!!!Schwarz-Rot-Gold
 
von __[Peter Diem|User/Diem Peter]__\\ \\
Die Entstehung der [deutschen Nationalfarben|http://www.deutsche-schutzgebiete.de/flaggen.htm] wird auf ein Missverständnis zurückgeführt. Die __Jenaer Urburschenschaft__ trug im Andenken an das Lützowsche Freikorps einen schwarzen Waffenrock („Flaus") mit rotsamtenen Aufschlägen („Vorstoß"). Sie führte eine rot-schwarz-rote Fahne mit einem goldenen Eichenzweig. Diese drei Farben wurden von den Studenten fälschlicherweise für die alten Farben des Reiches gehalten, als die deutsche Burschenschaft 1818 (im Gefolge des hiezu motivierenden Wartburgfestes von 1817) durch Vertreter von vierzehn Universitäten gegründet wurde. Die Studenten beschlossen, die sogenannten „alten Reichsfarben" („in Gold ein schwarzer rotbezungter Adler") landauf landab zu propagieren. Je mehr sich die Restauration gegen diese neuen „Freiheitsfarben" wehrte, umso populärer wurden sie. Sie erschienen auf Kokarden und in Gedichten, und der als Verfasser des Textes zum Deutschlandlied bekannt gewordene __Hoffmann von Fallersleben__ widmete ihnen sogar eine eigene „Deutsche Farbenlehre", nach welcher ein roter Strahl und goldenes Licht aus schwarzer Nacht hervorbrechen würden, um sich im Reichspanier zu vereinen. 1832 erließ der Deutsche Bund ein ausdrückliches Verbot der Farben - wieder mit dem Effekt weiterer Publizität. 1848 brach dann der Sturm los, die Freiheitsfarben ließen sich nicht mehr bändigen. __Ferdinand Freiligrath__ schrieb in seiner Londoner Verbannung folgendes Gedicht:\\ \\

''In Kümmernis und Dunkelheit, Ha, wie das blitzt und rauscht und rollt!\\ Da mußten wir sie bergen! Hurra, du Schwarz, du Rot, du Gold!\\ Nun haben wir sie doch befreit, Pulver ist schwarz,\\ Befreit aus ihren Särgen! Blut ist rot, golden flackert die Flamme!''

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\\ \\„Was ist des Deutschen Vaterland" fragte __Ernst Moritz Arndt__ auf einem schwarzen Flugblatt mit goldener Schrift in roter Umrahmung. Solche und ähnliche publizistische Bemühungen verfehlten nicht ihre Wirkung. Die deutschen Fürsten änderten ihre Strategie, und am 13. November 1848 verkündete __Erzherzog Johann als Reichsverweser__ die Annahme der drei Farben als __gemeinsame Kriegs- und Handelsflagge des Deutschen Bundes__. Doch daraus wurde nichts, denn das Blatt wendete sich erneut. Der Arbeiterschaft waren die Farben Schwarz-Rot-Gold zu bürgerlich, den Preußen waren sie zu „österreichisch". Die ersteren hielten sich an die rote Fahne, die letzteren propagierten ihre „Nationalfarben" Schwarz-Weiß - die alten Farben des Deutschen Ritterordens. Vollends unakzeptabel wurden die großdeutschen Farben für die Preußen, als diese sich im Krieg von 1866 Soldaten mit schwarz-rot-goldenen Armbinden gegenübersahen: ''Österreich hatte sich die Sehnsüchte der deutschen Jugend zu eigen gemacht und war zu seinem (vergeblichen) Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland unter der schwarz-rot-goldenen Trikolore angetreten''' - ein Umstand, der uns heute kaum mehr bewsst ist, wenn wir überhaupt je davon Kenntnis hatten. Zur Zeit der Republikgründung mag den Menschen davon noch mehr in Erinnerung gewesen sein. 

So schrieb __Hermann Bahr__ (1863-1934) in seiner Betrachtung „Schwarzgelb": ''„Man muß als kleiner Bub 1866 erlebt und in der Seele noch den finsteren Ingrimm haben, mit dem sich unsere Väter in ihr Schicksal ergaben, in das Ende. Wir sind auf einem Grabe aufgewachsen ... Deutschland war da, aber Österreich war nicht mehr dabei... Österreich war der Zuschauer Europas geworden."''

__Anmerkung:__ Über die verschiedenen einfarbigen Fahnen: __rote Fahne__ (Arbeiterbewegung), __schwarze Fahne__ (Anarchismus), __weiße Fahne__ (Kapitulation, Matura), __blaue Fahne__ (volles Strandbad, sauberer Strand) siehe den Beitrag  „Fahnen- und Flaggenkunde" und den Beitrag über das [Hakenkreuz|Wissenssammlungen/Symbole/Hakenkreuz] .\\ \\
Vergleiche auch die bewusste Aufnahme des __Dreifarbs Schwarz-Rot-Gold__ in die Entwürfe des österreichischen __Bundeswappens__ im diesbezüglichen Beitrag.\\ \\

[{Image src='Turngau.jpg' height='200' class='image_right' caption='Kriegerdenkmal des Turnerbundes im Türkenschanzpark \\ Foto: P. Diem' alt='Kriegerdenkmal des "österreichischen Turnerbundes"' width='150'}]
--> __Arnold Rabbow__, dtv-Lexikon politischer Symbole. München 1970, 218 ff.\\ --> __Hermann Bahr__, Schwarzgelb. Berlin 1917, 22\\ \\ 

Obwohl man es nicht glauben sollte - am Kriegerdenkmal des "Wiener Turngaus" des ''Österreichischen'' Turnerbundes im Wiener Türkenschanzpark wird regelmäßig ein Kranz mit einer schwarz-rot-goldenen Schleife niedergelegt. \\ \\

__Beachte__: Der Autor distanziert sich ausdrücklich von jeglicher Absicht, das Gedankengut autoritärer, faschistischer, nationalsozialistischer und anderer antidemokratischer oder unmenschlicher Systeme zu verherrlichen oder zu propagieren. Die Aufnahme diesbezüglicher Texte oder Abbildungen in das Austria-Forum dient einzig und allein wissenschaftlichen und aufklärerischen Zielen.
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