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Pro und Contra Atomkraft#

H. Maurer, Jänner 2022

Einleitung#

Lange Zeit galt Atomenergie in Österreich als ein Tabu-Thema und ein falscher Ansatz, über den man gar nicht mehr zu diskutieren braucht. Bei einer Umfrage in den EU Ländern April/Mai 2021 (siehe <6>) sprachen sich Deutschland und Österreich vehement gegen Atomkraftwerke aus (69% bzw. 66% der Befragten), und Luxemburg, Griechenland, Portugal und Dänemark mit 55% bis 53%. Die anderen 21 EU Staaten lehnen Atomkraft nicht nur nicht ab, sondern sind explizit für den Einsatz von Atomkraft mit Ausnahme von nur drei Ländern. Überraschend ist, dass Frankreich mit den meisten Atomreaktoren in Europa auch dazu gehört, mit 45% für und 45% gegen den Einsatz.

Offenbar gibt es also viele pro und viele contra Argumente für Atomenergie, und es kennen vielleicht nicht alle die Argumente oder bewerten sie grundlegend verschieden. In diesem Essay sollen die wichtigsten pro und contra Argumente erläutert werden, zusammen mit den notwendigen Fakten und einigen Anmerkungen. Alle müssen dann selbst die für sie gültigen Schlüsse ziehen.

Meinungen zur Atomenergie in Österreich und Deutschland#

Die starke Ablehnung in Österreich geht wohl bis auf die Volksabstimmung am 5.11. 1978 über das mit 5,2 Milliarden Schilling teure fertige Atomkraftwerk Zwentendorf zurück, siehe <2>, dessen Eröffnung ja mit der sehr knappen Mehrheit von 50,47: 49,53 abgelehnt wurde. Inzwischen ist es ein sehr authentisches Museum über die Bauweise früher Atomkraftwerke, wird aber inzwischen auch <3> für Stromerzeugung verwendet, mit 1.000 Photovoltaikpanels. Zitat aus <4>: „Das Atomkraftwerk Zwentendorf produziert viele Jahre nach der Volksabstimmung nun doch Strom für Österreichs Haushalte. Seit 2009 dient es der Gewinnung nachhaltiger Energie, denn es wird als Solarkraftwerk genutzt - mit einer durchschnittlichen Energieerzeugung von 180.000 kWh im Jahr. Insgesamt 1.000 Photovoltaikpaneele erzeugen nun auf der Fassade, dem Dach und den umliegenden Freiflächen des alten Atomkraftwerks saubere Energie.”

Alle, die die damalige Abstimmung miterlebt haben wissen, dass das Abstimmungsergebnis durch eine Kombination von Atomkraftgegnern und Konservativen, die dem Befürworter Kreisky „eines auswischen wollten“ zustande kam. In Deutschland ist die stark wachsende Gegnerschaft gegen AKWs wohl auch auf Merkels Entscheidung, nach dem Fukushima Vorfall aus der Kernenergie auszusteigen, zusammen mit dem Aufstieg der Grünen, zurückzuführen. Im nächsten Abschnitt wird erläutert, wie heutige Atomkraftwerke (AKWs) funktionieren bzw. wie überhaupt Atomenergie gewonnen werden kann.

Das Prinzip von Atomkraft#

Das wesentliche Prinzip ist die berühmte Formel von Einstein, die die „Äquivalenz“ von Masse und Energie festhält: E= mcsuperscript 2. Dabei ist c die Lichtgeschwindigkeit, also 300.000 km/sec. Diese Formel sagt, dass man bei der Umwandlung von Masse in Energie unglaubliche Mengen von Energie erhalten kann. Obwohl man heute manche Atomteilchen durch Vereinigung mit ihren Anti-Teilchen vernichten kann, ist das für jede substanzielle Masse ein reines Science Fiction Szenario, das theoretisch vielleicht in sehr weiter Zukunft eine unglaublich radikale Methode offerieren könnte, Energie zu erzeugen.

Heute gelingt die Vernichtung einer Masse nur entweder durch die Spaltung von (schweren= spät im periodischen System stehenden) Atomen durch Umwandlung in zwei oder mehrere (leichtere) Bruchstücke, deren Gesamtmasse kleiner ist als die der Ausgangssubstanz (das ist die Atomspaltung oder Fission), oder die Zusammenführung von zwei leichten Atomen (=weit am Anfang des periodischen Systems stehenden) zu einem schwereren Atom (das ist die Fusion). Solche Umwandlungen sind natürlich bis heute nur in bestimmten Fällen mit entsprechenden Tricks (Methoden) möglich.

Alle heute kommerziell eingesetzten Atomkraftwerke arbeiten mit der Atomspaltung, genauer der Spaltung von Uran, meist in Krypton und Barium. Unter Kernspaltung versteht man die durch Beschuss mit Neutronen erfolgende Zerlegung eines schweren Atomkerns in zwei mittelschwere Atomkerne. Dabei werden Neutronen freigesetzt und es wird Energie abgegeben, die als Kernenergie bezeichnet wird. Treffen z.B. Neutronen auf Uran-235, so erfolgt eine Kernumwandlung in Uran-236, das in Bruchteilen von Sekunden in zwei mittelschwere Kerne zerfällt, typisch in Barium und Krypton, aber es können auch andere Spaltprodukte entstehen. Bei einer solchen Kernspaltung werden 2 oder 3 Neutronen freigesetzt und es wird durch den Massenverlust Energie abgegeben, weil die Masse des Ausgangskerns plus des aufgenommenen Neutrons größer ist als die Masse der entstehenden Kerne einschließlich der freiwerdenden Neutronen. Etwas genauer und auch mit numerischen Daten siehe <29>. Ist die Menge des Uran 235 groß genug, und lässt man es zu, dass alle freiwerdenden Neutronen wieder eine Spaltung verursachen, kommt es zu einer immer stärkeren „Kettenreaktion“ und Erwärmung, die zu einer Explosion (Kernschmelze, übertrieben vereinfacht: Atombombe) führt. Um das zu verhindern werden in AKWs auf verschiedenste Weise Neutronen abgefangen um die Kettenreaktion zu kontrollieren, um also eine „Kernschmelze“ zu verhindern. Bei alten AKWs, wie sie nur noch in Russland in Betrieb sind mit Graphit, heute sicherer durch andere „Moderatoren“ wie Wasser oder Wasserisotope bei verschiedensten Drucken und Temperaturen, oder auch andere Flüssigkeiten und Gase. Insgesamt gibt es eine unglaubliche Anzahl verschiedener Typen von Atomkraftwerken.

