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"Erwin-Kräutler-Preis" an Sebastian Pittl und Stefan Silber#

Am 3. Oktober 2017 vergab das Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen der Universität Salzburg zum vierten Mal den Erwin Kräutler-Preis. Er ging heuer an die Theologen Sebastian Pittl (IWM St. Georgen) und Stefan Silber (Universität Osnabrück).#

Rektor Heinrich Schmidinger, Univ.-Prof. DDr. Franz Gmainer-Pranzl, Dr. Sebastian Pittl, Dr. Stefan Silber und Bischof Erwin Kräutler
Foto v.l.n.r.: Rektor Heinrich Schmidinger, Univ.-Prof. DDr. Franz Gmainer-Pranzl, Dr. Sebastian Pittl, Dr. Stefan Silber und Bischof Erwin Kräutler
Foto: Kolarik

Der nach dem aus Österreich stammenden römisch-katholischen Ordensgeistlichen, langjährigen Bischof von Xingu/Brasilien und alternativen Nobelpreisträger benannte Preis honoriert wissenschaftliche Arbeiten in den Themenbereichen, die mit dem Engagement von Bischof Kräutler verbunden sind.

Erwin Kräutler war erstmals bei der Preisverleihung des nach ihm benannten Preises anwesend. In seinen Grußworten sprach er über sein Leben mit den bedrohten Ureinwohnern in der Provinz Xingu in Brasilien und über die Bedeutung der Kirche im Kampf gegen Armut. Das Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen vergibt den „Erwin Kräutler-Preis für kontextuelle Theologie und interreligiösen Dialog“ seit 2011 alle zwei Jahre. Er ist mit 3000 Euro dotiert.

Mit Salzburg ist Erwin Kräutler (geb. 1939 in Koblach, Vorarlberg) vielfach verbunden. Hier studierte er Theologie und Philosophie, im Salzburger Dom wurde er 1965 zum Priester geweiht. Im Jahr 2009 erhielt er für sein beispielhaftes pastorales und soziales Wirken die Ehrendoktorwürde der Universität Salzburg, ein Jahr bevor er für seinen Einsatz für die Menschenrechte der Indios und die Erhaltung des tropischen Regenwaldes im Amazonas-Gebiet mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Kräutler gehört zu jenen Bischöfen Südamerikas, die die „Option für die Armen“ vertreten. Weder eine Festnahme durch die Militärpolizei, bei der er zusammengeschlagen wurde, noch ein Mordanschlag, bei dem Kräutler durch einen Autounfall schwer verletzt wurde (1987), noch mehrfache Morddrohungen aufgrund seines Widerstands gegen das Staudammprojekt Belo Monte und seiner Anklagen einflussreicher Personen im Zusammenhang von sexuellem Missbrauch bzw. Prostitution von Kindern und Jugendlichen konnten ihn von seiner gelebten Option für die Armen abhalten. Die Option für die Armen steht im Mittelpunkt der Befreiungstheologie.

Die Preisträger#

Dr. Sebastian Pittl wurde 1984 in Melk/Niederösterreich geboren. Er studierte Psychologie, Philosophie und Theologie in Wien und Madrid. 2016 promovierte er an der Universität Wien mit einer Arbeit über die Geschichtstheologie des salvadorianischen Theologen und Philosophen Ignacio Ellacuria. Seit 2015 ist Sebastian Pittl für den Forschungsbereich Interkulturelle Theologie am Institut für Weltkirche und Mission an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen (Frankfurt) verantwortlich.

„Sebastian Pittl hat durch seine systematisch-theologische Dissertation das Denken eines der markantesten und intellektuell profiliertesten Denkers der lateinamerikanischen Befreiungstheologie, des 1989 von rechtsgerichteten Todesschwadronen ermordeten Philosophen Ignacio Ellacuría SJ, profund analysiert und auf seine gegenwärtige Relevanz hin durchleuchtet“, sagt Professor Franz Gmainer-Pranzl, Leiter des Zentrums Theologie Interkulturell und Studium der Religion an der Universität Salzburg. Gmainer-Pranzl ist einer der Initiatoren des Erwin-Kräutler-Preises und Mitglied der Jury, die den Preis vergibt.

PD Dr. Stefan Silber wurde 1966 in Leidersbach bei Aschaffenburg geboren. Er studierte in Würzburg und Cochabamba (Bolivien) katholische Theologie und ist als Privatdozent an der Universität Osnabrück tätig. Einer seiner theologischen Schwerpunkte sind aktuelle Entwicklungen der lateinamerikanischen Befreiungstheologie.

„Stefan Silber hat durch seine Habilitationsarbeit „Pluralität, Fragmente, Zeichen der Zeit. Aktuelle fundamentaltheologische Herausforderungen aus der Perspektive der lateinamerikanischen Theologie der Befreiung“ (Universität Osnabrück, 2015) einen breiten Überblick über die (Weiter-)Entwicklung der Befreiungstheologie gegeben und dabei auch wichtige Themen der Gegenwart wie zum Beispiel die Urbanisierung behandelt. Außerdem gibt Stefan Silber seit mehreren Jahren den „Befreiungstheologischen Rundbrief“ heraus, mit dem er alle an Befreiungstheologie Interessierten vernetzt und informiert.“ So Franz Gmainer-Pranzl zur Vergabe des Erwin-Kräutler-Preises an Stefan Silber.

Der Erwin Kräutler Preis für kontextuelle Theologie und interreligiösen Dialog möchte junge WissenschaftlerInnen fördern, die sich mit jenen Themen auseinandersetzen, für die sich Erwin Kräutler engagiert wie zum Beispiel Befreiungstheologie, Friede, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung.

Die Vergabe dieses Preises, die erstmals im Jahr 2011 erfolgte, ist eine Folge der Vergabe des Ehrendoktorats der Universität Salzburg an Bischof Erwin Kräutler am 7.10.2009. Seine Verbindung von christlicher Glaubenshaltung und gesellschaftlichem Engagement, von Mystik und Politik ist ein Kennzeichen der Befreiungstheologie, die - so Gmainer-Pranzl - am Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen eine wichtige Rolle spielt. Ende September 2017 erscheint der Band „Theologie der Befreiung heute“ (hrsg. von Franz Gmainer-Pranzl, Sandra Lassak und Birgit Weiler, der ersten Preisträgerin). www.uni-salzburg.at/ztkr/erwin-kraeutler-preis

Kontakt #

Univ.-Prof. DDr. Franz Gmainer-Pranzl, Leiter des Zentrums Theologie Interkulturell und Studium der Religionen, Fachbereich Systematische Theologie, Universitätsplatz 1, 5020 Salzburg, Tel.: +43 (0)662/8044-2759, franz.gmainer-pranzl@sbg.ac.at, http://www.uni-salzburg.at/ztkr/franz.gmainer-pranzl