Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Hatschek, Ludwig#

* 9. 10. 1856, Tieschetitz (Těšetice Tesetice , Tschechische Republik)

† 15. 7. 1914, Linz (Oberösterreich)


Erfinder und Unternehmer


Ludwig Hatschek.
Ludwig Hatschek. Foto.
© Bildarchiv d. ÖNB, Wien, für AEIOU
Ludwig Hatschek wurde am 9. Oktober 1856 als sechstes Kind einer Bierbrauerfamilie in Olmütz geboren, von wo er zehn Jahre später mit seiner Familie nach Linz übersiedelte.

Die Familie gründete hier eine Brauerei, so war es kein Wunder, dass auch Ludwig den Beruf eines Bierbrauers erlernte und bis zum Jahre 1892 im elterlichen Betrieb mitarbeitete. Nachdem die Brauerei in die Linzer Aktien-Brauerei umgewandelt worden war, trat Hatschek aus dem Unternehmen aus und machte sich selbständig. Nach seiner Heirat führte ihn sein Drang, technisches Wissen zu erwerben, nach England.

Von dort rief ihn die Nachricht seiner Frau nach Hause, dass die Maschinen einer Asbestspinnerei zum Kauf ausgeschrieben waren. Ohne viel zu zögern, entschloss sich Hatschek zum Ankauf der "Kochmühle" und verlegte nun seine Produktionsstätte nach Schöndorf bei Vöcklabruck. Asbest war damals ein relativ neues Produkt und fand besonderes Interesse bei Hatschek.

Die neue Firma trug den Namen "Erste Österreich-ungarische Asbestwarenfabrik Ludwig Hatschek". Vorerst wurden Asbestpappe und Asbestgewebe erzeugt. Anfänglich war der Absatz dieser Erzeugnisse noch sehr bescheiden, und der Unternehmer unternahm eine Reihe von Studienreisen, um sowohl die Erzeugung als auch den Absatz der neuen Produkte zu studieren und zu verbessern. Hatschek wollte im Großen produzieren und absetzen. So begann er seine Suche nach einem Asbest-Produkt, das sich als Massenartikel erzeugen ließ und für das ein entsprechender, zukünftiger Markt vorhanden war.

Er trug sich sehr bald mit dem Gedanken, Asbest als Grundmaterial für Dachziegel oder Dachplatten zu verwenden. Der Gedanke war sinnvoll und weitblickend, da ja das Material relativ leicht war und Hitzebeständigkeit und Feuerfestigkeit in sich vereinte. Was aber fehlte, war der passende Werkstoff, um Asbest zu binden, um das neue Produkt auf den vorhandenen Maschinen herstellen zu können.

Hatschek wollte den neuen Werkstoff, ähnlich wie bei der Papiererzeugung, auf einer passenden Maschine zu Platten verarbeiten. Es folgten jahrelange, mühsame Versuche, um eine geeignete Mischung zu finden, die allen Ansprüchen gerecht werden würde. Nach vielen Fehlversuchen begann Hatschek, Portlandzement als Mischungsmaterial zu verwenden. Nun glückte das Mischungsverhältnis, und ein neuer Werkstoff, der Asbestzement, war gefunden. (Das Überraschende an diesem Experiment war, dass Portlandzement, mit sehr viel Wasser versetzt, bei der Verarbeitung in Verbindung mit Asbest gut erhärtete).

Im Jahr 1900 meldete Hatschek ein Patent für das neue Material an. 1903 war dann der Name gefunden, unter dem noch heute die Erzeugnisse bekannt sind - "Eternit" wurde als Name für den Asbestzement gewählt (eine Wortschöpfung in Anlehnung an das lateinische Wort aeternus = ewig, unvergänglich). Unter diesem Namen trat Asbestzement seinen Siegeszug über die Dächer der Welt an. Es wurde unter der Nummer 5970 als österreichisches Patent eingetragen.

Ludwig Hatschek musste eine Menge Patentprozesse führen, die er aber alle erfolgreich für sich entscheiden konnte. In der Folgezeit wurde eine große Zahl von Eternit-Fabriken in Europa und in Amerika errichtet.

Die Dachplatten und das neue Material, das ursprünglich als Ersatzstoff gedacht war, barg noch eine Vielzahl von Verwendungsmöglichkeiten in sich. Es war das Verdienst von Ludwig Hatschek, auch dies zu erkennen. So meldete er bald einen neuen Produktionszweig für sein Material an: die Erzeugung von Rohren aus diesem Werkstoff, die "Eternit-Rohre".

Im Jahre 1908 wurde Ludwig Hatschek mit dem Titel "kaiserlicher Rat" als vorbildlicher österreichischer Großunternehmer geehrt.

Der Kampf um die Patentrechte, aber auch die aufreibenden Versuche zur Gewinnung von "Eternit" ließen die körperlichen Kräfte des Erfinders vorzeitig erschöpfen.
Noch nicht 58 Jahre alt, starb Hatschek am 15. Juli 1914 in Linz.

Sein Sohn, Hans Hatschek, der seit 1910 bereits neben dem Studium im Unternehmen tätig war, übernahm das Erbe. Nach turbulenten Nachkriegs- und Wiederaufbaujahre folgten Investitionen in Arbeitssicherheit und Umweltschutz nach jeweiligem Stand der Technik. 1980 wurde die Firma in eine AG (Eternit-Werke Ludwig Hatschek AG] umgewandelt. Ende der 1980er Jahre gelang die bedeutendste Innovation in der Geschichte des Unternehmens: die gesamte Produktpalette wurde auf eine asbestfreie neue Technologie umgestellt. Eternit ist wieder Marktführer im geneigten Dachsegment.

Literatur#

  • Oberösterreichisches Landesarchiv (Hg.), Oberösterreicher, Band 2, 1982
  • Neue Deutsche Biographie

Quellen#

  • AEIOU
  • ETERNIT
  • Österreichs große Erfinder: ihr Leben, ihre Arbeiten, ihre Schicksale. Heinz Jankowsky, Verlag Styria (2000), 240 S.


Redaktion: I. Schinnerl