!!!Hanf als Wohltäter für die Welt?    

!!Die Legalisierungsdiskussion um Cannabis öffnet auch den  Blick für die mögliche Nutzung des Hanfs: Als nachhaltiger  Rohstoff für Kleidung, Brennstoff und für die Medizin.

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''Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus: [DIE FURCHE|http://www.furche.at] (Donnerstag, 11. Dezember 2014)''

Von 

__Werner Hörtner/Hanfthal__  

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[{Image src='Symbolbild_Hanf.jpg' class='image_right' caption='Der Hanf als Heilmittel. In der Medizin ist umstritten, ob Cannabis indica zur Linderung von Schmerzen und Rheuma eingesetzt werden soll.\\Foto: © Shutterstock' alt='Symbolbild: Cannabis' width='400' height='351'}]


Beim Hanfwirt in Hanfthal in der  Nähe von Laa an der Thaya ist alles  ein bisserl anders. Hier gibt es  nicht das landläufige Schweinsbratl  oder die Leberknödel auf der  Speisekarte. Das Geschmacks-Bewusstsein  ist gewissermaßen stark erweitert. Deshalb  trinkt man hier sein Bier zum Hanfschnitzel  und Hanfbratwürstel, schlürft den Kaffee  zum Hanfgugelhupf und verabreicht  sich zur Verdauung der Köstlichkeiten einen  Hanfschnaps. Hanf ist allgegenwärtig  in dem kleinen Ort mit 600 Einwohnern, in  dem nachweislich schon vor sechs Jahrtausenden  Menschen siedelten. Seit fast neun  Jahrhunderten ist der Name Hanfthal überliefert;  im flachen Dorfteich wurde der Hanf  zur Vorbereitung für die Faserverarbeitung  eingeweicht.  

Doch das ist lange her. Jahrzehntelang  war der Hanf ein verpönter, minderwertiger  Stoff, interessant bloß im Räuber- und Gendarmspiel  zwischen Drogenfahndern und  Kriminellen. Jetzt ist das anders. Der Hanf  ist dabei, seine vielfältige Verwendung und  seinen Ruf wederzugewinnen – und das  nicht nur wenn es um politische Initiativen  zur Legalisierung des Cannabis geht.  

Das merkt man auch in Hanfthal, wo eine  Initiative zur Wiederentdeckung des  Hanfs sich überregionale Anerkennung erarbeitet  hat. Bei einer Wanderung über den  Hanf-Lehrpfad ist an diesem milden Novembernachmittag  auch eine Gruppe von Studierenden  von der Hochschule für Bodenkultur  aus Wien dabei – wie bereits über  1300 Hanf-Interessierte vor ihnen in diesem  Jahr. Und sie hören weniger über Drogen als  vielmehr über Bodeninhaltsstoffe, Ökologie  und [Nachhaltigkeit|Thema/Nachhaltigkeit].

[{Image src='Hanf.jpg' class='image_left' caption='Hanf\\Foto: © Shutterstock' alt='Hanf' width='400' height='350'}]

!Vielfalt des Nutzens  

Verantwortlich dafür ist Hanfexperte Johann  Schmid, Obmann des Vereins Dorfgemeinschaft  Hanfthal. Er wird über Stunden  nicht müde, auf die vielen Vorzüge der  uralten Nutz- und Heilpflanze hinzuweisen:  „Hanf ist ein idealer Biorohstoff, der  zur Gänze genutzt werden kann. Er benötigt  keine Pflanzenschutzmittel. Durch den  hohen und dichten Wuchs erstickt er Unkräuter  auf natürliche Weise.“ Hanf fand  seit Jahrtausenden als Nutz- und Heilpflanze Verwendung und nicht nur Johann  Schmid sieht sie im Aufwind. „Eine der ältesten  Kulturpflanzen der Erde könnte helfen,  die Menschen ausreichend mit [Kleidung|Thema/Kleidung],  Papier, Öl, Brennstoff, Nahrung, Baumaterial  und vielen Medizinen zu versorgen“ –  dieses Zitat stammt aus dem Buch „Die Wiederentdeckung  der Naturpflanze Hanf“ von  Jack Herer, einem US-amerikanischen Autor  und zweimaligen Präsidentschaftskandidaten  für die Grassroots Party.