In allen Fällen erzeugen AKWS zunächst Wärme, die über Dampfturbinen zur Stromgewinnung eingesetzt wird. Wieviel Energie aus Uran 235 durch Spaltung entstehen kann belegt eine Zahl gut: 1 Gramm Uran 235 erzeugt ungefähr soviel Energie wie 1,8 Tonnen Heizöl!

Die zweite Methode Masse zu vernichten um Energie zu gewinnen besteht darin, dass man Isotope des Wasserstoffs (Deuterium und Tritium) zu Helium verschmilzt (Fusion), wobei auch (und zwar mehr als bei der Uranspaltung) Energie frei wird: Ein Gramm Brennstoff könnte in einem Kraftwerk 90 000 Kilowattstunden Energie erzeugen – die Verbrennungswärme von 11 Tonnen Kohle, siehe etwa <30>.

Fusion ist möglich, doch erfordert sie, dass Wasserstoffatome auf sehr hohe Temperaturen (Millionen von Grad) gebracht werden. Natürlich gibt es kein physisches Gefäß, das solche Temperaturen aushält. Der Trick ist, dass man den Wasserstoff durch starke Magnetfelder zusammenhält. Das geht, und wurde schon mehrmals gemacht, nur ist bisher der Energieaufwand für die Magnetfelder größer, als man an Energie zurückgewinnt. Hier ist also bis zu einer möglichen praktischen Anwendung noch viel Forschung/Innovation notwendig, um die Magnetfelder stärker und mit weniger Energieaufwand aufbauen zu können. Wenn das gelingt, ist Fusion attraktiver als Spaltung: Es fallen kaum radioaktive Abfälle an, es kann keine energetischen Katastrophen geben, es wird mehr Energie als bei der Fission erzielt und Wasserstoff kann jeder erzeugen, während Uran nur in beschränkter Menge und nicht überall verfügbar ist.

Alle heutigen AKWs arbeiten bisher mit Fission (Atomspaltung) für deren Einsatz es einige gute Argumente gibt, aber auch mindestens genauso viel dagegen, die nun besprochen werden sollen.

Die häufigsten Argumente gegen AKWs#

Der Grund für das plötzliche Wiedererwachen des Interesses an Atomkraft trotz aller Skepsis ist die Tatsache, dass ein gebautes AKW ohne wesentlichen CO2 Ausstoß und unabhängig von Wind und Sonne große Mengen von Energie erzeugen kann.
Es gibt 3 große Gruppen von Hauptargumenten gegen AKWs:
(1) Es kann zu gefährlichen Zwischenfällen kommen, die auch für weit entfernte Menschen große Gefahren bringen können und/oder die lang andauernde Unbewohnbarkeit großer Flächen bewirken. Siehe dazu auch die Ergänzungen Sommer 2022 vor den Literaturangaben!!
(2) Die heute gängigen AKWs erzeugen radioaktiv tausende Jahre lang strahlenden gefährlichen Abfall, für den man eine sichere Lagerung, „Endlager“, (wie? wo?) benötigt.
(3) Der erzeugte Strom kann durch Windkraft, Photovoltaik, Wasserkraft, usw. billiger und umweltfreundlicher erzeugt werden.
Alle Punkte stimmen nachdenklich, doch es gibt noch weitere Aspekte, darunter auch unterstützende. Es ist daher eine genaue Präsentation und Analyse aller Argumente sinnvoll, die letztendlich auch zu anderen Schlüssen führen könnten als zu einem einfachen „Ja“ oder „Nein“.

Beginnen wir bei den Gegenargumenten mit (3).

Kosten und Nachteile der Stromerzeugung durch AKWs verglichen mit anderen Methoden#

Die Kosten der Stromerzeugung sollte man nicht als ein zu wichtiges Argument werten, denn sie können sich durch Neuentwicklungen stark ändern. Zudem, wenn Atomkraft total unwirtschaftlich und unnötig ist, wird es keine Organisation mehr geben, die investiert.

Aber es gibt bei der „grünen“ Energieerzeugung, etwa durch Windkraft und Photovoltaik auch große Probleme: Windräder vernichten / verunstalten die Umwelt; sie sind nicht ganz so grün wie man glauben könnte; und sie belasten bei der Herstellung auch die Umwelt. Die negativen Einwände gegen große Windfarmen wegen der Verunstaltung der Landschaft, bis zur Notwendigkeit, für sie fallweise große Wälder (etwa Teile des Schwarzwaldes in Deutschland) zu vernichten, ihre Geräusche und die sich bewegenden Schatten der Windräder, machen ein Wohnen in ihrer Nähe unmöglich; auch beachtlich ist die negative Auswirkung auf die die Vogelwelt <5>.

Große Photovoltaikanlagen auf ehemaligen Grünflachen vernichten diese. Bei der Errichtung werden klimaschädliche Produkte (Beton, seltene Erden, etc.) eingesetzt.

Zudem sind beide Methoden nicht zuverlässig, da sie auf Wind/Sonne angewiesen sind. D.h. für jedes solche Kraftwerk muss man für den Notfall eine Reserve (Gaskraftwerk, AKW, Wasserkraftwerk, …) haben. Wasserkraftwerke sind verlässlicher <1>, bei Flusskraftwerken ist man aber von der verfügbaren Wassermenge abhängig <7>. Bei Speicherkraftwerken wie Malta oder Kaprun ist die Effizienz insofern gering, als die Speicher oft durch Zurückpumpen des Wassers gefüllt werden, wobei in Österreich dafür sogar fallweise importierte Atomenergie verwendet wird!

Es gibt viele weitere Methoden Energie zu erzeugen bzw. zu sparen: Geothermie ist in manchen Fällen sehr günstig, man kann die Wärme von Abwässern ausnutzen, oder die Kraft von Flut und Ebbe. Freilich gibt es dafür noch wenige „Gezeitenkraftwerke“, siehe <23>. Aber grüne Energieerzeugung bringt auch neue Probleme wie z.B. <8> erklärt, wo die notwendige gewaltige Steigerung der Netzkapazität angesprochen wird und gar nicht erwähnt wird, wie groß der Widerstand gegen neue Hochspannungsleitungen ist.

