Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Hansen, Theophil, Freiherr von#

* 13. 7. 1813, Kopenhagen (Dänemark)

† 17. 2. 1891, Wien


Baumeister, Architekt

Hansen, Theophil, Freiherr von
Theophil Freiherr von Hansen. Stich.
© Ch. Brandstätter Verlag, Wien, für AEIOU

Hansen wurde als eines von sechs Kindern des Violinisten und Versicherungsangestellten Rasmus Hansen Braathen aus Norwegen und von Sophie Elisabeth Jensen aus Dänemark geboren. Sein Bruder Hans Christian Hansen (1803-1883) war ebenfalls Architekt, beide Brüder bauten u.a. in Athen, in Nachbarschaft der originalen Vorbilder auf der Akropolis.

In seinen Lehrjahren wurde Hansen stark von C. F. Schinkel beeinflusst. Während seiner mehrjährigen Bautätigkeit in Athen studierte er vor allem byzantinische Baukunst. Dort war er auch Professor an der Polytechnischen Schule (1840-43).

Nach seiner Übersiedlung nach Wien 1846 auf Betreiben des griechisch-österreichischen Bankiers Georg Simon von Sina, der Hansens Bauten in Athen schätzte und seinen „griechischen Stil“ gerne nach Wien bringen wollte, war er zunächst Mitarbeiter im Atelier seines Schwiegervaters Ludwig Förster (1797–1863); später arbeitete er selbständig.

Hansen avancierte in der Folge zu einem Hauptvertreter der Spätromantik, wobei er einen byzantinisierenden Mischstil bevorzugte. Beispiele sind das Waffenmuseum im Wiener Arsenal und das Heeresgeschichtliche Museum.

Um 1859 kreierte Hansen den so genannten „Wiener Stil“, eine klassisch-strenge Neorenaissance-Spielart, die er im Folgenden mit monumental-gesamtkunstwerkhaften Zügen ausstattete (Gebäude der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, 1870).

Seine Bauten in der Ringstraßenzone, vor allem das (eigentlich farbig geplante) Parlament (1874-83, damals Reichsratsgebäude), aber auch die Palais verkörpern mit ihrer disziplinierten Prunkentfaltung den Höhepunkt des strengen Historismus in der Wiener Architektur und prägten nachhaltig das Bewusstsein von der führenden Rolle Österreichs in der Baukunst. Das Parlament ist im Stil eines attischen Tempels erbaut und zitiert so gewissermaßen die griechischen Anfänge der Demokratie.

Das gleichfalls von ihm erbaute Gebäude des Wiener Musikvereins verfügt mit dem so genannten Goldenen Saal über einen der besten Konzertsäle der Welt. Die Akustik dieses Raums wird noch heute bei Konzertbauten häufig nachgeahmt.

Hansen arbeitete vorzugsweise mit Künstlern zusammen, die sich seinem Formdiktat anpassten, so mit dem Bildhauer Vincenz Pilz und dem Maler Carl Rahl. Er scharte eine beachtliche Schülerzahl um sich; auch der junge Otto Wagner und Hans Wilhelm Auer waren unter seinen Mitarbeitern.

1863 wurde Hansen zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt, ab 1868 war er Professor an der Akademie in Wien; 1884 wurde er in den Freiherrenstand erhoben. Nach seinem Ableben erhielt Hansen ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.

Werke (Auswahl)#

In Athen:
  • Zappeion, 1845
  • Sternwarte 1847
  • Akademie der Wissenschaften, ab 1856
  • Bibliothek, 1885-92

In Wien:

  • Evangelische Gustav-Adolf-Kirche in Gumpendorf, 1846–49
  • Heeresgeschichtliches Museum im Arsenal, 1856
  • Evangelische Kirche am Matzleinsdorfer Friedhof, 1858
  • Erweiterungsbau der nicht unierten Griechischen Kirche, 1858-61
  • Evangelische Schulen am Karlsplatz, 1859-62
  • Rudolf-Hof, Wien 9, 1860-83
  • Heinrichhof, 1860-62 (1945 zerstört, heute Opernringhof)
  • Palais Sina, 1860
  • Palais Todesco, 1861-63
  • Palais Erzherzog Wilhelm (Hoch- u. Deutschmeisterpalais, heute OPEC Fund for International Development), 1864-68
  • Musikverein, 1867-1870
  • Palais Epstein, 1868-72 (mit Otto Wagner)
  • Palais Ephrussi, 1872-73
  • Börse, 1870-77 (mit C. Tietz)
  • Akademie der Bildenden Künste, 1871-76
  • Reichsratsgebäude (heute Parlament), 1874-1883
  • Mitarbeit an Denkmälern (z.B. Schubert-Denkmal in Wien, 1872)

In Niederösterreich:

  • Schloss Hernstein, 1856-1880
  • Schloss Rappoltenkirchen, Sieghartskirchen, 1870-1874 (Umbau)

Parlament Wien (Hansen, T.)
Parlament in Wien
M.Werner / wikimedia commons
Palais Todesco Wien (Hansen,T.)
Palais Todesco in Wien
Fotograf: Fotoarchiv Schilder
Wiener Börse (Hansen, T.)
Wiener Börse an der Ringstraße
C. Hieke / wikimedia commons
Musikverein Wien (Hansen, T.)
Musikverein in Wien
A. Praefcke, wikimedia commons

Literatur#

  • George Niemann und Ferdinand von Feldegg, T. Hansen und sein Werk, Wien 1893
  • Renate Wagner-Rieger u. Mara Reissberger, T. von Hansen (Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche. Bd. VIII, 4), Wiesbaden 1980

Weiterführendes#

Quellen#

Redaktion: J. Sallachner


In Niederösterreich Plante er ausserdem die "Fabrikantenvilla der k.k.priv. Nadelburger Messing- und Metallwarenfabrik" in Lichtenwörth. Der Schlossähnliche Bau wurde in der Zeit von 1880 bis 1882 errichtet und wurde von Hansen als prunkvolles Gesamtkunstwerk konzipiert. Leider wurde das Gebäude bedingt durch Auswirkungen des 2. Weltkrieges schließlich um 1954 demontiert. (Fotos und nähere Informationen auf www.Nadelburg.at)

--robert3058 robert3058, Sonntag, 17. Oktober 2010, 18:02