Tatsächlich ist kaum eine andere Pflanze  bekannt, die derart umfassend und vielfältig  genutzt werden kann. So wurde in China  vor 2000 Jahren die Herstellung von Papier  auf Hanfbasis erfunden. Auch Gutenberg-  Bibeln wurden auf Hanfpapier gedruckt. Im  Schiffsbau war Hanf jahrhundertelang als  Rohstoff für die Taue, Seile und Segeln gefragt.  

Ein Blick in den „Hanf-Shop“ von Hanfthal  zeigt, welche breite Palette von Produkten  sich aus dieser vielseitigen Nutzpflanze herstellen  lässt: von Textilien und Taschen über  zahlreiche [Lebensmittel|Thema/Lebensmittel] bis hin zu Ölen und  Pomaden und die schier unerschöpflichen  medizinalen Anwendungen. Die Hanfnüsse,  das sind die Samen der Pflanze, besitzen  hochwertige Inhaltsstoffe, wie die Omega-  3-Fettsäuren und die Gamma-Linolensäure  mit zahlreichen gesundheitlichen Vorzügen.

[{Image src='Hanfthal.jpg' class='image_right' caption='Hanfthal\\Foto: © Dorfgemeinschaft Hanfthal' alt='Dorfgemeinschaft Hanfthal' width='400' height='242'}]

Hanfexperte Johann Schmid geht aber  noch viel weiter in seinem Lob für den Hanf:  „Die Hälfte aller Medikamente könnte man  durch Cannabinoide ersetzen, die eine ausgezeichnete  vorbeugende oder heilende  Wirkung entfalten.“ Auch wenn das ein wenig  übertrieben ist, so hat Hanf als Heilmittel  doch eine lange und vielfältige Tradition.  Schon vor 5000 Jahren empfahl der chinesische  Kaiser Shen Nung Cannabisharz als  Heilmittel bei Verstopfung, Gicht, Rheumatismus  und Frauenkrankheiten. In Indien  spielt Hanf heute noch eine wichtige  Rolle in der Ayurveda-Medizin, in Nepal  als Schmerzmittel, Schlafmittel und gegen  Höhenkrankheit.  

!„Sünden“ einer Kulturpflanze  

Bei so vielen positiven Eigenschaften erhebt  sich unter den Studierenden die verständliche  Frage, weshalb denn diese Pflanze  bei uns nicht eine größere Verbreitung  und Förderung genießt. Und da kommt der  Hanffachmann auf die „Kardinalsünde“ der  alten Kulturpflanze zu sprechen: „Früher  hat man überhaupt nicht entschieden zwischen  dem Hanf als Nutzpflanze und als  Droge. In Zeiten der Monarchie waren noch  45.000 Hektar mit Hanf bepflanzt, heute  sind es in Österreich nur noch etwa 900  Hektar. In den 1930er-Jahren hat man in den  USA begonnen, den Hanf als rauschgifthältige  Pflanze zu diffamieren, um ihn als Nutzpflanze vom Markt zu verdrängen. Und das  hat dann dem Hanf dieses bis heute noch  fortdauernde schlechte Image aufgeprägt.“  

Doch Hanf ist nicht gleich Hanf. Es gibt  Cannabis sativa, also die Nutzpflanze, Cannabis  indica, der rauschgifthältige Hanf, und  Cannabis ruderalis, der ursprüngliche Hanf,  der keine wirtschaftliche Bedeutung besitzt.  Aus den getrockneten Blüten des Cannabis  indica wird das Marihuana hergestellt, aus  dem Harz der Pflanze das Haschisch. Für die  Nutzpflanze Cannabis sativa gilt das aber  nicht. Statt Rausch gibt es hier viel Arbeit  und Schweiß auf dem Feld.  


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[DIE FURCHE|http://www.furche.at], Donnerstag, 11. Dezember 2014
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