!!! Unkonventioneller Präsident

!!Ab 1945 im Wiener Rathaus, von 1951 bis 1957 in der Hofburg -  Private Facetten einer eindrucksvollen Persönlichkeit

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''Von der [Wiener Zeitung|http://www.wienerzeitung.at] (Donnerstag, 8. April 2010) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.''

Von

__ Friedrich Weissensteiner __




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!Biografie über Bundespräsident Theodor Körner, Symbolfigur des Wiederaufbaus


[{Image src='Bilder_und_Videos/Historische_Bilder_IMAGNO/Körner,_Theodor/00470956/00470956wm.jpg' height='350' alt='Erste Parade des neu geschaffenen Bundesheeres in der Zweiten Republik. Theodor Körner im Vordergrund. Photographie. 1956.' class='image_right' caption='Erste Parade des neu geschaffenen Bundesheeres in der Zweiten Republik. Theodor Körner im Vordergrund. Photographie. 1956.\\© [IMAGNO/ÖNB|Bilder_und_Videos/Historische_Bilder_IMAGNO/Körner,_Theodor/00470956]' width='524'}]

Der Lebensbogen des ersten vom Volk gewählten Bundespräsidenten der Zweiten Republik, [Theodor Körner|Biographien/Körner,_Theodor],  spannt sich von den Nationalitätenkämpfen in der k.u.k. Monarchie, die  er als junger Mann miterlebte, über den Ersten Weltkrieg, den Zusammenbruch des habsburgischen Kaiserreiches, die Ausrufung der Republik, den Parteienhader, der zum Bürgerkrieg führte, die NS-Ära, die Wiedergeburt Österreichs 1945 bis zum österreichischen Staatsvertrag.


Diese gewaltigen gesellschaftlichen Umbrüche, die er in partiellen Bereichen in wichtigen Positionen miterlitten und mitgestaltet hat, reflektieren sich auch in seiner Vita. Der kaisertreue, an Clausewitz geschulte Militär, der es in der k.u.k. Armee durch militärische Fachkenntnis, Umsicht und Unerschrockenheit bis zum hochdekorierten Generalstabschef der Isonzo-Armee brachte, bekannte sich ab der Mitte seines Lebens nach einem geistigen Wandlungsprozess zur Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP), der er 1924 beitrat.



Er betätigte sich einige Jahre mit kritischem Scharfblick im Republikanischen Schutzbund, dem paramilitärischen Wehrverband der SDAP, und wurde nach den Februarereignissen des Jahres 1934 inhaftiert. Die Nazis ließen ihn ungeschoren. 


Politisch schlug Theodor Körners große Stunde im April 1945, als man ihm in schwerer Zeit das Amt des Wiener Bürgermeisters anvertraute. Der damals 72-Jährige stürzte sich mit jugendlichem Elan in seine Aufgabe und wurde durch seine Volksnähe und seine unkonventionelle Amtsführung zu einer Symbolfigur des Wiederaufbaues in der Nachkriegszeit. 


Er war eine imposante Erscheinung und eine eindrucksvolle Persönlichkeit.

Groß gewachsen, körperlich und geistig voller Spannkraft, integer, korrekt, bescheiden, bedürfnislos, ungezwungen  in seinem Lebensstil und von eiserner Disziplin gegen sich selbst, war er nach außen hin eher zurückhaltend und verbarg sein Privatleben so gut es ging vor einer neugierigen Öffentlichkeit. 

Körner war unverheiratet, aber der Junggeselle war beileibe kein Zölibatär. Er lebte mit Baronin Antoinette (Netka) Latscher von Lauendorf, der Witwe eines Feldmarschall-Leutnants und k.u.k. Kriegsministers, in einer jahrzehntelangen, eheähnlichen Wohngemeinschaft. Seinen Lebensabend verschönte ihm Trix Hartmann, die Mutter der Autorin dieses interessanten, aufschlussreichen Buches, die er wie ein verliebter Gymnasiast verehrte und umschwärmte.