Nun zum Argument (2):

Das Problem der Endlagerung radioaktiver Abfälle#

Das ist ein wesentliches Argument gegen AKWs. Für ein typisches AKW fallen pro Jahr große Mengen strahlenden Materials an, wobei man verschiedene Gefährlichkeitsstufen unterscheiden kann. Zudem hat jedes AKW eine beschränkte Lebensdauer. Nach deren Ablauf (30 bis 60 Jahre) verbleibt eine „strahlende Ruine“ deren etwaiger Abbau große Mengen radioaktiv strahlender Substanzen ergibt. Hochgefährliche, tausende Jahre lang gefährlich strahlende Substanzen liegen jährlich bei typisch 100 Tonnen pro AKW, das sind ca. 8 Kubikmeter (also ein Würfel von 2 m Kantenlänge). Den kann man ungefährlich auf lange Zeit nur aufbewahren, indem man versucht, tief unter der Erde in verlässlichen geologischen Formationen Verwahrungsorte zu finden. Bis 2020 waren solche nie gebaut wurden, sondern wurden immer nur temporäre Zwischenlager errichtet. Das hat sich inzwischen etwas verändert, siehe etwa <9>. Dort findet sich: „Das weltweit erste Endlager für hochradioaktive Abfälle Onkalo Finnland hat eine Kapazität von 6500 Tonnen und ist für die permanente Aufnahme der verbrauchten Brennelemente der fünf Kernkraftwerke in Olkiluoto und Loviisa ausgelegt“.

Es gibt auch andere denkbare Ansätze für die Behandlung von radioaktiven Abfällen: Der „Dual-Fluid-Reaktor“ verwendet verbrauchte Brennstäbe als Brennstoff. Es gibt auch sehr exotische Ideen: Nach <9> gibt es „Vorschläge, die atomaren Abfälle im Weltraum zu entsorgen. Es gibt es auch Überlegungen, den Müll direkt in die Sonne zu schießen. Gelänge dies, wäre der Atommüll tatsächlich wirksam von der Biosphäre isoliert. Dem stehen allerdings die beim gegenwärtigen Stand der Technik immensen Kosten der raketenbasierten Raumfahrt entgegen.“

Insgesamt muss man bedenken, dass auch andere Arten von Energieerzeugung durchaus Probleme bei der Entsorgung machen: Weder die Staudämme für Wasserkraftwerke, noch die Säulen von Windkraftwerken stehen ewig, Photovoltaik Zellen haben nur eine beschränkte Lebensdauer. Natürlich sind die Abfälle nicht oder weniger giftig, aber sie fallen in vergleichbar gigantischem Ausmaß an. Dabei ist auch zu bedenken, dass Beton (der für Wasserkraftwerke und Windräder in großen Mengen anfällt) durch die Zementproduktion sehr viel CO2 erzeugt. Trotz Verbesserungen fällt bei der Produktion einer Tonne Zement ca. ½ Tonne CO2 an <11>, insgesamt jährlich ca. 35 Milliarden Tonnen, vergleichbar mit dem, was der gesamte Verkehr verursacht <12>. Die Erzeugung von Photovoltaikzellen benötigt Rohstoffe (z.B. seltene Erden) und Energie), wobei zudem CO2 erzeugt wird. Eine Photovoltaikzelle muss mehrere Jahre in Betrieb sein, um die zur Erzeugung verbrauchte Energie und den CO2 Ausstoß wettzumachen, wobei sich aber die Zeit von über 10 Jahren durch neue Technologien dramatisch verkürzt hat!

Nebenbei sei noch erwähnt, dass Kohlekraftwerke, was Abfall anbelangt, besonders umweltfeindlich sind: Die Asche wird im Normalfall auf offene Deponien gebracht, wo durch den Regen giftige Schwermetallrückstände ausgewaschen werden, ins Grundwasser gelangen und dieses als Trinkwasser unbrauchbar machen. Obwohl also bei jeder Art von Stromerzeugung schädliche Nebeneffekte und Abfälle entstehen, sind die Abfälle bei AKWs, nämlich die hochradioaktiven, besonders gefährlich. Sie zeichnen sich zwar durch kleine Volumina aus, was ihre Bewältigung z.B. in geologisch sicheren Endlagern <9> möglich erscheinen lässt. Trotzdem, die anfallenden und Jahrtausende gefährlich strahlenden Abfälle sind eines der gewichtigsten Argumente gegen AKWs wie sie heute in Betrieb sind.

Das dritte und das die meisten Personen treffende Hauptproblem ist bei AKWs die direkte Gefahr, die von ihnen ausgeht.

Die direkte Gefahr von Atomkraftwerken#

Bevor darauf näher eingegangen wird muss man klarstellen, dass jede Art der Energieerzeugung tödliche Gefahren mit sich bringt.

Bei Wasserkraftwerken ist es mehrmals zu Staudammbrüchen gekommen, die nicht nur große Verheerungen verursachten, sondern auch manchmal viele Menschenleben kosteten. Der in Europa vielleicht bekannteste Unfall ist der Dammbruch 1959 von Frejus in Frankreich mit über 400 Toten. Die Zusammenstellung <15> listet unzählige weitere: Der Dammbruch von Morvi in Indien 1979 kostete z.B. mehr als 2.000 Menschen das Leben! So unglaublich es klingt: Auch Windkraft-, Solar- und Geothermie-Energieerzeugung führen zu Todesfällen. Wenn man die gesamte Stromerzeugung z.B. in Deutschland auf Windkraft oder Solarenergie oder Geothermie umstellen würde, würden (nach den Statistiken <16> der letzten 20 Jahre) 21, bzw. 12 bzw. 10 Tote pro Jahr anfallen, weltweit also jährlich weit über tausend Tote.

Das mag überraschen: Wieso sollen durch Photovoltaik Todesfälle zu verzeichnen sein? Nun: Viele Photovoltaikzellen werden z.B. auf Dächern montiert, und dabei kommt es manchmal zu tödlichen Unfällen. Bei riesigen Solarfeldern, (wie in der Wüste nahe Palm Springs in den USA) kommt es bei tausenden Wartungseinsätzen immer wieder zu einzelnen Unfällen, die sich dann insgesamt doch sehr summieren.

