhofer' width='400' alt='Ulrike Diebold' height='284'}]



Wien. Was sich an der Oberfläche abspielt, gilt zwar gemeinhin als banal, stellt aber ein hochinteressantes Forschungsgebiet dar. Eine Österreicherin zählt im Bereich Oberflächenphysik zur Weltklasse und heimst jetzt dafür die mit 1,5 Millionen Euro höchstdotierte heimische Wissenschaftsauszeichnung, den Wittgenstein-Preis, ein. [Ulrike Diebold|Biographien/Diepold,_Ulrike], seit 2010 Professorin an der Technischen Universität (TU) Wien, ist nach Ruth Wodak (1996), Marjori Matzke (1997) und Renee Schroeder (2003) die vierte Frau, der diese Ehre zuteil wird.

Sie wurde 1961 in Kapfenberg geboren und ging 1990 nach ihrer Promotion an der TU Wien in die USA. Dort hat sich Diebold ihre Reputation als Forscherin erarbeitet, seit 1993 an der Tulane University in New Orleans, wo sie nach wie vor eine Forschungsprofessur innehat.

Ihre Pionierleistung bestand darin, dass sie zeigte, wie man an Metalloxiden mittels Rastertunnelmikroskopie jedes einzelne Atom sichtbar machen und den Ablauf chemischer Prozesse an der Oberfläche untersuchen kann. Momentan werden solche Experimente nur im Hochvakuum durchgeführt, nun will Diebold sich auf ein ganz neues Gebiet konzentrieren - die Untersuchung solcher Prozesse in Flüssigkeiten. Mit der Arbeit in Flüssigkeiten könnte sich Diebolds Arbeitsgebiet auch in Richtung organischer Systeme entwickeln. Ein von ihr oft untersuchtes Material - Titanoxid - sei mit lebendem Gewebe sehr gut kompatibel, sagt die Forscherin, "aber man weiß nicht, warum".

Faszinierend an den bisher von Ulrike Diebold erforschten Metalloxiden ist deren Bandbreite an physikalisch-chemischen Eigenschaften. In der Anwendung dieser Materialien - Katalysatoren, Gassensoren, Batterien, Brennstoffzellen, neuartige elektronische Bauteile - spielen Oberflächen und Schnittstellen eine zentrale Rolle. [Forschung|Thema/Forschung] auf diesem Gebiet kann folglich große Auswirkungen haben, zum Beispiel im Bereich der Energiegewinnung und -speicherung.

Bei ihrer Vorstellung als "ideale Preisträgerin", so Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle, durfte die Physikerin einem kurzen Dialog in Latein zwischen zwei Altphilologen lauschen: zwischen Töchterle und dem Vorsitzenden der Jury Jan Ziolkowski von der Harvard University. Christoph Kratky, Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, hob hervor, dass der FWF die Vergabe dieses Preises - wie auch der mit bis zu 1,2 Millionen Euro dotierten Start-Preise 2013 für Nachwuchsforscher (Liste rechts) - ganz einem 14-köpfigen Gremium hochkarätiger ausländischer Wissenschafter überlässt: "Die einzige Person aus Österreich, die dabei ist, führt nur das Protokoll." Es fiel auf, dass von den neun Start-Preisen heuer nur einer an einen Geisteswissenschafter ging.

Das Preisgeld für den Wittgenstein-Preis und die Start-Preise muss wieder in die Forschung investiert werden. Ulrike Diebold freut sich auf den Kauf eines neuen speziellen Mikroskops und betont auch: "Ich möchte meinem Team die besten Arbeitsbedingungen bieten."

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[Wiener Zeitung|http://wienerzeitung.at], Dienstag, 18. Juni 2013
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