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Kunden sollen Privatsphäre im digitalen Alltag erhalten können #

Über kontaktlose Technologien, ob beim Bezahlen oder bei der Fahrt im Öffi, fließen Kundendaten großzügig ins digitale Netz. Der Chiphersteller Infineon forscht nun für mehr Privatsphäre. #


Von den Salzburger Nachrichten (Dienstag, 16. Mai 2017) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Von

Birgitta Schörghofer


Symbolbild: Privatsphäre im digitalen Alltag
Derzeit fließen die Kontaktdaten noch in kompakten Paketen ins digitale Netz.
BILD: SN/JRGEN FLCHLE – FOTOLIA

GRAZ. Hand aufs Herz: Wer liest schon einen ellenlangen Text durch, in dem dargelegt wird, ob man mit dieser oder jener Weitergabe von persönlichen Daten einverstanden sei? Richtig: kaum jemand. Die meisten vertrauen und stimmen zu. Dass man damit in der Regel seine ganzen Kontaktdaten freizügig in den digitalen Fluss speist, ist wohl nur den wenigsten Konsumenten erst einmal bewusst. Doch das Unbehagen wächst.

„Wir sehen vermehrt, dass viele Kunden sagen: Ich mag diese Information nicht mehr weitergeben, ich will nicht mehr ungewollt Werbung bekommen“, sagt der Vizepräsident des Entwicklungszentrums von Infineon Austria in Graz, Stefan Rohringer. Zwar habe man in Europa einen hohen Datenschutz, die Kritik am derzeit noch freizügigen Weitergeben von Daten steige aber.

Zumal kontaktlose NFC-Technologien (Near Field Communication) immer mehr unseren Alltag prägen. Wer die Karte zückt, kann einfach und schnell bezahlen, die Straßenbahn benutzen oder ins Fußballstadion gelangen. Immer öfter funktioniert das auch über die Smartphone-App oder NFC-unterstützte Smart Wearables. Der große Haken daran: Privat bleibt dabei niemand.

Dass es allerdings technisch möglich ist, sich die Privatsphäre ein Stück weit zu erhalten und den Datenschutz zu erhöhen, zeigt nun ein EU-Forschungsprojekt unter der Leitung des Chipherstellers Infineon. In Österreich beschäftigt der Technologiekonzern 3600 Mitarbeiter, allein im Entwicklungszentrum mit einem jährlichen Forschungsaufwand von über 400Mill. Euro sind es 340. Am EU-Projekt MATTHEW waren in Summe acht Technologiepartner aus vier Ländern beteiligt, darunter auch die TU Graz. 36 Monate Arbeit und sechs Millionen Euro wurden investiert. Entwickelt wurde dabei Folgendes: Anstatt die gesamten Kundeninformationen auszutauschen, wie es derzeit über das herkömmliche Public-Key-Verfahren geschieht, haben die Forscher erweiterte Verschlüsselungsverfahren eingesetzt. „Damit ist es möglich, dass nur ein Teil des Datenpakets sichtbar wird, etwa bei der Öffi-Nutzung, dass es sich um eine gültige Monatskarte handelt, aber nicht, wer einsteigt“, erklärt Rohringer. Die anonymisierte Ticketinglösung habe man bereits erfolgreich in Form einer Android-App in einem Mehrzonenverkehrssystem getestet. Welche Daten man übertragen wolle, könne vorab festgelegt werden. Fälschungssicherer könnten auch Zutrittssysteme für Großkonzerte werden, „und in der Kantine braucht nicht mehr jeder zu wissen, wie viele Kalorien ich gegessen habe“.

Damit die neuen Entwicklungen auf dem Markt ankämen, müssten Unternehmen und Kunden freilich auch einen Vorteil sehen, ist Rohringer überzeugt. So könnten Kunden, die bereit seien, alle ihre Kontaktdaten weiterzugeben, künftig günstiger wegkommen. „Die Unternehmen belohnen ihre Kunden dafür, dass sie mehr Daten an sie weitergeben.“ Das könne über Rabattaktionen oder Zusatzfunktionen passieren. Wem dagegen die Privatsphäre wichtig sei, der könne nur jene Informationen weitergeben, die in Zusammenhang mit der Gültigkeit der Karte notwendig seien.

Für Infineon bedeuten die Forschungsergebnisse auch: „Wir haben etwas Zusätzliches, was wir anbieten können“, erklärt Rohringer. Der Chip werde durch die neuen Verfahren zwar nicht nennenswert größer, damit man ihn teurer verkaufen könne, „aber man muss schon darüber sprechen, welche Funktion man anbieten kann“. Zwar werde man mit der Neuigkeit noch nicht übermorgen auf den Markt kommen, „aber es werden interessante Gespräche werden“. Immerhin habe man gezeigt, dass ein höherer Datenschutz bei kontaktlosen Technologien möglich sei, „vielleicht braucht es jetzt noch die Gesetzgebung dazu“.

Salzburger Nachrichten (Montag, 15. Mai 2017)

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