Wie ist das nun bei AKWs? Nach den Statistiken ist seit Tschernobyl niemand durch Kernenergie gestorben, denn auch der Fukushima Unfall in Japan hat zwar große Flächen auf lange Zeit unbenutzbar gemacht und radioaktive Strahlung freigesetzt, aber gestorben ist durch Radioaktivität dort niemand. (Das Wasser, der Tsunami, hat mehr als 16.000 Menschen ertränkt)!

Zu Tschernobyl sei <16> provokant zitiert: „Dort sind Menschen gestorben. Zahlen gehen von einigen bis zu zehntausenden. Andererseits ist es absurd, den Graphit-moderierten RBMK-Reaktor der ersten Generation ohne Containment vom Typ Tschernobyl mit unseren Leichtwasserreaktoren zu vergleichen. Eine Explosion im Reaktor wie in Tschernobyl ist in Leichtwasserreaktoren unmöglich.“

Dabei wird das Wort „unmöglich“ verwendet, was nicht zutrifft, es stimmt nur, dass die Wahrscheinlichkeit für einen großen Unfall (Kernschmelze) sehr verringert wurde. Zudem, ob durch die erhöhten Strahlungsmengen von Tschernobyl aber auch Fukushima nicht später doch noch Betroffene an Krebs starben oder sterben werden, der sonst nicht aufgetreten wäre, ist offen. Bei Argumenten mit Zahlen gilt es aber immer, vorsichtig zu sein. In Europa sterben jährlich (bzw. sterben vorzeitig) 400.000 Menschen durch Luftverschmutzung (siehe <20>), auch durch Maßnahmen, die man zum „Klimaschutz“ einsetzt (etwa Pellets oder Holzheizung statt z.B. Ölheizung) oder durch den Reifenabrieb schwererer Autos (Elektroautos, die eine gewichtige Batterie haben müssen). Das sind viel mehr Menschen als man selbst in den schlimmsten Szenarien Atomunfällen zuschreiben kann. Dabei darf man die Zahlen der WHO <22> über 1,4 Millionen jährliche Verkehrstote gar nicht erwähnen.

All das eliminiert nicht die (wirkliche und vor allem psychisch gefühlte) Bedrohung durch ein AKW in der „Nähe“, und Nähe kann ja da viele hunderte Kilometer Entfernung heißen.

Insgesamt ist also die wahrscheinliche Gefährdung durch ein AKW gering, aber dennoch haben viele Menschen eine gewisse unangenehme Angst vor AKWs. Das hat mit „rational“ oder „irrational“ nichts zu tun, es gibt ja auch viele Menschen mit Flugangst, wobei der Flugverkehr um vieles sicherer ist als jeder Straßenverkehr! Aber jede solche Angst ist ernst zu nehmen, weil sie die Lebensqualität entscheidend verringert.

Es verbleibt die Frage, was man gegen die ja auch durch jahrelange Medienberieselung entstehende Abneigung gegen AKWs machen will, soll oder kann.

Mögliche Lösungen für AKWs#

Eines ist offensichtlich: Wenn man solche Kraftwerke schon baut, dann muss man sie dort bauen, wo sie geologisch, also vom Untergrund, von der geologische Umgebung, und vor Überschwemmungen und vor Erdbeben möglichst sicher sind. Man kann durchaus sagen, dass diese Aspekte beim Bau der Reaktoren in Fukushima in einer möglichen Tsunamizone nicht genügend berücksichtigt wurden. Übrigens ist diese geologische Sicherheit auch für Wasserkraftwerke mit großen Speicherseen notwendig, siehe Maltakraftwerk <19>: Die Voruntersuchungen waren dort nicht gründlich genug, sodass beim Betrieb Probleme auftraten. Man kann nur hoffen, dass es dort nie ein Erdbeben der Stärke 6 nach Richter gibt!

Eine andere Antwort ist wie so oft: Forschung! Man kann nicht von gestern auf morgen schließen, denn neue Entwicklungen sind möglich, aber eben nur dann, wenn genügend geforscht wird! Z.B. geht es darum, AKWs besser und sicherer zu machen: Heutige sind sie das viel mehr als die ersten AKWs. Dass man AKWs, auch modernere als Tschernobyl, fallweise abschaltet, kann aber trotzdem mehr als sinnvoll sein, wenn z.B. das Neutronen-Bombardement die Wände brüchig gemacht hat. Die heute viel propagierten kleinen AKWS, die SMRs (Small Modular Reactors) sollen, serienmäßig erzeugt, so sicher sein wie man das mit heutiger Technologie schafft, und wo man sie benötig aufgestellt werden können, um viele Haushalte mit Energie zu versorgen.

Nicht unerwartet, werden sie sowohl gelobt wie auch kritisiert <18>.

Beachtenswert ist, dass z.B. viele U-Boote mit Atomkraft angetrieben und betrieben werden, wo also auf vergleichsweise geringem Raum ohne Gefährdung der Menschen in der Nähe ein Atomreaktor arbeitet. Dass 11 der größten Schiffe der Welt (Flugzeugträger) mit Atomkraft versorgt werden, zeigt die Mächtigkeit der Atomkraft: Ein „Auftanken“ ist nur einmal im Halbjahr notwendig! Schließlich wird selten darüber geredet: Es gibt keine Raumsonde, die länger unterwegs ist, die nicht ihre Energie aus Atomkraft bezieht. (Freilich nicht von einem Atomreaktor, sondern einer „Atombatterie“, in der radioaktiver Stoff zerfällt und dabei Energie (Wärme) liefert). Da die Sonden unbemannt sind, stört die dabei auftretende radioaktive Strahlung nicht. Während radioaktive Strahlung meist als „böse“ angesehen wird, hat sie nicht nur z.B. bei der Bestrahlung von Tumoren oft eine wichtige positive medizinische Wirkung. Die Heilstollen in Gastein verdanken ihre positive Wirkung einer milden Alphastrahlung…. nur verwendet man das Wort „Strahlung“ seit Tschernobyl nicht mehr, sondern spricht, PR-mäßig geschickt, von „der Kraft der Erde“ 😊 .

