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Negrelli, Alois von Moldelbe#

* 23. 1. 1799, Primiero/Primör ehemals Tirol, seit 1918 Italien Primiero

† 1. 10. 1858, Wien


Techniker, Eisenbahn-, Wasser- und Straßenbau-Ingenieur


Alois Negrelli von Moldelbe
Alois Negrelli von Moldelbe. Stich von A. Prinzhofer, 1845
© Ch. Brandstätter Verlag, Wien, für AEIOU

Alois Negrelli Ritter von Moldelbe wurde am 23. Jänner 1799 als Luigi Negrelli in Fiera di Primiero in Südtirol geboren.

Dank eines Stipendiums konnte er in Innsbruck studieren und bestand mit 21 Jahren die Prüfung als Ingenieur mit Auszeichnung.

Anschließend ließ er sich im Wasser-, Brücken- und Straßenbau ausbilden, trat 1820 in die staatlichen Dienste in Tirol und Vorarlberg und war ab 1825 der Adjunkt des Bregenzer Kreisingenieurs. Dabei arbeitete er an der Rheinkorrektion mit und wurde rasch auch über die Grenzen der Monarchie bekannt. 1832 wurde er Wasserbau- und Strasseninspektor im Schweizer Kanton St. Gallen.

Er entwarf von 1832 bis 1840 in der Schweiz Brücken- und Bahnbauten - darunter auch die 1. Schweizer Bahnlinie Zürich-Baden - und 1836 in Zürich die Münsterbrücke über die Limmat.

Als Generalinspektor der Kaiser-Ferdinands-Nordbahngesellschaft baute Negrelli von 1842 bis 1848 zahlreiche Hochbauten der Bahn in Österreich-Ungarn (darunter die Strecke Wien-Olmütz).

1848 wurde er der Leiter der Sektion Eisenbahnen im Arbeitsministerium, 1849 Direktor der Oberbaubehörde in Lombardo-Venetien und 1856 Generalinspektor der österreichischen Eisenbahnen.

1850 wurde Negrelli von Kaiser Franz Joseph für seine Verdienste mit dem Orden der Eisernen Krone III. Klasse ausgezeichnet und in den österreichischen Ritterstand erhoben. Den Adelsnamen von Moldelbe wählte der gebürtige Italiener selbst - aus Protest gegen die Vorgangsweise der Habsburger-Armee bei der Eroberung Venedigs lehnte er das ihm angebotene Adelsprädikat "von Custozza" ab und wählte stattdessen demonstrativ zwei böhmische Geografienamen (Moldau und Elbe) für sein österreichisches Adelsprädikat.

Negrelli war führend an der Entwicklung des Eisenbahnbaus der österreichisch-ungarischen Monarchie, der Schweiz, Württembergs und Sachsens beteiligt und entwarf von 1846 bis 1856 die Pläne für den Suezkanal.

Der Kanal durch die Meerenge zwischen Mittelmeer und Roten Meer war keine Idee des 19. Jahrhunderts, schon die alten Ägypter dachten an eine solche Verbindung.

1857 präsentierte Alois Negrelli 1857 dem ägyptischen Vizekönig Said detaillierte Pläne für den Bau des Kanals und er wurde zum Generalinspekteur aller ägyptischen Kanalbauten ernannt.

Doch Negrelli vestarb nur ein Jahr später, am 1. Oktober 1858. Der Franzose Ferdinand de Lesseps, bis dahin ausschließlich für die politische Durchsetzung und die Finanzierung zuständig, übernahm das ganze Projekt. Er war im Besitz von Negrellis Originalplänen, die er angeblich mitentwickelt hatte - 1869 wurde der Suezkanal eröffnet.

Als sich Jahre später herausstellte, dass tatsächlich Negrelli der geniale Konstrukteur war, war er – auch in seiner Heimat – längst vergessen. Und noch heute wird die Frage nach dem Erbauer des Suezkanals oft mit "Ferdinand de Lesseps" beantwortet.

