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Verfolgungsjagd im ewigen Eis #

Der Großvenediger ist nicht der schwierigste 3000er-Gipfel in den Hohen Tauern – aber auch kein Spaziergang. An der „weltalten Majestät“ scheiterte einst auch ein Erzherzog. #


Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus der Kleinen Zeitung (Samstag, 17. September 2016)

Von

Klaus Höfler


Aufstieg zum Großvenediger im Schatten der Gipfelflanke
Aufstieg im Schatten der Gipfelflanke.
Foto: Höfler
Kürsingerhütte
Die Kürsingerhütte
Foto: Höfler

Großglockner, Lienzer Dolomiten, Drei Zinnen, Wilder Kaiser, Dachstein und Kollegen: Sie alle haben sich schön herausgeputzt. Wolkenfrei kreisen sie den Jubilar ein. Und auch der Großvenediger selbst strahlt mit der Spätsommersonne um die Wette. Gibt ja auch was zu feiern: Zum 175. Mal jährte sich Anfang September die Erstbesteigung des Hauptgipfels der Venedigergruppe in den Hohen Tauern. Teil der Seilschaft war damals auch Ignaz von Kürsinger. Er ist Namensgeber der Kürsingerhütte. Auf 2558 Metern hoch über dem Obersulzbachtal gelegen dient sie jenen Gipfelstürmern als Basislager, die vom Nordwesten aus auf den Berg wollen.

Die, die wollen, starten meist früh los. Wie Glühwürmchenschwärme zucken die Lichtkegel der Stirnlampen der Seilschaften um kurz vor fünf Uhr über das stockdunkle Geröllfeld. Der rund einstündige Zustieg endet an einem Ausläufer des Gletschers. Immer schneller und immer höher hat er sich in den letzten Jahren in die Gipfelregion zurückgezogen. Touren werden zu einer vom Klimawandel getriebene Jagd nach dem (gar nicht so) ewigen Eis. So ist der milchiggrüne See ein „Stockwerk“ unterhalb der Kürsingerhütte erst vor zehn Jahren entstanden, erklärt Emil Widmann, seit 2008 Chef der Kürsingerhütte und Leiter der Bergführer in Neukirchen.

Ihn oder einen seiner Kollegen braucht man, um es gefahrenfrei auf den Großvenediger zu schaffen, denn das Schneefeld, über das man – angeseilt und mit Steigeisen – rauf zur Venedigerscharte und weiter über den Firngrat zum Gipfel kraxelt, ist von Gletscherspalten durchzogen. Dazu kommen andere alpine Gefahren. So musste 1828 Erzherzog Johann seine Expedition aufgrund eines Lawinenabgangs abbrechen.

Kleine Zeitung, Samstag, 17. September 2016