Atomkraft ohne Uranspaltung?#

Alle gegenwärtigen AKWs und auch die geplante Variante in der Form von SMRs verwenden Uranspaltung. Warum eigentlich? Man kann statt Reaktoren mit Uran auch solche mit Thorium bauen: Uran 235 kommt nur in 0,7% des natürlich gefundenen Urans vor, und selbst diese Vorkommen sind nicht so weitverbreitet. Thorium ist auf der Erde in viel größeren Mengen vorhanden als Uran, eignet sich zur Spaltung genausogut, in Hochtemperatur Salzwasser Thorium Reaktoren gibt es die Gefahr der Kernschmelze nicht, die radioaktiven Rückstände sind geringer und ihre Halbwertszeit (Verfallsdauer) ist sehr viel kleiner. Warum hat man dann nicht vom Anfang an auf Thorium Reaktoren gesetzt, statt auf Urankraftwerke?

Die Ursache ist klar, aber für viele überraschend: Es ging bei dem Bau von AKWs anfangs nie um Energiegewinnung, sondern um den Bau von Atombomben! Nur darum hat man Uranspaltung vorangetrieben, in den USA, in Rußland, in Frankreich, im UK, in Indien, in Pakistan, in Israel, usw. usw. Darum hat man die Forschung in Richtung Thorium Reaktoren seit 1940 vernachlässigt, und erst allmähliche entsteht eine Renaissance und die Erkenntnis, dass Thorium vielleicht als Ausgangsprodukt für eine bessere Variante der Atomspaltung verwendbar ist. Bei der Forschung und Entwicklung führen heute China und Indien (ein Prototyp in China ging angeblich im September 2021 in Betrieb). Beides sind Länder mit großen Thorium- aber beschränkten Uranvorkommen! Verschläft Europa vielleicht eine Chance?

Es mag auch andere Möglichkeiten der Atomspaltung geben, die man noch wenig untersucht hat. Aber dann ist vor allem noch die Fusion, also die Möglichkeit Wasserstoff zu Helium mit riesigem Energiegewinn zu verschmelzen. Wie erwähnt, man weiß, dass es geht, aber der Energieinput ist zurzeit noch um ein mehrfaches größer als der Energiegewinn. Zur Technik der Fusion siehe <25> und <30>.

„Wirtschaftliche Fusions-Energie wird es in dreißig Jahren geben“, hieß es schon 1970, dann 1980, dann 1990, dann 2000. Das hat sich zu Spott verdichtete: „Es werden immer dreißig Jahre sein, aber es gelingt nie“. Ob man Fusionsreaktoren haben will, und ob sie kommerziell sinnvoll sind sollte man beurteilen, wenn es funktionierende Prototypen gibt. Die ersten wird es aber nun doch vor oder bis 2035 geben.

Der größte geplante Prototypreaktor ist bekanntlich ITER <26>. 35 Nationen beteiligen sich am Bau dieses großen Fusionsprototyps: „ITER is a first-of-a-kind global collaboration. Europe is contributing almost half of the costs of its construction, while the other six Members to this joint international venture (China, India, Japan, the Republic of Korea, the Russian Federation and the USA), are contributing equally to the rest. The ITER Project is under construction in Saint-Paul-lez-Durance, in the south of France.”

Der Bau soll 2025 abgeschlossen sein. Echte netto Energieproduktion (mehr erzeugter Strom als für den Betrieb notwendig) ist aber erst für 2035 vorgesehen.

Es gibt weltweit hunderte Versuche, Wasserstoff (genauer die Isotope Deuterium und Tritium) zu Helium zu verschmelzen. Obwohl „prinzipiell erfolgreich“, verschlingen die notwendigen Magnetfelder mehr Energie, als erzeugt wird, und ist meist die Energieerzeugung nur für kurze Zeiten, also in Intervallen aber nicht kontinuierlich, möglich. Die Komplexität und Größe eines Reaktors hängt von der Stärke der erzeugbaren Magnetfelder ab, wobei oft starke Felder nur bei Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt (wegen der dann möglichen Supraleitung von Strom) möglich sind. 2021 ist aber insbesondere MIT <17> ein Durchbruch gelungen: Man erzielte Supraleitung bei vergleichsweise hohen Temperaturen und verdoppelte so die Stärke der Magnetfelder. Das führte zu den optimistischen Vorhersagen, dass man bereits 2025 einen Nettogewinn an Energie bei der Fusion mit den MIT SPARC Reaktoren erreichen kann <27>. Neben Experimenten mit Magnetfeldern gibt es auch Versuche, Wasserstoffatome durch Bestrahlung mit starken Lasern zur Verschmelzung zu bringen.

Achtung: Was auch in der guten Literaturstelle <30> verschwiegen wird, ist eine unangenehme Eigenschaft der Fusion: Es werden nicht "normale" Wassserstoffatome zu Helium verschmolzen, sondern Isotopen des Wasserstoffs Deuterium und Tritium. Deuterium ist aus Meerwasser leicht zu erhalten, aber Tritium stellt man am besten aus Lithium her ---technisch nicht schwierig, aber Lithium ist als Rohstoff für Battereien bekanntlich knapp und teuer geworden!

Die vielleicht größte Gefahr von Atomkraftwerken#

Von der Öffentlichkeit oft wenig beachtet, wird von Fachleuten die größte Gefahr von AKWs anders gesehen: Jeder, der AKWs zur Energieherstellung verwenden kann, ist nicht weit von der Möglichkeit der Produktion von Atombomben entfernt. Im Gegensatz zu Aussagen, dass Thorium Reaktoren im Gegensatz zu Uranreaktoren dies nicht gestatten ist die Wahrheit fast eher umgekehrt: Thorium Reaktoren könnten sich rascher durchsetzen als Uranreaktoren, und erlauben auch die Herstellung von waffenfähigem Plutonium. Wenn aber immer mehr Länder über Atombomben verfügen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass jemand Verrückter sie einmal einsetzt und damit vielleicht das Ende der Menschheit einleitet.

Das ist ja auch der Grund, warum man nach den oftmaligen Drohungen des Irans, dass Israel ausgelöscht werden muss, dem Iran AKWs nicht verbieten kann, aber eine hinreichende Kontrolle einrichten will, um die Herstellung von Atombomben zu verhindern.

Was kann man von diesem Aufsatz mitnehmen?#

Nach der oberflächlichen, aber viele Aspekte darstellenden, Diskussion von pro und contra Atomkraft kann man sich vielleicht besser ein Bild machen, was man für richtig hält.

