[{Image src='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/aeiou-musik-kolleg.jpg' alt='Kopfleiste Musik Kolleg' class='noborder' width='582' height='121' popup='false'}]

!!!Quartett Nr. 16 in B-Dur, op. 133 (Große Fuge)

Ludwig van Beethoven\\ \\


__Aufführungsdauer:__ ca. 15 Minuten\\
__Entstehungszeit:__ November 1825\\
__Uraufführung:__ 21. März 1826 durch [Ignaz Schuppanzigh|AEIOU/Schuppanzigh,_Ignaz] mit seinem Streichquartett, der ein Freund
Beethovens war.\\
__Widmungsträger:__ [Kardinal, Erzherzog Rudolf von Österreich|AEIOU/Rudolf,_Erzherzog_von_Österreich,_geb._1788]\\
__Orchester:__ 2 Violinen, Viola, Violincello (oder Streichorchester)\\



!Historisches

Dieses Quartett, das nur aus einem Satz besteht, war ursprünglich der
Schlusssatz des Quartetts op. 130 in B-Dur. Auf Wunsch des Wiener
Verlegers Artaria (siehe "Österreich-Lexikon") wurde ein neues Finale
komponiert. Beethovens Zeitgenossen lehnten das Werk ab, selbst Hugo
Wolf (siehe "Österreich-Lexikon") äußerte sich noch im Jahre 1884: "Die
große Fuge ist mir ein unverständliches Tonstück." Erst dieses
Jahrhundert fand Anerkennung und einen Zugang zu diesem Werk. Dies
geschah auch dadurch, weil das Werk in einer Streichorchesterfassung
gespielt wurde. Diese folgt der Streichquartettfassung, wenn man von den
Bassverdopplungen durch die Kontrabässe absieht. Der Klang im
Streichorchester verliert so an Schärfe, Intervallreibungen werden als
milder empfunden, der polyphone Charakter des Werkes präsentiert sich
überzeugender, der Gesamtklang wird weicher.

Das Finale hat Beethoven - nach Angabe Schindlers - im November 1825
komponiert (siehe auch: [Lebensumstände Beethovens 1825/26|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Beethoven/bt1826]).

!Bearbeitungen

Die Bearbeitung für Streichorchester stammt nicht von Beethoven, eine
Bearbeitung der Fuge für Klavier, vierhändig, erschien von Beethoven als
op. 134.

!Widmungsträger

Das selbstständig gewordene Werk wurde dem Kardinal, Erzherzog Rudolf
von Österreich, Erzbischof von Olmütz gewidmet.

!Hinweise Beethovens zum Werk

Beethovens einziger Hinweis zum Werk lautet: "Grande Fugue tantôt libre,
tontôt recherchée" = Große Fuge ebenso frei wie kunstvoll. Das Wort
"frei" bezieht sich auf die souveräne Handhabung der Form, das Wort
"kunstvoll" auf die Stilmittel der großen Fuge.

Die "Große Fuge" ist ein schwierig zu hörendes Werk. Tschaikowsky
meinte: "Es ist ein Schimmer da, aber nicht mehr. Der Rest ist Chaos
über dem der Geist dieses musikalischen Jehova schwebt." Das
"Chaotische" des Werks wird empfunden durch


* die permanenten großen Intervallsprünge einzelner Instrumente,
* durch bizarre Rhythmen,
* durch die konsequente Polyphonie,
* durch krasse dynamische Angaben - meist nur fortissimo oder pianissimo.


Diese Mittel führen den aufmerksamen und aufmerksam gemachten Hörer zu
neuen Klangerfahrungen, die Goethe in das Wort fasst: "Gestaltung,
Umgestaltung, des ewigen Sinnes ewige Unterhaltung". Die Musik erscheint
losgelöst von Materiellen, sie erschließt Grenzregionen der Musik. Er
greift, wie man ohne Vorbehalt sagen kann, der musikalischen Entwicklung
um ein Jahrhundert voraus. Das Werk repräsentiert ein Alterswerk eines
Komponisten, der auf ein Lebensoeuvre zurückblicken kann.

!Musikalische Deutung

Beethoven schwebte nicht eine Stilkopie Bachs vor, sondern er wollte
eine Problemlösung aufzeigen, wie man Musik durch Polyphonie zu einer
einheitlicheren, durchgeistigteren Sprache führen kann.
Die "Große Fuge" ist typisch für das Klangbild des längst ertaubten
Beethovens. Das Quartett sucht mit größtem Tonumfang der einzelnen
Stimmen einen großen Klangraum zu erfüllen. Die Harmonie des Klanges
wird der klaren Profilierung der eigenständigen Einzelstimme und deren
musikalischer Bedeutung untergeordnet. Ein Höhepunkt expressiver Musik
in Beethovens letzten Quartetten ist erreicht.

[Musikbeispiele aus dem Streichquartett, op. 133|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Beethoven/Quartett_Nr._16,Musikbeispiele] 

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[{Metadata Suchbegriff='Quartett Nr. 16 Große Fuge' Kontrolle='Nein'}]