[{Image src='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/aeiou-musik-kolleg.jpg' alt='Kopfleiste Musik Kolleg' class='noborder' width='582' height='121' popup='false'}]

!!!Bruckner: 7. Symphonie, 2. Satz (Adagio)

!Formschema  --> [Bild|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bruckner/Symphonie_Nr.7_Satz2,Formschema]

Drei Wochen vor Richard Wagners Tod am 13. Februar 1883 in Venedig
begann Bruckner mit der Arbeit an diesem Satz, wobei er von Vorahnungen
des Ablebens von Richard Wagner erfüllt war. In einem Brief an Felix
Mottl  schreibt Bruckner: "Einmal kam ich nach Hause und war sehr
traurig; ich dachte mir, lange kann der Meister unmöglich mehr leben, da
fiel mir das cis-Moll Adagio ein."


[{Image src='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bilder/mu-examp.jpg'
caption='[Takte 1-9|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bruckner/Symphonie_Nr.7_Satz2,1-9]' alt=''
link='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bruckner/Symphonie_Nr.7_Satz2,1-9' width='150' height='54' popup='false'}]


Vier Wagner-Tuben, die hier zum ersten Mal in einem Symphonieorchester
zum Einsatz kommen, stimmen mit dem Hauptthema des Satzes eine
Totenklage an. Diese Musik hat in der europäischen Musikgeschichte  ihre
Parallelen im Trauermarsch in Beethovens 3. Symphonie, der "Eroica", und
in der Musik zu Siegfrieds Tod  in der Wagner-Oper "Die Götterdämmerung".
Anton Bruckner schrieb absolute Musik, d.h. der Sinn der Musik liegt in
sich selbst. Eine Erklärung seiner Musik gibt Bruckner beim Hauptthema
dieses Satzes selbst. Der Dreitonaufstieg im 4. und 5. Takt dieses
Themas  findet seine Parallele in seinem "Te Deum", wo er diese Tonfolge
auf die Worte "Non  confundar in aeternum" komponiert. Die Übersetzung
dazu lautet: "Nicht werde ich zuschanden werden in Ewigkeit".


[{Image src='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bilder/mu-examp.jpg'
caption='[Takte 18-30|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bruckner/Symphonie_Nr.7_Satz2,18-30]' alt=''
link='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bruckner/Symphonie_Nr.7_Satz2,18-30' width='150' height='54' popup='false'}]

Der Abschluss des Hauptthemas findet sich im Zwischensatz, der sich zu -
dem Grundthema des Satzes entsprechend - großen Höhen aufschwingt und im
Pianissimo schließt.


[{Image src='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bilder/mu-examp.jpg'
caption='[Takte 37-44|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bruckner/Symphonie_Nr.7_Satz2,37-44]' alt=''
link='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bruckner/Symphonie_Nr.7_Satz2,37-44' width='150' height='54' popup='false'}]

Das Seitenthema in Fis-Dur erstrahlt in nahezu Mozartscher Schönheit. Es
birgt das Gefühl der Erlösung in sich, wie überhaupt diese Trauermusik
auf einem Geist des Trostes aufbaut und Bruckners Religiosität hier
ihren sinnfälligen Ausdruck erfährt.


[{Image src='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bilder/mu-examp.jpg'
caption='[Takte 157-164|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bruckner/Symphonie_Nr.7_Satz2,157-164]' alt=''
link='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bruckner/Symphonie_Nr.7_Satz2,157-164' width='150' height='54' popup='false'}]

Der Satzanhang  beginnt noch einmal mit dem Hauptthema, vorgetragen von
Wagner-Tuben und tiefen Streichinstrumenten. Umspielt wird das Thema von
Sextolen in den ersten Violinen. Schon nach dem ersten Erklingen des
Hauptthemas wird das Dreiton-Motiv "Non confundar" herausgehoben, und zu
einem Höhepunkt in größtem Fortissimo geführt, das  seinesgleichen in
der Musikgeschichte sucht.


[{Image src='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bilder/mu-examp.jpg'
caption='[Takte 170-182|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bruckner/Symphonie_Nr.7_Satz2,170-182]' alt=''
link='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bruckner/Symphonie_Nr.7_Satz2,170-182' width='150' height='54' popup='false'}]

In Schichtsteigerungen erklingt am Höhepunkt ein C-Dur Akkord,
gekennzeichnet durch den Einsatz von Becken und Triangel.
In Bruckners  Autograph kamen ursprünglich an dieser Stelle weder Pauken
noch Triangel und Becken vor. Für die erste Drucklegung wurde im
Autograph ein  Notenstreifen eingefügt, auf dem Bruckner diese
Instrumente beim Höhepunkt in  C-Dur einfügte. Angeblich soll er dazu
vom Dirigenten Arthur Nikisch   angeregt worden sein. Über dieser
Eintragung befindet sich allerdings auch von Bruckners Hand die weitere
Eintragung "gilt nicht", womit er seine erste Absicht wieder rückgängig
gemacht hat. Da es jedoch eine analoge Stelle in der achten Symphonie
mit Beckenschlag gibt, wird in den meisten Aufführungen weltweit die
"Beckenschlagversion" gespielt.
Als Bruckner gerade den C-Dur Höhepunkt komponiert hatte, traf in Wien
die Nachricht vom Tode Richard Wagners aus Venedig ein. Bruckner selbst
erzählt davon seinem Mitstreiter Theodor Helm : "Sehen Sie, genau so
weit war ich gekommen, als die Depesche aus Venedig am Morgen des 14.
Februar 1883 im Konservatorium eintraf - da hab ich geweint, o wie
geweint - und dann erst schrieb ich dem Meister die eigentliche
Trauermusik".


[{Image src='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bilder/mu-examp.jpg'
caption='[Takte 184-188|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bruckner/Symphonie_Nr.7_Satz2,184-188]' alt=''
link='Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bruckner/Symphonie_Nr.7_Satz2,184-188' width='150' height='54' popup='false'}]

In der Coda mit der Trauermusik wird in den Wagner-Tuben das "Non
confundar-Motiv" aufgegriffen und niedergschrieben unter dem
unmittelbaren Eindruck der Todesnachricht. Der Satz schließt mit dem
Hauptthema.


[Weiter zum 3. Satz|Wissenssammlungen/Musik_Kolleg/Bruckner/Symphonie_Nr.7_Satz3]