Cherica Schreyer-Hartmann veröffentlicht aus dem mütterlichen Nachlass zahlreiche Briefe und Fotos, die Körners Charakter- und Lebensbild um eine wertvolle Facette bereichern. 

Diese Dokumente bezeugen seine menschliche Wärme und Fürsorglichkeit. Cherica selbst wurde der großväterlichen Obsorge des 1951 zum Bundespräsidenten Gewählten teilhaftig, wenn sie als Internatsschülerin in Döbling manche Wochenenden in der Präsidentenvilla zubrachte. Körner kaufte, oft ohne Mantel und Hut bekleidet, bei einem Greißler in der  Nähe Lebensmittel für das Abendessen ein und wusch gemeinsam mit ihr das Geschirr ab. Er erteilte ihr Nachhilfe in Mathematik und versorgte sie wöchentlich mit Taschengeld. Die  Autorin erinnert sich auch an die schönen Sommerwochen im ehemaligen kaiserlichen Jagdschloss Mürzsteg, wo der Bundespräsident zur Erholung weilte.


!Emotionale Stütze

In ihrem Buch, für dessen Zustandekommen sie zahlreiche Gespräche führte und umfangreiches Material zusammentrug, ist Körners Biografie in ein chronikales familiengeschichtliches Ambiente eingebettet. Für den einsamen, alten Bundespräsidenten waren die in Kitzbühel beheimateten Frauen, die im Titel als "Nachtigallen" figurieren, eine emotionale Stütze, die ihn so manche schwere Bürde seines ihm keineswegs auf den Leib geschneiderten Amtes leichter tragen und ertragen ließ. 


''Theodor Körner – Der rote Kaiser und die Nachtigallen. Cherica Schreyer-Hartmann. Christian Brandstätter Verlag, 288 Seiten, 25 Euro ''


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[Wiener Zeitung|http://www.wienerzeitung.at], Donnerstag, 8. April 2010
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[{Metadata Suchbegriff='Bundespräsident Theodor Körner' Kontrolle='Nein' }]


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General Körner wurde durch den christlich-sozialen Verteidigungsminister Vaughoin 1924 wegen seiner "Denkschrift über das Heerwesen der Republik " zwangspensioniert", da er mit seiner Forderung nach einem effizienten Heer nicht auf der Linie des Ministers lag, dem ein ausrückungs- und paradefähiges repräsentatives, aber kaum kampffähiges Heer genügte.

Daraufhin nominierten Körner die Sozialdemokraten als Abgeordneten zum Bundesrat für Wien. Mit Gesinnungswandel Körners hat das ganze kaum zu tun, da er sich 1918 sofort der "Volkswehr", dem sozialdemokratisch geführten Freiwilligenheer der neuen Republik zur Verfügung stellte. Was hätte er aber als ehemaliger Stabschef der Isonzoarmee, der lediglich über profunde militärische aber keinerlei zivile Kenntnisse und Fertigkeiten verfügte, auch tun sollen ? Von den knapp zehntausend Freiwilligenmeldungen von Offizieren für die Volkswehr und das spätere okroyierte Bundesheer konnten lediglich 1500 angestellt werden. General Entacher hat also übrigens einen berühmten Schicksalsgenossen....

Als Körner Lebensgefährtin Netka von Latscher 1944 starb, hatte er wegen des Verdachts auf Mitwisserschaft an den Vorgängen des 20. Juli eine Hausdurchsuchung durch die Gestapo, die aber die tatsächlich in der Wohnung befindlichen Sende- und Empfangsgeräte nicht fand. Heiraten konnte Körner die Baronin nicht, da sie dadurch die Witwenpension verloren hätte.

Quelle (Standardwerk): 

* Kollmann, Eric: Theodor Körner. Militär und Politik. Wien 1973.
* Glaubauf, Karl: Die Volkswehr und die Gründung der Republik, Wien 1993



--Glaubauf Karl, Freitag, 4. Februar 2011, 15:26

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