Ein Punkt darf aber NIE vergessen werden: Man darf Entscheidungen über die fernere Zukunft nicht auf der Basis gegenwärtiger Technologien treffen, sondern muss Forschung und Innovation forcieren und mit vielen neuen Entwicklungen rechnen, die die Situation grundlegend verändern können. D.h. man muss bei allen Entscheidungen technologieoffen bleiben.

Ein provokantes Beispiel sei hier als Abschluss angeführt: Wenn man sagt, man muss den CO2 Ausstoß bis 2100 drastisch reduzieren sollte man nicht vergessen, dass CO2 auch aus der Luft gefiltert und entweder unschädlich gespeichert werden kann, oder als Ausgangsprodukt für viele wichtige Rohstoffe denkbar ist, siehe <31>: Ein Carbon Collect Baum filtert aus der Luft etwa 1000 Mal mehr Kohlendioxid als ein natürlicher Baum! Zitat: „The “mechanical trees” allow the captured gas to be sequestered or sold for reuse in a variety of applications, such as synthetic fuels, …or in food, beverage and agriculture industries. …. If deployed at scale, the technology could lead to significant reductions in the levels of CO2 in Earth’s atmosphere, helping to combat global warming.”

Vieles ist heute schon möglich, freilich noch nicht in großem Ausmaß einsetzbar, siehe auch den Aufsatz <28> aus dem Jahr 2016! Einiges könnte davon Realität werden, und um so mehr, wenn man Forschung in diese Richtung massiv unterstützt.

Solche Möglichkeiten darf man weder unter- noch überschätzen: Es ist denkbar, dass die riesigen Finanzmittel, die Europa aufbringt, um den CO2 Ausstoß zu verringern (der im Vergleich zum Rest der Welt nicht so bedeutend ist) für die Welt besser eingesetzt wären, wenn man sie in die Forschung in Europa fließen lässt.

Wichtige Ergänzung - Sommer 2022
Der Ukrainekrieg zeigt eine große Gefahr gegenwärtiger AKWs, die oben nicht genug betont wurde: Bei einer Invasion, wo wie jetzt in der Ukraine Russland die Kontrolle über das größte AKW der Ukraine erobert hat, besteht die Gefahr, dass der Angreifer dort große Waffenlager oder auch Militärbasen anlegt, die vom angegriffenen Land aus offensichtlichen Gründen nicht mit massiver Artillerie angegriffen werden könnnen. Das Ausmaß der Gefahr hängt freilich vom Typ des AKWs ab. Die ukrainischen sind sehr viel sicherer als Tschernobyl es war; aber Salzwassser Thorium Reaktoren oder ein Fusions Reaktoren wären nicht gefährlich.

  • Reruam: Was bedeutet das für Österreich?
Versuch einer Antwort: Wenn jemand Österreich angreifen will, macht er ein Landeunternehmen beim Kapruner und Maltastausee und legt dort ein Munitions Depot an und feuert von dort aus Raketen. Österreichs Bundesheer könnte nicht zurückschießen, weil der Bruch einer der Staudämme riesige Katastrophen auslösen würde. Also: Nicht nur AKWs sind in dieser Hinsicht gefährlich!

Literaturangaben #

<1> Energie aus Wasserkraft
<2> Zwentendorf
<3> Die alte Jungfer aus Zwentendorf
<4> AKW Zwentendorf
<5> Gefährdung Windkraft
<6> „Atomkraft, ja bitte!“
<7> Europäische Batterie
<8> Energiewende
<9> Radioaktiver Abfall
<10> Betonerzeugung
<11> Umweltgefahr Betonherstellung
<12> CO2 Ausstoß durch Beton
<13> CO2 Ausstoß durch Verkehr
<14> CO2 Ausstoß insgesamt weltweit nach Sektoren
<15> Stauanlagenunfälle
<16> Sicherheit bei Energieerzeugung
<17> Fusion am MIT (SPARC)
<18> SMRs
<19> Maltakraftwerk
<20> Tod durch Luftverschmutzung oder auch.
<21> Tod durch Verkehrsunfälle in Europa
<22> Verkehrstote weltweit pro Jahr
<23> Gezeitenkraftwerke
<24> Beiträge zu Atomenergie im Austria Forum
<25> Fusion
<26> ITER
<27> ITER Bericht: Can Nuclear Fusion Put the Brakes on Climate Change?
<28> CO2: Feind oder Freund?
<29> Energie bei Uranspaltung
<30> Kernfusion
<31> Carbon Collect

Diskussion#

Anmerkung zu den Unfällen aus D: Die Unfälle in Tschernobyl und Fukushima sind für mich keine zwingenden Argumente gegen die zivile Nutzung von Atomkraft. Weder haben wir Mannschaften, die ein unverantwortliches Experiment starten, nur um festzustellen, dass die zu testenden Notfallsysteme nicht anspringen, noch sind Tsunami-Wellen von 12 m Höhe bei uns zu erwarten.
Die Entscheidung der ehemaligen Bundeskanzlerin Merkel, aus der Atomkraft auszusteigen, war Resignation vor der allgemeinen Angst vor Atomkraft, ein Beispiel ihrer sehr pragmatischen Einstellung. Warum für etwas kämpfen, für das sich keine Mehrheit findet. Vielleicht auch ein Signal an Grün für eine zukünftige Koalition, daraus wurde aber nichts.

Zu Fukushima: Anlässlich des Tsunamis in Japan/Fukushima berichteten viele Medien falsch über eine "Atomkatastrophe". Eine Ausnahme war "Die Presse". Hier ist der Leitartikel von Fleischhacker vom Samstag, 21 .März 2011:

"... Wer immer schon der Ansicht war, dass der Mensch durch die Nutzung der Atomkraft auf fahrlässige Weise die Grenzen der Gattung überschreitet, weil er unkalkulierbare Risken eingeht, fühlt sich bestätigt. Wer immer schon der Meinung war, dass die Risken überschätzt werden und auch der größte anzunehmende Unfall (GAU) nur begrenzte und überschaubare Folgen für Mensch und Umwelt hat, sieht sich ebenfalls bestätigt. Beide meinen aus guten Gründen, dass sie Recht haben. Atomkraftwerke bergen in der Tat ein Risiko, das sich prinzipiell der Kalkulierbarkeit entzieht. Aber Fukushima hat andererseits gezeigt, dass die unmittelbar nach dem Unfall erstellten Horrorprognosen nicht zutreffend waren. 16.000 Menschen starben an den Folgen von Erdbeben und Tsunami, kein einziger an den Folgen des Reaktorunglücks. Statistisch bedeutet das zunächst einmal nur, dass es riskanter ist, an der japanischen Küste als in unmittelbarer Umgebung eine Atomkraftwerks zu leben. ..."

