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„Nimm deinen Griffel und schreibe!“#

Jakob Lorber, Musiker, Mystiker und vor allem „Schreibknecht Gottes“, hörte 1840 in Graz eine innere Stimme, die er Jesus zuschrieb und die ihn zum Schreiben aufforderte.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Ursprung-Quelle in Andritz
Am 30. Juli 1840 besuchte Jakob Lorber die nach ihm benannte Ursprung-Quelle in Andritz. Dort diktierte er das Quellen-Evangelium, welches er „durch Zulassung des Herrn von der Quelle selbst übermittelt bekam“.
Foto: © STANZER

Am 15. März 1840 nach dem Morgengebet, als Jakob Lorber eben sein Bett in der kleinen Wohnung in der Neue-Welt- Gasse Nummer 9 verlassen wollte, hörte er „links in der Brust, an der Stelle des Herzens, die Worte: Steh’ auf, nimm deinen Griffel und schreibe!“

Er gehorchte und schrieb auf, was die innere Stimme ihm diktierte. Es waren die ersten Sätze des schlussendlich 10.000 Druckseiten umfassenden Werkes „Die Haushaltung Gottes“. Nach seiner Berufung zum Schreibknecht Gottes stand der 40-jährige Jakob Lorber nun vor der Wahl zwischen dem Brotberuf als Kapellmeister in Triest und dem Auftrag der inneren Stimme, die ihn zum Schreiben rief – und für ihn Armut und Verzicht bedeutete.

Der Schreibknecht Gottes#

Lorber lehnte die ihm angebotene Anstellung unverzüglich ab und diente dieser geheimnisvollen Einflüsterung 24 Jahre lang bis zu seinem Tode, schreibt sein Biograf Karl Gottfried Ritter von Leitner. Denn Lorber hatte die innere Stimme als die von Gott erkannt und lebte ab nun als armer Schreiber, der als privater Musiklehrer sein Brot verdiente.

Wer aber war dieser selbst ernannte „Schreibknecht Gottes“? Jakob Lorber wurde am 22. Juli 1800 in dem kleinen, damals untersteirischen Dörfchen Kanischa bei Marburg als Bauernsohn geboren. Mit 17 zog er nach Marburg und wurde Lehrergehilfe und Organist. Bald darauf ging er nach St. Johann im Saggautal, wo er bei einem Kaplan Lateinunterricht erhielt. Der riet ihm Priester zu werden. Also kehrte er nach Marburg zurück, um das Gymnasium zu besuchen. Nach der fünften Klasse setzte er den Unterricht in Graz fort. Seinen Lebensunterhalt bestritt er als Hauslehrer für Gesang, Musik (Klavier und Violine) und Zeichnen.

Jakob Lorber
Jakob Lorber
Foto: © KK

1829 besuchte er den „höheren pädagogischen Kurs für Lehrer an Hauptschulen“ und erhielt ein sehr gutes Zeugnis. Da er aber nicht sofort eine Anstellung bekam, beschloss er seinen musikalischen Neigungen nachzugehen. Er komponierte Lieder und Konzertstücke, schrieb Musikkritiken und kam mit dem Tondichter Anselm Hüttenbrenner in Kontakt, nach dem die Hüttenbrennergasse benannt wurde. Damals lernte Lorber auch den Violinvirtuosen Niccolo Paganini kennen, der ihm Geigenstunden erteilte.

1840 wurde ihm (endlich) die Stelle eines Kapellmeisters an einem Theater in Triest angeboten. Doch dann hörte er eine Stimme – und alles wurde anders.

Lorber habe in seinem Werk nicht nur die Heilslehre Jesu niedergeschrieben, sondern auch – erklären seine Anhänger – Erkenntnisse der Astronomie und Atomphysik vorweggenommen sowie Ereignisse vorausgesagt.

In seinen späten Jahren wurde die existenzielle Not jedoch so groß, dass er nur durch die Unterstützung seiner Freunde überleben konnte. Darunter waren der Grazer Bürgermeister Andreas Hüttenbrenner, dessen Bruder Anselm, der Komponist, und der Ständesekretär Karl Ritter von Leitner, sein Biograf.

Allmählich ließen aber die Kräfte des Mystikers nach, bald musste er das Bett hüten, diktierte jedoch unbeirrt seinen Freunden, was die Stimme ihm mitteilte. Am 24. August 1864 starb er und wurde auf dem St.-Leonhard- Friedhof begraben. In seinen Schriften lebt er aber weiter.


--> Jakob-Lorbeer-Quelle (Bibliothek)



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele