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„Heedoo, Gussi, heedoo...“ #

Wandern macht hungrig. Der Naturpark Sölktäler serviert kulinarische Besonderheiten – und atemberaubende Landschaft als Beilage. #


Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus der Kleinen Zeitung (Samstag, 24. September 2016)

Von

Klaus Höfler


Der Sonntagskarsee im Sonnenschein
Der Sonntagskarsee im Sonnenschein
Foto: RAFFALT
Krapfen und Steirerkas auf der Putzenalm
Krapfen und Steirerkas auf der Putzenalm
Foto: RAFFALT

Selten ist es Liebe auf den ersten Biss. Der eigenwillig würzige, seltsam bröselige „Steirerkas“ entfaltet seinen kulinarischen Reiz meist erst in Etappen. Nicht nur am Gaumen – man muss ihn sich auch geografisch erst „erwandern“. Es gibt ihn als absolute Rarität in seiner Originalform nämlich nur auf den Almen des Oberen Ennstals. Aber die Mühen der Annäherung lohnen sich. Gerade in diesen Tagen, wenn sich der Almsommer seinem Ende zuneigt, präsentiert sich der Naturpark Sölktäler als atemberaubende Wanderkulisse.

Die Tage sind spürbar kürzer geworden und die saftigen Kräuter und Gräser haben ihre Kraft verloren. Schon bald geht es für die hier grasenden Kühe zurück zu den tiefer gelegenen Weiden im Tal. Der Almabtrieb gilt als Höhepunkt des Almsommers. Mit dem für die Tiere gewohnten Lockruf „Heedoo, Gussi, heedoo . . .“ werden sie zusammengetrieben, fein säuberlich geschmückt und ins Tal geführt.

Unsere Wanderroute führt dagegen bergwärts. Über das Herzstück der Schladminger Tauern, den Klafferkessel und die schmale Rettingscharte, geht es zum Schwarzensee im hinteren Kleinsölktal. Schon Erzherzog Johann schwärmte für dessen schöne Lage. Er wollte sich hier sogar niederlassen, doch es kam letztlich nicht dazu.

Wer zeitig in der Früh unterwegs ist, erlebt um diese Jahreszeit besonders zauberhafte Stimmungen. Die Gräser sind mit dickem Morgentau überzogen. An klaren Tagen glänzen Abertausende Wassertropfen in der Sonne. Bei entsprechendem Gegenlicht dampfen die Almweiden, die Nebel heben sich Richtung Berggipfel, bis sie sich in der Wärme der Sonne auflösen.

Mit etwas Glück kommt man gerade dann an einer der kleinen Hütten rund um den Schwarzensee oder etwas höher gelegen bei den Almen im Putzental vorbei, wenn eine weitere kulinarische Spezialität der Region gemacht wird: die Ennstaler Bauernkrapfen. Ob „Krapfen-Tag“ ist, erkennt man schon von Weitem an der kräftigen Rauchentwicklung und später am Geruch von heißem Schmalz, in dem die Krapfen herausgebacken werden. Wobei man zweifach die Wahl hat: Es gibt nicht nur zwei Krapfenvarianten – die katholischen aus Roggenmehl und die evangelischen aus Weizenmehl – man kann die Teigfladen auch entweder süß mit Honig garnieren oder man gibt dem „Steirerkas“ die Chance eines zweiten Versuchs. Dann und wann wird echte Liebe daraus.

Kleine Zeitung, Samstag, 24. September 2016