Fleischhacker sprach weiter von einem Rationalitätsdefizit: "Man kann nur glauben, dass in der Nutzung der Atomenergie die Selbstzerstörung des Menschen und der Erde grundgelegt ist. Man kann auch nur glauben, dass Atomkraft die sauberste , sicherste Form der Energiegewinnung ist. Wissen kann man es nicht. Man kann nur feststellen, dass in der bisherigen Geschichte der Menschheit keine andere Form der Energiegewinnung so wenige Menschenleben wie die Energiegewinnung durch Atomkraft gefordert hat."

Was sagte doch ein Politiker aus Deutschland: "Wieso beschließen wir den Ausstieg aus der Atomkraft? Durch diese ist noch kein Mensch in Deutschland umgekommen. Sollten wir da nicht dann schon eher den Ausstieg aus dem Autoverkehr beschließen, der jedes Jahr tausende Menschenleben kostet?"

Widersprüchliche Berichterstattung zu Mini-Atomkraftwerken: Über AKWs wird fast so kontrovers diskutiert wie über COVID. Z.B. schreibt die Wiener Zeitung am 22. März 2022, dass sie nur ein gefährliches und leeres Gerede sind. Der Bericht des US Departments of Energy hingegen berichtet über zahlreiche Aktivitäten und die Vorteile dieser "Advanced Small Modular Reactors". Mehr noch: "DOE Approves Award for Carbon Free Power Project und erläutert dazu: “DOE's recent agreement for UAMPS' Carbon Free Power Project is a big step forward in helping to lower the risk of first-of-a-kind advanced nuclear technologies like NuScale Power. Global leadership starts at home and this project will be instrumental in the deployment of SMRs around the world.”

Kontroverse über Geothermie: Im Beitrag wird ganz am Rande auch Geothermie (Erdwärme) als eine Möglichkeit erwähnt, "grün" Energie zu erzeugen. Umgekehrt gibt es Berichte, dass ein Geothermie Kraftwerk oft mehr C02 produziert als ein Kohlemeiler. Wem soll man da glauben?

H.Maurer: Zur Kontroverse über Geothermie: Der Bericht bezieht sich auf ein spezielles Kraftwerk in der Türkei, wo aus großer Tiefe kochendes Wasser gewonnen wird, das Turbinen betreibt. Dabei werden neben dem kochenden Wasser auch große Mengen anderer Stoffen, darunter C02, freigesetzt. Bei den typischen Geothermieanlagen für die Heizung von Wohnbauten wird Wasser in einer Rohrschleife, die typisch 50 m tief in die Erde geht, nur soweit erwärmt dass man mit einigen Tricks eine Flächenheizung (z.B. Bodenheizung) sinnvoll betreiben kann, und dabei mehr als 65% Energie spart, würde man sonst mit Strom heizen.

Pressemeldung (27.1.): Schweden beschließt Pläne für Atommüllendlager: Die schwedische Regierung hat Pläne für die Endlagerung von Atommüll genehmigt. Dabei sollen rund 12.000 Tonnen radioaktive Abfälle etwa 500 Meter unter der Erde in kilometerlangen Tunneln in einbetonierten Kupferkanistern gelagert werden. „Schweden und Finnland sind die ersten Länder der Welt, die Verantwortung für ihren Atommüll übernehmen“, sagte die schwedische Umweltministerin Annika Strandhäll heute laut einer Pressemitteilung. Die Pläne des Unternehmens SKB, das zur schwedischen Atomkraftindustrie gehört, seien nach den geltenden Kriterien von den Behörden als sicher eingestuft worden.

Plädoyer für Thorium Rekatoren: Video (51 Minuten):

Frage zur AKW-Abschaltung: Was mich in diesem Zusammenhang sehr beunruhigt ist, dass man ein AKW nicht einfach ausschalten kann! Man benötigt dazu nämlich viel Energie, um das AKW zu kühlen. Weiß jemand, wie lange es wirklich dauert, bis man ein abgeschaltetes AKW ohne zusätzliche Energie sich selbst überlassen kann?

Nachhaltige Atomkraft? Atomkraft laut EU Kommion nachhaltig?! Der Schuss geht nach hinten los! Man versucht den Teufel mit dem Beelzebub zu bekämpfen. Der Atomstrom ohne Kosten fuer Entsorgung und Risiko führt die Investitionen in Sonnen- Energie ins ad adsurdum. Nicht konkurrenzfähig! Ein klarer Sieg fuer Länder die auf Atomkraft setzen. Die unmündigen Bürger müssen aber Risiko und Entsorgung kosten tragen!!!!

Andreas: In Österreich wird immer so geredet, als ob Energie aus Atomkraft was Konstantes wäre. Es wird meist verschwiegen, dass normale AKWS immer sicherer werden, dass im Vergleich z.B. zum Abbruch so vieler irgendwanm kaputter Windräder, die man benötigt, um gleich viel Strom wie ein AKW zu erzeugen ein Entsorgugnsproblem mit den ungluablichen Betonmasssen auftritt, dass vermutlich schwieriger ist, als vergleichweise geringe Mengen radioaktiver Substanzen zu vergraben. (Verschwiegen wird auch, dass beim Bau von z.B. Windrädern durch den Beton riesige Mengen von CO2 frei werden... ein Windrad muss sich lange drehen, um das wieder wettzumachen. Ist allen klar, dass der Ausbau grüner Energie in den nächst Jahren nicht CO2 spart, sondern mehr produizert? D.h. das alles lohnt sich erst später...zu einem Zeitpunkt wo mit genügend Forschung ganz andere Methodne der Energiegewinnung zur Verfügung stehen werden.) Aber noch schlimmer: Es wir vollkommen verschwiegen, dass nach 2050 irgendwann Fusionsenergie, riesige Mengen ohne Gefahren und Abfälle erzeugt werden werden, die andere Energieerzeugungsarten so witzig erscheinen lassen werden wie es die Autos mit Pferdenkutschen als TRansportmittel taten.