Werke (Auswahl)#

  • Über Gebirgsbahnen, 1842

Literatur#

  • A. Birk, A. von Negrelli, 2 Bände, 1915/25
  • A. Leonardi, A. Negrelli. Ingegnere e il Canale di Suez, 1990
  • Walter Paul Kirsch, Negrelli, der Schöpfer des Suez-Kanals, 1970
  • Österreichisches Biographisches Lexikon

Weiterführendes#

Quellen#



Redaktion: I. Schinnerl


Da ist die Furche der Wiener Zeitung aber total überlegen, weil völlig richtig erkannt wird, dass die Idee, den Kanal ohne Schleusen zu bauen und die daraus resultierende Trassierung Negrellis geniales Eigentum ist. Sollen etwa beim Pyramidenbau nur jene Armen gewürdigt werden, die die Steine schleppen mussten und nicht jene genialen Mathematiker, die ein System erdacht haben, das manche bis heute nicht durchschauen (wollen)?

Das technische Museum ist so wie im Fall Gunther Burstyn mehr als erschütternd und da sollen Leute etwas lernen ? Kein wunder, dass hier auch Carl Grundmann keinen Platz hat...; museale Ideologie statt Kompetenz ? Negrelli war ein vor allem durch Franz Joseph schwer verkanntes Genie mit edelstem Charakter, der sich trotz enormer Bauleistungen nie der Korruption schuldig machte. Kein Vorbild für unseren Techniker- Nachwuchs ? In wissenschaftlicher Hinsicht ein Skandal auf Steuerzahlerkosten von Burstyn bis Negrelli, die wissenschaftliche community wäre enorm gefordert, aber wer traut sich schon und wer macht die Arbeit, verdienen doch heute eher die Korruptionisten ? Im Museumsbereich halt alles eine folge der Parteibuchwirtschaft, die unabhängige Fachleute nicht zum Zuge kommen lässt, der Unsinn zieht wie man sieht weiteste Kreise, schlage daher einen videoclip über Negrelli vor. hg

-- Glaubauf Karl, Dienstag, 20. März 2012, 13:22


Ergänzung des Kommentars: Der österreichische Wirtschaftshistoriker Roman Sandgruber spricht in seinem Standardwerk: "Ökonmie und Politik, Österreichische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart", Wien 1995, von einer durch die Eisenbahnbauer - dazu gehört neben N. selbstverständlich auch Ghega (baute Semmeringbahn ab 1848)- ausgelösten "Transportrevolution" (S. 236), die der Monarchie nicht nur wirtschaftlichen Aufschwung brachte, sondern auch viele Arbeitspläte schuf. Berücksichtigt man das zugrundeliegende Gesamtkonzept, wonach durch Südbahn und Suezkanal in ihrer Gesamtheit für Österreich ein rascher und bedeutender, wesentlich kürzer Seeweg etwa nach Indien geschaffen weden sollte, so verbietet es sich schon a priori von einem Streben nach deutscher Weltgeltung zu sprechen, da die Planungen ausschließlich die wirtschaftliche Entwicklung des Kaisertums Österreich zum Ziel hatten und schon chronologisch gesehen dem Bismack-Reich, das damals noch lange nicht existierte (Reichsgründung erst 1871), zunächst nicht zugute kommen konnten. Dass dieses auch aus heutiger Sicht sehr überzeugende Konzept durch den jungen Kaiser Franz Joseph nicht rechtzeitig realisiert wurde, kann man den Bahnbauern nicht anlasten.

Negrelli war ein grosser Österreicher und noch dazu ein ganz besonders typischer: supranationale Abstammung, Mehrsprachigkeit, Zivilcourage bei der Ablehnung des ersten angebotenen Adelsprädikats "von Custozza" wegen der Kriegsverbrechen der Habsburger-Armee 1848/49, für die er sich wegen seines Militäreisenbahnbaus in Venetien mitverantwortlich fühlte, etc....; Er erlitt auch ein typisches altösterreichisches Schicksal, da seine und Ghegags Konzepte bei der damaligen Politik zunächst auf Unverständnis stießen. Daher und aus mehreren anderen Gründen, die in einem Kommentar nicht dargelegt werden können, ist es nur schwer nachvollziehbar, dass -wie es in dem ausgezeichneten Essay anklingt- gerade er als typisches Paradigma eines altösterreichischen Schicksals so wenig und ohne Rücksichtnahme auf die Relevanz des Eisenbahnbaues und des ihm zugrundeliegenden strategisch- wirtschaftspolitischen Konzepts, das weit über die rein technischen Fragen hinausgeht, rezipiert wird.

--Glaubauf karl, Mittwoch, 3. Februar 2010, 14:46