Zitat aus techbriefing@blog.mediapioneer.com: Es gibt imme mehr Start-Ups die auf Fusionsenergie setzen. Gekürztes Zitat: Erstens: Der Klimawandel ist nicht zu stoppen, wenn wir die Kohlendioxid-Emissionen bei Stromerzeugung, Heizung und Industrie nicht in den Griff bekommen. Diese drei Sektoren sind deswegen so problematisch, weil sie einerseits viel Energie verbrauchen und dieser Verbrauch andererseits mit hohem CO2-Ausstoß pro Joule einhergeht. Strom, Heizung und Industrie treiben den Klimawandel an wie auch International Energy Agency (IEA) und World Energy Outlook 2021 bestätigen. Zweitens: Der Weg zu niedrigeren Emissionen führt zu mehr Stromverbrauch, nicht zu weniger. Nach Prognosen der IEA gelingt der Ausstieg aus dem Kohlendioxid nur durch massive Steigerungen des Stromverbrauchs. Es gilt, Millionen von Verbrennungsprozessen abzuschalten und sie durch Strom zu ersetzen. Dies setzt voraus, dass dieser Strom klimaneutral hergestellt wird. Drittens: Zumindest in Deutschland werden Wind und Sonne als Lieferanten preiswerten grünen Stroms nicht ausreichen. Dafür gibt es zu viele Dunkelflauten. 2021 ist der Anteil fossiler Brennstoffe am Energiemix gestiegen statt gesunken. Das Abschalten alter Kernkraftwerke nutzt derzeit vor allem der Kohle. Viertens: Ohne irgendeine Art von Atomenergie wird es in Zukunft wohl nicht gehen. Die IEA geht in ihren diversen Szenarien von einer massiven Bedeutungszunahme der Kernenergie aus. Besonders das Szenario Net Zero Emissions (NZE) ergibt einen steilen Anstieg von Atomkraft. Zwar nimmt Atomkraft im geplanten Mix nur einen kleinen Teil ein, doch sie ist im Unterschied zu Wind und Sonne grundlastfähig und gilt daher als unverzichtbar. Fünftens: Wenn Atomenergie tatsächlich unverzichtbar sein sollte, es jedoch gleichzeitig gilt, strahlenden Müll zu vermeiden, dann sollte intensiv nach Methoden gesucht werden, wie Kernenergie ohne Nebenwirkungen technisch machbar sein könnte. Fusion bietet dafür eine gewisse Chance. Inzwischen gibt es massive private Investitionen in alternative technische Ansätze. Marvel Fusion beispielsweise arbeitet mit hochenergetischen Lasern. Weltweit flossen 2021 über 2,3 Milliarden Euro Wagniskapital in Fusions-Startups. Meistens sitzen sie in den USA. Umso erstrebenswerter scheint es, dass auch in Europa eine Fusionsbewegung in Gang kommt.

Diskussionsbeitrag von BN: Das was die meisten an der Atomkraft stört, ist doch die Gefahr eines Unfalls und die Endlagerung. Deshalb frage ich mich, wenn man einen Reaktor in ein z.B. Uboot bauen kann, warum man dann nicht in alte Bergwerke kein Kraftwerk bauen kann. Bei einem Gau wäre genug Gestein darüber und Müll könnte ebenfalls gleich unter der Erde bleiben. Die Abwärme könnte oberirdisch als Fernwärme o.ä. genutzt werden.

Elfriede zu dem Beitrag BN: Du verdienst einen Nobelpreis für die Idee. Wieso hat das noch niemand vorgeschlagen? Kann es sein, dass die Atom-Uboote keinen wirklichen Reaktor betreiben, sondern nur eine große Atombatterie verwenden, wie die Raumsonden? Kennt sich da jemmand aus?

Andreas zur Elfriede und BN: Ich bin kein Experte, aber die Atom-Uboote haben wirkliche Reaktoren, sagt zu mindest die Wikipedia, aus der ich hier also zitiere: Ein Atom-U-Boot ist ein Unterseeboot, das die Energie für seinen Antrieb und seine Bordsysteme aus einem oder mehreren Kernreaktoren bezieht, vgl.: Kernenergieantrieb. Der Begriff bedeutet nicht, dass das U-Boot Atomwaffen mit sich führt (siehe dazu U-Boot mit ballistischen Raketen). Mit der amerikanischen USS Nautilus (SSN-571) wurde am 30. September 1954 das erste Atom-U-Boot in Dienst gestellt. Gegenwärtig betreiben sechs Nationen nuklear getriebene Boote; dies sind die Vereinigten Staaten von Amerika, Russland, Frankreich, Großbritannien, die Volksrepublik China und Indien...Atom-U-Boote haben gegenüber den meist kleineren und kostengünstigeren U-Booten mit konventionellen Antrieben, wie etwa dem dieselelektrischen Antrieb, vor allem den Vorteil einer fast unbeschränkten Reichweite und der Tatsache, dass bei Atom-U-Booten die Dauer der Tauchgänge praktisch nur durch die Nahrungsvorräte an Bord begrenzt ist.

APA Presseagentur am 9.2.2022- Wissenschafter melden Rekord bei Experimenten mit Fusionsenergie: Wissenschafter haben an einer Versuchsanlage zur Entwicklung von Kernfusionsreaktoren in Großbritannien für kurze Zeit Energie in bisher unerreichter Höhe für Fusionsexperimente erzeugt. Die Forscher des europaweiten Verbundes Eurofusion hätten während eines fünf Sekunden dauernden Plasma-Pulses 59 Megajoule Energie in Form von Wärme freigesetzt, teilte das Forschungszentrum Jülich am Mittwoch mit. Der bisherige Rekord lag demnach bei 21,7 Megajoule.

BGR: Die deutsche Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoff BGR berichtet im Februar 2022 die Zahlen nach Ende 2020: Der Anteil der erneuerbaren Energie steigt. An der bestehenden Situation ändert das wenig, fossible Energiequellen sind nach wie vor dominant: 83% kommen aus Öl, Kohle, Gas...Trotz Ausbau "grüner Energien" stellt sich die Frage, wie die schwankenden Erneuerbaren den steigenden Strombedarf bei Wegfall der Kohle- udn Atomkraft abdecken soll. (Es wird auch stark auf die Notwendigkeit des Ausbaus der Wasserstoffenergie hingewiesen.)

H. Maurer zu BGR: Man beachte, dass die Zahlen in Österreich (vor allem wegen der Wasserkraft) anders liegen.




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